Die Tarifverhandlungen im Maler- und Lackiererhandwerk sind gescheitert. Auch die Schlichtung brachte keine Einigung. Die Arbeitgeberseite legte ein finales Angebot vor, das von der IG BAU scharf kritisiert wird. Die Gewerkschaft warnt vor einem massiven Fachkräftemangel und einem drohenden Abwärtstrend in der Branche.
Seit Ende September 2024 ist der alte Tarifvertrag ausgelaufen. Rund 115.000 Beschäftigte in Deutschland stehen nun ohne tarifliche Absicherung da. Das Angebot der Arbeitgeber umfasst eine Lohnerhöhung von 2,9 Prozent ab April 2025 und eine weitere Steigerung um 3 Prozent ab Juli 2026. Dies bei einer Gesamtlaufzeit von drei Jahren. Laut IG BAU reicht das nicht einmal aus, um die Inflation auszugleichen. „Dann wird aber lamentiert, dass es keine Fachkräfte und keinen Nachwuchs in der Branche gibt. Da passt was überhaupt nicht zusammen“, kritisiert Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Die Forderung der Gewerkschaft liegt bei 8 Prozent mehr Lohn – etwa 1,50 Euro pro Stunde. Sie signalisiert zwar Kompromissbereitschaft, doch eine Untergrenze scheint klar: Die Lohnerhöhungen müssen zumindest die realen Lebenshaltungskosten der Beschäftigten decken. Die wirtschaftliche Lage der Branche gibt aus Sicht der IG BAU Spielraum: Trotz Krisen verzeichnete das Maler- und Lackiererhandwerk zuletzt kontinuierliche Umsatzsteigerungen. Viele Betriebe profitieren von gut gefüllten Auftragsbüchern.
Besonders hart trifft das Scheitern auch die Auszubildenden und die niedrig entlohnten Arbeitskräfte. Mit dem 1. April 2025 endet der bisherige Branchenmindestlohn. Das bedeutet: Wer neu eingestellt wird, erhält nur noch den gesetzlichen Mindestlohn von 12,82 Euro. Ein Rückschritt für eine Branche, die ohnehin mit Imageproblemen kämpft. Schon jetzt gehören Maler-Azubis zu den schlechtest bezahlten Nachwuchskräften im Handwerk. Auch beim Durchschnittslohn hinkt das Gewerk hinterher: Während im Bauhauptgewerbe rund 26 Euro pro Stunde gezahlt werden, liegt der Wert für Malerinnen und Maler bei 18,87 Euro.
Um eine Lösung zu finden, schlug die Gewerkschaft vor, eine neutrale Schlichtung einzuberufen. Doch auch das lehnten die Arbeitgeber ab. „Verantwortung übernehmen sieht für mich anders aus“, kommentiert Feiger das Verhalten der Gegenseite (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
In der Branche wächst die Sorge, dass der Konflikt eskaliert. Ohne eine baldige Einigung könnten Protestaktionen oder Streiks folgen. Gleichzeitig stehen öffentliche Auftraggeber in der Pflicht: Die IG BAU fordert, dass bereits einkalkulierte Lohnerhöhungen genau geprüft werden, um Steuermittel nicht unnötig zu verschwenden. Während Politik und Wirtschaft von einem neuen Aufbruch in der Bau- und Sanierungsbranche sprechen, scheint das Maler- und Lackiererhandwerk auf der Stelle zu treten. Ob sich das noch ändert, hängt nun vom nächsten Schritt der Arbeitgeber ab.
Zukunftsperspektiven und drohende Folgen für die Branche
Die gescheiterten Tarifverhandlungen werfen ein Schlaglicht auf ein grundlegendes Problem im deutschen Handwerk: Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Ausbildung in diesem Bereich. Der Mangel an Fachkräften wird nicht nur durch unattraktive Löhne verstärkt, sondern auch durch unsichere Arbeitsbedingungen. Experten warnen, dass ohne faire Bezahlung das Maler- und Lackiererhandwerk langfristig an Bedeutung verlieren könnte.
Vergleichbare Entwicklungen lassen sich bereits in anderen Handwerksberufen beobachten. So kämpfen auch das Dachdecker- und Tischlerhandwerk mit einem drastischen Rückgang der Bewerberzahlen. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Immer dann, wenn Lohnerhöhungen nicht einmal die Inflation ausgleichen, steigen Abwanderungstendenzen in andere Berufe oder gar in andere Länder. In einigen Regionen Deutschlands hat sich der Wettbewerb um gut ausgebildete Handwerker so zugespitzt, dass Großbetriebe kleinere Firmen durch höhere Gehälter gezielt Personal abwerben.
Falls die Arbeitgeber weiter auf ihrer starren Haltung beharren, könnte die Situation schon bald drastische Folgen haben. Neben einem möglichen Ausbildungsrückgang droht auch eine Zunahme von Schwarzarbeit – eine Entwicklung, die nicht nur den Staat Steuermilliarden kosten, sondern auch die Qualität handwerklicher Dienstleistungen gefährden könnte. Schon jetzt warnen Branchenkenner davor, dass viele Betriebe in den nächsten Jahren schlicht nicht mehr genug Personal haben werden, um die steigende Nachfrage nach Sanierungs- und Renovierungsarbeiten zu bedienen.
Für die Beschäftigten selbst bleibt die Unsicherheit groß. Während die IG BAU mit Protestmaßnahmen und Streiks Druck aufbauen könnte, bleibt abzuwarten, ob die Arbeitgeber doch noch auf ein verbessertes Angebot eingehen. Sollte es keine Bewegung geben, stehen die Chancen gut, dass die Branche weiter an Attraktivität verliert – mit langfristigen Konsequenzen für das gesamte Baugewerbe.
7 Antworten
. Ich finde es wichtig zu betonen, dass die Auszubildenden besonders hart von dieser Situation betroffen sind! Wir sollten dringend Wege finden, um sie besser zu unterstützen und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Es ist erschreckend, dass viele Betriebe in Zukunft möglicherweise nicht genug Personal haben werden. Das könnte für die gesamte Branche katastrophale Folgen haben! Wie können wir dem entgegenwirken?
. Ich denke auch, dass mehr Anreize geschaffen werden müssen! Vielleicht könnten mehr Praktika und Ausbildungsplätze angeboten werden? Was haltet ihr davon?
Die angebotene Lohnerhöhung ist wirklich nicht ausreichend. Es ist frustrierend zu sehen, dass die Arbeitgeber nicht bereit sind, den Beschäftigten ein angemessenes Gehalt zu zahlen. Was wäre ein realistischer Kompromiss?
Vielleicht sollten wir auch die Politik stärker in die Verantwortung ziehen? Wenn sie keine Rahmenbedingungen schaffen, wird sich an der Situation nichts ändern. Welche politischen Maßnahmen wären sinnvoll?
Ich finde es besorgniserregend, dass die Tarifverhandlungen im Malerhandwerk gescheitert sind. Ohne eine faire Lohnerhöhung wird es schwer sein, neue Fachkräfte zu gewinnen. Was denken andere darüber?
Ich stimme Ulrike zu. Es ist wichtig, dass wir den jungen Leuten zeigen, dass eine Karriere im Handwerk auch finanziell attraktiv sein kann. Welche Vorschläge habt ihr, um das Handwerk wieder interessanter zu machen?