– BUND fordert Hamburg als Schwammstadt: weniger Beton, mehr entsiegelte Flächen und Bäume.
– März 2025 war einer der trockensten seit 1881, Hitzewellen und Dürre nehmen zu.
– Grünflächen, begrünte Dächer und Regenwasserspeicher senken Stadttemperaturen um bis zu drei Grad.
Hamburg unter Hitze-Druck: Mehr Grün und Schwammstadt jetzt gefordert
Die aktuelle Hitzewelle mit Temperaturen über 30 Grad zeigt eindrucksvoll, wie dringend Hamburg seine städtische Infrastruktur an den Klimawandel anpassen muss. Die Trockenheit im März 2025 erreichte mit nur einem Fünftel des üblichen Niederschlags einen historischen Tiefststand – einer der trockensten März-Monate seit 1881, besonders im Norden Deutschlands. Zugleich warnen Experten vor zunehmend extremen Wetterlagen: „Die Klimakrise ist längst in Hamburg angekommen“, sagt Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg. „Extreme Wetterlagen wie Hitzewellen und Dürren nehmen zu.“
Besorgniserregend ist auch die Entwicklung der letzten Jahre: In den Sommern 2018 und 2019 trockneten in Hamburg insgesamt 89 Gewässer vollständig aus oder führten nur noch wenig Wasser. Diese Lage gefährdet nicht nur die Ökosysteme, sondern verschärft auch die Lebensqualität in der Stadt.
Vor diesem Hintergrund fordert der BUND Hamburg eine schnelle Umsetzung des Konzepts „Schwammstadt“, das eine naturnahe Stadtentwicklung beschreibt, bei der Regenwasser nicht einfach abgeführt, sondern gezielt gespeichert und genutzt wird. Dazu zählt eine Verringerung von Betonflächen, mehr Bäume und deutlich mehr entsiegelte Flächen.
„Eine klimaangepasste Stadt braucht vor allem eines: mehr Natur“, betont Sabine Sommer. Sie beschreibt Bäume als „natürliche Klimaanlagen“, die die Temperatur um bis zu 3 Grad senken können. Bäume verdunsten pro Tag bis zu 400 Liter Wasser, spenden Schatten, speichern CO₂, produzieren Sauerstoff und filtern Staub aus der Luft.
Die neugestaltete Stadt soll mehr grüne und blaue Infrastruktur erhalten: Straßenbäume, begrünte Dächer, entsiegelte Plätze und offene Wasserflächen tragen nicht nur zur Kühlung bei, sondern verbessern auch die Wasserspeicherung und erhöhen die Biodiversität.
Der BUND unterstützt als Teil des Netzwerks „Abpflastern“ entsprechende Initiativen, die Flächen entsiegeln und begrünen. Jede und jeder kann mithelfen – etwa durch entsiegelte Einfahrten, Vorgärten oder Stellplätze. Pandemiebedingt hat diese Bewegung an Fahrt gewonnen, um den Flächenverbrauch durch Asphalt und Beton zu reduzieren.
Gleichzeitig warnt der BUND vor geplanten Großprojekten wie der A26 Ost oder der Bebauung von Reethen, Oberbillwerder und Wildem Wald. Diese bedrohen wertvolle Naturflächen und wären ein Rückschritt für den Klimaschutz. „Diese Flächen sind heute schon wichtig für Frischluft, Wasserspeicherung und Artenvielfalt. Ihre Zerstörung wäre ein Rückschritt für den Klimaschutz“, mahnt Sommer. „Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt – wir müssen jetzt handeln.“
Das Schwammstadt-Prinzip ergänzt die städtische Planung durch Versickerungsflächen und Dachbegrünung, die Starkregen abfedern und so Überflutungen vermeiden helfen. Verschiedene Projekte und Informationen sind unter Abpflastern: Mehr Leben vor deiner Tür und im Wasseratlas 2025: Daten und Fakten über die Grundlage allen Lebens verfügbar.
Für Hamburg bedeutet die Umsetzung der Schwammstadt nicht nur Schutz vor Hitze und Trockenheit, sondern auch mehr Lebensqualität und ökologische Vielfalt – und das mitten in der Großstadt.
Schwammstadt als Modell für grünere und lebenswertere Städte
Das Schwammstadt-Prinzip geht auf die Herausforderung ein, wie Städte dem Klimawandel besser begegnen können. Es basiert darauf, Regenwasser nicht wie üblich schnell abzuführen, sondern vor Ort zu speichern und zu nutzen. Dafür werden begrünte Flächen, Entsiegelung, Wasserbecken und Bäume kombiniert. Dieses Konzept stärkt das städtische Klima, mildert Hitzewellen und beugt Überflutungen durch Starkregen vor.
Weltweit setzen inzwischen viele Städte auf ähnliche Strategien. In Singapur etwa schafft die „Garden City“ mit grünen Dächern und Wasserspeichern ein kühleres Stadtklima trotz hoher Bevölkerungsdichte. In Rotterdam baut man gezielt Wasserplätze und Rückhaltebecken in Wohngebieten, um Hochwasser zu reduzieren. Auch New York investiert in urbane Grünflächen und nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung. Diese Beispiele zeigen, wie grüne und blaue Infrastruktur zunehmend Teil moderner Stadtplanung wird – gerade in Zeiten wachsender Hitze und Starkregenereignisse.
Die Kombination von Grün- und Wasserflächen bietet Städteplanern und Bewohnern mehrere Vorteile:
- Klimaregulation: Pflanzen kühlen durch Verdunstung, Schatten und Windmodifikation. Wasserflächen wirken als natürliche Wärmepuffer.
- Wasserhaushalt: Entsiegelte Böden und Versickerungsflächen speichern Niederschlag, schützen vor Überflutungen und bekämpfen Trockenheit.
- Lebensqualität: Grünräume fördern Erholung, reduzieren Luftschadstoffe und verbessern die physische sowie psychische Gesundheit der Stadtbewohner.
- Biodiversität: Naturnahe Stadträume bieten Lebensraum für Pflanzen und Tiere und stärken das ökologische Netzwerk.
- Soziale Teilhabe: Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei Begrünungsprojekten stärkt Gemeinschaft und Identifikation mit dem Wohnumfeld.
Auf kommunaler Ebene ist der Weg zur Schwammstadt vielschichtig. Städteplanung muss Flächen entsiegeln, Grünflächen integrieren und nachhaltige Bauweisen fördern. Die Bauwirtschaft ist gefordert, Dächer zu begrünen, versickerungsfähige Materialien zu nutzen und ganzheitliche Konzepte zu entwickeln. Von großer Bedeutung ist zudem das Engagement der Bevölkerung, etwa durch das Begrünen privater Vorgärten oder das Mitwirken an gemeinschaftlichen Grünprojekten.
Damit Schwammstadt-Lösungen langfristig umgesetzt werden, sind politische Weichenstellungen und gezielte Förderprogramme nötig. Fördergelder für urbane Begrünung, gesetzliche Vorgaben zur Versiegelungsvermeidung und Anreize für nachhaltiges Bauen können die Transformation vorantreiben. Kommunen könnten außerdem Programme für Bildung, Beratung und Bürgerbeteiligung ausbauen, um das Verständnis für die Vorteile naturnaher Infrastruktur zu stärken.
Angesichts zunehmender Wetterextreme wird eine klimasensible Stadtentwicklung immer dringlicher. Die Schwammstadt bietet mit ihrem integrativen Ansatz nicht nur Schutz vor Hitze und Starkregen, sondern steigert auch die Lebensqualität in urbanen Räumen nachhaltig. Deshalb gewinnt dieser Ansatz nicht nur in Hamburg, sondern weltweit an Bedeutung.
Die hier verwendeten Informationen und Zitate zur Schwammstadt-Initiative in Hamburg basieren auf einer Pressemitteilung des BUND-Landesverbands Hamburg e.V.
9 Antworten
‚Grünflächen fördern Erholung‘ finde ich klasse! Aber wie erreichen wir das für alle Stadtteile? Manche Bereiche haben kaum Parks oder Grünflächen zur Verfügung. Was denkt ihr über mögliche Lösungen?
‚Natürliche Klimaanlagen‘ klingt gut, aber ich mache mir Sorgen um die Finanzierung solcher Projekte. Wie kann die Stadt das alles bezahlen? Vielleicht sollten wir auch die Unternehmen ansprechen!
@Klindner Das ist ein guter Punkt! Vielleicht könnte man Anreize für Firmen schaffen, in grüne Projekte zu investieren? So könnten beide Seiten profitieren.
@Klindner Ich denke auch an die Kosten! Aber wenn wir nichts tun, wird es noch teurer in der Zukunft durch Schäden von Überflutungen oder Hitze.
Ich bin ein bisschen skeptisch über die Umsetzung der Schwammstadt. Gibt es schon konkrete Pläne? Manchmal sind solche Konzepte nur Theorie und nicht praktisch umsetzbar. Was meint ihr dazu?
Das stimmt! Wir müssen auch schauen, wie die Bürger einbezogen werden können. Ich finde es wichtig, dass alle mitmachen können. Wie könnte man mehr Leute motivieren? Gibt es da Ideen?
Die Hitzewellen sind ja echt krass geworden! Ich frage mich, ob wir wirklich genug machen, um uns darauf vorzubereiten. Es ist super wichtig, mehr Grünflächen zu schaffen. Was denkt ihr über die Vorschläge des BUND?
Ja, das Thema ist dringend! Ich habe gehört, dass auch andere Städte gute Beispiele haben. Wie können wir sicherstellen, dass Hamburg nicht hinterherhinkt? Vielleicht sollten wir mehr Initiativen starten!
Ich finde die Idee von Schwammstadt echt spannend, aber wie genau soll das mit den Bäumen und dem Wasser funktionieren? Es klingt toll, aber ich mache mir Sorgen um den Platz in der Stadt. Wo sollen die ganzen Bäume hin?