Berlin – Am Welttag der Patientensicherheit, dem 17. September, fordert der Sozialverband Deutschland (SoVD) eine signifikante Verbesserung der Diagnosesicherheit in Deutschland. “Ohne sichere Diagnose keine gute Behandlung – wir fordern die Politik auf, die Diagnosesicherheit endlich zu verbessern,” betont Michaela Engelmeier, die Vorstandsvorsitzende des SoVD. Engelmeier wird dazu eine Keynote bei der Veranstaltung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit halten. Der SoVD sieht dringenden Handlungsbedarf, da falsche Diagnosen zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schädigungen führen können. Engelmeier nutzt den Aktionstag auch, um auf Defizite in der Durchsetzung der Patientenrechte aufmerksam zu machen und fordert dessen Weiterentwicklung nach über zehn Jahren des Patientenrechtegesetzes. Ein Rechtsgutachten mit konkreten Empfehlungen dazu liegt bereits vor.
Bedeutung der Diagnosesicherheit
Der Welttag der Patientensicherheit, ausgerufen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), soll auf die Bedeutung der Patientensicherheit im Gesundheitswesen hinweisen. Der SoVD nutzt diesen Anlass, um das zentrale Thema der Diagnosesicherheit in den Fokus zu rücken. Michaela Engelmeier betont dazu: „Ohne sichere Diagnose keine gute Behandlung – die Gesundheit der Patientinnen und Patienten steht auf dem Spiel. Wir fordern die Politik auf, die Diagnosesicherheit endlich zu verbessern.“ Falsche Diagnosen können schwerwiegende Konsequenzen haben, sowohl auf die Gesundheit der Betroffenen als auch auf die Effizienz und Kosten im Gesundheitswesen. Eine ungenaue Diagnose führt häufig zu unangemessenen Behandlungsmaßnahmen, die nicht nur wirkungslos sein können, sondern auch zusätzliche gesundheitliche Schäden verursachen. Die richtige Diagnose ist somit der erste und entscheidende Schritt zu einer erfolgreichen Therapie.
Dringender Handlungsbedarf
Schätzungen zufolge erleiden jedes Jahr Millionen von Patienten weltweit Schäden aufgrund falscher Diagnosen, was die Notwendigkeit systematischer Verbesserungen in der diagnostischen Praxis unterstreicht. Zusätzlich nutzt Engelmeier den Welttag der Patientensicherheit, um auf Mängel bei der Umsetzung individueller Patientenrechte aufmerksam zu machen. Trotz des seit über zehn Jahren bestehenden Patientenrechtegesetzes sieht der SoVD erheblichen Nachholbedarf bei der Weiterentwicklung und Stärkung dieser Rechte. Ein entsprechendes Rechtsgutachten von Prof. Dr. Thomas Gutmann wurde bereits veröffentlicht. Engelmeier fordert: „Nach mehr als zehn Jahren Erfahrung mit dem Patientenrechtegesetz ist es an der Zeit, die Rechte der Patientinnen und Patienten weiterzuentwickeln und zu stärken. Wir haben dazu bereits ein Rechtsgutachten mit konkreten Handlungsempfehlungen für den Gesetzgeber veröffentlicht. Diese müssen nun endlich umgesetzt werden.“
Rechtsgutachten und Handlungsempfehlungen
Das Gutachten kritisiert suboptimale Regelungen bei der Einwilligung und Aufklärung der Patienten sowie Defizite bei der rechtlichen Absicherung und Durchsetzung von Entschädigungsansprüchen im Falle von Behandlungsfehlern. Der SoVD drängt darauf, dass die Politik diese Empfehlungen zügig in konkrete Gesetzesänderungen umsetzt, um die Patientensicherheit und die Rechte der Betroffenen nachhaltig zu stärken. Interessierte können die vollständigen Empfehlungen des Gutachtens sowie das Forderungspapier zur Stärkung und Weiterentwicklung der Patientenrechte in Deutschland auf der Website des SoVD einsehen.
Rolle des SoVD
Der SoVD ist eine der großen sozialpolitischen Interessenvertretungen in Deutschland und setzt sich insbesondere für Rentnerinnen und Rentner, Patientinnen und Patienten sowie gesetzlich Versicherte ein. Der Verband bietet seinen über 600.000 Mitgliedern umfassende sozialrechtliche Beratung und Unterstützung über ein deutschlandweites Netz von Beratungsstellen. Mit seinen 12 Landesverbänden und rund 1.700 Orts- und Kreisverbänden ist der SoVD in ganz Deutschland vertreten und wirkt durch seine gemeinnützige Arbeit parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Diese aktuelle Forderung des SoVD reiht sich in eine lange Tradition des Engagements für die Rechte und die Sicherheit von Patientinnen und Patienten ein. Sie reflektiert die kontinuierliche Bemühung, die Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland zu optimieren und gleichzeitig die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Patienten zu verbessern.
Diagnosesicherheit: Ein Blick auf globale Standards und nationale Herausforderungen
Globale Standards und Best Practices
Die WHO hat wiederholt betont, dass Patientensicherheit und insbesondere die Genauigkeit von Diagnosen ein zentrales Anliegen sind. Länder wie Schweden und die Niederlande gelten als Vorreiter in diesem Bereich. Ihre Gesundheitssysteme zeichnen sich durch strikte Qualitätskontrollen, umfassende Fortbildungsprogramme für medizinisches Personal und den Einsatz moderner Diagnosetools aus. Fortschrittliche Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning haben hier bereits Einzug gehalten und unterstützen Ärzt*innen bei der präzisen Diagnosefindung. Die Implementierung solcher Technologien hat nicht nur die Effizienz, sondern auch die Genauigkeit signifikant erhöht.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
In Deutschland ist die Rechtslage durch das Patientenrechtegesetz von 2013 bereits gut vorstrukturiert. Dennoch zeigt die praktische Umsetzung noch erhebliche Lücken, wie der SoVD in seinem aktuellen Rechtsgutachten darstellt. Ein zentrales Problem bleibt die mangelnde Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Diagnoseprozessen. Häufig haben Patient*innen nur begrenzte Möglichkeiten, ihre Rechte in der Praxis durchzusetzen und Informationen über ihre diagnostischen Verfahren zu erhalten.
Zukunftsperspektiven und technologischer Fortschritt
Mit Blick auf die Zukunft könnte die Integration digitaler Gesundheitsakte-Systeme, wie sie in Estland bereits im Einsatz sind, auch in Deutschland einen erheblichen Fortschritt bedeuten. Solche Systeme ermöglichen es, Patientendaten effizienter zu nutzen und erleichtern den Austausch wichtiger medizinischer Informationen zwischen verschiedenen Gesundheitseinrichtungen. Nicht zuletzt könnten sie zur Vermeidung diagnostischer Fehler beitragen, indem sie eine umfassendere Datenbasis für die Entscheidungsfindung bieten.
Herausforderungen und Ziele
Ein wichtiger Schritt für die Verbesserung der Diagnosesicherheit wäre auch die systematische Weiterbildung von Ärzt*innen. Ein verpflichtendes Fortbildungsprogramm in Diagnosesicherheit, basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und technologischen Möglichkeiten, könnte hier Abhilfe schaffen. Zudem ist eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen medizinischen Fachbereichen notwendig. Der SoVD sieht die Politik in der Pflicht, sowohl rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen als auch die Finanzierung für technologische und organisatorische Verbesserungen sicherzustellen. Der Dialog zwischen Politik, medizinischen Fachgesellschaften und Patientenvertretungen muss intensiviert werden, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln und zu implementieren.
Insgesamt bleibt die Forderung des SoVD klar und eindringlich: Ohne eine signifikante Verbesserung der Diagnosesicherheit sind weder die gesundheitliche Versorgung noch die Patientensicherheit in Deutschland auf einem zufriedenstellenden Niveau zu halten. Der Welttag der Patientensicherheit bietet eine wichtige Gelegenheit, diesen dringlichen Bedarf erneut in den Fokus der öffentlichen und politischen Debatten zu rücken und konkrete Schritte einzuleiten.