Selbstzahler-Leistungen: Gefahr der GKV-Diskriminierung?

Reimann: Anstieg der Selbstzahler-Leistungen in Arztpraxen geht auf Kosten der ...
Am 3. Dezember 2024 äußerte sich Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, zu den neuesten Ergebnissen des "IGeL-Reports" des Medizinischen Dienstes Bund (MD Bund). Sie kritisierte die zunehmende Praxis von Fachärzten, gewinnorientierte Selbstzahler-Leistungen anzubieten, während gesetzlich Versicherte immer länger auf Termine warten müssen. Laut Reimann führt der Fokus auf privat abrechenbare Leistungen wie Schönheitsbehandlungen zu einer Benachteiligung von GKV-Patienten und fordert eine klarere Aufklärungspflicht über den tatsächlichen Nutzen solcher Angebote. Zudem sollten dringend Maßnahmen ergriffen werden, um die Diskriminierung gesetzlich Versicherter bei der Terminvergabe zu beenden und damit die Versorgungsgerechtigkeit im Gesundheitssystem zu gewährleisten.

Bremen (VBR). In der heutigen Gesundheitslandschaft sorgt der jüngst veröffentlichte „IGeL-Report“ des Medizinischen Dienstes Bund (MD Bund) für ein beunruhigendes Echo. Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, beleuchtet in ihrer Stellungnahme die Folgen eines immer weiter wachsenden Marktes von Selbstzahler-Leistungen im Gesundheitswesen.

Laut Reimann stehen gesetzlich Versicherte vor einem Dilemma: Längere Wartezeiten für Facharztbesuche sind heute keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig steigen jedoch die Angebote für privat zu zahlende medizinische Leistungen – vor allem bei Augen- und Hautärzten. „So liegt beispielsweise der Anteil der Einnahmen aus der GKV-Abrechnung bei den Hautärzten laut Statistischem Bundesamt nur noch bei 48,6 Prozent der Gesamteinnahmen“, erklärt Reimann. Dies untergräbt die Bemühungen um eine gerechte und lenkt Ressourcen von der Betreuung der gesetzlich Versicherten ab. (Zitat-Quelle: ).

Im Bericht wird zudem der Verkauf fragwürdiger Zusatzleistungen kritisiert. Leistungen, deren Nutzen oft unklar bleibt und manchmal sogar potentielle Risiken birgt. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Anstieg dieser Privatleistungen und den verlängerten Wartezeiten für reguläre Patienten sei gegeben: Ärzte würden ihre Zeit mit gewinnbringenden, aber möglicherweise unnötigen Behandlungen verbringen, während Patientinnen und Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung auf Termine warten müssen.

Dr. Reimann fordert klare Maßnahmen: Arztpraxen sollten ihre gesetzliche Pflicht zur Aufklärung über Vor- und Nachteile solcher Selbstzahler-Leistungen besser wahrnehmen. Zudem müsse die Diskriminierung von GKV-Versicherten, etwa bei der Online-Terminvergabe, beendet werden. Der Zugang zu notwendigen Behandlungen dürfe nicht vom finanziellen Status abhängig gemacht werden.

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Ein Schritt zu mehr könnte auch die Weiterentwicklung des Patientenrechtegesetzes sein. Durch eine verstärkte Informationspflicht sollen Missbräuche verhindert und das Vertrauen in das Gesundheitssystem gestärkt werden. Diese Veränderungen wären notwendig, um eine fairere Verteilung der medizinischen Ressourcen sicherzustellen – sowohl im Interesse der Versicherten als auch der verantwortungsbewussten Ärztinnen und Ärzte, die den Ethos ihres Berufsstandes wahren.


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Herausforderungen und Perspektiven in der ambulanten medizinischen Versorgung: Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen

Die aktuellen Diskussionen rund um die individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) werfen ein Schlaglicht auf tiefgreifende Herausforderungen im deutschen Gesundheitssystem. Fachärzte, insbesondere in den Bereichen Dermatologie und Ophthalmologie, verlagern zunehmend ihren Fokus auf privat finanzierte Angebote. Dieser Trend ist nicht neu, aber seine Beschleunigung hat erhebliche Auswirkungen auf die Versorgung gesetzlich Versicherter. Der Medizinische Dienst Bund (MD Bund) und andere beleuchten seit Jahren, dass viele dieser selbst finanzierten Leistungen keinen nachweisbaren medizinischen Nutzen bieten. Die Diskussion rückt auch die Problematik der Wartezeiten für gesetzlich Versicherte in den Vordergrund.

Nicht nur die Relation zwischen GKV-Patienten und IGeL-Leistungen steht zur Debatte, sondern auch die zugrundeliegenden strukturellen Ursachen. Einer davon ist der ökonomische Druck auf Ärzte, der mit einem festen Budget aus der Gesetzlichen Krankenversicherung einhergeht. Diese wirtschaftlichen Rahmenbedingungen treiben manche Mediziner dazu, alternative Einkommensquellen zu erschließen. Dennoch bleibt fraglich, ob das bisherige Honorarsystem weiterhin Bestand haben kann oder Alternativen gefunden werden müssen, um eine gerechtere Behandlung aller Patientengruppen zu gewährleisten.

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Ein verwandtes Problem stellt die sogenannte Zwei-Klassen- dar, bei der privat Versicherte schneller Zugang zu medizinischen Leistungen erhalten. Diese Disparität untergräbt das Fundament eines solidarischen Gesundheitssystems. Eines der vorgeschlagenen Mittel, die Gerechtigkeitslücke zu schließen, sind verpflichtendere Aufklärungsgespräche, die sicherstellen sollen, dass Patienten fundierte Entscheidungen treffen können. Gleichzeitig könnte eine Reform des Patientenrechtegesetzes helfen, diese Missstände zu adressieren.

Die Herausforderungen durch den steigenden Anteil von Selbstzahlerleistungen bedürfen einer ganzheitlichen Lösung, die sowohl soziale als auch wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt. Während die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen voranschreitet und potenziell den Zugang zu medizinischen Leistungen erleichtert, muss darauf geachtet werden, dass sie keine neuen Barrieren aufbaut. Eine breitere Kommunikation über bestehende Angebote wie offene Sprechstunden könnte die Zugänglichkeit für alle Bürger verbessern.

Insgesamt wird die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung stark davon abhängen, inwieweit es gelingt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Effizienz, Qualität und Chancengleichheit herzustellen. Diskussionen über die rationelle Ressourcenverteilung, gerechtere Vergütungssysteme und verbesserte Informationspflichten sind essentiell, um eine tragfähige Lösung für alle Betroffenen zu finden.


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1 Antwort

  1. Deutschland ist das einzige Land auf der Erde, das seinen gesetzlich krankenversicherten den Luxus kostenfreier Arztbehandlungen in unbegrenztem Maße ermöglicht.
    Weil dieses unsinnige System zu Kostenexplosion führt, wurden die sog. „Leistungserbringer“ (Krankenkassensprech) unter Budgetierung und Rationierung gesetzt.
    Und das bei ohnehin nicht mehr kostendeckenden Honoraren, die lediglich 4-5 Behandlungsminuten pro Quartal finanzieren.
    Und dann wundert man sich über Ärztemangel, Terminknappheit und „Bevorzugung“ von Selbstzahlern, die dieser Budgetierung nicht unterliegen?!

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