Bremen (VBR). Die hessische Kunststoffindustrie steht vor herausfordernden Tarifverhandlungen, die am 4. Dezember beginnen sollen. Der Arbeitgeberverband HessenChemie äußert sich besorgt über die Forderungen der Gewerkschaft IGBCE und sieht diese als finanziell untragbar an. „Die von der IGBCE Hessen-Thüringen beschlossene Forderung ist vor dem Hintergrund der anhaltenden Krise für uns nicht nachvollziehbar und finanziell nicht leistbar“, stellt Angelika Teppe von der ALMO-Erzeugnisse Erwin Busch GmbH fest, die als Verhandlungsführerin der Arbeitgeberseite agiert (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Die wirtschaftliche Lage der kunststoffverarbeitenden Industrie in Hessen ist prekär. Seit 2022 sind Produktion und Umsatz kontinuierlich gesunken, eine Entwicklung, die durch strukturelle Probleme befeuert wird. Besonders die Auto- und Baubranche – Schlüsselsektoren für den Absatzmarkt – verzeichnen rückläufige Zahlen. Dies unterstreicht die Dringlichkeit einer bedachten Vorgehensweise in den bevorstehenden Gesprächen.
Angelika Teppe betont die Notwendigkeit eines realistischen Zugangs zu den Verhandlungen. Die deutliche Forderung der Gewerkschaft nach einer Gehaltserhöhung von 8,5 % trifft auf Unternehmen, die bereits mit drastischen Maßnahmen wie Sparprogrammen und Kurzarbeit kämpfen. „In den bevorstehenden Verhandlungen müssen wir den Bezug zur Wirklichkeit wieder herstellen, weil es sonst sehr schwierig wird“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Ein Lichtblick zeigt sich jedoch im abnehmenden Inflationsdruck, welcher einen möglicherweise positiven Einfluss auf den Verhandlungsausgang haben könnte. Verbraucherpreise steigen derzeit langsamer, was auch für die Beschäftigten in der Industrie eine gute Nachricht sein könnte.
Gleichzeitig erwehrt sich der Verband gegen Sonderreglungen zugunsten von Gewerkschaftsmitgliedern. Teppe warnt davor, dass solche Maßnahmen die bewährte Sozialpartnerschaft gefährden könnten. Seit 2017 arbeiten die Sozialpartner daran, diese Beziehung zu stärken, und sehen separate Regelungen kritisch.
Das Hauptanliegen bleibt die Suche nach ausgewogenen und differenzierten Lösungen unter den aktuellen Krisenbedingungen. „Wir brauchen in Krisenzeiten ein besonders konstruktives Vorgehen auf beiden Seiten des Tisches, um Unternehmen und Beschäftigung zu erhalten. Gefragt sind differenzierte Lösungen und ein krisengerechter Tarifabschluss, in Höhe und Struktur“, fasst Teppe zusammen (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Der Arbeitgeberverband HessenChemie, der 310 Unternehmen und 105.000 Beschäftigte vereint, wird in diesen Verhandlungen eine entscheidende Rolle spielen, während die hessische Kunststoffindustrie die Anstrengungen verstärken muss, um in einem schwierigen wirtschaftlichen Klima bestehen zu können.
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Hessische Kunststoffverarbeiter: Tarifverhandlungen in Krisenzeiten
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Tiefergehende Analyse der Herausforderungen in der Kunststoffverarbeitenden Industrie
Die bevorstehenden Tarifverhandlungen in der hessischen Kunststoff verarbeitenden Industrie werfen ein Schlaglicht auf die tieferliegenden strukturellen Probleme, die nicht nur in dieser Branche zu beobachten sind. Seit einigen Jahren steht die deutsche Industrie generell unter Druck, was sich durch internationale und nationale Faktoren potenziert. Der Rückgang in der Automobilbranche und die Schwäche des Bausektors spiegeln einen Wandel wider, der durch die Digitalisierung und den Übergang zu nachhaltigeren Geschäftsmodellen beschleunigt wird. Dies macht es für traditionelle Industrien zunehmend schwierig, ihre bisherigen Modelle profitabel fortzuführen.
Gleichzeitig hat die Energiekrise in Europa die Kosten für Unternehmen erheblich in die Höhe getrieben. Da Deutschlang stark von Importen abhängt, wirken sich globale Preisschwankungen hier besonders intensiv aus. Die Unfähigkeit vieler Unternehmen, diese Preissteigerungen weiterzugeben, belastet zusätzlich die Gewinnmargen und verstärkt die Unsicherheit in den Märkten. In einem Umfeld rückläufiger Nachfrage erschwert dies auch Investitionen in notwendige Innovationen und Modernisierungen.
Trotz dieser Herausforderungen eröffnet der Rückgang des Inflationsdrucks jedoch neue Chancen. Er ermöglicht eine stabilere Planung und könnte – mittel- bis langfristig – den Spielraum für moderate Anpassungen in den Entgelten schaffen, die sowohl den Arbeitnehmern als auch den Unternehmen zugutekommen. Ein solcher Niedergang der Inflation war in Vergangenheit oft ein Silentium für eine gewisse wirtschaftliche Stabilisierung, die zum Nachdenken über strukturelle Reformen genutzt werden kann.
Angesichts dieser Umstände ist eine Kooperation zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern von essenzieller Bedeutung. Der Ansatz der Sozialpartnerschaft, auf den bereits 2017 gesetzt wurde, sollte nun wieder im Fokus stehen, um konstruktive Lösungen zu erarbeiten, welche die Interessen beider Seiten berücksichtigen. Das Bemühen um eine inhaltliche Weiterentwicklung und Einigung in schwierigen Zeiten könnte ein Modell dafür sein, wie Krisensituationen in einem partnerschaftlichen Miteinander gelöst werden können.
Der Fachkräftemangel, ein weiteres weit verbreitetes Problem, führt zudem zu einer erhöhten Wettbewerbsintensität um qualifizierte Arbeitskräfte. Vor diesem Hintergrund kann ein ausgewogener Tarifabschluss auch als Instrument zur Mitarbeiterbindung dienen und den Stand der deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich stärken.
Zusammengefasst stehen die Tarifparteien vor der Herausforderung, nicht nur kurzfristige finanzielle Entlastung anzustreben, sondern auch strategische Allianzen zu schmieden, die zu einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit führen könnten. Die Entwicklungen in diesen Verhandlungen könnten damit eine richtungsweisende Wirkung auf andere Branchen in Deutschland haben und als Beispiel für die Bewältigung gemeinsamer Herausforderungen dienen.
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