RED III-Umsetzung: VKU fordert mehr Wettbewerb bei Offshore-Wind und stärkere Stromnetze

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) unterstützt den Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) grundsätzlich, fordert aber Nachbesserungen für mehr Wettbewerb und Akteursvielfalt. Konkret pocht der Verband auf kleinere Offshore-Flächen und strengere Vergabekriterien, um auch kommunalen Unternehmen faire Chancen zu ermöglichen. Zudem hält der VKU das aktuelle Ausbauziel von 70 Gigawatt für überhöht und plädiert für realistischere 50 Gigawatt bis 2045.
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Inhaltsübersicht

– VKU fordert kleinere Offshore-Windflächen für mehr Akteursvielfalt und Wettbewerb.
– Der Verband hält 70 Gigawatt Ausbauziel bis 2045 für zu hoch und ineffizient.
– Beschleunigte Genehmigungen für Stromnetze werden begrüßt, aber Nachbesserungen gefordert.

VKU fordert Nachbesserungen bei Offshore-Ausbau und Netzausbau

Der Bundestagsausschuss für Wirtschaft und Energie hat am 13. Oktober 2025 über den Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) für Offshore-Windenergie und Stromnetze beraten. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) unterstützt zwar die grundsätzliche Ausrichtung des Vorhabens, sieht jedoch erheblichen Nachbesserungsbedarf für mehr Wettbewerb und Effizienz.

„Wir begrüßen die Stoßrichtung des Gesetzentwurfs zwar ausdrücklich, für mehr Wettbewerb, Effizienz und einen schnellen Netzausbau sind jedoch noch Nachbesserungen im Gesetzentwurf notwendig“, erklärt Dr. Kai Lobo, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VKU. Der Verband kritisiert, dass bei aktuellen Offshore-Auktionen überwiegend große Energiekonzerne zum Zug kommen – eine Entwicklung, die Akteursvielfalt gefährdet und zu Klumpenrisiken führen kann.

Der VKU schlägt konkrete Änderungen vor: Künftig sollten Offshore-Flächen auf maximal 1 Gigawatt pro Fläche begrenzt werden, und jedes Unternehmen sollte pro Jahr nur eine Fläche erhalten dürfen. Zudem plädiert der Verband für Qualitätskriterien jenseits des reinen Preiswettbewerbs, die ökologische Aspekte und flexible Stromnutzung berücksichtigen. „Nicht zuletzt kommunale Unternehmen haben ein Interesse daran, in Windparks auf See zu investieren oder Stromlieferverträge abzuschließen. Dafür brauchen sie faire Chancen und klare Regeln, die Vielfalt statt Konzentration fördern“, so Lobo weiter.

Beim Ausbauziel für Offshore-Windenergie mahnt der VKU Realismus an: Das aktuelle Ziel von 70 Gigawatt bis 2045 (Stand: 13.10.2025) hält der Verband für überzogen. Stattdessen schlägt er ein wirtschaftlich sinnvolleres Ziel von etwa 50 Gigawatt (Stand: 13.10.2025) vor, das die Klimaziele erreicht ohne den Netzausbau unverhältnismäßig zu verteuern.

Im Bereich der Stromnetze begrüßt der VKU die geplanten Beschleunigungen bei Genehmigungsverfahren und Erleichterungen beim Repowering. „Unsere Netze sind das Rückgrat der Energiewende. Ohne starke und flexible Verteilnetze kann kein zusätzlicher grüner Strom ins System kommen… Denn letztendlich muss es darum gehen, so viel erneuerbaren Strom wie möglich kurzfristig und kostengünstig ins System zu bringen.“ Allerdings fordert der Verband weitere Vereinfachungen, um aufwändige Planfeststellungsverfahren bei Ersatzneubauten zu vermeiden.

Offshore-Ausbau: Deutschland droht die Zwischenziele zu verfehlen

Deutschlands Offshore-Windkraftausbau zeigt im ersten Halbjahr 2025 eine beunruhigende Stagnation. Während Ende 2024 noch etwa 9 Gigawatt installierte Leistung in deutschen Gewässern standen, kam in den ersten sechs Monaten des neuen Jahres keine einzige weitere Turbine hinzu. Aktuell drehen sich 1.730 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 9,2 Gigawatt vor den Küsten – ein minimaler Zuwachs, der die ambitionierten Ausbaupläne der Bundesregierung in Frage stellt.

Status quo der Leistung

Die aktuellen Zahlen offenbaren eine deutliche Diskrepanz zwischen politischen Zielen und realer Umsetzung. Mit Stand erstes Halbjahr 2025 verharrt die installierte Offshore-Leistung bei 9,2 Gigawatt, nachdem bereits Ende 2024 etwa 9 Gigawatt erreicht worden waren. Diese Stagnation kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn die nächsten Jahre erfordern ein deutlich beschleunigtes Ausbautempo, um die gesetzlich verankerten Meilensteine zu erreichen.

Ausbauziele im Gesetz

Die gesetzliche Vorgabe sieht verbindliche Zwischenziele von mindestens 30 Gigawatt bis 2030 und 40 Gigawatt bis 2035 vor. Gemessen am aktuellen Bestand von 9,2 Gigawatt bedeutet dies eine Verdreifachung der Kapazität innerhalb der nächsten fünf Jahre. Branchenbeobachter zeigen sich jedoch skeptisch: Sie erwarten, dass die 30-Gigawatt-Marke voraussichtlich erst 2031 erreicht wird – ein Jahr später als gesetzlich vorgesehen. Diese Verzögerung würde nicht nur die Klimaziele gefährden, sondern auch die Planungssicherheit für Investoren beeinträchtigen.

Die aktuelle Entwicklung deutet darauf hin, dass ohne entschlossene Gegenmaßnahmen die gesetzlichen Zwischenziele in weite Ferne rücken könnten. Der stockende Ausbau im ersten Halbjahr 2025 unterstreicht die Dringlichkeit, bestehende Hemmnisse zu beseitigen und den Ausbau der Windkraft auf See deutlich zu beschleunigen.

Ausschreibungen: Vielfalt vs. Konzentration

Die Entwicklung der Offshore-Windkraft-Ausschreibungen zeigt einen markanten Wandel innerhalb kurzer Zeit. Während 2023 noch hohe Gebotssummen erzielt wurden, signalisiert der Markt ein Jahr später erhebliche Zurückhaltung. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Nachhaltigkeit des aktuellen Ausschreibungsdesigns und seiner Auswirkungen auf die Akteursvielfalt auf.

Die jüngsten Ausschreibungsrunden offenbaren eine zunehmende Konzentration bei den Projektgewinnern. 2023 gingen die Zuschläge für vier Flächen mit insgesamt 7.000 MW ausschließlich an große Energieunternehmen (Stand: 2023). Die damals erzielten 12,6 Milliarden Euro an Gebotssumme stehen in starkem Kontrast zur Entwicklung im Folgejahr.

Im Sommer 2024 sank das Gebotsvolumen für zwei Flächen mit 2,5 GW Kapazität auf nur noch 3 Milliarden Euro (Stand: Sommer 2024). Branchenexperten führen diese Entwicklung auf gestiegene Projektrisiken und eine zurückhaltendere Bereitschaft zu Power-Purchase-Agreements zurück.

Marktsignale im Überblick

  • 2023: 7.000 MW Ausschreibungsvolumen, Zuschläge ausschließlich an große Energieunternehmen – Stand: 2023
  • Sommer 2024: 3 Milliarden Euro Gebotsvolumen für 2,5 GW – Stand: Sommer 2024
  • 2024/2025: Hohe Investitionsrisiken insbesondere für kleinere Bieter – Stand: 2024/2025

Branchenverbände kritisieren, dass das aktuelle Ausschreibungsdesign erhebliche Investitionsrisiken birgt, die besonders kleinere Akteure vom Markteintritt abhalten. Die Konzentration auf wenige große Player gefährde nicht nur die Wettbewerbsvielfalt, sondern berge auch Klumpenrisiken bei der Projektrealisierung. Für die Jahre 2024 und 2025 zeichnet sich damit eine kritische Phase ab, in der die Rahmenbedingungen dringend angepasst werden müssten, um mittelständische Unternehmen und kommunale Akteure nicht dauerhaft vom Markt zu verdrängen.

Warum das Stromnetz der Engpass bleibt

Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland kommt ins Stocken – nicht wegen fehlender Windparks, sondern wegen unzureichender Netzanbindungen. Während die Politik ehrgeizige Ziele formuliert, zeigt die Realität der Netzinfrastruktur erhebliche Defizite. Das Projekt Borkum Riffgrund 3 mit einer Leistung von 959 Megawatt steht exemplarisch für dieses Problem: Obwohl der Windpark fertiggestellt ist, kann er erst 2026 ans Netz gehen – allein wegen verspäteter Netzanbindung (Stand: 2025).

Die langen Vorlaufzeiten für Offshore-Netzanbindungen haben sich zu einem systematischen Flaschenhals entwickelt. Zwischen 2022 und 2024 benötigten Planungs- und Genehmigungsverfahren für diese kritische Infrastruktur durchschnittlich 54 bis 56 Monate. Diese langen Zeiträume verdeutlichen, warum fertige Windparks monate- oder gar jahrelang auf ihre Inbetriebnahme warten müssen.

Die Verzögerungen bei der Netzanbindung werfen grundlegende Fragen zur Effizienz des gesamten Ausbauprozesses auf. Wenn fertiggestellte Anlagen nicht ans Netz können, bleibt nicht nur wertvolle erneuerbare Energie ungenutzt, sondern es entstehen auch erhebliche wirtschaftliche Verluste. Die aktuellen Herausforderungen zeigen, dass ambitionierte Ausbauziele allein nicht ausreichen – sie müssen durch eine leistungsfähige und rechtzeitig verfügbare Netzinfrastruktur unterfüttert werden.

Offshore-Ausbau unter RED III: Was jetzt zu tun bleibt

Der aktualisierte Flächenentwicklungsplan (FEP 2025) bildet den entscheidenden Rahmen für die kommende Offshore-Entwicklung. Er legt Standorte und Netzanbindungssysteme bis 2034 fest – ein planerischer Kompass, in dem die RED III-Umsetzungsdetails wirken müssen (Stand: 2025). Für Bürgerinnen und Bürger wird dieser Plan konkret spürbar: Schnellere Genehmigungen und klare Qualitätskriterien in Auktionen können Kosten dämpfen, Projekte stabilisieren und regionale Beteiligung fördern.

Worauf es jetzt ankommt:

  • Klare Qualitätskriterien in Ausschreibungen etablieren, die Stromertrag, ökologische Standards und flexible Nutzungsoptionen honorieren
  • Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung konsequent umsetzen, um Projekte zügig realisieren zu können
  • Netz- und Erzeugungsplanung verzahnen und den FEP 2025 als strategische Grundlage nutzen

Die erfolgreiche Umsetzung von RED III hängt maßgeblich davon ab, wie diese Elemente ineinandergreifen. Der planerische Rahmen steht – jetzt kommt es auf die konkrete Ausgestaltung an.

Dieser Beitrag stützt sich auf Informationen und Aussagen des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) aus einer aktuellen Pressemitteilung.

Weiterführende Quellen:

11 Antworten

  1. Es wäre hilfreich mehr Informationen über das Ausschreibungsdesign zu haben. Warum sind kleinere Unternehmen so stark benachteiligt?

  2. Es ist erschreckend zu sehen, wie langsam der Ausbau vorangeht! Welche Lösungen gibt es für die langen Genehmigungszeiten?

    1. Ich denke auch, dass wir dringend eine Vereinfachung brauchen, sonst bleiben uns nur leere Versprechen.

  3. Die Idee mit den maximal 1 Gigawatt pro Fläche klingt sinnvoll! Das könnte mehr Unternehmen motivieren, in diesen Bereich zu investieren.

    1. Das finde ich auch! Aber wie sieht es mit den ökologischen Standards aus? Das muss auch berücksichtigt werden.

  4. Die stagnierende Offshore-Leistung ist beunruhigend. Wie können wir sicherstellen, dass die Ziele erreicht werden? Ich glaube, klarere Regeln könnten helfen!

    1. Ich frage mich auch, wie viel Einfluss die großen Unternehmen auf die Politik haben. Ist es nicht Zeit für eine Reform?

  5. Ich finde es gut, dass VKU die Offshore-Windenergie ansprechen. Aber warum werden große Firmen bevorzugt? Ist das wirklich im Sinne der Energiewende? Ich denke, dass mehr Wettbewerb notwendig ist. Was meint ihr?

    1. Ja, ich stimme zu! Die Akteursvielfalt ist wichtig für Innovationen und faire Preise. Was denkt ihr über die 70 Gigawatt bis 2045? Zu hoch oder realistisch?

    2. Das Problem mit den Genehmigungen ist echt frustrierend! Warum dauert das so lange? Wenn wir schneller handeln wollen, müssen wir das ändern.

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