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Am 24. Juni 2025 fand die Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbands HessenChemie statt, auf der der Vorstandsvorsitzende Oliver Coenenberg eindringlich warnte: „Die Chemie- und Pharmaindustrie steckt im vierten Jahr in der Rezession fest. Die Produktion ist seit 2018 um 16 Prozent eingebrochen – das ist dramatisch.“ Mit Besorgnis fordert der Verband entschlossene politische Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zurückzugewinnen.
Die Situation in der Chemiebranche ist alarmierend. Bundesweit liegt die Kapazitätsauslastung bei nur 78 Prozent. In Hessen verlief der Start ins Jahr 2025 äußerst schleppend. Die Produktion stieg lediglich um 0,2 Prozent, der Umsatz um 0,7 Prozent. Einzig die Pharmaindustrie scheint momentan Stabilität zu bieten. Während die neue Bundesregierung einige Reformen in Angriff genommen hat, beispielsweise bei der Stromsteuer und der Gasspeicherumlage, sind die beschlossenen Maßnahmen laut HessenChemie unzureichend. „Mutige Strukturreformen in den Bereichen Rente, Pflege und Gesundheit sind nicht in Sicht. Zu hohe Sozialabgaben belasten Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen und gefährden Arbeitsplätze“, so Coenenberg weiter.
In der letzten Chemie-Tarifrunde hatte die Branche auf eine wirtschaftliche Erholung gehofft. Doch die 4,85-prozentige Lohnerhöhung im April stellt angesichts der Realität einen massiven Kraftakt dar. Viele Unternehmen haben bereits ihre finanziellen Spielräume ausgeschöpft. Besondere Sorgen bereitet dem Verband zudem der Angriff auf die Tarifautonomie, insbesondere durch das von der SPD geforderte Mindestlohnziel von 15 Euro, das die Sozialpartnerschaft schwächen könnte.
Positives gibt es jedoch in einem anderen Bereich: 2024 wurde ein Rekord bei den Ausbildungsplätzen erreicht. Bundesweit konnten erstmalig über 10.000 Ausbildungen in der Chemiebranche geschaffen werden, davon 1.708 in Hessen. Dennoch befürchtet Coenenberg, dass wirtschaftliche Unsicherheiten und Standortschließungen diese erfreuliche Entwicklung im Jahr 2025 gefährden könnten. Gemeinsam mit anderen Unternehmerverbänden hat er das „Bündnis Ausbildung“ ins Leben gerufen, welches die praxisnahe Berufsorientierung und eine zukunftsfeste duale Ausbildung fördern soll.
Auch die Themen Regulierung und Wettbewerbsfähigkeit stehen hoch oben auf der Agenda der HessenChemie. In Brüssel werden Rahmenbedingungen diskutiert, um Erleichterungen bei Entsendungen ins EU-Ausland zu erreichen und unnötige Berichtspflichten abzubauen. In der HessenChemie-Akademie fanden im vergangenen Geschäftsjahr über 80 Seminare statt, an denen mehr als 2.600 Teilnehmer mitwirkten. „Der effektive Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist momentan eines der Themen mit der höchsten Nachfrage“, erklärt Hauptgeschäftsführer Dirk Meyer.
Trotz der Herausforderungen haben die Mitglieder des Verbands auch bei den Vorstandswahlen auf Kontinuität gesetzt. Der Vorstand wurde weitgehend bestätigt, neu gewählt wurde Christian Scheller von Technoform als Nachfolger von Pierre Schlosser.
Der Arbeitgeberverband HessenChemie vertritt 310 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 105.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen und kunststoffverarbeitenden Industrie. Die Herausforderungen sind groß, doch die Mitglieder zeigen sich entschlossen, die Zukunft der Branche aktiv zu gestalten.
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HessenChemie fordert Mut zu Reformen
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Herausforderungen und Chancen für die Chemie- und Pharmaindustrie in Hessen
Die aktuelle Situation der Chemie- und Pharmaindustrie in Hessen reflektiert nicht nur die spezifischen Herausforderungen der Branche, sondern auch breitere wirtschaftliche Trends, die sich in den letzten Jahren verstärkt haben. Der Produktionseinbruch von 16 Prozent seit 2018 ist alarmierend und zeigt, dass die Branche sich in einem strukturellen Wandel befindet, der durch verschiedene Faktoren bedingt ist. Der Übergang zu nachhaltigen Produktionsmethoden und der Druck zur Digitalisierung nehmen zu, was Unternehmen vor die Herausforderung stellt, massive Investitionen zu tätigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Trotz der Warnungen des Vorstandsvorsitzenden Oliver Coenenberg bleibt die Strategie der Bundesregierung zur Schaffung eines stabilen wirtschaftlichen Umfelds für die Chemiebranche umstritten. Die schrittweise Senken der Unternehmenssteuer mag zwar eine positive Entwicklung darstellen, jedoch wird sie als zu langsam angesehen, um den sofortigen Handlungsbedarf zu decken. Wenn strukturelle Reformen in den Bereichen Rente, Pflege und Gesundheit nicht in Angriff genommen werden, könnte sich die Lage weiter zuspitzen.
Die positive Entwicklung des Ausbildungsmarktes mit über 10.000 neu geschaffenen Ausbildungsplätzen im Jahr 2024 bietet einen Lichtblick, ist jedoch durch wirtschaftliche Unsicherheiten gefährdet. Die Berufsorientierung und die Förderung einer zukunftsfähigen dual Ausbildung sind essenziell, um die Bindung junger Talente an die Branche zu stärken. Das Bündnis Ausbildung signalisiert, dass Unternehmen erkannt haben, wie wichtig es ist, frühzeitig in die Förderung der nächsten Generation zu investieren.
Zudem gibt es vielschichtige Diskussionen über die Tarifautonomie, insbesondere in Bezug auf den von der SPD geforderten Mindestlohn von 15 Euro, der als potenzielle Bedrohung für die etablierte Lohnstruktur angesehen wird. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, die Sozialpartnerschaft zu erhalten und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht zu gefährden.
In Anbetracht dieser Herausforderungen ist es entscheidend, dass Unternehmen und Verbände eng zusammenarbeiten, um einen kohärenten und effektiven Ansatz zu entwickeln, der nicht nur den aktuellen Bedürfnissen gerecht wird, sondern auch langfristig eine nachhaltige Entwicklung der Chemie- und Pharmaindustrie in Hessen sichert. Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnten hier Schlüsselfaktoren sein, um die Effizienz und Innovationskraft zu steigern.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Branche an einem Wendepunkt steht. Durch eine mutige Reformpolitik und eine gezielte Unterstützung der Unternehmen und ihrer Belegschaften könnte sich die Chemie- und Pharmaindustrie nicht nur stabilisieren, sondern auch innovative Potenziale ausschöpfen, die sie auf einen Wachstumspfad zurückführen.
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