RED III-Umsetzung: BDEW fordert mehr Tempo bei Erneuerbaren und Netzausbau – 80-Prozent-Ziel bis 2030 in Gefahr

Anlässlich der heutigen Anhörung zur Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III im Bundestag fordert der BDEW weitere Maßnahmen für eine schnellere Energiewende. Der Verband begrüßt zwar geplante Vereinfachungen wie weniger Umweltprüfungen und eine 30-Tage-Frist für Anträge, sieht aber zusätzlichen Handlungsbedarf beim Netzausbau und Engpassmanagement. Kritisch bewertet der BDEW pauschale Ausgleichszahlungen für Offshore-Netzanbindungen, die zu erheblichen Mehrkosten führen könnten.
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Inhaltsübersicht

– BDEW fordert schnellere Genehmigungsprozesse für Energieinfrastruktur
– Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III soll Planung beschleunigen
– Kritik an pauschalen Ausgleichszahlungen ohne ökologischen Mehrwert

BDEW fordert weitere Beschleunigung bei Energie-Genehmigungen

Anlässlich der Anhörung zur Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III im Deutschen Bundestag am 13. Oktober 2025 unterstützt der BDEW grundsätzlich die geplanten Maßnahmen zur Planungs- und Verfahrensbeschleunigung, mahnt jedoch zusätzliche Schritte an. Der Verband betont die Dringlichkeit, das 80-Prozent-Ziel für Erneuerbare Energien bis 2030 (Stand: 13. Oktober 2025) zu erreichen.

„Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat mit dem Monitoringbericht das Ziel von 80 Prozent Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2030 bekräftigt. Um dieses zu erreichen, benötigen wir den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien. Richtigerweise muss dieser mit dem Netzausbau und dem Engpassmanagement optimal verknüpft werden, um das Tempo hoch halten zu können.“

Der BDEW begrüßt, dass der Gesetzentwurf langjährige Forderungen aufgreift, etwa den Abbau doppelter Umweltprüfungen und reduzierte Verfahrensanforderungen. „Aber dabei darf es nicht bleiben. Es sind weitergehende Maßnahmen zur Beschleunigung notwendig, etwa Bagatellregelungen für geringfügige Netzanpassungen.“ Besonders positiv bewertet der Verband die stärkere Fokussierung auf den Ausbau der Stromverteilnetze, die mit einer Flut von Netzanschlussbegehren konfrontiert sind.

Bei der Offshore-Windenergie sieht der BDEW Fortschritte durch die geplante Fiktion der Vollständigkeit des Antrags nach 30 Tagen (Stand: 13. Oktober 2025), weitere Digitalisierung und reduzierte Berichtspflichten. Kritisch hingegen beurteilt der Verband pauschale Ausgleichszahlungen für den Verzicht auf artenschutzrechtliche Einzelprüfungen bei Offshore-Netzanbindungen. „Diese kann zu erheblichen Zusatzkosten führen – bis zu sieben Millionen Euro pro Anschluss – ohne erkennbaren umweltrechtlichen Mehrwert.“ (Stand: 13. Oktober 2025)

Was die neue EU-Richtlinie für die Energiewende bedeutet

Die EU-Erneuerbaren-Richtlinie RED III markiert einen fundamentalen Wandel im europäischen Energierecht. Seit Mai 2025 sind Mitgliedstaaten verpflichtet, Beschleunigungsgebiete für erneuerbare Energien auszuweisen und bei Genehmigungsverfahren ein überragendes öffentliches Interesse anzuerkennen (Quelle: Ökobüro, Stand: Mai 2025). Diese Neuregelungen sollen den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich vorantreiben, indem sie administrative Hürden reduzieren und Verfahren beschleunigen.

Beschleunigungsgebiete und Fristen

Mit dem RED-III-Umsetzungsgesetz vom Juli 2025 wurden bestehende Windenergiegebiete automatisch zu Beschleunigungsgebieten erklärt (Quelle: CMS Legal, Stand: Juli 2025). In diesen Gebieten entfällt künftig die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für bestimmte Projekte – ein UVP-Wegfall, der Genehmigungsverfahren um Monate verkürzen kann. Diese Vereinfachung kommt gerade rechtzeitig, nachdem die EU-Notfallverordnung am 30. Juni 2025 ausgelaufen ist. Ohne diese Übergangsregelung drohten Verzögerungen bei hunderten Solarprojekten mit einer Gesamtleistung von über 10 Gigawatt (Quelle: EE-Hub, Stand: Juli 2025).

Digitale Verfahren ab November 2025

Ab dem 21. November 2025 tritt eine weitere wichtige Neuerung in Kraft: Sämtliche Genehmigungsverfahren für erneuerbare Energien müssen elektronisch und digitalisiert abgewickelt werden (Quelle: Deutscher Bundestag, Stand: Juli 2025). Diese Digitalisierung der Verwaltungsabläufe soll Bearbeitungszeiten weiter verkürzen und Transparenz erhöhen. Die vollständige Digitalisierung betrifft Antragsstellung, Prüfverfahren und Bescheiderteilung – ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der deutschen Genehmigungspraxis.

Investitionsbedarf: Warum Deutschlands Stromnetze Milliarden brauchen

Die Energiewende steht vor einer zentralen Herausforderung: Ohne leistungsfähige Verteilnetze droht der Ausbau erneuerbarer Energien ins Stocken zu geraten. Während sich die öffentliche Debatte oft auf Windräder und Solaranlagen konzentriert, bilden die regionalen Stromnetze das Rückgrat für dezentrale Erzeugung, Großspeicher und die wachsende E-Mobilität. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, betont: „Die Verteilnetzbetreiber stehen einer Flut von Netzanschlussbegehren gegenüber – von Großspeichern, aber auch Erneuerbaren-Energien-Anlagen und neuer Verbrauchseinrichtungen wie Ladeinfrastruktur.“

Aktuelle Prognosen zeigen den enormen Investitionsbedarf für die kommenden Jahre. Noch im Jahr 2020 lagen die jährlichen Investitionen in deutsche Verteilnetze bei etwa 7 Milliarden Euro (Stand: 2024, Quelle: envelio). Bis 2025 müssen diese Ausgaben laut Schätzungen stark ansteigen – auf über 14 Milliarden Euro pro Jahr (Stand: 2024, Quelle: envelio). Diese Verdopplung innerhalb weniger Jahre unterstreicht die Dringlichkeit der Netzverstärkung.

Was bedeutet das für Verbraucher?

  • Lange Wartezeiten für den Anschluss von Solaranlagen oder Wallboxen
  • Regionale Engpässe bei der Stromversorgung trotz ausreichender Erzeugung
  • Verzögerungen bei der Inbetriebnahme neuer Gewerbe- und Industrieanschlüsse

Die Entwicklung des Investitionsbedarfs zeigt deutlich, dass die bisherigen Ausbaugeschwindigkeiten nicht ausreichen werden. Zwischen 2020 und 2025 müssen die jährlichen Investitionen in deutsche Verteilnetze laut BET-Consulting stark steigen (Stand: 2024/2025). Diese massive Aufstockung der Mittel ist notwendig, um die wachsende Anzahl dezentraler Einspeiser und neuer Verbraucher wie Elektrofahrzeuge zu integrieren. Die Zahlen machen deutlich: Die Energiewende findet nicht nur in Kraftwerken statt, sondern vor allem in den regionalen Stromnetzen, die für die neue Energielandschaft gerüstet werden müssen.

Was die Beschleunigung für alle bedeutet

Beschleunigte Genehmigungsverfahren für Energieinfrastruktur wirken sich direkt auf den Alltag von Bürgerinnen und Bürgern aus. Kürzere Wartezeiten bei Netzanschlüssen für Solaranlagen, Ladestationen oder Wärmepumpen werden spürbar. Unternehmen profitieren von besserer Planbarkeit ihrer Investitionen in erneuerbare Energien, während Kommunen lokale Energiewende-Projekte zügiger umsetzen können. Die Digitalisierung von Antragsverfahren reduziert bürokratische Hürden und beschleunigt Prozesse von der Planung bis zur Realisierung.

Gleichzeitig bleibt die Abwägung zwischen Geschwindigkeit und Qualität entscheidend. Schnellere Verfahren dürfen nicht zu Lasten von Natur- und Artenschutz gehen. Die Balance zwischen Tempo bei der Energiewende und dem Schutz unserer Lebensgrundlagen stellt eine fortwährende Herausforderung dar. Auch Kosteneffizienz bleibt ein wichtiger Faktor – unnötige Zusatzkosten durch übermäßige Ausgleichszahlungen belasten letztlich Verbraucherinnen und Verbraucher. Die beschleunigte Energiewende erfordert daher kluge Lösungen, die sowohl dem Zeitdruck als auch ökologischen und wirtschaftlichen Erwägungen gerecht werden.

Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW).

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. Ich sehe das auch so! Schnelle Genehmigungen sind super, aber wenn das auf Kosten der Umwelt geht, dann stimmt was nicht! Wo ist der Plan für den Schutz unserer Natur in all dem?

    1. „Ja genau, Kohler! Wir müssen ein Gleichgewicht finden zwischen Fortschritt und Umweltbewusstsein. Was denkt ihr über mögliche Kompromisse in den Verfahren?“

    2. „Es wäre gut zu wissen, ob die neuen digitalen Verfahren wirklich effizienter sind oder ob sie nur einen weiteren bürokratischen Schritt hinzufügen? Hat jemand Erfahrungen damit gemacht?“

  2. Die BDEW hat gute Punkte angesprochen, aber ich mache mir Sorgen über die Kosten. Wenn wir mehr zahlen müssen wegen diesen Ausgleichszahlungen, wo bleibt da unser Geld? Können wir nicht besser planen?

    1. Das stimmt, Vkorner! Kosteneffizienz ist wichtig! Vielleicht sollten wir auch mal diskutieren wie andere Länder das machen? Gibt es Beispiele von erfolgreichen Projekten im Ausland?

  3. Die Idee von Beschleunigungsgebieten finde ich klasse! Aber wie sieht das mit dem Umweltschutz aus? Ich hoffe, dass wir die Natur nicht vergessen, während wir schneller werden. Gibt es dazu Studien oder Berichte?

  4. Ich finde es sehr wichtig das wir die Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien beschleunigen. Es ist einfach zu lange warten für Solaranschlüsse. Haben wir nicht schon genug Verzögerungen? Gibt es da neue Infos?

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