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Soziale Vermieter lehnen sechsjährigen Mietenstopp ab

Soziale Vermieter weisen Forderungen der Gewerkschaften nach einem mehrjährigen ...
Hamburg, 04.08.2024 – Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (VNW) hat die jüngsten Forderungen der Gewerkschaften nach einem Mietenstopp vehement zurückgewiesen. In einer deutlichen Ansprache verwies Andreas Breitner, Direktor des VNW, auf die ökonomischen Realitäten und betonte, dass ein solcher Stopp betriebswirtschaftlicher Unsinn und eine Bedrohung für bezahlbares Wohnen sei. Während die Gewerkschaften einen sechsjährigen Mietenstopp fordern, führt Breitner an, dass dies den sozialen Vermietern ihre Existenzgrundlage entziehen würde. Die fortlaufende Diskussion um Mietenpolitik in Hamburg ist damit um eine spannende Facette reicher.

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Mietenstopp-Forderungen: Populismus oder Notwendigkeit?

Bremen (VBR). Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (VNW) hat die jüngsten Forderungen der Gewerkschaften nach einem Mietenstopp vehement zurückgewiesen. VNW-Direktor Andreas Breitner erklärte in Hamburg, dass ein solcher Schritt angesichts der steigenden Kosten in nahezu allen Lebensbereichen langfristig nicht praktikabel sei. “Die ökonomischen Grundsätze, die in Mietdiskussionen oft ignoriert werden, lassen keinen Spielraum für einen langanhaltenden Mietenstopp,” sagte Breitner.

Kritik an Gewerkschaften

Breitner setzte sich besonders mit dem Vorschlag von Hamburgs DGB-Vorsitzender Tanja Chawla auseinander, die einen sechsjährigen Mietenstopp gefordert hatte. Er bezeichnete diese Forderung als populistisch und argumentierte, dass die Gewerkschaften die finanziellen Realitäten der Wohnungswirtschaft außer Acht lassen. “Was würden die Gewerkschafter sagen, wenn man einen mehrjährigen Lohnerhöhungsstopp fordern würde? Sie würden zu Recht darauf hinweisen, dass die Inflation und steigende Preise solche Maßnahmen untragbar machen,” fuhr Breitner fort.

Wohngeld als soziale Leistung

Zwar erkennt Breitner die Bedeutung des Wohngeldes als wesentliche soziale Leistung an, doch warnt er davor, es zur Subventionierung überhöhter Mieten zu missbrauchen. “Das erhöhte Wohngeld hilft primär Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen, die gestiegenen Wohnkosten zu schultern,” erläuterte er. Diese Kosten umfassen neben höheren Heiz- und Energiekosten auch gestiegene städtische Gebühren.

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Soziale Vermieter in der Pflicht

Die Mitgliedsunternehmen des VNW bieten in Hamburg rund 300.000 Wohnungen an, deren durchschnittliche Netto-Kaltmiete mit 7,41 Euro pro Quadratmeter unter dem Wert des Hamburger Mietenspiegels liegt. Damit leisten sie einen bedeutenden Beitrag zum sozialen Frieden in den Quartieren. Breitner warnte, dass ein Verzicht auf moderate Mietanpassungen die Existenz dieser gemeinwohlorientierten Vermieter gefährden könnte: “Ein Mietenstopp ist betriebswirtschaftlicher Unsinn und bedroht das bezahlbare Wohnen.”

Aufruf zu differenzierter Diskussion

Breitner plädierte für eine sachliche und differenzierte Diskussion über Wohnungspolitik. “Anstatt pauschal alle Vermieter und Wohnkosten gleichzusetzen, wünsche ich mir bei diesem wichtigen Thema mehr Differenzierung und Sachlichkeit,” betonte er. Der VNW vertrete in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 443 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften. Mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 6,59 Euro pro Quadratmeter liegen sie deutlich unter den marktüblichen Preisen und stärken somit ihre Rolle als verlässliche Partner für erschwingliches Wohnen in der Region. Breitner lud Chawla abschließend ein, sich direkt mit den Vorständen und Geschäftsführern der VNW-Unternehmen auszutauschen, um gemeinsame und realitätsnahe Lösungen für bezahlbaren Wohnraum zu finden.

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Mietensituation im Vergleich: Ein Blick über die Region hinaus

Ein Blick auf vergleichbare Ereignisse in anderen Regionen zeigt, dass der Konflikt um Mietenspiegel und bezahlbaren Wohnraum kein isoliertes Phänomen ist. In Berlin etwa wird der Mietendeckel heiß diskutiert, obwohl er im Februar 2020 zunächst eingeführt und neun Monate später vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde. Diese unterschiedlichen Ansätze spiegeln die Spannungen wider, die zwischen sozialen Bedürfnissen und ökonomischen Realitäten bestehen.

Experten warnen zudem, dass ein harter Mietenstopp die Investitionsbereitschaft von Wohnungsbauunternehmen erheblich mindern könnte. Dies würde nicht nur die dringend benötigte Modernisierung der Bestandsimmobilien gefährden, sondern auch den Neubau von Wohnraum bremsen. Dies könnte in Großstädten mit bereits angespanntem Wohnungsmarkt zu einer weiteren Verschärfung der Situation führen. Ein ausgewogenes Modell, das sowohl soziale als auch wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt, scheint daher unerlässlich für die Zukunft der Wohnraumversorgung.

Insgesamt zeigt die Diskussion um einen Mietenstopp, dass die Herausforderungen des Wohnungsmarktes einer sorgfältigen und differenzierten Analyse bedürfen. Anstatt populistische Forderungen in den Raum zu werfen, ist es essenziell, wirtschaftliche und soziale Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen, um tragfähige Lösungen für bezahlbaren Wohnraum zu entwickeln.

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9 Antworten

  1. Ich hab’s auch nicht verstanden. Warum kann man nicht einfach mal die Mieten einfrieren? Nicht jeder hat so viel Kohle.

    1. Ja, ich finde auch, dass das erstmal gut klingt. Aber wenn alles teurer wird, wie sollen die Vermieter dann noch alles zahlen?

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