– Die Stepenitz in Brandenburg war Flusslandschaft der Jahre 2024/25.
– Die Kampagne sensibilisierte für ökologische Bedeutung und Artenschutz.
– Fehlender politischer Wille verhindert den Rückbau wanderungshemmender Wehre.
Stepenitz verabschiedet sich als Flusslandschaft der Jahre
Mit einer feierlichen Veranstaltung in Perleberg endete am 11. Oktober 2025 der zweijährige Kampagnenzeitraum, in dem die Stepenitz als „Flusslandschaft der Jahre 2024/25“ ausgezeichnet war. Während die Organisatoren die erfolgreiche Sensibilisierungsarbeit für die ökologische Bedeutung des Flusses würdigten, blieb die Kritik am fehlenden politischen Willen für konkrete Gewässerschutzmaßnahmen unüberhörbar.
Die Stepenitz zählt zu den ökologisch wertvollsten Flüssen Brandenburgs und dient als wichtiges Vorranggewässer für Wanderfischarten wie Lachs und Meerforelle. Die Auszeichnung hatte insbesondere die naturnahe Gewässerstruktur und die beachtenswerte Artenvielfalt gewürdigt. Bei einer abschließenden Elektrobefischung am sogenannten UT-Wehr in Perleberg dokumentierten Fachleute des Instituts für Binnenfischerei die Anwesenheit von 20 Meerforellen (Stand: 11. Oktober 2025) – ein beeindruckender Beleg für das ökologische Potenzial des Flusses, der gleichzeitig an menschgemachten Barrieren scheitert.
Klaus-Dieter Mau, Präsident des Deutschen Angelfischerverbandes, betonte: „Die Stepenitz hat sich in den Jahren 2024 und 2025 als wahre Perle unserer Flusslandschaften gezeigt – ein großartiger Erfolg, der ohne das Engagement vieler helfender Hände nicht möglich gewesen wäre.“ Zugleich mahnte Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, in Perleberg: „Die Erderwärmung beschleunigt sich und dabei geht es nicht nur um höhere Temperaturen. Deutschland muss seine Flusslandschaften besser schützen und dabei mehr für den Klimaschutz tun!“
Trotz vorhandener Fachkenntnisse und Planungsunterlagen fehlt es bisher an konkreten Umsetzungsschritten für den notwendigen Rückbau von Wanderhindernissen. Die Tradition der Auszeichnung wird fortgesetzt: Die nächste Flusslandschaft der Jahre wird am Weltwassertag, dem 22. März 2026, offiziell ausgerufen.
Die Stepenitz: Ein Vorranggewässer mit Hindernissen
Seit 2009 trägt die Stepenitz in Nordwestbrandenburg den Status eines überregional bedeutsamen Vorranggewässers für Wanderfischarten wie Lachs und Meerforelle (Quelle: LBV, Stand: 2025). Diese Ausweisung unterstreicht die besondere ökologische Bedeutung des Flusses innerhalb des Elbe-Systems. Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine Lücke: Zahlreiche Wehre und Querbauwerke behindern bis heute die freie Fischwanderung (Quelle: LBV, Stand: 2025).
Durchgängigkeit als Schlüssel für Wanderfische
Für Langdistanzwanderer wie Lachs und Meerforelle ist die freie Passage flussauf- und abwärts überlebenswichtig. Sie benötigen ungehinderten Zugang zu ihren Laichgebieten in den Oberläufen sowie Rückwegmöglichkeiten in die See. Die Stepenitz bietet mit ihrer naturnahen Struktur und guten Wasserqualität eigentlich ideale Bedingungen für diese bedrohten Arten. Verschiedene Projekte bestätigen die Eignung des Flusses als Lebensraum.
Trotz der baulichen Hindernisse zeichnet sich ein hoffnungsvoller Trend ab: Die Rückkehrzahlen der Laichfische in der Stepenitz steigen jährlich (Quelle: LBV, Stand: 2025). Diese Entwicklung zeigt das Potenzial des Flusses, wenn die Durchgängigkeit konsequent verbessert wird. Die zeitliche Abfolge macht die Situation deutlich: Seit der Ausweisung als Vorranggewässer 2009 bis heute bestätigt sich zwar die grundsätzliche Eignung der Stepenitz, doch die Barrieren bestehen weiter – während gleichzeitig mehr Fische zurückkehren.
Zahlen und Fakten zur Stepenitz
Die ökologischen Anstrengungen an der Stepenitz zeigen messbare Erfolge: Im Oberlauf des Flusses wurden bereits über 500.000 Junglachse (Smolts) ausgesetzt (Stand: 2025). Diese umfangreichen Besatzmaßnahmen stützen die Bestände der bedrohten Wanderfischarten und unterstreichen das Engagement für die Artenvielfalt in dieser Flusslandschaft.
Parallel zu diesen positiven Entwicklungen zeigt die aktuelle Gewässerbewertung jedoch ein differenziertes Bild. Während die Stepenitz selbst durch naturnahe Gewässerstruktur und hohe Wasserqualität überzeugt, stehen diesen Qualitäten erhebliche Defizite in den Zuflüssen gegenüber (Stand: 2025). Diese Diskrepanz macht deutlich, dass erfolgreicher Gewässerschutz das gesamte Einzugsgebiet im Blick behalten muss.
Die Datenlage verdeutlicht: Die Stepenitz bleibt ein Fluss der Kontraste, wo gezielte Schutzmaßnahmen direkt neben ungelösten ökologischen Herausforderungen stehen.
Was auf dem Spiel steht
Naturnahe Flüsse wie die Stepenitz bilden nicht nur das Rückgrat unserer Landschaften – sie sichern fundamentale Lebensgrundlagen für Mensch und Natur. Als Hotspots der Artenvielfalt in Mitteleuropa erbringen intakte Flusslandschaften mit ihren Auen gleichzeitig wesentliche Beiträge zum natürlichen Klimaschutz und zur Hochwasservorsorge. Zudem bieten sie der Bevölkerung unersetzliche Erholungsräume. An der Stepenitz zeigt sich beispielhaft, wie Artenschutz, Klimaanpassung und regionale Identität miteinander verwoben sind. Die Rückkehr von Wanderfischarten wie Lachs und Meerforelle belegt, dass ökologische Aufwertung erfolgreich sein kann – doch dieser Erfolg bleibt fragil, solange zentrale Hindernisse nicht beseitigt werden.
Drei prioritäre Handlungsfelder entscheiden über die Zukunft dieser Flusslandschaft:
- Wehre rückbauen oder fischpassierbar umgestalten, damit Langdistanz-Wanderfische wie Lachs und Meerforelle ihre natürlichen Laichgebiete wieder erreichen können (Stand: 2025; Quelle: LBV Würzburg)
- Zuflüsse ökologisch aufwerten, um bestehende Defizite in der Gewässerstruktur zu beheben und die Vernetzung im Flusssystem zu verbessern (Stand: 2025; Quelle: LAV Mecklenburg-Vorpommern)
- Kontinuierliches Monitoring von Wanderfischen etablieren, um Bestandsentwicklungen zu dokumentieren und Schutzmaßnahmen gezielt anzupassen (Stand: 2025; Quelle: LBV Würzburg)
Ohne diese Maßnahmen bleiben die Erfolge des Engagements vor Ort gefährdet. Die Stepenitz steht damit exemplarisch für Flusslandschaften in ganz Deutschland: Ihr Schicksal zeigt, ob wir bereit sind, konsequent in lebendige Gewässer zu investieren – für die Artenvielfalt von morgen und die Lebensqualität künftiger Generationen.
Vom Appell zur Umsetzung
Die zweijährige Kampagne an der Stepenitz hat eindrücklich gezeigt, was möglich ist – und wo die Hürden liegen. Während Ehrenamtliche und Fachleute im Kampagnenzeitraum 2024/25 unermüdlich für den Fluss engagiert waren, bleibt eine zentrale Herausforderung ungelöst: die Durchgängigkeit des Gewässers für wandernde Fischarten. Die Veranstalter der Flusslandschaft der Jahre sehen hier Planungsreife, aber politischen Stillstand.
"Damit sich diese Arten in der Stepenitz wieder dauerhaft ansiedeln können, müssen Wehre zurückgebaut oder so umgestaltet werden, dass sie für wandernde Fische passierbar sind", lautet die klare Forderung der beteiligten Verbände. Die notwendigen Voraussetzungen dafür sind längst geschaffen: "Fachwissen und Planungsunterlagen liegen längst vor – es fehlt allein am politischen Willen."
Barrieren abbauen, Lebensräume vernetzen
Die Problematik ist wissenschaftlich belegt: Wanderhindernisse wie das UT-Wehr in Perleberg unterbrechen die natürlichen Lebensraumverbindungen und verhindern, dass Arten wie Lachs und Meerforelle ihre angestammten Laichgebiete erreichen.
Die Organisationen der Flusslandschaft der Jahre appellierten deshalb an die Verantwortlichen, den bisherigen Absichtserklärungen endlich konkrete Maßnahmen folgen zu lassen. Die Zeit drängt – jedes weitere Jahr des Zögerns gefährdet die Erfolge des Engagements vor Ort und die Rückkehr der charakteristischen Fischarten in die Stepenitz.
Dieser Beitrag basiert auf einer gemeinsamen Pressemitteilung der NaturFreunde Deutschlands und des Deutschen Angelfischerverbandes.
Weiterführende Quellen:
- „Seit 2009 ist die Stepenitz von der Flussgebietsgemeinschaft Elbe als überregional bedeutsames Vorranggewässer für Wanderfischarten wie Atlantischer Lachs ausgewiesen, jedoch bleibt die ökologische Durchgängigkeit durch viele Querverbauungen weiterhin eingeschränkt (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.lbv-wue.de/insekten/flusslandschaft_des_jahres.php
- „Im Oberlauf der Stepenitz wurden bereits über eine halbe Million Junglachse (Smolts) ausgesetzt; die Zahl der rückkehrenden Laichfische steigt jährlich im Hauptfluss und in den Nebenflüssen (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.lbv-wue.de/insekten/flusslandschaft_des_jahres.php
- „Im Rahmen des Projekts Elblachs 2000 wurde bestätigt, dass die Stepenitz grundsätzlich für Wanderfischarten geeignet ist, aber zahlreiche Wehre und unpassierbare Querbauwerke schränken die Durchgängigkeit weiter ein (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.lbv-wue.de/insekten/flusslandschaft_des_jahres.php
- „Im Jahr 2023 wurden am Stepenitz-Unterlauf zwei Altarme (190 m und 520 m) oberhalb von Breese reconnectiert; diese Maßnahmen dienen der Renaturierung und strukturellen Verbesserung der Flusslandschaft (Stand: 2023–2025).“ – Quelle: https://www.naturfreunde.de/durch-renaturierungen-kann-es-gelingen-fluss-und-aue-wieder-miteinander-zu-verzahnen
- „Bei der Renaturierung der Stepenitz behindern vor allem Grundstücksfragen und die begrenzte Flächenverfügbarkeit weitere Maßnahmen; für zusätzliche Projekte wäre mehr Flächenzugang nötig (Stand: 2022/2023).“ – Quelle: https://www.naturfreunde.de/durch-renaturierungen-kann-es-gelingen-fluss-und-aue-wieder-miteinander-zu-verzahnen
- „Die naturnahe Gewässerstruktur und hohe Wasserqualität der Stepenitz werden als herausragend gewertet, doch bestehen in den Zuflüssen weiterhin erhebliche ökologische Defizite durch Querverbauungen (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.lav-mv.de/stepenitz-zur-flusslandschaft-der-jahre-2024-25-ausgerufen/
- „Für den Hochwasserschutz im Bereich der Stepenitzniederung wurden in den letzten Jahren strukturverbessernde und ausgleichende Maßnahmen parallel zu Deich- und Flussschutzbau umgesetzt; Monitoring und Evaluierung erfolgen fortlaufend unter Berücksichtigung des ökologischen Gewässerschutzes (Stand: 2023–2025).“ – Quelle: https://www.naturfreunde.de/durch-renaturierungen-kann-es-gelingen-fluss-und-aue-wieder-miteinander-zu-verzahnen
13 Antworten
Ich finde es super zu lesen, wie viel Mühe investiert wurde für die Stepenitz. Aber was ist mit anderen Flüssen in Deutschland? Haben die auch so gute Chancen?
Das wäre echt spannend zu wissen! Vielleicht gibt es ähnliche Projekte woanders?
Der Artikel spricht wichtige Punkte an über den Klimaschutz und die Flüsse. Ich frage mich: Was können wir konkret tun, um diese Hindernisse zu beseitigen?
Das ist ein guter Punkt! Vielleicht sollten wir mehr über Aufklärung machen und Leute mobilisieren!
Definitiv! Wenn alle zusammenarbeiten, können wir vielleicht eine Veränderung bewirken.
Die Stepenitz ist wirklich wichtig für viele Fischarten. Was denkt ihr über die zukünftige Flusslandschaft? Werden wir wirklich Fortschritte sehen können?
Ich hoffe schon! Aber ohne politischen Willen wird das schwierig. Was kann jeder Einzelne tun?
Echt toll zu hören, dass die Meerforellen zurückkommen! Aber die Wehre sind ein großes Problem. Warum wird das nicht besser gelöst? Wir sollten alle dafür kämpfen!
Das ist echt spannend! Glaubt ihr, dass es genug Unterstützung von der Bevölkerung gibt für solche Projekte?
Ja genau! Ich finde auch, dass wir mehr darüber reden sollten in unseren Gemeinden.
Ich find den Artikel sehr interessant, aber was passiert jetzt genau mit den Wehren? Warum wird da nicht mehr getan? Ich denke, wir sollten echt mehr für unsere Flüsse tun!
Ja, das ist echt wichtig! Die Natur leidet total unter den Wehren. Habt ihr Vorschläge, wie man die Politik dazu bringen kann, endlich zu handeln?
Ich glaube auch, dass es viel mehr Engagement braucht. Vielleicht könnten wir eine Petition starten oder so was?