Bremen (VBR). In Berlin herrschen gespannte Zeiten: Heute endete die Frist für die Anhörung von Ländern und Verbänden zu einem nationalen Gesetz, das die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) umsetzen soll. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sieht sich mit scharfer Kritik konfrontiert, insbesondere aus der Holzindustrie. Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) äußert Besorgnis über den Zeitplan und fordert Anpassungen an der Verordnung sowie am Durchführungsgesetz.
Für DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus ist das Vorgehen unverständlich und drängt auf Änderungen: „Das zeitliche Vorgehen könnte kaum unpassender sein. Mit der Veröffentlichung des Referentenentwurfs für ein Durchführungsgesetz zur EUDR setzt das BMEL alle Beteiligten ohne Notwendigkeit unter Druck und schafft erneut Verunsicherung“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Die Europäische Kommission hat zwar eine Verschiebung der EUDR vorgeschlagen, doch bis zur endgültigen Entscheidung des Europäischen Parlaments dauert es noch Wochen.
Der vorliegende Gesetzesentwurf sorgte bereits im Vorfeld für Kontroversen. Laut Möbus könnte er einige Anforderungen enthalten, die über die EU-Vorgaben hinausgehen, was die Umsetzung in verschiedenen Ländern erschweren könnte. Ein gleiches Spielfeld für alle – dieses Ziel sieht deSH ernsthaft gefährdet durch eine vorschnelle nationale Gesetzgebung.
In Brüssel scheinen sich Veränderungen anzubahnen. Der Aufruf der Branche nach Erleichterungen in der Umsetzung wird lauter. Hierbei sind Vereinfachungen erforderlich, um Bürokratie abzubauen und effektivere Arbeitsweisen zu ermöglichen. Möbus betont weiter, dass bereits viele konstruktive Vorschläge auf dem Tisch liegen, deren Umsetzung nun erwartet wird.
Im Kern fordert der DeSH eine Abkehr von überstürzt eingeführten Regelwerken hin zu sinnvollen Anpassungen, die den Bedürfnissen der Industrie gerecht werden. Angesichts der möglichen weitreichenden Auswirkungen der EUDR auf die deutsche Holzbranche besteht dringender Handlungsbedarf, um sowohl die Grundlagen der Bioökonomie zu wahren als auch nachhaltige wirtschaftliche Anforderungen zu erfüllen. Schließlich stellt Holz einen unverzichtbaren Beitrag zur klimaschonenden Transformation dar.
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Nationaler Vorstoß sorgt für Verunsicherung
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Ergänzende Perspektiven zur Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung
Die Diskussion um die nationale Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) wirft nicht nur Fragen zu den bevorstehenden regulatory Details auf, sondern hat auch weitreichende Implikationen für die gesamte Holzbranche im Sinne ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Umweltverantwortung. Während Deutschland mit ehrgeizigen nationalen Zielen und einer zügigen Gesetzesinitiative vorangeht, bringt dies die komplexe Balance zwischen ökologischen Verpflichtungen und wirtschaftlichen Realitäten in den Mittelpunkt.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt ähnliche regulatorische Herausforderungen, wie etwa die Einführung des EU-Holzfällverbots, das 2013 durch die Verordnung gegen illegal geschlagenes Holz eingeführt wurde. Dieser Prozess lehrte die Industrie, dass umfassende europäische Richtlinien mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Effizienz von Mitgliedstaaten umgesetzt werden und dadurch Ungleichheiten und Wettbewerbsnachteile für bestimmte Märkte entstehen können. Die Anliegen des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbandes (DeSH) spiegeln diese Bedenken wider und unterstreichen die Wichtigkeit eines koordinierten Ansatzes, der Fühler bis nach Brüssel ausstreckt.
Mit dem Fokus auf die Umsetzung in der Praxis bleibt abzuwarten, wie sich die verschiedenen Akteure auf EU-Ebene annähern. Branchenexperten erwarten eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Industrievertretern, um konsistente und schlüssige Nachweisverfahren zu etablieren, die tatsächlich entlastend wirken, anstatt zusätzlichen bürokratischen Ballast zu schaffen. Die avisierten Verschiebungen könnten somit nicht nur temporäre Erleichterung bieten, sondern als Ausgangspunkt für nachhaltige, langfristige Lösungen dienen.
Eine entscheidende Rolle nimmt dabei die Entwicklung technologischer Lösungen ein, beispielsweise in Form digitaler Rückverfolgungssysteme, die Transparenz über Lieferketten hinweg garantieren sollen. In Kombination mit standardisierten Berichtsverfahren bietet dies das Potenzial, nicht nur die Anforderungen der EUDR präzise zu erfüllen, sondern auch internationale Best-Practice-Beispiele zu setzen.
In der Vorfreude auf die Entscheidungen Mitte November und darüber hinaus ist das Ziel klar: Die harmonisierte, kohärente Implementierung der EUDR soll sicherstellen, dass Europa als Ganzes seinen Verpflichtungen zur Entwaldungsbekämpfung gerecht wird, ohne die Wettbewerbsstellung seiner Industrien zu gefährden. Nur durch enge Kooperation und Dialog kann dieser Spagat zwischen regulatorischem Anspruch und wirtschaftlicher Belastbarkeit erfolgreich gemeistert werden.
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.
7 Antworten
Ich frage mich ob dieses Gesetz wirklich hilft gegen Entwaldung oder nur mehr Papierkram schafft.
@Julia Möbus hat recht, dieser Zeitplan ist verrückt! Diese Verordnung könnte wirklich schwierig für viele Firmen werden.
‘sieht gefährdet aus’ sagt deSH… Klingt als ob das Risiko besteht, dass Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit verliert wegen solcher Regeln.
Findet ihr nicht auch, dass ein wenig mehr Balance nötig wäre? Die Umwelt schützen ist wichtig, aber es muss auch wirtschaftlich tragbar sein.
@Lwegner Ja, absolut! Vielleicht könnten digitale Rückverfolgungssysteme hier helfen? Solche Systeme könnten Transparenz schaffen und Bürokratie abbauen.
Es is echt blöd das die EUDR so schnell einführen wollen. Ich versteh Frau Möbus gut, die Holzindustrie braucht mehr Zeit um sich an solche großen Änderungen anzupassen. Hoffentlich hören die Politiker auf die Kritik von DeSH.
Genau, Jorn! Das ist echt viel zu kurz gedacht. Haben die nicht aus der Vergangenheit gelernt? Wie war das mit dem EU-Holzfällverbot damals?