Bremen (VBR). In Deutschland und ganz Europa wächst der Ruf nach einem strategischen Richtungswechsel in der Tierseuchenbekämpfung. Die Bundestierärztekammer e.V. (BTK) und der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. haben sich unlängst dafür ausgesprochen, Impfungen als Kernelement im Kampf gegen Tierseuchen zu etablieren. Dieser Appell kommt nicht von ungefähr: Angesichts der globalen Bedrohung durch Seuchenausbrüche wird das traditionelle Modell der präventiven Tötung gesunder Tierbestände zunehmend kritisch beäugt.
Impfungen versprechen eine effektive Alternative, die sowohl den Tierschutz verbessert als auch eine sichere Lebensmittelproduktion gewährleistet. „Impfungen sind wesentliche Instrumente zum Erhalt der Tiergesundheit und dienen dem Tierschutz sowie der Sicherstellung einer unbedenklichen Lebensmittelproduktion”, so die BTK und der BfT in ihrem gemeinsamen Positionspapier (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Gerade die kürzlich verlängerte Genehmigung zur Impfung gegen die Blauzungenkrankheit führt vor Augen, welches Potential Impfprogramme entfalten können, insbesondere in Kombination mit Frühwarnsystemen und regelmäßigen tierärztlichen Kontrollen.
Doch der Weg dorthin ist steinig. Nationale und internationale Handelshemmnisse mögen geimpften Tieren oder Fleischerzeugnissen nicht immer wohlgesonnen sein. Dennoch argumentieren BTK und BfT, dass ein planbarer Ansatz unverzichtbar sei, um rasch auf Ausbrüche reagieren zu können und genug Impfstoff bereitzustellen. “Nur so ist es den Tiergesundheitsunternehmen möglich, im Tierseuchenfall möglichst rasch ausreichende Impfstoffmengen zur Verfügung zu stellen”, mahnt die Branche (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Ein klares politisches Signal könnte helfen: Eine Impfaufforderung oder gar -pflicht gegen spezifische Krankheiten wie die Blauzungenkrankheit könnte nicht nur die Impfstoffproduktion beschleunigen, sondern auch die Forschung an neuen Impfstoffen intensivieren. Ein solcher Schritt würde langfristig Nutzen bringen — für Tiere, Landwirte und Verbraucher gleichermaßen. Der Appell bleibt jedoch vorerst unerhört, die zuständigen Ministerien und Behörden stehen jetzt in der Verantwortung, diese Diskussion weiterzuführen.
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BTK und BfT veröffentlichen gemeinsames Positionspapier / Impfung zur strategischen …
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Einschränkungen und Potenzial der Impfstrategie in der Tierseuchenbekämpfung
Die Forderung nach einer verstärkten Integration von Impfungen in die Tierseuchenstrategie ist nicht neu. In der Vergangenheit, insbesondere während der Vogelgrippeepidemien, wurde der Ruf nach alternativen Maßnahmen zur präventiven Tötung immer lauter. Impfungen bieten erhebliche Chancen, um den Fortbestand gesunder Tierpopulationen zu sichern und gleichzeitig die Sicherheit der Lebensmittelproduktion zu gewährleisten. Im Mittelpunkt dieser Diskussion stehen jedoch nicht nur die gesundheitlichen Aspekte, sondern auch ökonomische und handelspolitische Überlegungen.
Internationale Handelsvorschriften stellen häufig Barrieren für den Handel mit geimpften Tieren und deren Produkten dar. Diese Bedenken basieren auf der Angst vor möglichen Restwirkungen oder veränderten Eigenschaften der Produkte. Hier besteht ein dringender Bedarf an internationaler Harmonisierung der Standards, um einheitliche Regelungen und Kontrollen zu etablieren, die Vertrauen schaffen und den flächendeckenden Einsatz von Impfungen fördern können.
Gleichzeitig sehen wir einen klaren Trend in der Forschung hin zu sichereren und effizienteren Impfstoffen. Biotechnologische Fortschritte ermöglichen inzwischen die Entwicklung von Vakzinen, die gezielter wirken und weniger Nebenwirken zeigen. Dadurch wachsen die Möglichkeiten, Seuchenausbrüche effektiver einzudämmen und die wirtschaftlichen Verluste zu minimieren. Diese Entwicklungen unterstützen auch das Bestreben, die Nachhaltigkeit und Resilienz landwirtschaftlicher Systeme gegenüber zukünftigen Krankheitsausbrüchen zu steigern.
Ein proaktiver Ansatz, der Impfungen systematisch als festen Bestandteil der Tiergesundheitsstrategie integriert, könnte auch helfen, andere derzeit drängende Herausforderungen wie Antibiotikaresistenzen zu adressieren. Durch den präventiven Schutz mittels Impfungen ließe sich der Bedarf an antibiotischer Behandlung reduzieren, was wiederum positive Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und Umwelt hätte.
Zusammengefasst bedarf es eines umfassenden und koordinierten Vorgehens, bei dem wissenschaftliche Erkenntnisse mit politischen Rahmenbedingungen harmonisiert werden. Dies wäre ein bedeutender Schritt hin zu nachhaltigeren Tierwirtschaftspraktiken und einem verantwortungsbewussten Umgang mit globalen Gesundheitsfragen. Indem Deutschland und Europa hier eine Vorreiterrolle einnehmen, könnten sie weltweit einen entscheidenden Impuls setzen, der mittelfristig sowohl gesundheitliche als auch wirtschaftliche Vorteile bringt.
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