Reisebranche fordert Kurswechsel: Weniger Kosten, mehr Klimaschutz und bezahlbare Mobilität für alle

Der Deutsche Reiseverband hat beim Treffen mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder einen Kurswechsel in der Verkehrspolitik gefordert. Die Branche kritisiert zu hohe staatliche Belastungen wie die Luftverkehrsabgabe, die Flugreisen deutlich verteuert und die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Gleichzeitig mahnt der Verband mehr politische Unterstützung für den Ausbau nachhaltiger Treibstoffe und leistungsfähiger Verkehrsinfrastruktur an.
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Inhaltsübersicht

– DRV fordert Senkung der Luftverkehrsabgaben für bezahlbares Reisen
– Ausbau nachhaltiger Treibstoffe wie E-Fuels für klimaneutrale Mobilität
– Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur für internationale Wettbewerbsfähigkeit

Reisebranche fordert politischen Kurswechsel für bezahlbares und nachhaltiges Reisen

Beim ersten Kennenlerntermin mit Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat der Deutsche Reiseverband (DRV) am 14. Oktober 2025 klare Forderungen für die Zukunft des Reisestandorts Deutschland formuliert. Die Verbandsspitze um Präsident Albin Loidl und Hauptgeschäftsführer Achim Wehrmann drängte auf eine spürbare Entlastung der Reisenden und praktikable Lösungen für mehr Klimaschutz.

Im Mittelpunkt des Berliner Gesprächs standen vier zentrale Themen: die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs, der beschleunigte Hochlauf von nachhaltigen Treibstoffen (E‑Fuels), der Ausbau der Verkehrs-Infrastruktur sowie eine klare europäische Linie ohne nationales „Gold-Plating“.

Die wirtschaftliche Situation der Reisebranche beschreibt DRV-Präsident Loidl als stabil, aber angespannt: "Unsere Mitglieder sind seit Jahren mit zunehmenden Regulierungen und wachsender Bürokratisierung konfrontiert. Die ökonomische Lage der Unternehmen ist nach der Corona-Pandemie zwar stabil, doch der Handlungsspielraum bleibt begrenzt – nicht zuletzt durch steigende Kosten und der aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation sinkenden Konsumlaune."

Besonders kritisch sieht der Verband die hohen Abgabenlasten für Flugreisen. "Die Standortkosten in Deutschland sind im europäischen Vergleich zu hoch. Staatlich initiierte Belastungen haben Flugreisen spürbar verteuert und gefährden zunehmend den Luftverkehrsstandort Deutschland", betont Loidl. Konkret bedeutet das: Eine vierköpfige Familie zahlt bei einem Urlaub in Ägypten rund 160 Euro Luftverkehrsabgabe (Stand: 14.10.2025, PM), bei einer USA-Reise sogar fast 300 Euro (Stand: 14.10.2025, PM) – zusätzlich zu Flughafengebühren und Sicherheitskosten.

DRV-Hauptgeschäftsführer Wehrmann warnt vor den sozialen Folgen: "Urlaub muss für Familien bezahlbar bleiben. Wenn die Politik will, dass Reisen kein Luxusgut wird, darf sie die im Koalitionsvertrag angekündigte Rücknahme der Luftverkehrssteuererhöhung nicht länger aufschieben." Loidl ergänzt: "Bezahlbare und attraktive Flugverbindungen sind Grundvoraussetzung für Mobilität, Teilhabe und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit – das gilt für Urlaubs- wie auch Geschäftsreisen."

Gleichzeitig positioniert sich die Branche klar zum Klimaschutz. "Nachhaltigkeit ist für unsere Branche kein Lippenbekenntnis. Was fehlt, sind die Rahmenbedingungen, um klimaneutrales Reisen zu ermöglichen", so der Verband. Als Lösung sieht der DRV "entschlossenes politisches Handeln – insbesondere beim Hochfahren der industriellen Produktion von E-Fuels zu marktfähigen Preisen."

In der europäischen Gesetzgebung mahnt Wehrmann eine ausgewogene Verbraucherschutzpolitik an: "Verbraucherschutz ist wichtig, aber er darf nicht allein auf den Schultern der Reiseveranstalter lasten." Das abschließende Fazit des Verbandes bringt die Erwartungen auf den Punkt: "Die Reisewirtschaft ist eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft und ein bedeutender internationaler Wettbewerbsfaktor. Sie braucht Rückenwind – keinen Gegenwind."

Wettbewerbsfähigkeit unter Druck: Fakten zur deutschen Luftfahrt

Die wirtschaftliche Lage des deutschen Luftverkehrs zeigt eine deutliche Schieflage. Während andere europäische Länder fast vollständig zum Vorkrisenniveau zurückgefunden haben, liegt das Passagieraufkommen in Deutschland bei etwa 80 Prozent (Stand: 2025). Diese Entwicklung korrespondiert mit massiv gestiegenen Belastungen: Die staatlichen Standortkosten haben sich seit 2019 verdoppelt und erreichen 2025 insgesamt 5 Milliarden Euro (Stand: 07.10.2025). Zum 1. Januar 2025 stiegen diese Kosten für Flüge von deutschen Flughäfen um fast 20 Prozent (Stand: Oktober 2025). Im europäischen Ranking der Verkehrserholung belegt Deutschland damit einen der letzten Plätze.

Kosten und Erholung im europäischen Vergleich

Die Diskrepanz zu anderen europäischen Märkten wirft Fragen zur Wettbewerbsfähigkeit auf. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Abschaffung der Luftverkehrsteuer für innereuropäische Flüge könnte bis zu fünf Millionen zusätzliche Passagiere bringen (Stand: 2025). Diese potenzielle Nachfragesteigerung verdeutlicht, wie stark regulatorische Rahmenbedingungen das Marktgeschehen beeinflussen. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors unterstreicht die Dringlichkeit: Der Luftverkehr trägt über 142 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung bei und sichert rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze inklusive Tourismus (Stand: Juli 2025).

SAF-Preise und Beimischung: Was treibt die Tickets?

Parallel zur Kostenproblematik entwickelt sich die Klimapolitik zum weiteren Preistreiber. Nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) kosten in Deutschland etwa zehnmal mehr als konventionelles Kerosin (Stand: Oktober 2025). Die nationale Beimischungspflicht gilt als zentraler Kostentreiber in diesem Bereich. Laut Industrie- und Handelskammer Potsdam rechnen deutsche Airlines 2025 mit weiteren Preissteigerungen und beobachten bereits jetzt, dass zunehmend Passagiere an ausländische Flughäfen ausweichen (Stand: Oktober 2025).

Zeitpunkt Entwicklung Quelle/Stand
2019 Ausgangspunkt der Kostenentwicklung Oktober 2025
1. Januar 2025 + fast 20 % bei staatlichen Standortkosten BDF, Oktober 2025
2025 gesamt 5 Mrd. € staatliche Standortkosten Verkehrsforum, 07.10.2025

Die wirtschaftliche Bedeutung des Luftverkehrs unterstreicht die Dringlichkeit industrie- und verkehrspolitischer Entscheidungen. Während die Branche die im Koalitionsvertrag angekündigte Rücknahme der Luftverkehrssteuererhöhung fordert, bleibt die Frage, wie Klimaziele und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang gebracht werden können. "Urlaub muss für Familien bezahlbar bleiben", betont der Deutsche Reiseverband und verweist darauf, dass für eine vierköpfige Familie bei einem Urlaub in Ägypten allein rund 160 Euro Luftverkehrsabgabe anfallen.

Was steigende Kosten für Reisende und Regionen bedeuten

Die aktuellen Herausforderungen im Luftverkehr zeigen deutlich, wie stark verschiedene gesellschaftliche Bereiche miteinander verflochten sind. Die Kombination aus hohen Standortkosten, teuren nachhaltigen Flugkraftstoffen und vergleichsweise schwacher Nachfrage wirkt sich längst nicht mehr nur auf Fluggesellschaften aus. Für Politik und Wirtschaft stellt sich die Aufgabe, unterschiedliche Ziele auszubalancieren: Klimaschutz muss verlässlich gestaltet werden, gleichzeitig gilt es, Mobilität bezahlbar zu halten und die Wirtschaftskraft zu sichern.

Die soziale Dimension dieser Entwicklung wird besonders deutlich, wenn es um Urlaubsreisen geht. Der Deutsche Reiseverband bringt es auf den Punkt: "Urlaub muss für Familien bezahlbar bleiben." Steigen die Preise für Flugreisen weiter, könnte Reisen tatsächlich zum Luxusgut werden – mit spürbaren Konsequenzen:

  • Für Reisende bedeuten höhere Kosten mögliche Preisaufschläge bei Pauschalreisen. Zunehmend weichen Reisende auf günstigere Auslandsflughäfen aus, was zusätzliche Belastungen mit sich bringt. Die Erreichbarkeit von Urlaubszielen variiert zudem stark zwischen verschiedenen Regionen.
  • Für Regionen und Wirtschaft hängt die Tourismusnachfrage maßgeblich von guter Anbindung ab. Infrastrukturdefizite oder hohe Zusatzkosten schwächen den Standort und gefährden Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Hotels über Gastronomie bis hin zu lokalen Dienstleistern.

Eine leistungsfähige und moderne Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für den Tourismusstandort Deutschland. Besonders der internationale Bahnverkehr muss gezielt weiterentwickelt werden, um nachhaltige Alternativen zu schaffen. Die Qualität der Anbindung entscheidet zunehmend über die Attraktivität von Reiseangeboten – sowohl für den Outbound-Tourismus als auch für die Inbound-Nachfrage.

Im Zentrum steht daher die Frage, ob Deutschland gleichzeitig wettbewerbsfähige Kosten, eng getaktete grenzüberschreitende Schienenverbindungen und einen realistischen Hochlauf nachhaltiger Flugkraftstoffe organisieren kann – ohne zusätzliche nationale Verschärfungen von EU-Regeln. Die Balance zwischen ökologischen Zielen und wirtschaftlicher Tragfähigkeit wird darüber entscheiden, wie sich Mobilität und Tourismus in den kommenden Jahren entwickeln.

Politische Weichenstellungen für die Zukunft der Mobilität

Die deutsche Reisewirtschaft steht an einem entscheidenden Punkt. Während die Branche die wirtschaftliche Stabilisierung nach der Pandemie erreicht hat, zeigen sich neue Herausforderungen, die politisches Handeln erfordern. Die zentralen politischen Handlungsfelder für die kommende Legislaturperiode lassen sich klar benennen.

Ein zentraler Aspekt betrifft die Kostenstruktur. Staatlich veranlasste Belastungen haben Flugreisen spürbar verteuert und gefährden zunehmend den Luftverkehrsstandort Deutschland. Die Branche erwartet hier verlässliche Entscheidungen, um das Kostenniveau wettbewerbsfähig zu halten. Parallel dazu drängt die Zeit beim Hochlauf marktfähiger E-Fuels. Der Schlüssel für klimaneutrales Reisen liegt in der Verfügbarkeit nachhaltiger Treibstoffe, doch hier fehlen bisher die Rahmenbedingungen für eine industrielle Produktion zu marktfähigen Preisen.

Die Infrastruktur bildet eine weitere Säule für die Zukunftsfähigkeit des Standorts. Verlässliche, moderne und grenzüberschreitende Schienenverbindungen sind für die Internationalisierung des Bahnverkehrs ebenso unverzichtbar wie leistungsfähige Flughäfen und Häfen mit Landstromversorgung für die Kreuzfahrtindustrie. Die Qualität dieser Anbindungen entscheidet zunehmend über die Attraktivität deutscher Reiseangebote.

Auf europäischer Ebene wird die Ausgestaltung laufender Reformen richtungsweisend sein. Der DRV fordert die Bundesregierung auf, "die Interessen der Reisewirtschaft auf europäischer Ebene entschlossener zu vertreten und zusätzliche nationale Belastungen, das sogenannte 'Gold Plating', zu vermeiden". Besonders die Reformen der EU-Fluggastrechte-Verordnung und der Pauschalreiserichtlinie stehen im Fokus. "Insbesondere die laufenden Reformen der EU-Fluggastrechte-Verordnung und der Pauschalreiserichtlinie müssten kohärent ausgestaltet werden", betont der Verband. Die Balance zwischen Verbraucherschutz und wirtschaftlicher Tragfähigkeit muss hier sorgfältig austariert werden.

Die entscheidende Frage auf Bundesebene lautet: Wie lassen sich Klimaziele mit einem wettbewerbsfähigen Mobilitätsstandort vereinbaren? Die Antwort wird maßgeblich darüber bestimmen, ob Deutschland seine Position als führender Mobilitätsstandort in Europa behaupten kann.

Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus der Pressemitteilung des Deutschen Reiseverbandes (DRV).

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. „Urlaub muss für Familien bezahlbar bleiben“ – ich stimme dem voll zu! Wir müssen darauf bestehen, dass unsere Stimmen gehört werden. Wer hat Ideen für weitere Aktionen oder Kampagnen?

    1. #Klimaschutz ist wichtig! Aber wir dürfen nicht vergessen, wie hoch die Preise sind! Ich hoffe echt, dass sich bald was verändert.

  2. Es ist interessant zu hören, wie wichtig die Infrastruktur für den Tourismus ist. Wie können wir sicherstellen, dass diese verbessert wird? Wer kümmert sich um den Ausbau der Bahnverbindungen?

    1. Ich glaube, dass wir da alle zusammenarbeiten müssen! Vielleicht sollten mehr Menschen ihre Meinung äußern und an Demos teilnehmen? Es könnte helfen!

  3. Die steigenden Kosten sind wirklich ein Problem. Urlaub sollte kein Luxus sein! Ich frage mich, ob wir als Verbraucher genug Druck auf die Politik ausüben können. Welche Möglichkeiten seht ihr dafür?

  4. Ich finde die Forderung nach einer Senkung der Luftverkehrsabgaben wirklich wichtig. Es ist nicht fair, dass Familien so viel Geld für Flüge ausgeben müssen. Was denkt ihr über die E-Fuels? Glaubt ihr, dass wir bald mehr davon sehen werden?

    1. Ja, das ist ein großes Thema! Ich denke auch, dass die Regierung mehr tun sollte, um Reisen erschwinglicher zu machen. Vielleicht sollten wir auch andere Länder anschauen und sehen, was dort gut läuft.

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