Bundesweiter ver.di-Streik im ÖPNV am 2. Februar 2024 – Forderungen und Ausmaß
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat alle Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr zu einem bundesweiten Streik am 2. Februar 2024 aufgerufen. Mit dem Streik soll mehr Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt werden. Die Aktion betrifft alle Bundesländer mit Ausnahme von Bayern und umfasst so einen umfassenden zeitlichen, geografischen sowie thematischen Umfang. Hauptursache für den Streik ist ein dramatischer Mangel an Arbeitskräften, der im kommunalen Nahverkehr zu täglichen Ausfällen von Bussen und Bahnen führt. Die Beschäftigten klagen darüber hinaus, dass die Arbeitsbedingungen weit davon entfernt sind, konkurrenzfähig zu sein und dringend Entlastung gebraucht wird.
Bereits im Dezember hatten die Beschäftigten Forderungen für die aktuelle Tarifrunde formuliert, um ihre Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern. Dabei geht es insbesondere um eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit, eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs sowie zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit. In einigen Bundesländern werden zudem die Löhne und Gehälter verhandelt. Die Tarifverträge unterscheiden sich regional, wobei in den meisten Tarifbereichen der TV-N Anwendung findet und teilweise auch eine Kopplung an die Entgeltentwicklung im TVÖD besteht.
„Trotz der hohen Erwartungen der Beschäftigten sind die Arbeitgeber bisher nicht bereit gewesen, den Forderungen nachzukommen. Deshalb ist ein Streik unvermeidbar.“ Die Fahrgäste werden rechtzeitig informiert, damit sie sich auf den Ausfall vorbereiten können. Im Rahmen der Proteste erhalten die ÖPNV-Beschäftigten Unterstützung von 60 lokalen Gruppen der Fridays-for-Future-Bewegung, die die Bedeutung eines zuverlässigen Nahverkehrs für die Gesellschaft betonen und bessere Arbeitsbedingungen dringend fordern, um eine nachhaltige Zukunft des Nahverkehrs zu gewährleisten.
Streik im Nahverkehr – Ursachen, Bedeutung und Zukunftsaussichten
Der aktuelle Arbeitskampf im Nahverkehr offenbart tiefere strukturelle Herausforderungen, die weit über den unmittelbaren Konflikt hinausreichen. Ein zentrales Problem ist der Fachkräftemangel, der den Betrieb des öffentlichen Nahverkehrs erheblich belastet. Gründe hierfür sind oft schwierige Arbeitsbedingungen wie Schichtarbeit, Stress durch hohes Fahrgastaufkommen oder unzureichende Bezahlung. Dieser Mangel an qualifiziertem Personal macht nicht nur den Bahn- und Busverkehr anfälliger für Störungen, sondern schwächt langfristig auch die Attraktivität des gesamten Sektors.
Warum fehlen im Nahverkehr Fachkräfte?
Der Personalmangel im Nahverkehr ist kein isoliertes Problem, sondern resultiert aus einer Kombination von Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel die starke Beanspruchung der Mitarbeiter, die oft zu einer schlechten Work-Life-Balance führt, sowie häufig unterbewertete Arbeitsleistungen. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Motivation aus, was wiederum den Beruf für Neueinsteiger weniger attraktiv macht. Zudem fehlen oft gezielte Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote, die qualifizierte Fachkräfte fördern und binden könnten. Ohne eine Verbesserung dieser Rahmenbedingungen wird es schwierig, die benötigte Personalstärke zu erreichen oder zu halten.
Die Auswirkungen solcher Personalengpässe sind weitreichend: Fahrpläne geraten ins Stocken, Verspätungen häufen sich, und die Qualität des Nahverkehrs leidet spürbar. In der Folge kann ein Teufelskreis entstehen, bei dem unzuverlässige Verbindungen dazu führen, dass Fahrgäste auf alternative Verkehrsmittel ausweichen – das schwächt wiederum die wirtschaftliche Grundlage und politische Unterstützung des Systems.
Gleichzeitig steht die Frage im Raum: Wie kann ein nachhaltiger ÖPNV gelingen? Die Zukunftsfähigkeit des Nahverkehrs hängt stark davon ab, ob es gelingt, diesen als modern, verlässlich und sozial attraktiv zu gestalten. Dies erfordert neben einer besseren Personalausstattung vor allem Investitionen in die Infrastruktur, aber auch in die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Ein nachhaltiger ÖPNV bietet mehr als nur Mobilität – er trägt wesentlich zur Klimapolitik bei, indem er den Straßenverkehr entlastet und den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert.
Die gesellschaftliche Bedeutung des Nahverkehrs zeigt sich darin, dass er eine wichtige Rolle bei der Verkürzung sozialer Distanzen spielt: Er ermöglicht Teilhabe am Arbeitsleben, kulturellen Angeboten und sozialen Aktivitäten. Wenn dieser Zugang durch Streiks oder anhaltende Qualitätsmängel erschwert wird, entsteht ein erheblicher gesellschaftlicher Druck, der sich auch auf die Politik auswirkt.
Folgende mögliche Konsequenzen sind denkbar:
- Für Fahrgäste: längere Wartezeiten, eingeschränkte Mobilität, teilweise Verlust von Vertrauen in den Nahverkehr
- Für Kommunen: erhöhte Verkehrsbelastung durch mehr Individualverkehr, Probleme bei der Erreichung von Klimazielen
- Für die Umwelt: negative Effekte durch vermehrten Autoverkehr, steigende Emissionen und dadurch verlangsamte Fortschritte im Klimaschutz
Dies verdeutlicht, wie eng die Arbeitsbedingungen im Nahverkehr mit gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen verknüpft sind. Der Streik ist somit nicht nur Ausdruck eines spezifischen Konflikts, sondern ein Signal für notwendige Veränderungen, die weit über die Tarifverhandlungen hinausreichen.
Quelle: ver.di Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
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