– Delegiertenversammlung 2025 in Mainz zur Zukunft des Sozialstaats
– Sozialstaatsreform erfordert Solidarität und Miteinander der Generationen
– Caritas engagiert sich für soziale Sicherheit und stärkt Demokratie
Caritas fordert generationenübergreifende Sozialstaatsreform
Der Verband engagiert sich seit über 125 Jahren für Menschen in Not. Mit bundesweit über 740.000 Mitarbeitenden, über 500.000 ehrenamtlich Engagierten und rund 25.000 Einrichtungen unterstützt die Caritas jährlich rund 13 Millionen Menschen (Stand: 15.10.2025).
"Mit unseren Einrichtungen und Diensten schaffen wir als Caritas Orte, an denen Menschen sich begegnen – Alt und Jung, Arm und Reich. Zu uns kommen Menschen, die Hilfe suchen und Unterstützung brauchen – für den pflegebedürftigen Großvater und für den spielsüchtigen Jugendlichen. Unsere Hospizdienste begleiten Sterbende und unsere Jugendmigrationsdienste unterstützen junge Geflüchtete bei ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt."
"Wir sehen, wie schnell ein Schicksalsschlag in jedem Alter und in jeder Lebensphase zu einer Lebenskrise werden kann und wie dringend es unseres Sozialstaats für alle bedarf. Den Sozialversicherungen kommt eine herausragende Bedeutung zu. Sie sind institutionelle Wunderwerke, die im Kern auf die Solidarität der Generationen setzen."
Erzbischof Stephan Burger würdigte die Arbeit der Caritas als gelebte Nächstenliebe: "Viele Millionen Menschen kommen jährlich in Kontakt mit der Caritas. Das Rot, in dem ihr Flammenkreuz gehalten ist, steht nicht für Stopp! oder für Gefahr, sondern für Orte, an denen die Türen offenstehen, hinter denen Menschen mit offenen Armen und offenen Herzen bereitstehen, sich der Sorgen und Nöte der Menschen anzunehmen."
"Das rote Flammenkreuz der Caritas ist ein Versprechen auf Annahme, Hinwendung und Fürsorge. Ein Versprechen, das gehalten wird; jeden Tag aufs Neue."
Ministerpräsident Alexander Schweitzer betonte den Zusammenhang zwischen sozialer Sicherheit und Demokratie: "Mit ihrer ehrenamtlichen sowie hauptamtlichen Arbeit erbringt die Caritas einen unverzichtbaren Beitrag für unseren Sozialstaat. Unterstützungsleistungen wie soziale Hilfen, Beratungsangebote oder die Etablierung von Kitas und Pflegeeinrichtungen zeigen: Der Sozialstaat muss für die Menschen da sein."
"Soziale Sicherheit und Demokratie hängen unabdingbar miteinander zusammen. Die Stärkung des Sozialstaats ist daher auch eine Investition in unsere Demokratie."
Sozialstaat im Wandel: Demografie und Finanzen
Die aktuelle Debatte um die Sozialstaatsreform lässt sich nur vor dem Hintergrund zweier zentraler Entwicklungen verstehen: der demografischen Veränderungen und ihrer finanziellen Konsequenzen. Deutschland steht vor der Herausforderung, seine sozialen Sicherungssysteme an eine älter werdende Gesellschaft anzupassen, ohne die Solidarität zwischen den Generationen zu gefährden.
Demografische Entwicklung
Die Bevölkerungsstruktur Deutschlands verändert sich grundlegend. Der Anteil der Bürger über 65 Jahre liegt laut Destatis-Prognose 2025 bei ca. 22,1 % (Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsvorausberechnung/_inhalt.html, Stand: 2025). Diese Verschiebung hat unmittelbare Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme, insbesondere auf Renten- und Pflegeversicherung.
Finanzielle Dimension
Die demografische Entwicklung spiegelt sich direkt im Bundeshaushalt wider. Im Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurden 2024 rund 170 Milliarden Euro für die gesetzliche Rentenversicherung und 38 Milliarden Euro für die Grundsicherung im Alter sowie bei Erwerbsminderung veranschlagt (Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw38-de-arbeit-1104000, Stand: 2024). Diese Summen verdeutlichen die finanzielle Tragweite der sozialen Sicherungssysteme.
Eine Studie des ifo Instituts vom 23. September 2025 zeigt zudem das Potenzial von Reformen: Demnach könnte eine umfassende Sozialstaatsreform fast 150.000 Vollzeitstellen erhöhen und jährlich 4,5 Milliarden Euro Haushaltsmittel einsparen (Quelle: https://www.ifo.de/pressemitteilung/2025-09-23/sozialstaatsreform-erhoeht-arbeitsanreize-und-entlastet-staatsfinanzen, Stand: 23.09.2025).
Zentrale Zahlen im Überblick:
- Anteil der über 65-Jährigen: 22,1 % (Stand: 2025)
- Veranschlagte Mittel für Rentenversicherung: 170 Milliarden Euro (2024)
- Veranschlagte Mittel für Grundsicherung: 38 Milliarden Euro (2024)
- Potenzielle Reformwirkung: 150.000 neue Vollzeitstellen
- Potenzielle Einsparungen: 4,5 Milliarden Euro jährlich
Diese Zahlen machen deutlich: Die Sozialstaatsreform ist nicht nur eine sozialpolitische, sondern auch eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit. Sie bietet die Chance, die Sozialsysteme zukunftsfest zu machen und gleichzeitig die öffentlichen Haushalte zu entlasten.
Solidarität versus Finanzierbarkeit: Die gesellschaftliche Zerreißprobe
Die Debatte um die Zukunft des Sozialstaats offenbart tiefe gesellschaftliche Spannungsfelder. Auf der einen Seite steht das Solidaritätsideal, wie es die Caritas vertritt – mit ihrem Appell für ein generationenübergreifendes Miteinander. Auf der anderen Seite melden sich zunehmend Stimmen zu Wort, die vor finanziellen Belastungsgrenzen und drohenden Generationenkonflikten warnen.
Der Rentenforscher Bernd Raffelhüschen sieht die Nachhaltigkeit der Generationenverträge kritisch. Er warnt vor fehlender Nachhaltigkeit und drohenden Generationenkonflikten, wobei er die jungen Generationen als größte Verlierer des Sozialsystems identifiziert (Quelle: Focus, Stand: März 2025). Diese Perspektive kontrastiert deutlich mit dem Caritas-Anliegen, die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterstrich in seiner Rede die politische Dimension dieser Auseinandersetzung. Er appellierte daran, den Sozialstaat durch Reformen zukunftsfähig zu machen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen (Quelle: Bundespräsidialamt, Stand: 16.09.2025). Seine Worte zeigen, dass es hier um mehr geht als nur um Finanzierungsfragen – es geht um den sozialen Zusammenhalt und die Zukunft unserer Demokratie.
Die eigentliche Herausforderung liegt in der Balance zwischen dem Schutz bedürftiger älterer Menschen und den finanziellen Belastungen für junge Erwerbstätige. Während die Caritas auf die Kraft der Begegnungsorte setzt, verweisen Ökonomen auf strukturelle Probleme in den Sozialversicherungssystemen. Diese unterschiedlichen Perspektiven werfen grundlegende Fragen für die öffentliche Debatte auf: Wie lässt sich generationenübergreifende Solidarität angesichts demografischer Veränderungen nachhaltig gestalten? Welche Reformen sind notwendig, um sowohl soziale Sicherheit als auch Generationengerechtigkeit zu gewährleisten? Und wie kann verhindert werden, dass finanzielle Spannungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden?
Sozialstaatsreform: Die nächsten Schritte im Überblick
Die Debatte um die Zukunft des Sozialstaats ist längst im politischen Prozess angekommen. Seit Ende 2024 arbeitet eine Arbeitsgruppe der Arbeits- und Sozialministerkonferenz an konkreten Empfehlungen für die Reform der sozialen Sicherungssysteme. Ihr Abschlussbericht wird für Ende 2025 erwartet und markiert einen wichtigen Meilenstein in der politischen Diskussion. Dieser Bericht wird voraussichtlich zentrale Handlungsfelder wie Entbürokratisierung, Leistungszusammenlegung und Digitalisierung adressieren – Themen, die auch für die Caritas als größten Wohlfahrtsverband Deutschlands von besonderer Relevanz sind.
Die Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbands hat im Oktober 2025 deutlich gemacht, dass die verbandliche Caritas ihre praktischen Erfahrungen aus zahlreichen Einrichtungen und Diensten aktiv in den Reformprozess einbringen will. Die tägliche Arbeit mit Menschen in unterschiedlichsten Lebenslagen – von der Pflege älterer Menschen über die Jugendhilfe bis zur Migrationsberatung – bietet wertvolle Einblicke, wie soziale Sicherungssysteme in der Praxis wirken. Diese Perspektive ist besonders wertvoll, wenn es darum geht, Reformvorschläge wie jene aus der ifo-Studie auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
Die anstehenden politischen Debatten werden zeigen, wie die verschiedenen Interessen und Expertise zusammengeführt werden können. Der Caritas kommt dabei eine besondere Vermittlerrolle zu: Sie kann Brücken schlagen zwischen politischen Entscheidungsträgern, Fachöffentlichkeit und den Menschen, die direkt von sozialen Leistungen abhängen. Ihre Forderung nach einem Miteinander der Generationen als Grundprinzip jeder Sozialstaatsreform gewinnt zusätzlich an Bedeutung.
Die Sozialstaatsreform betrifft uns alle – ob als Beitragszahler, Leistungsempfänger oder einfach als Mitglied einer solidarischen Gesellschaft. Wer die weitere Entwicklung verfolgen möchte, kann sich über die Veröffentlichungen des Deutschen Caritasverbands und die Berichterstattung zur Arbeits- und Sozialministerkonferenz auf dem Laufenden halten.
Die nachfolgenden Informationen und Zitate entstammen einer Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbands e.V.
Weiterführende Quellen:
- „Der Anteil der Bürger über 65 Jahre liegt laut Destatis-Prognose 2025 bei ca. 22,1 %. Die Zahl der Menschen ab 85 Jahren steigt von 2,6 Mio. (2024) auf über 3,2 Mio. im Jahr 2035.“ – Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsvorausberechnung/_inhalt.html
- „Im Haushalt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurden 2024 rund 170 Milliarden Euro für die gesetzliche Rentenversicherung und 38 Milliarden Euro für die Grundsicherung im Alter sowie bei Erwerbsminderung veranschlagt.“ – Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw38-de-arbeit-1104000
- „Eine Studie des ifo Instituts (Stand: 23.09.2025) zeigt, dass eine umfassende Sozialstaatsreform mit Leistungsbündelung und Anhebung von Arbeitsanreizen deutschlandweit fast 150.000 Vollzeitstellen erhöhen und jährlich 4,5 Mrd. Euro Haushaltsmittel einsparen könnte.“ – Quelle: https://www.ifo.de/pressemitteilung/2025-09-23/sozialstaatsreform-erhoeht-arbeitsanreize-und-entlastet-staatsfinanzen
- „Laut Rentenforscher Bernd Raffelhüschen (März 2025) sind die Generationenverträge des Sozialsystems in Deutschland nicht nachhaltig finanzierbar; eine Reform ist politisch schwer durchsetzbar, wodurch Generationenkonflikte drohen.“ – Quelle: https://www.focus.de/finanzen/news/bernd-raffelhueschen-rente-die-jungen-generationen-sind-die-groessten-verlierer-des-sozialsystems_id_259835092.html
- „Eine Arbeitsgruppe der Arbeits- und Sozialministerkonferenz erarbeitet seit Ende 2024 Empfehlungen zu einer Reform des Sozialstaats mit Fokus auf Entbürokratisierung, Leistungszusammenlegung und Digitalisierung; ein Abschlussbericht wird für Ende 2025 erwartet.“ – Quelle: https://www.stmas.bayern.de/aktuelle-meldungen/pm2508-224.php
- „Bundespräsident Steinmeier betonte am 16.09.2025 die Notwendigkeit, den Sozialstaat durch Reformen zukunftsfähig zu machen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.“ – Quelle: https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2025/09/250916-deutscher-fuersorgetag-erfurt.html


11 Antworten
Die Reformvorschläge klingen vielversprechend, aber ich mache mir Gedanken über die Umsetzung. Wer kann uns dabei helfen? Vielleicht sollten wir mehr darüber diskutieren und eigene Ideen einbringen.
Ich bin skeptisch! Viele Reformen werden versprochen und dann passiert nichts. Was tun wir, wenn die Politik wieder nicht liefert?
Ich denke auch darüber nach… Wir müssen alle zusammenarbeiten und vielleicht selbst aktiv werden in unseren Gemeinden!
Der Bezug zur Demokratie ist echt wichtig! Soziale Sicherheit muss gewährleistet sein für jeden Bürger. Wie können wir sicherstellen, dass niemand zurückgelassen wird? Gibt es da Konzepte?
Ich finde die Initiative der Caritas super! Die Idee von generationenübergreifender Solidarität ist gut. Aber wird das wirklich klappen? Was passiert mit den jungen Leuten?
Das ist eine berechtigte Frage, Achim! Ich habe auch Bedenken bezüglich der Finanzierung und wie man das alles stemmen kann.
Ich glaube auch, dass es wichtig ist, auf junge Menschen zu achten. Vielleicht gibt es schon Modelle aus anderen Ländern?
Die Statistiken sind erschreckend! 22% der Bevölkerung über 65 Jahre – was wird das für unsere Renten bedeuten? Ich denke, wir brauchen dringend Lösungen und Ideen! Wer hat Vorschläge?
Ich finde es wichtig, dass die Caritas sich für die Zukunft des Sozialstaats einsetzt. Es ist an der Zeit, dass wir alle zusammenarbeiten, um eine bessere Gesellschaft zu schaffen. Wie können wir als Bürger helfen?
Ja, ich stimme zu! Solidarität ist wichtig. Aber wie sieht es mit den finanziellen Aspekten aus? Können wir wirklich alle unterstützen? Ich mache mir da Sorgen.
Das sehe ich auch so! Es muss ein Miteinander geben. Aber ich frage mich, ob die Reformen tatsächlich das bringen werden, was sie versprechen.