Die Mitgliederzahlen vieler Vereine stagnieren oder gehen zurück. Vor allem junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren lassen sich nur noch schwer für ein langfristiges Engagement begeistern.
Laut dem ZiviZ-Survey 2023, der wichtigsten Studie zur Zivilgesellschaft in Deutschland, gibt es zwar nach wie vor über 615.000 eingetragene Vereine, doch rund jeder dritte Verein sieht Nachwuchsprobleme als größte Herausforderung.
Gleichzeitig zeigen Start-ups immer wieder eindrucksvoll, wie sich echte Communities aufbauen lassen und wie es gelingt, jüngere Zielgruppen erfolgreich zu erreichen. Genau davon können Vereine lernen.
Inspiration aus der Start-up-Welt: Personalisierung
Start-ups müssen in der Regel mit begrenzten Ressourcen arbeiten. Dennoch schaffen sie innerhalb kürzester Zeit eine hohe Sichtbarkeit. Dafür nutzen sie Strategien, die nicht nur kommerziellen Zwecken gerecht werden, sondern auch Vereinen Orientierung bieten.
Besonders deutlich wird das im Bereich Personalisierung. Bekommen potentielle Mitglieder bei einem Aktionstag oder ähnlichem beispielsweise die Chance, eine Trinkflasche zu personalisieren, entsteht direkt Identifikation und Zugehörigkeit mit dem Verein.
Segmentierte Ansprache statt Einheitston
In der Start-up-Welt gehört darüber hinaus die Zielgruppenanalyse zu den wichtigsten Werkzeugen.
Gründer:innen arbeiten mit Segmentierungen, um ihre Botschaften passgenau auszuspielen. Vereine profitieren von dieser Methode ebenfalls, da sie so ihre junge Zielgruppen differenzierter betrachten. Studierende haben schließlich andere Erwartungen als Auszubildende, junge Berufstätige wiederum andere als junge Eltern.
Werden diese Unterschiede berücksichtigt, entsteht eine relevantere Kommunikation. Ein allgemeiner Flyer reicht heute schlichtweg nicht mehr aus, um echtes Interesse zu wecken.
Content mit Mehrwert liefern
Viele Start-ups investieren in Inhalte, die nicht primär dem Verkauf dienen, sondern informieren oder inspirieren. Das Spektrum reicht dabei von Tutorials bis zu kurzen, lustigen Social-Media-Videos.
Für Vereine bedeutet das beispielsweise, dass sie nicht nur Veranstaltungen ankündigen, sondern authentische Einblicke geben, spannende Geschichten erzählen und die eigenen Werte anschaulich sichtbar machen.
Junge Menschen möchten sehen, was eine Mitgliedschaft in der Praxis bewirkt. Authentische Inhalte transportieren diesen Mehrwert wesentlich stärker als reine Ankündigungen.
Lernen im Prozess
Agilität gehört zu den prägenden Eigenschaften junger Unternehmen. Statt langwieriger Planung testen sie Ideen in kleinen Schritten und passen diese an, sobald die ersten Rückmeldungen vorliegen.
Auch Vereine können so vorgehen. Ein digitaler Infoabend oder ein interaktiver Workshop auf Social Media wird ausprobiert, es wird Feedback gesammelt und danach folgt die Entscheidung, ob das Format weitergeführt wird.
Perfektion von Beginn an ist dabei nicht entscheidend, denn der wirkliche Fortschritt entsteht durch Anpassung.
Daten als solide Grundlage nutzen
Start-ups werten darüber hinaus konsequent Daten aus, um ihre Angebote laufend zu verbessern. Vereine können im kleineren Maßstab ähnlich vorgehen.
Schon eine Analyse, welche Posts besonders viele Reaktionen auslösen oder welche Veranstaltungen viele junge Besucher:innen anziehen, liefert wertvolle Hinweise. So entsteht ein Bild davon, welche Themen die Zielgruppe tatsächlich erreichen und interessieren.
Diese Informationen dienen dann wiederum als Grundlage für weitere Entscheidungen im Alltag des Vereins.
Partnerschaften als effektiver Türöffner
Ein weiterer Lernpunkt aus der Start-up-Szene besteht in der Bereitschaft für Kooperationen. Junge Unternehmen suchen sich gezielt Partner, um ihre Reichweite und Glaubwürdigkeit zu steigern.
Auch für Vereine kann es sinnvoll sein, beispielsweise mit studentischen Gruppen, Jugendinitiativen oder lokalen Influencer:innen zusammenzuarbeiten. Gemeinsame Projekte bringen Sichtbarkeit und schaffen Nähe zu jungen Menschen, die bislang wenig Berührung mit dem Vereinsleben hatten.
Digitale Präsenz stärken
Die Nutzung sozialer Medien ist für die jungen Zielgruppen heute selbstverständlich. Plattformen wie TikTok, Instagram oder YouTube haben sich in den letzten Jahren zu zentralen Kanälen entwickelt.
Vereine, die diese Formate nutzen, erhöhen deshalb ihre Chancen, wahrgenommen zu werden. Auch hier geht es weniger um Perfektion als um Kontinuität. Kurze Clips, Stories oder Umfragen schaffen Interaktion und geben jungen Menschen das Gefühl, beteiligt zu sein.
Das alles bedeutet nicht, dass sich Vereine in Start-ups verwandeln sollen. Durch das Aufgreifen von Methoden aus der Gründerwelt entsteht allerdings die vielversprechende Chance, einen frischen Zugang zu jungen Menschen zu gewinnen.



11 Antworten
Ich sehe das Problem auch so: Die jungen Leute sind schwer zu erreichen! Vielleicht sollten wir mehr Kooperationen eingehen mit Schulen oder Hochschulen? Das könnte helfen.
Gute Idee Dimitri! Kooperationen könnten echt frischen Wind bringen und mehr Sichtbarkeit schaffen.
Ich finde auch, dass Partnerschaften wichtig sind! Gibt es da schon konkrete Ideen oder Beispiele?
‚Content mit Mehrwert‘ klingt gut! Vielleicht sollten wir auch Geschichten von Mitgliedern erzählen? Das könnte mehr Leute ansprechen und zeigen, wie wichtig unser Verein ist.
Die Nutzung von Daten zur Verbesserung der Angebote finde ich super wichtig. Es zeigt uns, was die Mitglieder wirklich interessiert. Aber wie können wir diese Daten am besten sammeln?
Das ist eine interessante Frage, Miriam! Wir könnten Umfragen nutzen oder einfach mal direkt fragen, was die Leute wollen! Jeder hat ja eigene Ideen.
@Miriam Ich stimme dir zu! Wenn wir genauer wissen, was interessiert, können wir gezielter planen und anbieten.
Es ist ja klar, dass die Ansprache der Zielgruppe entscheidend ist. Segmentierte Ansprache klingt spannend! Wie machen das andere Vereine? Ich denke, wir brauchen mehr individuelle Ansätze.
Ja Galina, individuelle Ansprache könnte wirklich der Schlüssel sein! Vielleicht könnten wir mal Workshops machen und das ausprobieren? Das wäre doch eine gute Idee!
Ich finde es echt bedenklich, dass viele Vereine mit Nachwuchsproblemen kämpfen. Die Idee, von Start-ups zu lernen, ist interessant. Aber wie kann man wirklich die junge Generation ansprechen? Vielleicht sollten wir mehr interaktive Veranstaltungen anbieten!
Das ist ein guter Punkt, Thea! Ich denke auch, dass interaktive Formate helfen könnten. Habt ihr Vorschläge für solche Events? Vielleicht etwas Kreatives oder Sportliches?