– Koalitionsausschuss erzielt überraschende Einigung und durchbricht Blockaden.
– Verband fordert Steuersenkungen und Reformen für Wirtschaftswende statt Subventionen.
– Familienunternehmer vertreten über 180.000 Firmen mit acht Millionen Beschäftigten.
Familienunternehmer sehen nach Koalitionsausschuss "zarten Schimmer der Hoffnung"
Nach dem Koalitionsausschuss in Berlin am 9. Oktober 2025 zeigt sich die Präsidentin der Familienunternehmer vorsichtig optimistisch, fordert jedoch entschlossene Reformschritte. Marie-Christine Ostermann bewertet die Einigung als potenziellen Durchbruch, verknüpft dies aber mit konkreten Erwartungen an die Wirtschaftspolitik.
"Überraschend einig ist der Koalitionsausschuss über die Bühne gegangen. Ich bin erleichtert. Die Bas´sche Blockadefront scheint durchbrochen. Das lässt am Horizont den zarten Schimmer der Hoffnung aufblinken, die Koalitionäre könnten sich zusammenreißen und nun auch die Entschlossenheit und den Mut gegenüber ihren Wählern aufbringen, um die noch ausstehenden scharfen Reformkurven hin zur Wirtschaftswende zu nehmen."
Die Verbandspräsidentin benennt klar, worauf es jetzt ankommt: "Es bedarf jetzt tiefgreifender Sanierung der Sozialsysteme und der für die Wirtschaft überlebenswichtigen Steuersenkungen, damit es in diesem Land wieder vorangeht. Dafür haben wir gestern vor dem Koalitionsgipfel mit Unternehmern aus ganz Deutschland demonstriert."
Kritisch sieht Ostermann die geplanten Subventionen für Elektrofahrzeuge: "Die in Aussicht gestellten Subventionen für die Elektrofahrzeuge sind dabei das Wasser im Wein der Koalitionsnacht. Weitaus klüger und nachhaltiger wäre es, potenzielle Autokäufer durch niedrigere Steuersätze und beherrschbare Sozialabgaben und damit mehr Geld auf dem Konto zum Kauf eines neuen KFZ zu bewegen, statt Nachfrage nur kurzfristig über hochsubventionierte Preise herbeizukitzeln."
Die Position kommt von einem wirtschaftlich bedeutenden Verband: DIE FAMILIENUNTERNEHMER vertreten mehr als 180.000 Familienunternehmen, die rund 8 Millionen Mitarbeiter beschäftigen und jährlich 1.700 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften (Stand: 09.10.2025).
Steuern statt Subventionen?
Deutschland positioniert sich im internationalen Steuerwettbewerb als Höchststeuerland für Unternehmen – mit spürbaren Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit. Die Stiftung Familienunternehmen bewertet die steuerlichen Rahmenbedingungen hierzulande als nicht konkurrenzfähig (Stand: 2025). Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2024 quantifiziert die möglichen Effekte von Steuerreformen: Bereits eine schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer um fünf Prozentpunkte könnte bis 2033 zusätzliche private Investitionen von 57 Milliarden Euro auslösen. Bei einer Reduktion um zehn Prozentpunkte läge das Investitionsplus sogar bei 115 Milliarden Euro.
Die tatsächliche Belastung für Unternehmen zeigt sich in der durchschnittlichen impliziten Steuerquote: Für die 500 größten Familienunternehmen lag sie zwischen 2010 und 2018 bei 28 Prozent. Unter Einbeziehung von Gesellschaftereinkommen und Abgeltungsteuer steigt die geschätzte Gesamtbelastung auf 38 Prozent (Stand: 2025).
Was bedeuten die Steuersenkungs-Szenarien?
Die Simulationsergebnisse des IW verdeutlichen die wirtschaftspolitischen Alternativen:
- Steuersenkung (strukturell): Schafft dauerhafte Investitions- und Standortimpulse – wie die IW-Simulation von 2024 mit Investitionsvolumina bis 115 Milliarden Euro bis 2033 belegt.
- Subvention (temporär): Dient der Überbrückung oder Nachfragestimulierung, verursacht jedoch fiskalische Kosten und kann Mitnahmeeffekte provozieren.
Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer, bringt die Position auf den Punkt: "Weitaus klüger und nachhaltiger wäre es, potenzielle Autokäufer durch niedrigere Steuersätze und beherrschbare Sozialabgaben und damit mehr Geld auf dem Konto zum Kauf eines neuen KFZ zu bewegen, statt Nachfrage nur kurzfristig über hochsubventionierte Preise herbeizukitzeln."
Die chronologische Entwicklung von der historischen Belastung (2010-2018) über die Modellrechnungen (2024) bis zur aktuellen Wettbewerbsbewertung (2025) unterstreicht die Dringlichkeit struktureller Reformen.
E-Auto-Prämie: Kurs der Koalition
Die Bundesregierung hat sich in ihrer Klausurtagung am 8. und 9. Oktober 2025 auf die Einführung einer Prämie für Elektroautos verständigt. Diese Entscheidung markiert einen klaren Fokus auf direkte Nachfrageanreize, während grundlegende Weichenstellungen wie ein verbindliches Verbrenner-Aus oder umfassende steuerliche Entlastung beim Autokauf vorerst ausgespart bleiben. Die Einigung zeigt, dass die Koalitionäre aktuell vor allem auf Instrumente setzen, die den Absatz von E-Fahrzeugen durch unmittelbare Kaufanreize stimulieren sollen.
Was ist entschieden – was fehlt?
Konkret beschlossen wurde die Prämie für Elektrofahrzeuge als zentrales Element des Koalitionsausschusses. Dieser Schritt steht jedoch im Kontrast zu den Forderungen aus der Wirtschaft, die strukturelle Entlastungen wie niedrigere Steuersätze und reduzierte Sozialabgaben fordern. Aus Unternehmenssicht gelten solche Maßnahmen als nachhaltiger, da sie Haushalten dauerhaft mehr finanziellen Spielraum verschaffen würden – statt nur kurzfristig über subventionierte Preise die Nachfrage anzukurbeln. Die Reaktion der Verbände auf die Beschlüsse folgte prompt: Bereits am 9. Oktober 2025 äußerten sich Wirtschaftsvertreter kritisch zu der gewählten Prämienlösung und betonten die Dringlichkeit tiefergehender Reformen.
Sozialausgaben im Fokus
Die Finanzierungsdebatte um Deutschlands Sozialsysteme gewinnt vor dem Hintergrund steigender Belastungen an Schärfe. Die Sozialausgaben pro Kopf haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht – eine Entwicklung, die laut Handelsblatt-Analyse bis 2025 anhält. Diese Entwicklung unterstreicht die Dringlichkeit struktureller Reformen, unabhängig von kurzfristigen Entlastungsprogrammen.
Die politische Diskussion konzentriert sich zunehmend auf die langfristige Tragfähigkeit der sozialen Sicherungssysteme. Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer, betont in diesem Zusammenhang: "Es bedarf jetzt tiefgreifender Sanierung der Sozialsysteme und der für die Wirtschaft überlebenswichtigen Steuersenkungen." Diese Position verdeutlicht, dass Beitrags- und Steuerfragen auch 2025 im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Auseinandersetzung stehen.
Die anhaltend hohen Sozialausgaben pro Kopf zeigen, dass punktuelle Subventionsmaßnahmen allein keine nachhaltige Lösung bieten können. Statt temporärer Preisnachlässe fordern Wirtschaftsvertreter strukturelle Entlastungen durch niedrigere Abgaben, die Haushalten und Unternehmen langfristig Planungssicherheit geben.
Ausblick: Entscheidungen mit Wirkung
Nach dem Koalitionsbeschluss vom 8. und 9. Oktober 2025 richtet sich der Blick nun auf die konkrete Umsetzung. Die Einigung markiert einen ersten Schritt – doch die eigentliche Bewährungsprobe folgt in den kommenden Wochen. Entscheidend wird sein, ob die angekündigten Maßnahmen tatsächlich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern und nicht nur kurzfristige Symptombekämpfung betreiben.
Aus Sicht der Familienunternehmer bleiben drei zentrale Beobachtungspunkte für die nächste Phase:
- Die Detailausgestaltung und der Zeitplan der E-Auto-Prämie sowie deren Finanzierung
- Konkrete Vorschläge zur steuerlichen Entlastung und deren Investitionswirkung
- Die Debatte über Sozialreformen und mögliche Entlastungen bei Beiträgen
Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer, kommentiert die aktuelle Situation mit vorsichtigem Optimismus: "Das lässt am Horizont den zarten Schimmer der Hoffnung aufblinken, die Koalitionäre könnten sich zusammenreißen und nun auch die Entschlossenheit und den Mut gegenüber ihren Wählern aufbringen, um die noch ausstehenden scharfen Reformkurven hin zur Wirtschaftswende zu nehmen."
Die Kritik an reinen Subventionsmodellen bleibt deutlich: "Die in Aussicht gestellten Subventionen für die Elektrofahrzeuge sind dabei das Wasser im Wein der Koalitionsnacht. Weitaus klüger und nachhaltiger wäre es, potenzielle Autokäufer durch niedrigere Steuersätze und beherrschbare Sozialabgaben und damit mehr Geld auf dem Konto zum Kauf eines neuen KFZ zu bewegen."
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Koalition tatsächlich den von den Familienunternehmern geforderten Kurswechsel vollzieht – von temporären Prämien hin zu strukturellen Entlastungen, die langfristig wirken.
Die vorliegenden Informationen und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung von DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V.
Weiterführende Quellen:
- „Deutschland zählt zu den Höchststeuerländern für Unternehmen; die steuerlichen Bedingungen gelten im internationalen Vergleich als nicht wettbewerbsfähig (Stand: Stiftung Familienunternehmen 2025).“ – Quelle: https://www.familienunternehmen.de/de/news/erbschaftsteuer-deutschland
- „Die durchschnittliche implizite Steuerbelastung der 500 größten Familienunternehmen lag von 2010 bis 2018 bei 28 Prozent, unter Einbezug der Gesellschaftereinkommen und Abgeltungsteuer steigt sie auf geschätzte 38 Prozent (Stand: Stiftung Familienunternehmen 2025).“ – Quelle: https://www.familienunternehmen.de/de/news/erbschaftsteuer-deutschland
- „Eine Reduzierung der Körperschaftsteuer um fünf Prozentpunkte in fünf Schritten würde bis 2033 zu zusätzlichen privaten Investitionen von 57 Milliarden Euro führen, bei zehn Prozentpunkten sogar 115 Milliarden Euro (Studie: Institut der deutschen Wirtschaft Köln 2024).“ – Quelle: https://www.familienunternehmen.de/de/publikationen/standortfaktor-koerperschaftsteuer
- „Die Koalitionäre haben sich auf eine Prämie für Elektroautos geeinigt, während eine grundsätzliche Entscheidung zum Verbrenner-Aus oder zur steuerlichen Entlastung beim Autokauf offenbleibt (Stand: Koalitionsausschuss-Beschluss, 8.–9.10.2025).“ – Quelle: https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/koalitionsausschuss-verbrenner-buergergeld-kanzleramt-100.html
- „Die Sozialausgaben pro Kopf haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, doch aktuelle Zahlen zu einer abweichenden Sozialabgabenquote liegen in den Fundstellen nicht vor (Stand: Handelsblatt-Studie, 2025).“ – Quelle: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/haushalt-neue-studie-zeigt-das-wahre-ausmass-des-anstiegs-der-sozialausgaben/100159224.html


2 Antworten
Ich finde es spannend, wie die Koalition nun anscheinend einig ist. Aber wie viel wird sich wirklich ändern? Die Steuerlast ist so hoch! Haben die Politiker wirklich das Volk im Blick oder nur ihre eigenen Interessen?
Ich stimme dir zu, Ywolf. Es bleibt abzuwarten, ob sie die Reformen auch wirklich umsetzen. Gibt es schon Pläne zur Umsetzung der Steuersenkungen? Das wäre wichtig für die Unternehmer.