Bremen (VBR). In Deutschland stehen die Weichen für die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen erneut auf Veränderung. Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) berichtet, dass die Anbaufläche für Getreide in diesem Jahr erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen unter sechs Millionen Hektar fallen wird. Mit einer prognostizierten Fläche von 5,9 Millionen Hektar erreicht die Getreideanbaufläche damit ein historisches Tief. Diese Entwicklung ist laut Guido Seedler, einem Experten des DRV im Bereich Getreidemarkt, auf verschiedenste Faktoren zurückzuführen, darunter die Inanspruchnahme von Ackerflächen für Baumaßnahmen und die Errichtung von Fotovoltaikanlagen sowie neue ökologische Vorgaben der Europäischen Agrarpolitik.
Inmitten dieser Herausforderungen steht die deutsche Landwirtschaft vor einer sich verschärfenden Flächenkonkurrenz. Nach Untersuchungen des Thünen-Instituts könnte Deutschland bis zum Jahr 2030 bis zu 600.000 Hektar seiner landwirtschaftlich genutzten Flächen verlieren, was einem Anteil von etwa drei Prozent entspricht. Dieser Verlust ist vor allem auf städtebauliche Entwicklungen und Klimaschutzmaßnahmen wie die Wiedervernässung von Moorflächen zurückzuführen. Seedler betont die Notwendigkeit, möglichst viele landwirtschaftliche Flächen zu sichern und gleichzeitig deren Produktivität nachhaltig zu erhöhen, um dem global steigenden Nahrungsbedarf gerecht zu werden.
Die Klimaveränderung hinterlässt auch direkt auf den Feldern ihre Spuren. In vielen Regionen Deutschlands kämpfen Landwirte mit den Folgen hoher Wassersättigung und Überschwemmungen, die die Aussaat von Getreide im Herbst teilweise unmöglich gemacht haben. Insbesondere in Niedersachsen und Teilen Schleswig-Holsteins sind die Getreidebestände geschwächt in den Winter gestartet, teils mussten Flächen neu bestellt werden. Trotz der mittlerweile eingetretenen Wetterbesserung bleibt das Befahren schwerer Böden, vor allem in Norddeutschland, eine Herausforderung.
Aus diesen Entwicklungen resultierend, prognostiziert der DRV für das Jahr 2024 eine Getreideernte von etwa 41 Millionen Tonnen, was einer Abnahme von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch bei Raps erwartet der Verband einen Rückgang, mit einer geschätzten Ernte von 3,9 Millionen Tonnen.
Der Deutsche Raiffeisenverband, als wesentlicher Interessenvertreter der genossenschaftlich organisierten Agrar- und Ernährungswirtschaft in Deutschland, sieht sich und seine Mitglieder vor großen Herausforderungen. Die Sicherung und nachhaltige Nutzung landwirtschaftlicher Flächen wird dabei als entscheidend für die Zukunft der Lebensmittelproduktion und die Bekämpfung des weltweiten Hungers gesehen. Mit seinen 1.693 Mitgliedsunternehmen und einer Vielzahl an Beschäftigten ist der DRV ein zentrales Element der Wertschöpfungskette und trägt erheblich zur Ernährungssicherung bei.
Diese Entwicklungen zeigen deutlich, wie vielfältig die Herausforderungen sind, denen sich die Landwirtschaft heute stellen muss – von der Flächennutzung über den Klimawandel bis hin zur Produktivitätssteigerung –, um die künftigen Anforderungen einer wachsenden Weltbevölkerung erfüllen zu können.
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Erste DRV-Ernteschätzung 2024 I So wenig Getreideanbaufläche wie noch nie
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