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Psychotherapie im Digitalzeitalter: Chancen und Herausforderungen

KI, DiGA und TONI: Psychotherapie und Digitalisierung
Am 6. Juni 2024 fand in Berlin das DPtV-Symposium zu Digitalisierung und psychotherapeutischer Versorgung statt, organisiert von der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung e.V. (DPtV). Mit fast 1000 Teilnehmer*innen vor Ort und online wurde intensiv über die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Psychotherapie diskutiert. Unter anderem wurde debattiert, ob KI-Systeme Gesundheitspersonal ersetzen könnten und welche Chancen und Herausforderungen DiGA (Digitale Gesundheitsanwendungen) für die psychotherapeutische Praxis bieten. Experten betonten die Notwendigkeit, den Einsatz digitaler Interventionen kritisch zu hinterfragen und deren Integration in die Ausbildung zu intensivieren.

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Bremen (VBR).

In einer Zeit, in der die Digitalisierung unaufhaltsam voranschreitet, gerät auch die Psychotherapie zunehmend ins Blickfeld technologischer Innovationen. Diese Entwicklungen wecken sowohl Erwartungen als auch Unsicherheiten, wie das jüngste Symposium der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) anschaulich verdeutlichte. Unter dem Leitmotiv „Digitalisierung und psychotherapeutische Versorgung“ versammelte die DPtV fast 1000 Teilnehmer*innen, um über Künstliche Intelligenz (KI), digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) und deren praktischen Einsatz zu diskutieren.

Gebhard Hentschel, der Bundesvorsitzende der DPtV, eröffnete mit einer pointierten Frage: „Die Psychotherapie ist einer der wenigen medizinischen Handlungsbereiche, in denen KI-basierte Systeme Gesundheitspersonal weitgehend oder vollständig ersetzen kann.“ Diese Aussage des deutschen Ethikrates stellt er einer kritischen Prüfung unter. Hierbei wolle man ergründen, ob diese Utopie greifbare Realität oder bloße Zukunftsmusik sei.

Prof. Dr. Markus Langer von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg brachte sein Publikum zum Nachdenken. In seinem Vortrag „Wie verändert Künstliche Intelligenz die Versorgung?“ mahnte er zur Vorsicht gegenüber dem KI-Hype. Während KI bei klaren Entscheidungen, wie etwa der Diagnose von Hautkrebs, brilliert, stößt sie im komplexen Umfeld der Psychotherapie schnell an ihre Grenzen – insbesondere bei Hochrisiko-Fällen wie Suizidalität. Und nicht zuletzt zählte er auf, dass Menschen weiterhin den persönlichen Face-to-Face-Austausch bevorzugten, auch wenn eine Psychotherapeutin im Hintergrund agiere.

Eine innovative Brücke zwischen digitaler Technik und persönlicher Betreuung präsentierte Prof. Dr. Johanna Böttcher von der Psychologischen Hochschule Berlin. Sie lieferte erste Ergebnisse ihrer Studie zu TONI, einem System von Online-Interventionen, das in Therapien integriert wird. Die bisherigen Programme, so Prof. Böttcher, scheiterten oft daran, die Inhalte dynamisch an individuelle Bedürfnisse und Prozesse anzupassen – ein Umstand, den TONI zu überwinden sucht.

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"In der Praxis zeigt sich, dass DiGA – digitale Gesundheitsanwendungen – nicht annähernd das Potenzial ausschöpfen, das ihnen zugesprochen wird", erklärte Dr. Lasse B. Sander von der Universität Freiburg. Er kritisierte das „One Size Fits All“-Konzept, das für die Nuancen der Psychotherapie ungeeignet sei, und betonte vielmehr die Chance solcher Anwendungen in Nischensituationen wie zur Überbrückung von Wartezeiten oder der Behandlung spezifischer Symptome.

Zu diesen kontroversen Themen fand auch eine lebhafte Podiumsdiskussion statt. Politikerin Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen) erkannte zwar Chancen in der Digitalisierung, hob jedoch hervor, dass leiblicher Kontakt unersetzlich bleibe. Datenschutzexperte Martin Tschirsich warnte vor den datenschutzrechtlichen Herausforderungen der DiGA, die essenzielle Gesundheitsinformationen in unsicheren Händen wissen könnten. Dem entgegnete Dr. Susanne Ozegowski vom Bundesministerium für Gesundheit pragmatisch: „Wir sind auf die App Stores angewiesen. Etwas anderes zu erfinden, das dann keiner nutzt, hilft niemandem.“

Der DPtV-Bundesvorsitzende Gebhard Hentschel fasste den Konsens unter den Experten treffend zusammen: DiGA könnten zur Ergänzung und nicht als Ersatz für traditionelle Therapie betrachtet werden. Auch blieb es unumstritten, dass die Verordnung dieser digitalen Lösungen in fachkundigen Händen bleiben müsse – sei es der Psychotherapeutinnen oder Ärztinnen. Ihre Verantwortung, eine Indikation gründlich abzuklären, bevor Apps zum Einsatz kommen, sei unverzichtbar.

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Am Ende des Tages wurde deutlich: Digitalisierung und KI bieten faszinierende Möglichkeiten aber fordern gleichzeitig einen behutsamen und reflektierten Umgang, um das Wohl der Patient*innen sicherzustellen. Wer tiefer eintauchen möchte, findet bald die Vorträge und Videos dieses zukunftsweisenden Symposiums auf www.dptv.de/symposium.

Mit seinen 27.000 Mitgliedern setzt die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung sich unermüdlich für die Interessen von psychologischen Psychotherapeutinnen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Psychotherapeut*innen in Ausbildung ein und gestaltet aktiv die Entwicklungen in ihrem Berufsfeld mit.

Für weiterführende Informationen und Interview-Anfragen steht Hans Strömsdörfer, Pressesprecher und Leiter Kommunikation der DPtV, gerne zur Verfügung.


Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
KI, DiGA und TONI: Psychotherapie und Digitalisierung

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Meldung einfach erklärt

  1. Was ist dieser Beitrag?

    • Der Beitrag berichtet über ein Symposium der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV).
  2. Wann und wo fand das Symposium statt?

    • Am 6. Juni 2024
    • In Berlin
  3. Worum ging es beim Symposium?

    • Digitalisierung und psychotherapeutische Versorgung
    • Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf die Psychotherapie
  4. Wer hat das Symposium eröffnet?

    • Gebhard Hentschel, der Bundesvorsitzende der DPtV
  5. Wie viele Teilnehmer waren dabei?

    • Fast 1000 Teilnehmer, sowohl online als auch vor Ort.
  6. Hauptthemen und Vorträge:

    • Künstliche Intelligenz in der Psychotherapie:
      Prof. Dr. Markus Langer erklärte, dass KI in Bereichen wie Hautkrebs gut funktioniert, aber in der Psychotherapie schwieriger einzusetzen ist.
    • TONI-Studie:
      Prof. Dr. Johanna Böttcher präsentierte Ergebnisse zum "blended-care-Ansatz", also der Kombination von Online-Interventionen und ambulanter Therapie.
    • DiGA (Digitale Gesundheitsanwendungen):
      Dr. Lasse B. Sander kritisierte, dass DiGA häufig nach dem "One Size Fits All"-Konzept gestaltet sind und somit nicht für alle Patienten ideal passen.
  7. Podiumsdiskussion:

    • Themen waren Verordnung, Wirkung und Datenschutz von DiGA.
    • Dr. Kirsten Kappert-Gonther betonte, dass DiGA niemals den direkten menschlichen Kontakt ersetzen können.
    • Ulrike Elsner sprach darüber, dass DiGA nur nach ärztlicher oder psychotherapeutischer Verordnung eingesetzt werden sollten.
    • Martin Tschirsich wies auf ungelöste Datenschutzprobleme hin.
  8. Fazit des Symposiums:

    • Es gibt noch viele Herausforderungen bei der Integration von Digitalisierung und KI in die Psychotherapie.
    • Wichtig ist es, digitale Hilfsmittel sinnvoll und sicher zu nutzen.
  9. Weitere Informationen:

    • Vorträge und Videos sind bald auf der Webseite der DPtV verfügbar (www.dptv.de/symposium).
    • Die DPtV vertritt die Interessen von 27.000 Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Deutschland.
  10. Kontaktinformation für Presse und Interviews:
    • Hans Strömsdörfer, Pressesprecher der DPtV
    • Adresse: Am Karlsbad 15, 10785 Berlin
    • Telefon: 030 235 009-27
    • E-Mail: presse@dptv.de
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