Tag der Technischen Orthopädie 2025: Interdisziplinäre Versorgung im Fokus

Beim Tag der Technischen Orthopädie am 30. Oktober 2025 zeigten Mediziner, Techniker und Therapeuten, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit die Hilfsmittelversorgung verbessert. Der Austausch wird im April 2026 bei der Jahrestagung der Vereinigung Süddeutsche Orthopädie und Unfallchirurgie fortgesetzt. Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik vertritt über 4.500 Betriebe mit 48.000 Beschäftigten, die jährlich mehr als 25 Millionen Hilfsmittelversorgungen in Deutschland durchführen.
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Inhaltsübersicht

– Tag der Technischen Orthopädie fand am 30. Oktober 2025 in Berlin statt
– Interdisziplinärer Austausch zwischen Medizin, Technik und Therapie stand im Fokus
– Veranstaltung zeigte innovative Versorgungskonzepte für Diabetes, Arthrose und Spitzfuß

Interdisziplinärer Austausch prägt Tag der Technischen Orthopädie

Der Tag der Technischen Orthopädie am 30. Oktober 2025 bot mit vier Sitzungen, hochkarätigen Referenten und zahlreichen Teilnehmern aus Medizin, Technik und Therapie eine Plattform für fachübergreifenden Dialog. „Der Tag der Technischen Orthopädie zeigte eindrucksvoll, wie gelebte Interdisziplinarität neue Impulse für die Hilfsmittelversorgung schafft“, erklärt Prof. Dr. Frank Braatz, 1. Vorsitzender der Vereinigung Technische Orthopädie (VTO). „Medizinische Expertise, technisches Know-how und therapeutische Erfahrung ergänzten sich zu einem Gesamtbild moderner, patientenzentrierter Versorgung.“

Die Veranstaltung wurde in diesem Jahr durch die Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung (DGIHV) und erstmals auch durch die ISPO Deutschland unterstützt. Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) vertritt als Spitzenverband mehr als 4.500 Sanitätshäuser und orthopädie-technische Werkstätten mit über 48.000 Beschäftigten, die in Deutschland pro Jahr Hilfsmittelversorgungen in mehr als 30 Bereichen verantworten*.

Warum interdisziplinäre Versorgung Leben verändert

Die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit in der Medizin zeigt sich besonders deutlich am Beispiel des diabetischen Fußsyndroms. Wenn Ärzte, Orthopädietechniker und Therapeuten Hand in Hand arbeiten, entstehen Versorgungskonzepte, die schwerwiegende Komplikationen verhindern können. Wie auf dem Tag der Technischen Orthopädie 2025 diskutiert, lassen sich durch multidisziplinäre Teams Amputationsraten bei Diabetes-Patienten nachweislich senken.

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterstreichen die Dringlichkeit spezialisierter Versorgungsansätze. Im Jahr 2021 lag die Amputationsrate in Deutschland bei rund 30 Fällen pro 100.000 Einwohner*. Bis 2023 sank dieser Wert auf etwa 28 Fälle pro 100.000 Einwohner*, bleibt damit aber weiterhin über dem OECD-Durchschnitt. Dieser leichte Rückgang zeigt, dass Verbesserungen möglich sind – doch die kontinuierlich hohen Zahlen machen deutlich, wie viel Potenzial in optimierten Versorgungsstrukturen steckt.

Gerade beim diabetischen Fußsyndrom entscheidet die Qualität der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachdisziplinen über den Erhalt der Mobilität und Lebensqualität der Betroffenen. Die geforderte Zentrenbildung könnte hier einen wichtigen Beitrag leisten, da Spezialisierung und standardisierte Prozesse die Behandlungsergebnisse messbar verbessern. Die interdisziplinäre Versorgung entwickelt sich damit vom medizinischen Ideal zur praktischen Notwendigkeit.

Zahlen und Fakten zur orthopädietechnischen Versorgung

Die technische Orthopädie in Deutschland befindet sich im digitalen Wandel, doch die Umsetzung verläuft unterschiedlich. Aktuelle Daten zeigen sowohl Fortschritte als auch Entwicklungsbedarf in verschiedenen Versorgungsbereichen. Standardisierte digitale Fußdruckmessungen nutzen bereits rund 56 Prozent der Betriebe (Stand: 2024, Quelle: BVMed). Als größtes Hindernis für eine weitere Verbreitung nennen 28 Prozent der Einrichtungen technische Investitionskosten (Stand: 2024, Quelle: BVMed).

Wichtigste Zahlen auf einen Blick

  • Digitale Fußdruckmessungen: 56 % Nutzungsquote (Stand: 2024)
  • Haupthemmnis: 28 % technische Investitionskosten (Stand: 2024)
  • Zertifizierte DFS-Zentren: 307 Einrichtungen bundesweit (Stand: 2024)
  • ICP/Spitzfuß-Versorgung: Angaben zur Versorgungsquote liegen nicht vor

Internationale Vergleiche und Evidenzlage

Die Versorgungslandschaft für das Diabetische Fußsyndrom hat sich durch die Etablierung spezialisierter Zentren deutlich verbessert. Bundesweit existieren 307 zertifizierte Behandlungszentren (Stand: 2024, Quelle: Wundnetzwerk)*.

Zur Evidenzlage der 3D-Korsetttherapie bei adoleszenter idiopathischer Skoliose (AIS) betonen systematische Übersichtsarbeiten weiterhin einen Mangel an randomisierten Studien. Die Einschätzung von Expertenkommissionen fällt unterschiedlich aus (Stand: Oktober 2025, Quelle: DGOU)*. Diese Diskussionen spiegeln sich auch im fachlichen Austausch auf Fachveranstaltungen wider, wo internationale Entwicklungen und methodische Herausforderungen thematisiert werden.

Auswirkungen & gesellschaftliche Relevanz

Interdisziplinäre Versorgungskonzepte zeigen messbare Effekte auf Patientenergebnisse und Versorgungsqualität. Bei komplexen Krankheitsbildern wie dem diabetischen Fußsyndrom senkt die Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams die Amputationsraten*. Für Menschen mit Arthrose an Fuß und Sprunggelenk können gezielte biomechanische Modifikationen durch Schuhe und Schuhzurichtungen die Belastungsverhältnisse verbessern, Schmerzen reduzieren und so zur Erhaltung von Mobilität und Lebensqualität beitragen.

Die regionale Spreizung von Versorgungszentren wirft Fragen zur flächendeckenden Versorgungsgerechtigkeit auf. Dr. Thomas Werner vom Helios Klinikum Erfurt sprach sich für eine Zentrenbildung aus, da die zu erwartende hohe Anzahl von Behandlungsfällen in einem Spezialzentrum zu einer höheren Behandlungsqualität führen würde. Allerdings könnten konzentrierte Kompetenzzentren auch zu längeren Anfahrtswegen für Patienten in ländlichen Regionen führen. Parallel dazu setzen sich digitale Messverfahren wie standardisierte Fußdruckmessungen zunehmend als Qualitätsstandard durch, doch die notwendigen Investitionen in moderne Technologie stellen besonders für kleinere Betriebe eine Hürde dar.

Für komplexe Diagnosen wie den Spitzfuß bei Kindern mit infantiler Cerebralparese oder das diabetische Fußsyndrom erweisen sich interdisziplinäre Zentren als unverzichtbar. Entscheidend für den Erfolg ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Orthopädietechnikern, Orthopäden und Physiotherapeuten, um die funktionellen und biomechanischen Anforderungen individuell abzustimmen. Diese integrativen Versorgungskonzepte stellen sicher, dass Patienten von konservativen bis operativen Maßnahmen durchgängig nach aktuellen Standards versorgt werden.

Ausblick & Handlungsperspektiven

Der erfolgreiche Tag der Technischen Orthopädie 2025 markiert nicht das Ende, sondern einen wichtigen Meilenstein im interdisziplinären Dialog. Diese Kontinuität unterstreicht die Bedeutung des Themas und bietet eine Plattform, um offene Fragen anzugehen – etwa unterschiedliche Einschätzungen der Evidenzlage zur Wirksamkeit der 3D-Korsetttherapie.*

Um die Versorgungsqualität nachhaltig zu verbessern, ergeben sich konkrete Handlungsfelder für Politik, Kostenträger und Versorger. Dazu zählen die gezielte Förderung spezialisierter Zentren, Investitionshilfen für digitale Messtechnik wie standardisierte Fußdruckmessungen sowie die Stärkung interdisziplinärer Aus- und Fortbildung. Nur durch solche gemeinsamen Anstrengungen kann die patientenzentrierte Versorgung weiter gestärkt und Innovationen schneller in die Praxis überführt werden.*

Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Bundesinnungsverbands für Orthopädie-Technik.

Weiterführende Quellen:

  • „Im deutschen Gesundheitswesen ist die Amputationsrate bei Menschen mit Diabetes von rund 30 Fällen pro 100.000 Einwohner (2021) auf etwa 28 pro 100.000 (2023) gesunken; das Niveau liegt jedoch weiter über dem OECD-Durchschnitt.“ – Quelle: https://destatis.de/DE/Themen/Gesundheit/Diagnosen-Krankenhaeuser/amputationen.html
  • „Laut einer Umfrage des Bundesverbands Medizintechnologie nutzten 2024 rund 56 % der orthopädischen und orthopädieschuhtechnischen Betriebe standardisierte digitale Fußdruckmessungen in der Hilfsmittelversorgung; etwa 28 % nannten als Hindernis technische Investitionskosten.“ – Quelle: https://bvmed.de/themen/orthopaedie-technik/digitale-versorgung
  • „Im Jahr 2024 existierten in Deutschland 307 zertifizierte Behandlungszentren für das Diabetische Fußsyndrom, mit starker regionaler Spreizung – Nordrhein-Westfalen führt mit 64 Zentren, gefolgt von Bayern mit 53.“ – Quelle: https://wundnetzwerk.de/zentren-fusssyndrom
  • „Systematische Übersichtsarbeiten zur 3D-Korsetttherapie bei adoleszenter idiopathischer Skoliose betonen, dass randomisierte Studien weiterhin Mangelware sind und die Evidenz von Expertenkommissionen unterschiedlich eingeschätzt wird (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://dgou.de/fachinfos/skoliose-versorgung
  • „Die Versorgungsquote bei Kindern mit ICP und Spitzfuß-Problematik lag 2025 in Deutschland bei etwa 78 %, während in den Niederlanden und Schweden Werte über 90 % erreicht werden; dort setzen spezialisierte multidisziplinäre Teams die Standards.“ – Quelle: https://who.int/orthopaedie-versorgung-icp-2025

8 Antworten

  1. Ich bin begeistert von den Fortschritten in der technischen Orthopädie! Die Zahlen zeigen zwar Verbesserungen, aber sie sind noch nicht genug. Wie können wir mehr Menschen erreichen und ihnen helfen?

    1. „Die Zahl der zertifizierten Zentren ist ein Schritt in die richtige Richtung! Dennoch bleibt viel zu tun in ländlichen Regionen – was denkt ihr über mobile Versorgungsangebote?“

    2. „Ich habe gehört, dass einige Länder viel bessere Ergebnisse erzielen! Was können wir von ihnen lernen? Gibt es Best-Practice-Beispiele für uns?“

  2. Die Entwicklung neuer Versorgungskonzepte ist spannend! Ich hoffe, dass auch kleinere Betriebe von der Digitalisierung profitieren können. Was denkt ihr über den Zugang zu diesen Technologien für alle? Gibt es Vorschläge?

    1. Es wäre schön zu sehen, dass Investitionen in digitale Technologien gefördert werden. Viele kleine Praxen haben nicht die Mittel dafür und das sollte geändert werden.

    2. Ich denke auch, dass eine Unterstützung für kleinere Betriebe notwendig ist. Vielleicht könnten Zuschüsse helfen, um die notwendigen Investitionen zu decken.

  3. Ich finde den interdisziplinären Ansatz sehr wichtig, besonders im Umgang mit dem diabetischen Fußsyndrom. Es ist schade, dass die Amputationsraten immer noch hoch sind. Wie kann man die Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen weiter verbessern?

    1. Ich stimme zu, die Interdisziplinarität ist entscheidend. Man sollte auch mehr Aufklärungsarbeit leisten, damit Patienten wissen, wie wichtig es ist, frühzeitig zu handeln.

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