– Delegiertenversammlung des SkF in Bergisch Gladbach verabschiedet am 09.07.2025 Positionspapier gegen Sexkaufverbot.
– SkF fordert Schutz, Beratung und Stärkung der Rechte statt Kriminalisierung von Sexarbeitenden.
– Differenzierte Maßnahmen: Niedrigschwellige Beratung, Bekämpfung von Menschenhandel und Bleiberecht für Opfer.
SkF lehnt Sexkaufverbot ab und fordert differenzierte Hilfsangebote für Sexarbeitende
Mit einem klaren Nein zu strafbasierten Regelungen wie dem Sexkaufverbot hat die Delegiertenversammlung des Sozialdienstes katholischer Frauen Gesamtverein e.V. (SkF) in Bergisch Gladbach ihre Position unmissverständlich bekräftigt. Rund 120 Teilnehmende verabschiedeten ein aktualisiertes Positionspapier, das die Rechte, die Selbstbestimmung und die Würde von Menschen in der Sexarbeit in den Mittelpunkt stellt. Der SkF appelliert eindringlich dafür, diese Menschen nicht allein zu lassen und ihre Bedürfnisse in einer differenzierten Debatte ernst zu nehmen.
Das Positionspapier unterstreicht: „Menschen, die in der Sexarbeit / Prostitution tätig sind, dürfen nicht allein gelassen werden. Ihre Rechte müssen gestärkt und ihre Selbstbestimmung und Würde geachtet werden.“ Diese Haltung steht im klaren Widerspruch zur Idee einer Kriminalisierung. Stattdessen fordert der SkF eine Politik, die nicht zu Stigmatisierung, Verdrängung und weniger Schutz führt. Deutlich heißt es: „Wir lehnen eine Politik der Kriminalisierung ab, die in der Praxis zu Stigmatisierung, Verdrängung und weniger Schutz führt.“
Der SkF plädiert für eine differenzierte Betrachtung von Sexarbeit, Prostitution und Menschenhandel, die unterschiedliche Problemstellungen und Bedürfnisse berücksichtigt. Daraus ergibt sich die Forderung nach klar auf die Zielgruppen angepassten Maßnahmen. Dazu gehört insbesondere der Ausbau verlässlich finanzierter, niedrigschwelliger und aufsuchender Beratungsangebote. Diese sollen von qualifiziertem Personal geleistet werden, unterstützt von Sprach- und Kulturmittler:innen, um den Zugang für Betroffene zu erleichtern. Praktische Unterstützungsleistungen wie eine reguläre Sozialleistungsberechtigung werden ebenfalls als notwendig angesehen.
Die Delegierten betonten außerdem die Notwendigkeit, das Bleiberecht von Menschenhandelsopfern zu verbessern. Der SkF verweist dabei auf den Lagebericht des Bundeskriminalamts aus dem August 2024, der die Bedeutung von Beratungsstellen und die Strafverfolgung von Menschenhändlern hervorhebt. Die konsequente Bekämpfung von Menschenhandel ist für den SkF unverzichtbar, dabei dürfe aber nicht die Kriminalisierung derjenigen folgen, die in der Sexarbeit tätig sind.
Mit dem Positionspapier setzt der SkF ein deutliches Zeichen: Es geht nicht um pauschale Verbote, sondern um Schutz, Rechte und gezielte Unterstützung für Menschen in der Sexarbeit – das sind die zentralen Anliegen, die aus Sicht des Verbandes jetzt umgesetzt werden müssen.
Sexarbeit in Deutschland – Zwischen gesellschaftlicher Debatte und politischem Handlungsdruck
Sexarbeit ist in Deutschland ein Thema mit komplexer gesellschaftlicher, politischer und praktischer Bedeutung. Diese Komplexität entsteht, weil unterschiedliche Interessen und Sichtweisen aufeinandertreffen – von den Rechten und dem Schutz der Sexarbeitenden bis hin zu Fragen von Menschenhandel, Ausbeutung und gesellschaftlicher Moral. Die aktuelle Debatte wird stark von politischen Vorschlägen geprägt, die von einer Kriminalisierung bis hin zu verbesserten Schutzmaßnahmen und Beratungsangeboten reichen. Dabei stehen Fragen im Fokus, wie Sexarbeit reguliert werden kann, ohne die Menschen, die in diesem Berufsfeld tätig sind, zu stigmatisieren oder zu verdrängen.
Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hat sich in seinem Positionspapier klar gegen ein Sexkaufverbot ausgesprochen. Stattdessen fordert er den Ausbau verlässlich finanzierter Beratungsangebote, die Stärkung der Rechte der Sexarbeitenden sowie eine differenzierte Betrachtung von Sexarbeit und Menschenhandel. Diese Haltung spiegelt auch den Wunsch wider, gesellschaftliche und politische Maßnahmen so zu gestalten, dass sie konkrete Lebensrealitäten berücksichtigen und nicht pauschal kriminalisieren.
Warum eine differenzierte Debatte dringend gebraucht wird
Das Thema Sexarbeit ist so umstritten, weil hier unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen betroffen sind: Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind, Verbände und Beratungsstellen, die auf Unterstützung und Schutz setzen, sowie politische Akteure und gesellschaftliche Gruppen, die oft zwischen Moraldiskussionen und Menschenrechtsperspektiven schwanken.
Die aktuelle politische Diskussion zeichnet sich durch folgende Trends aus:
- Klarere Trennung von Sexarbeit und Menschenhandel: Während die Bekämpfung von Menschenhandel als unstrittig gilt, fordert der SkF, die Betroffenen der Sexarbeit nicht pauschal zu kriminalisieren oder zu stigmatisieren.
- Förderung niedrigschwelliger Beratungs- und Hilfsangebote: Um die Selbstbestimmung und Würde der Sexarbeitenden zu unterstützen, braucht es qualifizierte Beratung mit Sprach- und Kulturmittler:innen sowie soziale Absicherung.
- Ablehnung eines Sexkaufverbotes: Das Positionspapier des SkF positioniert sich deutlich gegen strafbasierte Regelungen, die in der Praxis häufig zu mehr Verdrängung und weniger Schutz führen.
- Notwendigkeit zur Veränderung des Bleiberechts für Opfer von Menschenhandel: Angesichts der Lageberichterstattung des Bundeskriminalamts plädiert der SkF dafür, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Betroffene besser schützen und unterstützen.
Die Herausforderungen sind vielfältig: Einerseits geht es um den Schutz vor Ausbeutung und Gewalt, andererseits um die Wahrung von Rechten und die Vermeidung von gesellschaftlicher Ausgrenzung. Auch die Beratungspraxis und Integrationspolitik müssen sich auf diese differenzierten Bedingungen einstellen, um wirksam und zielgerichtet Hilfe zu leisten.
Handlungsoptionen und ihre gesellschaftlichen Folgen
- Kriminalisierung durch Sexkaufverbot: Führt häufig zu einer Verlagerung in den Untergrund, erschwert Beratungsarbeit und erhöht das Risiko für Sexarbeitende.
- Regulierung und Kontrolle: Kann Schutz schaffen, indem Arbeitsbedingungen verbessert und Zugang zu sozialen Leistungen gewährt werden; erfordert aber ausreichende Ressourcen und fachkundige Betreuung.
- Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten: Stärkt die Selbstbestimmung und mindert Abhängigkeiten, schwerpunktmäßig durch niedrigschwellige und kultursensible Angebote.
- Gezielte Strafverfolgung gegen Menschenhandel: Erfordert einen starken rechtlichen Vollzug, ohne dabei die Betroffenen der Sexarbeit zu kriminalisieren oder zu stigmatisieren.
Der Umgang mit Sexarbeit in Deutschland steht deshalb am Scheideweg zwischen unterschiedlichen Wertvorstellungen, Interessen und politischen Prioritäten. Dabei wird deutlich, dass ein differenzierter und sachorientierter Zugang nötig ist, der sowohl den Schutz gefährdeter Menschen als auch die Rechte der Sexarbeitenden respektiert.
Ausblick auf politische und gesellschaftliche Entwicklungen
Die gesellschaftspolitische Debatte um Sexarbeit wird sich auch zukünftig intensiv weiterentwickeln. Dabei ist mit folgenden Entwicklungen zu rechnen:
- Verstärkte Forderungen nach differenzierten rechtlichen Regelungen, die dem komplexen Feld von freiwilliger Sexarbeit und illegalem Menschenhandel gerecht werden.
- Zunahme und Professionalisierung von Beratungsangeboten, die zielgerichtet auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingehen können.
- Wachsendes Bewusstsein in der Gesellschaft für die Einhaltung der Menschenrechte von Sexarbeitenden und gleichzeitige Aufmerksamkeit für die Bekämpfung von Ausbeutung.
- Politische Initiativen, die praxisorientierte Lösungen anstelle rein strafrechtlicher Maßnahmen suchen.
Insgesamt zeigt sich, dass das Thema Sexarbeit sowohl eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt als auch Chancen birgt, integrative und menschenrechtsorientierte Politik umzusetzen. Die Debatte bleibt dynamisch und verlangt einen sensiblen Umgang mit den unterschiedlichen Bedürfnissen und Konfliktlinien in Politik, Beratung und Gesellschaft.
Alle Informationen und Zitate dieses Beitrags basieren auf der Pressemitteilung des Sozialdienstes katholischer Frauen Gesamtverein e. V.

3 Antworten
Die Forderung nach Beratung und Unterstützung ist sehr sinnvoll. Ich frage mich, wie gut diese Angebote in der Realität umgesetzt werden. Gibt es schon Modelle, die wirklich funktionieren?
Ich finde es wichtig, dass der SkF die Rechte von Sexarbeitenden so betont. Wir müssen über diese Themen offen sprechen und auch die individuellen Geschichten hören. Was denkt ihr, wie können wir noch mehr Bewusstsein für ihre Situation schaffen?
Ja, das sehe ich auch so! Es ist so wichtig, dass wir die Stimmen der Betroffenen hören. Haben wir genug Angebote für Unterstützung oder müssen wir mehr schaffen? Das Thema ist sehr komplex.