– Getreideanbaufläche 2023 erstmals unter sechs Millionen Hektar (5,9 Mio. ha)
– Bis 2030 drohen bis zu 600 000 ha Ackerflächenverlust durch Siedlungsentwicklung und Moor-Wiedervernässung
– DRV prognostiziert 2024 Getreideernte von 41 Mio. Tonnen und Rapsernte von 3,9 Mio. Tonnen
Rückgang der Getreideanbaufläche: Zahlen, Ursachen und Herausforderungen für die Landwirtschaft
Die Anbaufläche für Getreide in Deutschland fällt „erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen unter sechs Millionen Hektar“ und erreicht mit „5,9 Millionen Hektar“ ein historisches Tief. Laut DRV-Experte Guido Seedler ist diese Entwicklung auf „die Inanspruchnahme von Ackerflächen für Baumaßnahmen und die Errichtung von Fotovoltaikanlagen sowie neue ökologische Vorgaben der Europäischen Agrarpolitik“ zurückzuführen. Nach Untersuchungen des Thünen-Instituts könnte Deutschland bis 2030 „bis zu 600.000 Hektar seiner landwirtschaftlich genutzten Flächen verlieren, was einem Anteil von etwa drei Prozent entspricht“. Hauptursachen sind städtebauliche Entwicklungen und Klimaschutzmaßnahmen wie die Wiedervernässung von Moorflächen.
Seedler betont: „Es ist notwendig, möglichst viele landwirtschaftliche Flächen zu sichern und gleichzeitig deren Produktivität nachhaltig zu erhöhen, um dem global steigenden Nahrungsbedarf gerecht zu werden.“ Der Klimawandel verschärft die Lage weiter: In weiten Teilen Deutschlands behindern hohe Wassersättigung und Überschwemmungen die Aussaat, insbesondere in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Die Prognose des Deutschen Raiffeisenverbands für die Getreideernte 2024 liegt bei „etwa 41 Millionen Tonnen“, was „einer Abnahme von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.“ Auch die Rapsernte wird nach Angaben des Verbands voraussichtlich mit „3,9 Millionen Tonnen“ rückläufig ausfallen. Der DRV unterstreicht die entscheidende Rolle der nachhaltigen Flächensicherung für die Zukunft der Lebensmittelproduktion und zur Bekämpfung des weltweiten Hungers.
Landwirtschaft im Wandel: Ursachen, Auswirkungen und Perspektiven
Der Rückgang der Getreideanbaufläche stellt aktuell eine der drängendsten Herausforderungen der Landwirtschaft dar. Grund dafür sind vor allem strukturelle Veränderungen: Urbanisierung, der Ausbau der Energiewende und Maßnahmen zum Klimaschutz führen zu einer zunehmenden Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen. Während Städte wachsen und Siedlungsgebiete sich ausdehnen, nehmen Flächen für die Nahrungsmittelproduktion ab – ein Prozess, der in vielen europäischen Regionen beobachtet wird. Hinzu kommt, dass Flächen zunehmend für erneuerbare Energien wie Wind- und Solarparks genutzt werden, was die Verfügbarkeit für die Landwirtschaft zusätzlich einschränkt.
Diese Flächenkonkurrenzen treffen insbesondere auf bäuerliche Betriebe, deren wirtschaftliche Existenz durch schrumpfende Anbauflächen gefährdet wird. Die Folge ist eine angespanntere Situation bei der Versorgungssicherheit: Weniger Getreideanbau bedeutet potenziell geringere Ernteerträge, was Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hat – von den Verbraucherpreisen bis hin zur Rohstoffverfügbarkeit in der Wirtschaft. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen: Während in urbanen Gebieten der Flächenverbrauch vor allem durch Infrastruktur wächst, kämpfen ländliche Regionen mit den Folgen von Flächenverlusten für den Agrarsektor und die regionale Lebensmittelversorgung.
Die Politik versucht, dieser Entwicklung mit verschiedenen Gegenmaßnahmen entgegenzuwirken. So werden Strategien entwickelt, um die verbleibenden landwirtschaftlichen Flächen effizienter zu nutzen und regionalen Anbau zu stärken. Gleichzeitig stehen Instrumente zur Flächensicherung und -renaturierung im Fokus, ebenso wie Programme, die erneuerbare Energien und Landwirtschaft besser in Einklang bringen sollen.
Neue Nutzungskonkurrenzen um Ackerland
Die wachsende Nachfrage nach Flächen für Wohngebiete, Verkehrswege und Energieerzeugung führt zu intensiven Nutzungswettbewerben. Dabei geraten landwirtschaftliche Flächen zunehmend unter Druck, was nicht nur die Menge verfügbarer Anbaufläche mindert, sondern auch die Qualität der Böden beeinträchtigen kann – etwa durch Versiegelung oder eingeschränkte Fruchtfolgeoptionen.
Folgen für Ernährungssicherheit und Gesellschaft
Die reduzierten Anbauflächen wirken sich unmittelbar auf die Ernährungssicherheit aus und erschweren die nachhaltige Versorgung der Bevölkerung mit regional erzeugten Lebensmitteln. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten mit steigenden Preisen und einer geringeren Produktvielfalt konfrontiert sein. Die wirtschaftlichen Einbußen bei Familienbetrieben drohen zudem, ländliche Regionen weiter zu schwächen und die soziale Struktur zu verändern.
Die Herausforderungen durch den Wandel der Landwirtschaft lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen:
- Schrumpfende Flächen führen zu geringeren Ernteerträgen und steigenden Produktionskosten
- Konflikte zwischen landwirtschaftlicher Nutzung und Energiewende nehmen zu
- Regionale Versorgung und ländliche Wirtschaft sind durch Flächenverluste gefährdet
- Verbraucher sehen sich mit Angeboten konfrontiert, die zunehmend global, statt regional geprägt sind
Trotz der aktuellen Herausforderungen bestehen Perspektiven: Durch gezielte politische Unterstützung und innovative Nutzungskonzepte kann die Landwirtschaft sowohl an den Bedarf der Gesellschaft als auch an ökologische Anforderungen angepasst werden – ein entscheidender Schritt für eine nachhaltige Zukunft.
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Erste DRV-Ernteschätzung 2024 I So wenig Getreideanbaufläche wie noch nie
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