Bremen (VBR). Am Vorabend des „Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen“ lenkt der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) den Scheinwerfer auf eine bedrückende Wirklichkeit: 55 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigungen in Deutschland treiben nie Sport. Ein Fakt, der nicht nur überrascht, sondern auch alarmierend wirkt. Ursache sind häufig die fehlenden Bewilligungen notwendiger Hilfsmittel durch Kostenträger – ein Zustand, der in einem Land, das sich mit der UN-Behindertenrechtskonvention zur Inklusion verpflichtet hat, wenig Platz finden sollte.
Sport bedeutet für Menschen mit Behinderungen nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch Gesundheit und soziale Eingliederung. Ohne geeignete Unterstützung bleibt dieser Zugang vielen verwehrt. Alf Reuter, Präsident des BIV-OT, betont: „Orthopädietechniker leisten gemeinsam mit Ärzten und Physiotherapeuten entscheidende Beiträge, damit Menschen mit Einschränkungen Hürden im Alltag und im Sport überwinden können“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Dennoch fehlen oft klare politische Entscheidungen, um dies zu ermöglichen. Bei Veranstaltungen wie den Paralympics werden Spitzenleistungen gefeiert, doch im Alltag stoßen viele Menschen auf unüberwindbare finanzielle Barrieren für Prothesen und Rollstühle.
Seit 15 Jahren verpflichtet die UN-Behindertenrechtskonvention Deutschland, gleichberechtigte Teilhabe zu gewährleisten. Artikel 30 fordert Maßnahmen, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Freizeit- und Breitensport ermöglichen. Doch der Dritte Teilhabebericht der Bundesregierung zeigt ein ernüchterndes Bild: Mehr als die Hälfte der Menschen mit Beeinträchtigungen sind vom Sport ausgeschlossen. Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ruft nach Reformen.
Präsident Reuter kritisiert: „Die UN-BRK setzt klare Ziele, doch die Umsetzung bleibt Stückwerk“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Einzelne Gerichtsurteile, wie jenes des Sozialgerichts Mannheim, erkennen Sportrollstühle als Eingliederungshilfe an, allein sie bilden seltene Ausnahmen in einem uneinheitlichen System ohne klare gesetzliche Grundlagen.
Der BIV-OT drängt daher auf entschlossenes Handeln. Echte Inklusion kann nur gelingen, wenn sportliche Aktivitäten für alle zugänglich gemacht werden, unabhängig von Wohnort und finanziellen Ressourcen. Die Gesellschaft muss ein Umfeld schaffen, in dem Barrieren abgebaut und Chancen eröffnet werden – vielleicht am eindrucksvollsten sichtbar im Sport.
In diesem Kontext vertritt der BIV-OT als führender Branchenverband über 4.500 Sanitätshäuser und orthopädie-technische Werkstätten, die jährlich Millionen von Hilfsmitteln bereitstellen. Als Sprachrohr einer Organisation mit immensem Fachwissen und Erfahrung markiert der Appell des BIV-OT einen entscheidenden Impuls für mehr Gleichberechtigung.
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Sport für alle: BIV-OT fordert zum Tag der Menschen mit Behinderungen echte Teilhabe …
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Sportliche Teilhabe als Schlüssel für gesellschaftliche Inklusion: Ein Blick auf Chancen und Herausforderungen
Die aktuelle Situation der sportlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in Deutschland wirft wichtige Fragen auf, die weit über das unmittelbar Sichtbare hinausgehen. Während die UN-Behindertenrechtskonvention klare Rahmenbedingungen und Erwartungen formuliert, bleibt die Umsetzung einer inklusiven Sportinfrastruktur oft hinter den Erwartungen zurück. Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) hat diese Missstände in seiner jüngsten Pressemitteilung beleuchtet und fordert dringend ein Umdenken in Politik und Gesellschaft.
Der Zugang zu Sport ist nicht nur eine Frage der physischen Aktivität, sondern ein entscheidender Faktor zur sozialen Integration und Selbstverwirklichung. Besonders auffällig wird dies bei internationalen Ereignissen wie den Paralympics, die die beeindruckenden Fähigkeiten von Athletinnen und Athleten mit Beeinträchtigungen ins Rampenlicht rücken. Diese Veranstaltungen fördern nicht nur Bewusstsein und Anerkennung, sondern sie verdeutlichen auch den technologischen Fortschritt, der im Spitzensport möglich ist. Doch während Paralympioniken häufig auf speziell angepasste Prothesen und modernste Technologien zugreifen können, bleibt dieser Zugang im Alltag vieler Menschen mit Behinderungen oft unerreichbar.
Eine nachhaltige Veränderung erfordert mehr als nur Einzelentscheidungen oder gerichtliche Präzedenzfälle. Sie bedarf einer umfassenden Gesetzgebung, die nicht allein auf dem Papier besteht, sondern auch in der Praxis umgesetzt wird. Dies inkludiert gerechtere Finanzierungsmodelle für Hilfsmittel, die Förderung von inklusiven Sportmöglichkeiten auf kommunaler Ebene und die Bewusstseinsbildung über die wahre Bedeutung von sportlicher Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Vergleichbare internationale Initiativen bieten wertvolle Einblicke. Skandinavische Länder gelten häufig als Vorreiter in Bezug auf die Inklusion durch Sport. Dort wird der integrative Sport von Anfang an als zentrales Element gesellschaftlicher Teilhabe verstanden. Entsprechend gefestigte Strukturen und Förderprogramme ermöglichen es Menschen mit Behinderungen, unabhängig von ihrer Region oder ihrer spezifischen Beeinträchtigung, Teil eines aktiven Gemeinschaftslebens zu sein.
Mit Blick nach vorn zeichnen sich Trends ab, die Hoffnung geben: Das wachsende Interesse der Gesellschaft an Themen der Inklusion und Diversität könnte einen Wandel in der Wahrnehmung und Behandlung von Menschen mit Beeinträchtigungen herbeiführen. Moderne technische Entwicklungen und verbesserte Kostenstrukturen könnten es zudem ermöglichen, dass hochwertige orthopädietechnische Hilfsmittel künftig einem breiteren Nutzerspektrum zur Verfügung stehen.
Was es letztlich braucht, ist eine entschlossene Haltung aller Beteiligten – von politischen Entscheidungsträgern über die Gesundheitswirtschaft bis hin zur allgemeinen Bevölkerung – um Barrieren abzubauen und die positive Kraft des Sports für alle zu erschließen. Denn echte Teilhabe beginnt dort, wo jeder Mensch, unabhängig von seinen persönlichen Voraussetzungen, die Möglichkeit hat, seine Potenziale auszuschöpfen und ein erfülltes Leben in der Gesellschaft zu führen.
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