Mitgliederrekord in Baden-Württembergs Sportvereinen: Mitgliederentwicklung erreicht neuen Höchststand – Herausforderungen und Chancen für Sportvereine

Baden-Württembergs Sportvereine haben zum Stichtag 1. Januar 2025 mit 4,300,033 Mitgliedschaften einen neuen Rekord erreicht – das sind 115.932 mehr als im Vorjahr und über 37 Prozent der Bevölkerung. Besonders stark wuchs die Zahl der Drei- bis Sechsjährigen und der 27- bis 35-Jährigen, am meisten Mitglieder steuert der Württembergische Landessportbund bei. Trotz des anhaltenden Booms fehlen jedoch ausreichend Trainer:innen und Schiedsrichter:innen, was die Vereine vor neue organisatorische Herausforderungen stellt.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Rekordmarke 4.300.033 Mitgliedschaften zum 1. Jan. 2025, +2,77% gegenüber Vorjahr.
– Über 37% der BW-Bevölkerung in Sportvereinen; 3–6-Jährige +6,6%, 27–35-Jährige +6,0% Zuwachs.
– Turnen (1.224.317 Mitglieder, +3,32%) und Fußball (1.146.211 Mitglieder, +5,44%) dominieren.

Rekord bei Mitgliedschaften in Baden-Württembergs Sportvereinen

Der organisierte Sport in Baden-Württemberg verzeichnet zum Jahresanfang 2025 eine neue Rekordzahl: 4.300.033 Mitgliedschaften sind in den 11.219 Sportvereinen gemeldet, das entspricht einem Zuwachs von 115.932 gegenüber dem Vorjahr – ein Plus von 2,77 Prozent. Damit sind mehr als 37 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg Mitglied in einem Sportverein. Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg, erklärt: „Nach der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen daran erinnert, wie schön es in der Gemeinschaft ist, wenn man sich beim Lauftreff, zum Volleyball oder Tischtennis spielen trifft.“ Die gestiegene Mitgliedschaft sei ein Ausdruck dieses wiedergewonnenen Gemeinschaftserlebens.

Der Zuwachs verteilt sich regional unterschiedlich. Der Württembergische Landessportbund führt mit 3,12 Prozent den größten Anstieg an und zählt nun 2.419.525 Mitgliedschaften. Der Badische Sportbund Nord steigerte sich um 2,59 Prozent auf 840.982 Mitgliedschaften, der Badische Sportbund Freiburg um 2,19 Prozent auf 1.039.526.

Unterschiedliche Altersgruppen verzeichnen das Wachstum: Die größte Steigerung fällt auf die Drei- bis Sechsjährigen mit 6,6 Prozent und die 27- bis 35-Jährigen mit 6,0 Prozent. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe bilden jedoch die 46- bis 65-Jährigen mit insgesamt 1.077.837 Mitgliedern. Die Gesamtzahl der Sportvereine verringerte sich leicht um 31, während die Anzahl der Abteilungen um 16 zunahm.

Turnen und Fußball sind nach wie vor die mitgliederstärksten Sportarten. Im Turnen werden 1.224.317 Mitgliedschaften gezählt, ein Anstieg von 3,32 Prozent, im Fußball 1.146.211 mit einem Plus von 5,44 Prozent. Tennis (294.027) und Bergsport/Klettern (293.575) folgen knapp dahinter. Die größten Sportvereine im Land sind der VfB Stuttgart mit 114.960 Mitgliedschaften und der SC Freiburg mit 73.667. Darauf folgen drei Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV): DAV Schwaben (39.778), DAV Stuttgart (30.019) und DAV Freiburg (19.543). Im Nordbadischen ist der Karlsruher SC mit 18.855 Mitgliedschaften führend.

Trotz der positiven Entwicklung stehen die Vereine vor einer Herausforderung: „Bedauerlicherweise haben wir weniger Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie Schieds- und Kampfrichter als vor Corona,“ so Scholz, ergänzt jedoch: „aber ich bin guter Hoffnung, dass sich die Schere nicht weiter auseinander bewegt.“

Eine Neuerung bei der Erfassung der Mitgliederzahlen ist die Möglichkeit, neben „männlich“ und „weiblich“ künftig auch „divers“ und „ohne Angaben“ als Geschlechtsangabe zu melden. Von den aktuell 4.300.033 Mitgliedschaften entfallen 96 auf „divers“ und 548 auf „ohne Angaben“.

Sportvereine im Wandel – neue Herausforderungen hinter dem Mitgliederboom

Die steigenden Mitgliederzahlen in baden-württembergischen Sportvereinen sind ein deutlicher Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen und eines gewandelten Freizeitverhaltens. Mit mehr als 4,3 Millionen Mitgliedschaften und einem Rekordzuwachs von fast 3 Prozent innerhalb eines Jahres zeigt sich, dass der organisierte Sport eine zentrale Rolle im sozialen Miteinander und im Alltag der Menschen spielt. Doch dieser Erfolg bringt auch komplexe Herausforderungen mit sich, die tief in die Strukturen und Arbeitsweisen der Vereine eingreifen.

Das gestiegene Interesse am gemeinsamen Sporttreiben, verstärkt durch das Verlangen nach sozialer Nähe nach der Corona-Pandemie, setzt die Sportvereine unter Druck. Viele Vereine sehen sich mit einem Mangel an qualifizierten Trainer:innen, Übungsleiter:innen und ehrenamtlichen Helfer:innen konfrontiert. Diese Engpässe erschweren die Betreuung der Mitglieder und limitieren die Kapazität, die Angebote in Umfang und Qualität zu erweitern. Gleichzeitig wächst der Bedarf an geeigneter Infrastruktur, etwa ausreichend Hallen, Spielfeldern oder Trainingsmaterialien, um den nun größeren Gruppen gerecht zu werden.

Folgen für das Ehrenamt und die Infrastruktur

Das Ehrenamt gerät inzwischen an seine Belastungsgrenzen. Dabei sind engagierte Helfer:innen das Rückgrat des Vereinslebens, ohne das kaum ein Vereinsbetrieb möglich wäre. Die Nachwuchsgewinnung für solche Aufgaben gestaltet sich jedoch zunehmend schwieriger – die Anforderungen in Zeit und Know-how steigen, während das Freizeitverhalten jüngerer Generationen sich diversifiziert hat. Digitalisierung bietet hier Chancen, etwa durch erleichterte Organisation oder Online-Angebote, doch technische Lösungen allein können menschliche Präsenz nicht ersetzen.

Mit der wachsenden Mitgliederanzahl fällt auch die Infrastruktur ins Gewicht. Hallen, Sportplätze und Vereinsheime werden stärker beansprucht, teilweise sind Kapazitätsgrenzen schon überschritten. Planungen zum Ausbau und zur Modernisierung der Anlagen erfordern finanzielle Mittel und finden nicht überall sofort Unterstützung. Die Balance zwischen steigenden Anforderungen und vorhandenen Ressourcen bringt viele Vereine an ihre organisatorischen Grenzen.

Wandel in Altersstruktur und gesellschaftliche Bedeutung

Ein besonderer Aspekt der aktuellen Entwicklung ist der Wandel in der Altersstruktur der Mitglieder. Neben dem deutlichen Plus bei den Kleinkindern zeigt sich ein bemerkenswerter Zuwachs in der Gruppe der 27- bis 35-Jährigen, also gerade der Alterskohorte, die häufig Familie, Beruf und Freizeit unter einen Hut bringen muss. Diese Verschiebung verdeutlicht, dass Vereine als Orte der sozialen Bindung und Freizeitgestaltung auch für junge Erwachsene immer wichtiger werden. Zugleich bleibt die größte Gruppe mit mehr als einer Million Personen die der 46- bis 65-Jährigen, die oft als aktive Mitglieder das Vereinsleben prägen.

Der organisierte Sport leistet damit nicht nur einen Beitrag zur körperlichen Gesundheit, sondern auch zur sozialen Integration und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Mitmach-Angebote der Vereine stärken das Gemeinschaftsgefühl und bieten Raum für Begegnungen aller Generationen und sozialer Gruppen. Gleichzeitig spiegeln sie gesellschaftliche Entwicklungen wider, etwa im Umgang mit Diversität und Inklusion. Die Aufnahme von Mitgliedschaften mit nichtbinärer Gender-Angabe zeigt, dass Vereine sich diesen Themen stellen müssen, um weiterhin attraktiv zu bleiben.

Zukunftsperspektiven: Digitalisierung, Diversität und Nachwuchsgewinnung

Für die zukünftige Entwicklung der Sportvereine wird es entscheidend sein, den Spagat zwischen Tradition und Innovation zu meistern. Die Digitalisierung eröffnet neue Wege, Mitglieder zu binden, Verwaltungsaufgaben zu erleichtern und flexibel auf veränderte Bedürfnisse zu reagieren. Beispielhaft sind digitale Trainingsangebote oder Kommunikationsplattformen, die einen niederschwelligen Zugang erlauben und die Gemeinschaft stärken können.

Darüber hinaus gewinnen Diversität und Inklusion an Bedeutung. Um langfristig attraktiv zu bleiben, müssen Vereine offen für unterschiedliche Lebensweisen, kulturelle Hintergründe und Altersgruppen sein. Dies erfordert eine bewusste Organisationskultur, die sich auch personell widerspiegelt, etwa in der Ausbildung und Auswahl von Trainer:innen.

Nicht zuletzt bleibt die Nachwuchsgewinnung eine zentrale Baustelle. Ehrenamtliches Engagement muss wertgeschätzt und unterstützt werden, um genügend qualifizierte Personen für das Vereinsleben zu motivieren. Flexible Modelle, Anerkennungskonzepte und gezielte Ansprache neuer Zielgruppen könnten helfen, das Ehrenamt zukunftssicher zu gestalten.

Die gegenwärtige Mitgliederentwicklung verdeutlicht, wie stark Sportvereine als gesellschaftliche Institutionen wirken. Ihre Herausforderungen sind komplex, aber sie bieten auch Chancen, ihre Rolle als Treffpunkt und Motor des gesellschaftlichen Zusammenhalts weiter auszubauen – jenseits des bloßen Mitgliederwachstums.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag stammen aus einer Pressemitteilung des Landessportverbands Baden-Württemberg e. V.

9 Antworten

  1. ‚Sport als Gemeinschaftsgefühl‘ finde ich einen tollen Punkt! Es zeigt wirklich den Wert von Zusammenhalt nach der Pandemie. Glaubt ihr, dass dieses Gefühl bleiben wird?

    1. @Carsten97 absolut! Die Erfahrung hat vielen gezeigt, wie wichtig soziale Kontakte sind. Ich hoffe wirklich, dass dies langfristig anhält!

  2. Ich frage mich, ob die steigende Mitgliederzahl auch zu einer besseren Infrastruktur führt? Die Vereine müssen ja genug Platz für alle haben! Welche Ideen habt ihr dazu?

    1. Das sehe ich auch so! Vielleicht sollten mehr Investitionen in Sportanlagen getätigt werden? Es wäre schade, wenn der Andrang durch Platzmangel gestoppt wird.

    2. @Guiseppe42 gute Frage! Vielleicht können Sponsoren eine Rolle spielen? Wenn Unternehmen sich engagieren, könnte das helfen!

  3. Die Zahlen sind wirklich beeindruckend. Es ist toll zu sehen, wie viele junge Leute und Kinder sich in Sportvereinen engagieren. Was denkt ihr über die Rolle der Digitalisierung in diesem Prozess?

    1. Ich finde es auch spannend! Digitalisierung kann helfen, aber sie kann nicht alles lösen. Man braucht immer noch das menschliche Element in den Vereinen.

  4. Das ist echt interessant, dass die Zahl der Mitglieder in Sportvereinen so gestiegen ist. Ich frage mich, was die Vereine tun, um die Trainer zu finden, die sie brauchen? Das könnte eine große Herausforderung werden.

    1. Ja, das mit den Trainern ist wichtig! Vielleicht sollten mehr Menschen für Ehrenamtliche arbeiten? Ich denke, es könnte helfen, wenn Vereine mehr über ihre Angebote informieren würden.

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