Systemsprenger: Hilfe für Kinder zurück zu Vertrauen und Selbstwirksamkeit

Die Herausforderung der Systemsprenger: Wie Ergotherapie helfen kann

Am 6. Mai 2025 stellte der Deutsche Verband Ergotherapie e.V. in Karlsbad wichtige Erkenntnisse zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen vor, die als "Systemsprenger" gelten. Diese Bezeichnung beschreibt nicht nur vermeintlich schwieriges Verhalten, sondern offenbart die dringende Notwendigkeit eines umfassenden Unterstützungsansatzes. Maren Bartenstein, Ergotherapeutin im DVE, erläuterte, wie gezielte Interventionen, die auf Vertrauen und Selbstwirksamkeit setzen, dabei helfen können, den jungen Menschen einen Weg aus der Krise zu bieten. Inmitten von familiären und sozialen Herausforderungen zeigt sich das Potenzial der Ergotherapie, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und die Entwicklung zu stabilisieren.

Bremen (VBR).

Kinder und Jugendliche, die als Systemsprenger gelten, benötigen besonders viel Aufmerksamkeit und Unterstützung. Ergotherapeut:innen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

In einem kürzlich veröffentlichten Beitrag des Deutschen Verbands Ergotherapie e.V. (DVE) werden die Herausforderungen und Chancen beleuchtet, die sich für Ergotherapeut:innen im Umgang mit diesen Jugendlichen ergeben. Der Begriff "Systemsprenger" wurde durch den Film von 2019 geprägt und beschreibt Kinder, die in unseren bestehenden Hilfesystemen oft nicht mehr den nötigen Rückhalt finden. „Systemsprenger sind keine Diagnose oder Erkrankung – sie sind ein Resultat unserer überforderten Systeme“, erläutert die erfahrene Ergotherapeutin Maren Bartenstein.

Diese Kinder kämpfen nicht nur mit frustrierenden Verhaltensweisen, sondern tragen oft auch eine Geschichte voller Enttäuschungen und Bindungsabbrüche mit sich. Bartenstein beschreibt dies treffend: „Sie haben als Baby und Kleinkind schon viele Herausforderungen erlebt, was die Eltern-Kind-Beziehung massiv beeinträchtigen kann.“ Als Folge zeigen sie oft impulsives Verhalten, das in gewalttätigen Reaktionen endet. Es ist jedoch wichtig, nicht vorschnell zu urteilen. Das aggressive Verhalten dieser Kinder ist oft eine Überlebensstrategie. „Wir dürfen ihnen keine bewusste Absicht unterstellen, sondern müssen erkennen, dass sie Hilfe benötigen“, so Bartenstein.

Für Eltern, Angehörige und pädagogische Fachkräfte ist es von zentraler Bedeutung, frühzeitig auf diese Verhaltensauffälligkeiten zu reagieren. Wenn Betroffene oder das Umfeld immer wieder problematische Verhaltensweisen feststellen, sollte schnellstmöglich das Gespräch mit Fachleuten wie Kinderärzten oder Psychiatern gesucht werden. Ergotherapeut:innen setzen auf spielerische Interventionen, die es den Kindern ermöglichen, Vertrauen aufzubauen und ihre sozialen Fähigkeiten zu entwickeln. Bartenstein betont: „Wir müssen die Kinder dort abholen, wo sie sich in ihrer Entwicklung befinden.“

Eine professionelle Haltung in der Ergotherapie ist essenziell. „Es ist wichtig, nicht nachtragend zu sein“, sagt Bartenstein und erklärt, dass ein wohlwollender Umgang mit den jungen Klienten entscheidend ist. Ein Beispiel aus ihrer Praxis zeigt dies eindrücklich: Ein Jugendlicher, der die Schule komplett verweigerte, zeigte zunächst aggressives Verhalten. Doch durch geduldiges Arbeiten und die Nutzung von Humor als therapeutischem Ansatz gelang es Bartenstein, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. „Ich stelle klare Grenzen, lasse aber die Vergangenheit hinter uns“, sagt sie.

Die Verbindung zu den Kindern wird durch kreative Therapien gestärkt. Ob handwerkliche oder künstlerische Aktivitäten – sie bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, Selbstwirksamkeit zu erleben. Ein von Bartenstein begleiteter Jugendlicher begann, Blumenkübel vor der Praxis zu bepflanzen. Dies war ein kleiner Schritt, der jedoch große Fortschritte in seiner Entwicklung einleitete. „Dadurch konnte er positive Erfahrungen sammeln und sich allmählich öffnen“, beschreibt die Ergotherapeutin.

Letztlich ist es entscheidend, bereits frühzeitig präventiv zu wirken. „Wir müssen einwerben, dass das Umfeld der Kinder aufmerksam ist und Hilfe anbietet“, appelliert Bartenstein. Zu oft werden betroffene Kinder und Jugendliche mit ihren Problemen allein gelassen, bevor sie als Systemsprenger in den Fokus gerückt werden. Jeder kann einen Unterschied machen und durch Unterstützung dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche die Hilfe erhalten, die sie dringend benötigen.


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Systemsprenger: das ist die Wirkung, nicht die Erkrankung

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Der Weg zur Integration: Chancen durch frühzeitige Intervention

Der Begriff "Systemsprenger" hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, und nicht ohne Grund. In einer Zeit, in der das soziale System an seine Grenzen stößt, stehen insbesondere Kinder und Jugendliche im Fokus, die Schwierigkeiten haben, sich in bestehende Strukturen einzugliedern. Die Ergotherapie spielt hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie diesen jungen Menschen nicht nur konkrete Hilfestellungen bietet, sondern ihnen auch die Möglichkeit, Selbstwirksamkeit zu erfahren und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zurückzugewinnen.

Die aktuelle Gesellschafts- und Bildungspolitik setzt verstärkt auf Prävention. Studien zeigen, dass frühzeitige Intervention in der kindlichen Entwicklung signifikante positive Effekte auf die späteren Lebenswege der Betroffenen hat. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Verantwortung gemeinschaftlich zu tragen – ob durch Familienangehörige, Lehrer oder Therapeuten. Wenn erste Auffälligkeiten registriert werden, wie beispielswiese aggressives Verhalten oder Schwierigkeiten in sozialen Interaktionen, gilt es, frühzeitig zu handeln, um eine Eskalation zu vermeiden. Hierbei erweist sich der fachliche Rat von Ergotherapeut:innen als wertvoll, denn sie verfügen über die notwendigen Hilfsmittel und Methoden, um eine positive Entwicklung zu fördern.

Ein Ansatz, der zunehmend an Unterstützung gewinnt, ist die Idee, dass jedes Kind über potenzialreiche Kompetenzen verfügt und diese auch entfalten kann, vorausgesetzt, es erhält die richtige Unterstützung. Ergotherapeut:innen setzen häufig auf spielerische und kreative Methoden, um die Kinder in ihrem Entwicklungsstand zu erreichen. Studien belegen, dass Aktivitäten, die zur Selbstwirksamkeit anregen, nicht nur die emotionale Stabilität fördern, sondern auch die Erhaltung von Bindungen und sozialen Netzwerken. Solche Interventionen sind von entscheidender Bedeutung, insbesondere für Kinder, die oftmals mehrere Bindungsabbrüche erlebt haben.

Die Erfahrungen von Ergotherapeut:innen, wie sie im Pressebericht dargestellt werden, sind nicht isoliert. Vielzahl an Fällen weltweit belegen die Wichtigkeit einer behutsamen, aber konsequenten Herangehensweise. Vertrauen aufbauen und immer wieder neue Anreize bieten, wie im Beispiel des Jungen, der durch das Bepflanzen von Blumenkübeln den Zugang zu seiner inneren Welt fand, sind essenziell, um langfristige Fortschritte zu erzielen.

Um mehr im Hinblick auf die Zukunft zu betrachten, ist es notwendig, die Problematik der Systemsprenger auch auf einer gesellschaftlichen Ebene zu adressieren. Stärkere Netzwerke zwischen Schulen, Therapeuten und den Familien sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass diese Kinder nicht nur innerhalb der bestehenden Systeme versorgt, sondern auch nachhaltig integriert werden. Politische Entscheidungsträger sind gefordert, Ressourcen bereitzustellen und innovative Programme zu fördern, die sich gezielt der frühzeitigen Unterstützung von belasteten Familien widmen.

In der gegenwärtigen Debatte um die Zukunft der Bildung und die Integration von sozial benachteiligten Kindern sollten wir uns daran erinnern, dass die Ursachen für Herausforderungsverhalten oft in einem Mangel an unterstützenden Bindungen liegen. Das frühzeitige Erkennen und Anpacken der Probleme ist nicht nur eine Aufgabe für Erzieher und Therapeuten, sondern erfordert ein gemeinsames tragendes Netz von Verantwortungsträgern in der Gemeinde. So können wir gemeinsam dazu beitragen, dass Systemsprenger nicht zu einem Stigma, sondern zu einem Werkzeug für Lernen und Weiterentwicklung werden.


Weiterführende Informationen auf Wikipedia

  1. Systemsprenger
  2. Ergotherapie
  3. Bindungstheorie
  4. Impulse
  5. Verhaltensauffälligkeiten

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Systemsprenger: das ist die Wirkung, nicht die Erkrankung

8 Antworten

  1. ‚Systemsprünger‘ sind wirklich ein ernstes Thema und ich denke viele Menschen wissen gar nicht was dahintersteckt. Vielleicht sollte man auch in den Medien mehr darüber berichten? Das würde sicher helfen.

  2. ‚Frühzeitige Intervention‘ – das ist ein sehr wichtiger Punkt! Wie können wir sicherstellen, dass Fachkräfte frühzeitig eingreifen? Gibt es da bereits Programme oder Initiativen? Ich finde das Thema sehr spannend!

  3. Der Artikel hat mich zum Nachdenken angeregt. Besonders der Punkt mit der Verbindung durch kreative Therapien ist spannend. Welche kreativen Methoden habt ihr schon erlebt oder kennt ihr aus der Praxis?

    1. Ich habe gehört, dass Musiktherapie auch sehr effektiv sein kann! Es wäre interessant zu erfahren, wie verschiedene Therapien kombiniert werden können, um den Kindern noch besser zu helfen.

    2. Ja, Musiktherapie klingt gut! Auch Kunsttherapie kann helfen, Emotionen auszudrücken. Es wäre wichtig mehr darüber in Schulen einzuführen.

  4. Es ist echt traurig, wie oft diese Kinder übersehen werden. Sie brauchen so viel Hilfe und Verständnis. Wie könnte man das Bewusstsein in der Gesellschaft erhöhen? Ich denke, Aufklärungskampagnen könnten helfen.

  5. Ich finde den Beitrag sehr wichtig, denn es gibt viel zu wenig Aufmerksamkeit für Systemsprenger. Was denkt ihr über die Rolle der Schulen in diesem Kontext? Könnten sie mehr tun, um solche Kinder zu unterstützen?

    1. Ich stimme zu! Schulen sollten mehr Schulungen für Lehrer anbieten, damit sie besser mit solchen Situationen umgehen können. Ich denke, dass auch Workshops für Eltern hilfreich wären.

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