Bremen (VBR). Berlin, 11. April 2024 – In einer bedeutsamen Abstimmung hat das EU-Parlament gestern die überarbeitete Richtlinie zur Behandlung von kommunalem Abwasser gebilligt, die weitreichende Folgen für die pharmazeutische Industrie in Europa und insbesondere in Deutschland nach sich ziehen könnte. Laut dieser neuen Richtlinie sollen die Kosten für die Einrichtung und den Betrieb einer zusätzlichen, vierten Reinigungsstufe in kommunalen Kläranlagen zu großen Teilen von der Pharmaindustrie getragen werden. Expertenschätzungen zufolge belaufen sich die Kosten in Deutschland auf über 36 Milliarden Euro innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte – eine finanzielle Belastung, die von deutschen pharmazeutischen Verbänden wie dem BAH, BPI, Pro Generika und dem vfa als unangemessen und einseitig empfunden wird.
Diese Verbände heben hervor, dass die Pharmaindustrie zwar den europäischen Green Deal unterstützt, die Aufteilung der finanziellen Lasten jedoch nachvollziehbar und fair gestaltet werden müsse. Ihnen zufolge widerspricht die einseitige Kostenübernahme durch Hersteller von Humanarzneimitteln und Kosmetika dem Gedanken des Umweltschutzes, da Verunreinigungen im Wasser nicht nur aus diesen Produkten stammen. Auch Pflanzenschutzmittel, Reinigungsprodukte und Emissionen aus dem Verkehr tragen zur Verschmutzung bei. Zudem wird argumentiert, dass die kostspielige Reinigung der Abwässer eine gesellschaftliche Aufgabe darstellt, die nicht allein von der pharmazeutischen Industrie finanziert werden sollte.
Die deutsche Bundesregierung konnte in den Trilogverhandlungen eine nationale öffentliche Kofinanzierung von 20 Prozent für die Modernisierung der Kläranlagen aushandeln. Dennoch bleibt aus Sicht der Pharmaverbände die Lastenverteilung unausgewogen. Sie befürchten, dass die Umsetzung der Richtlinie die Versorgungssicherheit und das wirtschaftliche Wachstum beeinträchtigen könnte, insbesondere da Generika-Hersteller, die etwa 80 Prozent der Arzneimittel liefern und bereits unter finanziellem Druck stehen, unverhältnismäßig belastet würden.
Die politische Entscheidung, die Kosten für erweiterte Klärtechnologien auf die Pharmaindustrie zu übertragen, steht scheinbar im Widerspruch zu den Bemühungen, die Industrie in der EU und Deutschland zu stärken. Während die neue Richtlinie darauf abzielt, die Umweltschutzmaßnahmen zu verstärken, werfen die betroffenen Verbände die Frage auf, ob die finanzielle Last nicht breiter verteilt werden sollte, um einerseits die Umwelt zu schützen und andererseits den Wirtschaftsstandort Europa nicht zu schwächen.
Angesichts der bevorstehenden nationalen Implementierung der Richtlinie bis 2026 fordern die pharmazeutischen Verbände eine gerechtere Verteilung der finanziellen Belastungen. Diese Forderung spiegelt die komplexe Balance wider, die zwischen Umweltschutzzielen und der Sicherstellung einer robusten medizinischen Versorgung sowie einer starken pharmazeutischen Industrie gefunden werden muss.
Für weitere Informationen und Details zu den Positionen der pharmazeutischen Verbände wurden Kontaktdaten bereitgestellt, darunter der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH), der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), Pro Generika e.V., und der Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa).
Während die pharmazeutische Industrie bereit ist, ihren Teil zum Schutz von Umwelt und Menschen beizutragen, steht die Frage im Raum, wie eine faire Verteilung der mit dem Green Deal verbundenen Lasten erreicht werden kann. Die Debatte hierüber dürfte in den kommenden Monaten weiter an Bedeutung gewinnen.
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Gemeinsame Verbände-PM: Kosten für Abwasserreinigung müssen gerechter verteilt werden
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.