– Agritechnica 2025 in Hannover (9.–15. November) thematisiert regenerative Landwirtschaft mit 2.700 Ausstellern.
– Fokus auf Bodengesundheit und Klimaanpassung durch fünf Prinzipien wie minimale Bodenbearbeitung.
– Regenerative Landwirtschaft verspricht resilientere Erträge und höhere Biodiversität bei ressourcenschonendem Anbau.
Regenerative Landwirtschaft im Fokus: Agritechnica 2025 zeigt Wege für klimaresiliente Böden
Vom 9. bis 15. November 2025 öffnet die Agritechnica in Hannover ihre Tore – die Weltleitmesse der Agrartechnik ist bereits ausgebucht, rund 2.700 Aussteller präsentieren ihre Lösungen, und etwa 430.000 Besucher werden erwartet. Ein zentrales Thema der Veranstaltung ist die Regenerative Landwirtschaft, die angesichts des Klimawandels stark an Bedeutung gewinnt. Dieses Konzept stellt die Bodengesundheit in den Mittelpunkt, um Bodenfunktionen zu stabilisieren und so Ertragssicherheit auch unter sich verändernden klimatischen Bedingungen zu ermöglichen.
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Extremwetterereignisse wie Dürreperioden und Starkregen nehmen zu, Ressourcen müssen geschont werden, Treibhausgasemissionen sinken und der Verlust der Artenvielfalt gilt es aufzuhalten. Deshalb rücken neue Anbausysteme in den Vordergrund – allen voran die Regenerative Landwirtschaft. Sie versucht, auf den Boden als zentrale Lebens- und Produktionsgrundlage zu setzen und ihn möglichst dauerhaft gesund und stabil zu erhalten.
Die fünf Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft zeigen den Kern des Ansatzes klar auf: Minimaler Bodeneingriff, permanente Bodenbedeckung, ein vielfältiges Anbausystem, ganzjährig lebende Wurzeln und die Integration von Tieren. Reduzierte Bodenbearbeitung verhindert Erosion und verbessert die Wasserspeicherfähigkeit, während die permanente Bedeckung den Boden vor schädlichen Einflüssen schützt. Vielfalt in den Fruchtfolgen stärkt die Bodenstruktur und hilft, Krankheiten zu kontrollieren. Ganzjährige Wurzelsysteme fördern Humusbildung und bringen die Bodenbiologie in Schwung. Und die Tierhaltung schließt Nährstoffkreisläufe, erhält die Bodenfruchtbarkeit und fördert dabei das Tierwohl.
Die Agritechnica 2025 bietet zahlreiche Gelegenheiten, sich über diese innovative Landbewirtschaftung zu informieren und auszutauschen. Im DLG-Spotlight Soil Health in Halle 24, direkt gegenüber dem DLG-Stand, steht das Thema Bodengesundheit im Mittelpunkt. Dort werden Besucher umfassend über moderne Methoden zur Gesunderhaltung der Böden informiert. Am zweiten Messetag, dem Agribusiness Day am 11. November, findet um 16:00 Uhr in Halle 24 außerdem eine Diskussionsrunde zur Regenerativen Landwirtschaft statt. Experten aus verschiedenen Ländern stellen Best-Practice-Beispiele vor und diskutieren die praktischen Herausforderungen.
Mit ihrem modularen „Baukastenprinzip“ bietet die Regenerative Landwirtschaft Landwirten einen flexiblen Instrumentenmix, mit dem sie individuell auf ihren Betrieb eingehen können. Damit verschiebt sich die Perspektive von der maximalen Ausbeute hin zu einer widerstandsfähigen und nachhaltigen Nutzung der Böden – ein Ansatz, der für viele Betriebe angesichts zukünftiger Wetterbedingungen immer wichtiger wird. Die Agritechnica macht dies zum sichtbaren Ereignis: Hier trifft modernste Technik auf ein Konzept, das die Landwirtschaft fit für den Klimawandel machen will. Weitere Informationen finden Interessierte unter agritechnica.com.
Wandel auf den Äckern – Wie regenerative Landwirtschaft Klima, Ernährung und Gesellschaft beeinflusst
Die Regenerative Landwirtschaft rückt die Bodengesundheit als zentrales Element moderner Agrarwirtschaft in den Fokus. Dies markiert einen grundlegenden Wandel, der weit über die reine Nahrungsmittelproduktion hinausreicht. Unter den Herausforderungen des Klimawandels, der Förderung von Biodiversität und der Sicherung der Ernährung gewinnt dieses Konzept zunehmend an Relevanz. Anders als in konventionellen Anbausystemen stehen nicht maximale Erträge, sondern die Stabilität der Bodenfunktionen und eine resiliente Umwelt im Mittelpunkt. Die Ernährungs- und Agrarbranche steht damit vor einem grundlegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch.
Der Boden ist mehr als eine Anbaufläche: Er ist ein lebendiger Organismus, dessen Zustand direkten Einfluss auf das Klima, die Artenvielfalt und langfristig auf die Ernährungssicherheit hat. Die Regenerative Landwirtschaft zielt darauf ab, die Bodenfruchtbarkeit durch möglichst minimale Eingriffe, permanente Bodenbedeckung, vielfältige Fruchtfolgen, lebende Wurzeln und die Integration von Tieren wiederherzustellen und zu erhalten. Damit soll nicht nur Erosion oder Humusverlust entgegengewirkt, sondern auch die Wasseraufnahmefähigkeit gesteigert werden. Starkregenereignisse können so besser abgefedert, Trockenperioden ausgeglichen werden – ein entscheidender Faktor angesichts der zunehmenden Wetterextreme.
Allerdings sind die Ansätze nicht ohne Herausforderungen. Die Umsetzung erfordert einen hohen Investitions- und Schulungsaufwand sowie die Bereitschaft, auf kurzfristige Maximalerträge zu verzichten. Gerade in den Anfangsjahren stabilisiert sich oft erst das Ertragsniveau, auch wenn Einsparungen bei Betriebsmitteln und Überfahrten Ertragsdefizite ausgleichen können. Damit stellt die Regenerative Landwirtschaft Betriebe vor komplexe Entscheidungen bezüglich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Zusätzlich muss die Branche innovative Techniken entwickeln und bereitstellen, um regenerative Konzepte praxisnah umzusetzen.
Die gesellschaftliche Bedeutung reicht weit: Eine gesunde Bodenökologie stärkt nicht nur den lokalen Agrarsektor, sondern ist auch ein wirksames Mittel im globalen Klimaschutz. Die Speicherung von Kohlenstoff im Boden, der Erhalt der Biodiversität sowie die Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung in wechselhaften Klimabedingungen stellen gewichtige Beiträge dar. Zudem bringt das Konzept neue Geschäftsmodelle und Innovationen hervor, die von fortschrittlicher Landtechnik bis zu nachhaltigen Düngemitteln reichen.
Warum Bodengesundheit zum globalen Thema wird
Die Qualität des Bodens entscheidet über Ertragssicherheit und Klimafolgenresilienz. Intensive Bewirtschaftung und Monokulturen haben in vielen Regionen zu Erosion, Nährstoffverlusten und einer Schwächung der Bodenlebewesen geführt. Klimawandelbedingte Extremwetterereignisse wie Dürre und Starkregen verschärfen die Problematik weiter, besonders in Anbauregionen mit dünner Humusschicht. Die Regenerative Landwirtschaft stellt die Bodengesundheit als Schlüsselressource wieder in den Mittelpunkt, um langfristig funktionierende Stoffkreisläufe zu sichern und die Landwirtschaft klimaangepasst zu gestalten.
Vom Prinzip zur Praxis: Wer profitiert – und wo sind die Grenzen?
Das flexible Baukastenprinzip der regenerativen Anbaumethoden erlaubt Betrieben eine individuelle Umsetzung entsprechend ihrer betrieblichen Möglichkeiten und regionalen Bedingungen. Dabei profitieren neben Umwelt und Gesellschaft vor allem Landwirtinnen und Landwirte, die langfristige Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit anstreben. Zugleich ergeben sich aber Grenzen und Zielkonflikte: Der Verzicht auf intensive Pflanzenschutzmittel und hoher Flächenerträge steht für viele Betriebsleiter gleichbedeutend mit Risiko und Anpassungszwang. Hinzu kommt der Bedarf an qualifizierter Beratung, zeitlich höherem Pflegeaufwand und technischen Neuerungen.
Folgende Entwicklungspfade zeichnen sich ab:
- Ausbau effizienter minimaler Bodenbearbeitung und Direktsaat-Techniken
- Integration von Zwischenfrüchten und mehrjährigen Anbausystemen zur Humusbildung
- Förderung von Agroforstsystemen und Tierintegration zur Kreislaufwirtschaft
- Entwicklung nachhaltiger Düngemittel und ressourcenschonender Anbaulösungen
- Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten zur breiten Umsetzung
Positiv ist, dass viele Betriebe mit regenerativen Ansätzen Einsparungen bei Betriebsmitteln erzielen, wodurch sich trotz möglicher Ertragseinbußen stabile Deckungsbeiträge erreichen lassen. Zudem treiben Messen wie die Agritechnica oder Fachveranstaltungen den fachlichen Austausch zu Best-Practice-Beispielen und Innovationen voran.
Der Wandel in der Landwirtschaft bietet somit ein enormes gesellschaftliches Potenzial, um Klima- und Naturschutz mit Ernährungssicherheit zu verbinden. Gleichzeitig müssen Grenzen des Systemwechsels anerkannt werden: Es braucht Zeit, umfassende Investitionen und eine breite gesellschaftliche Beteiligung, um regenerative Landwirtschaft flächendeckend und erfolgreich zu etablieren. Doch die Kombination aus wissenschaftlich fundierten Methoden, engagierten Betrieben und technischen Innovationen legt einen Weg frei, der den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG).





