– AGA und Verdi schließen neuen Tarifvertrag für Niedersachsen, gültig bis 30. April 2026.
– Gilt für 14.000 Unternehmen, rund 130.000 Beschäftigte und 3.500 Auszubildende.
– Entgelttabellen steigen stufenweise um 5,1 % (Okt 2023), 5,0 % (Mai 2024), 2,0 % (Mai 2025).
Neuer Tarifvertrag für Groß- und Außenhandel in Niedersachsen schafft Planungssicherheit bis 2026
Am 2. Juli 2024 haben sich der AGA Unternehmensverband und die Gewerkschaft Verdi nach langen und intensiven Verhandlungen auf einen neuen Tarifvertrag für den Groß- und Außenhandel in Niedersachsen verständigt. Diese Einigung sichert rund 130.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und 3.500 Auszubildenden in etwa 14.000 Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen bis zum 30. April 2026. Nach dem kürzlich vollzogenen Abschluss in Hamburg ist dies bereits die zweite Tarifvereinbarung dieser Art im Norden Deutschlands.
Volker Hepke, der hauptamtliche Verhandlungsführer für den AGA Unternehmensverband, beschreibt die Verhandlungen so: „Der Tarifabschluss bewegt sich an der absoluten Schmerzgrenze. Die Kompromisse liegen beiden Seiten alles andere als leicht im Magen. Mit dem Tarifergebnis kommen die Arbeitgeber ihrer sozialen Verantwortung und der Tarifpartnerschaft mehr als nach. Dass wir uns bei der Laufzeit mit 36 Monaten – Verdi beharrte immer auf 12 Monaten – durchgesetzt haben, ist ein Erfolg und für unsere Unternehmen sehr wichtig. Sie haben damit Planungssicherheit in einer Phase, in der sich die Konjunktur weiter eintrübt.“
Der Tarifvertrag sieht eine dreistufige Erhöhung der Entgelttabellen vor: Ab dem 1. Oktober 2023 steigen die Gehälter um 5,1 Prozent, am 1. Mai 2024 folgen weitere 5,0 Prozent und zum 1. Mai 2025 nochmals 2,0 Prozent. Dadurch werden die Löhne und Gehälter deutlich angepasst, mit Einmalzahlungen, die auch eine rückwirkende Auszahlung garantieren. Die Ausbildungsvergütungen werden ebenfalls merklich erhöht: Lehrlinge erhalten ab September 2023 und in den Folgejahren jeweils eine monatliche Steigerung von 60 Euro.
Zudem wurde eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro vereinbart, die spätestens bis zum 30. September 2024 ausgezahlt wird. Teilzeitkräfte profitieren von einer anteiligen Zahlung. Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge gibt es ebenfalls Fortschritte: Ab dem 1. Mai 2025 erhalten die Beschäftigten eine jährliche Einmalzahlung von 480 Euro für die persönliche Altersvorsorge. Sollte kein neuer Altersvorsorge-Tarifvertrag zustande kommen, erhöhen sich die Entgelttabellen um zusätzlich 1,0 Prozent und die Einmalzahlung steigt auf 600 Euro jährlich.
Ein weiterer Fortschritt wurde beim sogenannten „Jobrad“ erzielt: Mitarbeiter dürfen künftig tarifliche Entgeltbestandteile bis zu 150 Euro monatlich für die Nutzung eines Dienstfahrrads umwandeln. Neben den finanziellen Verbesserungen legen die Tarifparteien besonderen Wert auf Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz sowie Fachkräftegewinnung, die gemeinsam angegangen und mit innovativen Lösungen bearbeitet werden sollen.
Der neue Tarifvertrag soll am 16. Juli 2024 in Kraft treten, sofern keine der Vertragsparteien bis dahin widerspricht. Weitere Tarifverhandlungen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind bereits geplant, wobei ähnliche Ergebnisse erwartet werden. Der Abschluss in der Metropolregion Hamburg vom 24. Juni 2024 dient dabei als richtungsweisendes Vorbild für den ganzen Norden. Die Vereinbarungen verdeutlichen die Bedeutung von Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten, um langfristige Stabilität in der Arbeitswelt zu schaffen.
Tarifabschluss mit Signalwirkung: Bedeutung, Hintergründe und Perspektiven
Der aktuelle Tarifabschluss im Groß- und Außenhandel hat sich als ein bedeutender Schritt erwiesen, der sowohl gesellschaftlich als auch wirtschaftlich weitreichende Folgen entfaltet. Er adressiert zentrale Fragestellungen wie die Folgen der Laufzeit für die Planungssicherheit und die Rolle des Abschlusses bei der Fachkräftegewinnung. Für Beschäftigte bringt der Abschluss wichtige Verbesserungen und Perspektiven, die den Arbeitsmarkt stärken und für einen stabilen Einkommensrahmen sorgen. Zugleich ermöglicht er Unternehmen, auf die wachsenden Herausforderungen der Branche flexibel zu reagieren.
Was der Abschluss für Beschäftigte und Unternehmen bedeutet
Für Arbeitnehmer ist der Tarifabschluss ein deutliches Signal, das den Wert ihrer Arbeit anerkennt und ihnen mehr Planungssicherheit bietet. Die vereinbarte Laufzeit schafft eine verlässliche Basis für faire Löhne und Arbeitsbedingungen, ohne kurzfristige Unsicherheiten aufkommen zu lassen. Gleichzeitig verbessert der Abschluss die Attraktivität der Branche für potenzielle Fachkräfte, indem er moderne, faire Arbeitsbedingungen betont. Für Unternehmen bedeutet dies einerseits die Chance, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und langfristig zu binden, andererseits fordert es eine Anpassung an Markt- und Wettbewerbsanforderungen, die sich ständig weiterentwickeln.
Trends und Herausforderungen im Groß- und Außenhandel
Die Branche steht vor vielfältigen Herausforderungen, die zugleich Chancen für Innovation und Wachstum bieten. Dazu zählen unter anderem:
- Fachkräftemangel und die Notwendigkeit, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen
- Digitalisierung und Automatisierung, die Prozesse verändern und neue Kompetenzen erfordern
- Globalisierte Märkte mit stärkeren Wettbewerbsbedingungen und komplexeren Lieferketten
- Nachhaltigkeitsanforderungen, die Umweltbewusstsein und Ressourceneffizienz in den Fokus rücken
Diese Trends gestalten die Arbeitswelt im Groß- und Außenhandel grundlegend und machen den Tarifabschluss zu einem wichtigen Instrument, um auf diese Herausforderungen angemessen zu reagieren. Durch die Regelungen wird die Basis für eine zukunftsfähige Branchenentwicklung gelegt, die sowohl den Bedürfnissen der Beschäftigten als auch denen der Unternehmen gerecht wird.
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Durchbruch im Groß- und Außenhandel: Tarifabschluss in Niedersachsen
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9 Antworten
Die Betriebliche Altersvorsorge ist wichtig. 480 Euro im Jahr sind eine gute Sache.
Stimmt, aber nur wenn kein neuer Vertrag kommt. Dann gibt es noch mehr!
Ich finde die Vereinbarung gut. Jetzt können die Mitarbeiter sich auch ein Jobrad leisten. Das ist gut für die Umwelt.
Das ist toll, dass der neue Tarifvertrag bis 2026 gültig ist. Das gibt den Firmen und Arbeitern Ruhe und Stabilität.
Die Ausbildungsvergütungen steigen endlich. Das wurde auch mal Zeit!
Ja, aber 60 Euro pro Jahr ist nicht so viel….
Versteh nicht, warum das so lange gedauert hat. Könnten sie sich nicht früher einigen? Das ist doch nur eine Erhöung der Gehälter und bisschen mehr Geld für die Rente.
Naja, Verhandlungen sind immer kompliziert. Beide Seiten wollen das beste für sich. Darum dauert das.
Es geht ja nicht nur um Geld. Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Fachkräfte sind auch wichtig.