– 31 NGOs betonen ungleichen, überwiegend unbezahlten Betreuungsaufwand von Frauen bei fehlender Gleichstellung.
– Organisationen fordern arbeitszeitgerechte Modelle zur gerechteren Verteilung unbezahlter Sorgearbeit.
– Politik muss Partnermonate, Familienstartzeit, Lohnersatzleistung und Ehegattensplitting-Reform umsetzen.
Sorgearbeit gerecht verteilen: Forderungen zum 75. Jahrestag des Grundgesetzes
Anlässlich des 75. Jahrestages des Grundgesetzes machen 31 Organisationen des Bündnisses „Sorgearbeit fair teilen“ deutlich, dass Frauen weiterhin mehr und überwiegend unbezahlt arbeiten, während die Gleichstellung von Männern und Frauen faktisch immer noch nicht erreicht ist. Das Bündnis fordert die Arbeitgeber auf, mit neuen Arbeitszeitmodellen die Last der Sorgearbeit gerechter zu verteilen. Die aktuelle Zeitverwendungserhebung 2022 zeigt, dass die Gesamtarbeitsbelastung sowie die Zeit, die Frauen für unbezahlte Sorgearbeit aufwenden, im Vergleich zur Vorerhebung 2012/2013 sogar zugenommen haben.
Besonders im Fokus stehen Eltern mit jungen Kindern, die gezielt entlastet werden müssen – sei es durch Partnerschaft oder durch hochwertige Betreuungsangebote wie Kitas, Ganztagsschulen und professionelle Haushaltsdienste. Das Bündnis betont unmissverständlich: Frauen tragen weiterhin den Großteil der Verantwortungen im Haushalt, in der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen. Diese einseitige Belastung führt zu schlechterer Bezahlung, geringeren beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und einer unzureichenden finanziellen Absicherung bis hin zur Rente.
Um diese Ungleichheiten abzubauen, fordert das Bündnis, die Erwerbsarbeitszeiten an die Bedürfnisse beider Elternteile anzupassen. Dabei gelte es, die Wünsche vieler Mütter nach längerer Erwerbsarbeit und die Bestrebungen vieler Väter nach reduzierter Arbeitszeit ernst zu nehmen. Ohne eine solche Entlastung drohen Erschöpfung und Überlastung vor allem für Mütter.
Darüber hinaus schlägt das Bündnis konkrete politische Maßnahmen vor, die für widerspruchsfreie Rahmenbedingungen sorgen sollen – etwa durch Familienstartzeit, Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld, Einführung einer Lohnersatzleistung für Pflegezeiten und die Reform des Ehegattensplittings. Ziel dieser Initiativen ist es, die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen zu fördern und eine geschlechtergerechte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit über die Lebensspanne hinweg zu gewährleisten.
Der vollständige Bericht zur Zeitverwendungserhebung 2022 sowie weitere Informationen sind auf der Webseite des Bündnisses verfügbar.
Warum die gerechte Aufteilung von Sorgearbeit jetzt entscheidend ist
Die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit bleibt eine der zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Trotz sozialer Fortschritte übernehmen Frauen noch immer den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit – etwa Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder Hausarbeit. Diese geschlechtsspezifische Ungleichheit, oft als Gender Care Gap bezeichnet, ist tief in historischen und soziologischen Strukturen verwurzelt. Traditionelle Rollenbilder verankern nach wie vor die Vorstellung, dass Frauen primär für familiäre Sorgeaufgaben zuständig sind, während Männer als Hauptverdiener fungieren. Diese Arbeitsteilung führt zu einer täglichen Doppelbelastung für Frauen, die Beruf und Sorgearbeit gleichzeitig stemmen müssen.
Die zunehmende Arbeitsbelastung birgt erhebliche Risiken: Für das Individuum bedeutet sie oft psychische und physische Erschöpfung, eingeschränkte Karrierechancen und finanzielle Abhängigkeit. Gesellschaftlich spiegeln sich diese Folgen in einer Verluste an Produktivität, eingeschränkter Chancengleichheit und langfristig in einem ökonomischen Problem, das sich auf das gesamte Sozialgefüge auswirkt. Eine gerechtere Verteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit würde nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen, sondern auch zu mehr sozialer und wirtschaftlicher Stabilität führen.
Warum ist die Verteilung noch ungerecht? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Zum einen fehlen flächendeckende und qualitativ hochwertige Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen, die eine echte Entlastung ermöglichen. Zum anderen bestehen steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen wie das Ehegattensplitting, das traditionell eher einkommensstärkere Konstellationen bevorzugt und oft die Entscheidung gegen eine gerechte Teilung der Sorgearbeit verstärkt.
Welche Reformen und Trends zeichnen sich ab, um diese Lage zu verändern? Eine Stärkung und Ausweitung von Betreuungseinrichtungen kann Familien spürbar entlasten. Gleichzeitig sorgt die Reform des Ehegattensplittings für steuerliche Anreize, die eine partnerschaftliche Arbeitsteilung fördern. Darüber hinaus sind flexible Arbeitszeitmodelle ein Schlüssel, um Erwerbs- und Sorgearbeit besser miteinander zu verbinden und individuelle Lebensentwürfe zu ermöglichen. Gesellschaftliche Initiativen und gesetzliche Maßnahmen setzen zunehmend auf diese Säulen, um eine gerechtere Verteilung der Sorgearbeit zu erreichen und damit nachhaltige Veränderungen herbeizuführen.
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Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ fordert: ökonomische Eigenständigkeit von Frauen …
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