Bremen (VBR).
Der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE) prognostiziert für das Jahr 2024 einen über dem Vorjahr liegenden Absatz von Zigaretten. Mit über 64 Milliarden verkauften Stücke werden die Zahlen erneut steigen, doch dies ist laut BVTE nicht auf mehr Raucher oder erhöhten Konsum zurückzuführen. Der Grund sei vielmehr ein größerer Bedarf an Steuerzeichen im Vorfeld einer bevorstehenden Tabaksteuererhöhung ab Januar 2025.
Bis November erreichte der Zigarettenverkauf nach Steuerzeichenbezug 62 Milliarden Stück, was einem Anstieg von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Auch andere Tabakerzeugnisse wie Feinschnitt, Zigarren und Zigarillos zeigen wachsende Zahlen. Ein bemerkenswerter Anstieg von 63,6 Prozent wurde beim Wasserpfeifentabak registriert, nachdem die Mindestpackungsgröße aufgehoben wurde.
BVTE-Hauptgeschäftsführer Jan Mücke erklärt: „Der gestiegene Absatz spiegelt nur die Bestellung der Steuerzeichen für die Produktion wider und darf nicht mit dem tatsächlichen Absatz gleichgesetzt werden.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Ein ebenfalls wichtiger Aspekt ist der Grenzüberschreitende Handel. Deutsche Zigaretten sind aufgrund ihrer günstigeren Preise bei Nachbarländern beliebt, insbesondere bei Käufern aus Frankreich und den Niederlanden. Dort kostet eine Packung nunmehr rund 11 Euro, was viele dazu bewegt, ihre Einkäufe ins Ausland zu verlagern. Dagegen tätigen auch deutsche Verbraucher Auslandeinkäufe, hauptsächlich in Polen, wo fast 44 Prozent der grenzüberschreitend erworbenen Zigaretten herkommen.
In Bezug auf E-Zigaretten bleiben grenzüberschreitende Einkaufstendenzen weitgehend aus. Allerdings wächst die Sorge um den illegalen Vertrieb, insbesondere falls Aromenbeschränkungen angedacht werden sollten. Verbote wie in Estland, wo nur Tabak- und Mentholaromen erlaubt sind, könnten die Situation verschärfen. In Schweden, das weniger rigide Vorgaben macht, liegt die Raucherquote bei lediglich 4,6 Prozent.
Langfristig betont der BVTE, dass der Konsum von Tabakwaren in Deutschland rückläufig sei und politische Entscheidungen wohlüberlegt sein müssen, um unerwünschte Effekte auf den Schwarzmarkt und die Gesundheit der Bevölkerung zu vermeiden.
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BVTE-Prognose: Kein höherer Konsum trotz steigender Absatzzahlen bei Tabakwaren für …
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Tabaksteuer und Grenzhandel: Ein Blick auf die Dynamiken der Verbrauchsmuster
Der steigende Absatz von Zigaretten in Deutschland, obwohl statistisch als Vorjahrsergebnisübertreffend prognostiziert, bietet mehr Komplexität als ein bloßes Ansteigen des Konsums. Es ist entscheidend zu verstehen, dass die zugrundeliegende Ursache hierfür primär administrativer Natur ist. Die bevorstehende Tabaksteuererhöhung zum 1. Januar 2025 treibt Hersteller dazu, vorsorglich neuer Steuerzeichen zu bestellen, was den Absatz künstlich anhebt, ohne notwendigerweise Rückschlüsse auf den tatsächlichen Verbrauch zuzulassen.
Eine Betrachtung der europäischen Tabaklandschaft zeigt, dass Ländergrenzen immer durchlässiger für Tabakprodukte werden, insbesondere wenn Preisunterschiede und politische Entscheidungen Einfluss nehmen. Beispiele aus den Niederlanden und Polen illustrieren, wie sich Konsumenten grenzüberschreitend verhalten, um von Preisunterschieden zu profitieren. In den Niederlanden, wo Zigaretten nicht länger im Einzelhandel erhältlich sind und Preise stark angestiegen sind, bleibt Deutschland ein attraktives Einkaufsziel. Hingegen richtet sich der Blick deutscher Käufer seit Jahren gen Osten, etwa nach Polen, um von dort günstigere Tabakwaren zu beziehen.
Doch diese transnationalen Kaufmuster sind nicht nur eine ökonomische Entscheidung. Sie reflektieren auch veränderte politische Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern. Das Beispiel Estlands demonstriert, wie restriktive Regulierungen den Markt dazu bewegen können, unregelmäßigere und potentiell problematische Verhaltensweisen hervorzurufen. Diese Dynamik wirft eine bedeutende Frage auf: Wie beeinflussen Veränderungen der Tabaksteuerpolitik und Vertriebsvorschriften tatsächlich das Verbraucherverhalten im breiteren europäischen Kontext?
Eine wesentliche Herausforderung dieser Entwicklung bleibt der florierende Schwarzmarkt für nicht regulierte E-Zigaretten, besonders bei Verschärfung rechtlicher Bestimmungen in einzelnen Ländern. Die Erfahrung zeigt, dass Länder, die potenziell weniger schädliche Produkte übermäßig regulieren, eventuell eine gegenläufige Wirkung erzielen, indem sie Verbraucher in alternative Kanäle drücken oder gar Zigarettenmakte ins Lichtrücken. Schweden stellt hier eine Ausnahme dar, mit einer bemerkenswert niedrigen täglichen Raucherquote von nur 4,6 Prozent.
Prognosen für die Zukunft deuten darauf hin, dass die Verbrauchssteuern weiterhin als Instrument genutzt werden könnten, um Rauchergemeinschaften zu beeinflussen. Entscheidend wird sein, dass solche Maßnahmen durchdacht und unterstützt von harmonisierten europäischen Richtlinien umgesetzt werden, um ein gesundheitsförderndes Umfeld zu schaffen, das gleichzeitig gerecht bleibt und keine unerwünschten Schattenwirtschaften fördert.
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7 Antworten
„Ich finde spannend, wie sich der Schwarzmarkt entwickelt. Wenn die Regulierung zu streng wird, gehen die Leute dann mehr ins Illegale? Schweden scheint ja ein gutes Beispiel zu sein.“
@Imke Braun Ja, Schweden hat nur 4,6% Raucherquote! Vielleicht könnten andere Länder von ihnen lernen.
@Imke Braun In Estland scheint’s ja anders zu laufen mit den strengen Vorschriften für Aromen.
Der Grenzhandel klingt spannend! Warum kaufen Franzosen und Niederländer ihre Zigaretten hier? Sind die Preise wirklich so viel günstiger bei uns?
@Lbehrens Ja, anscheinend! In Frankreich kostet eine Packung 11 Euro oder so. Das macht für viele einen Unterschied.
Die Tabaksteuererhöhung find ich sehr interessant. Könnt es sein, dass die Leute einfach jetzt mehr kaufen, bevor’s teurer wird? Oder is es echt nur wegen den Steuerzeichen?
Was is eigendlich diese Steuerzeichen? Is das wie so ein Stempel? Warum würd das den Absatz beeinflussen, wenn die leute nicht mehr rauchen tun?