Bremen (VBR). In einer zunehmend digitalisierten Welt sind Online-Marktplätze wie Temu, Shein und AliExpress fester Bestandteil des Einkaufsalltags vieler Konsumenten geworden. Sie locken mit günstigen Preisen und besonderen Schnäppchen, was den Reiz für viele Kunden erhöht. Doch dieser Komfort birgt Risiken: Zahlreiche Produkte aus dem Direktversand entsprechen nicht den Sicherheitsstandards der Europäischen Union und stellen damit eine Gefahr für die Verbraucher dar.
Laut Dr. Joachim Bühler vom TÜV-Verband tauchen auf diesen Plattformen häufig Produkte auf, die nicht den EU-Produktionsanforderungen gerecht werden – darunter etwa Spielzeuge mit scharfen Kanten oder Gesundheitsgeräte ohne präzise Funktion („Mit dem Direktverkauf über Online-Plattformen kommen massenhaft Produkte auf den europäischen Markt, die nicht die geltenden Anforderungen an die Produktsicherheit erfüllen“, sagt Dr. Joachim Bühler. Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Die Problematik wird durch unzureichende Kontrollen seitens der Zollbehörden und der Marktüberwachung verschärft. Im Jahr 2023 stellte die Bundesnetzagentur fest, dass ein Großteil der überprüften Warensendungen aus Drittstaaten nicht den EU-Vorschriften entsprach – ein Zustand, der dringend Konsequenzen erfordert. Der TÜV-Verband drängt deshalb auf eine striktere Anwendung des Digital Services Act (DSA), der Anfang 2024 in Kraft trat. Dieser gesetzliche Rahmen fordert von großen Plattformen strenge Sorgfältigkeits- und Transparenzpflichten, um die Auslieferung unsicherer Produkte zu verhindern.
Dr. Bühler betont, dass hier weniger Regulierung, sondern vielmehr effektive Kontrolle und Durchsetzung nötig sind. Dafür seien ausreichende Ressourcen für Zoll- und Marktkontrollbehörden unverzichtbar. Diese Herausforderungen betreffen nicht nur die Konsumenten, sondern auch den Binnenmarkt und die rechtlichen Strukturen innerhalb der EU.
Der DSA sieht vor, dass sehr große Online-Plattformen mehr Verantwortung übernehmen müssen. Allerdings plädiert der TÜV-Verband dafür, diesen Rahmen auch auf mittelgroße Händler auszudehnen, um umfassendere Sicherheit gewährleisten zu können. Die Möglichkeit, sich auf Prüfzeichen wie das GS-Zeichen oder die Siegel der TÜV-Unternehmen zu verlassen, bietet Verbrauchern Orientierung im Produktdschungel des Online-Handels.
Der Vorstoß zur Rechtsdurchsetzung ist entscheidend für den Schutz der Verbraucher und die Integrität des europäischen Marktes. Während die Politik an Lösungen arbeitet, liegt es auch am Einzelnen, informierte Kaufentscheidungen zu treffen, um sicherzustellen, dass die gekauften Produkte den erforderlichen Sicherheitsstandards entsprechen.
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Temu, Shein und Co zeigen Schwachstellen bei der Produktsicherheit im Online-Handel
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Herausforderungen bei der Produktsicherheit im E-Commerce: Eine tiefere Analyse
Die Problematik der unzureichenden Kontrolle von Produkten auf Online-Marktplätzen ist nicht neu, gewinnt jedoch angesichts des wachsenden Online-Handels weiter an Brisanz. In internationalen Vergleichen zeigt sich, dass Europa mit seinen komplexen Regelwerken zur Produktsicherheit noch immer Schwierigkeiten hat, diese effizient im digitalen Zeitalter durchzusetzen. Im asiatischen Raum etwa, wo viele dieser Plattformen ihren Ursprung haben, wird ebenfalls rege über die Regulierung von E-Commerce diskutiert, jedoch fehlen oft vergleichbare Marktüberwachungsmechanismen wie in Europa.
Ein bemerkenswerter Trend ist die zunehmende Bereitschaft der Verbraucher:innen, Produkte direkt aus Übersee zu beziehen, angelockt durch die unschlagbaren Preise und die Illusion eines grenzenlosen Marktes. Diese Entwicklung verändert das Verbraucherverhalten erheblich und stellt damit eine zusätzliche Herausforderung für Regulierungsbehörden dar. Während Konsumentensicherheit im Fokus stehen sollte, läuft die Marktdynamik Gefahr, die Standards zu untergraben.
In den kommenden Jahren könnten wir eine verstärkte Harmonisierung der europäischen Regulierungen erleben, um den Missbrauchsmöglichkeiten entgegenzuwirken. Vorstellbar sind beispielsweise strengere Maßnahmen gegen Anbieter ohne EU-basierten Ansprechpartner oder gar gesetzliche Initiativen, die Hersteller verpflichten, „Compliance-Pakete“ anzubieten – inklusiv aller Nachweise zur gesetzlichen Konformität ihrer Produkte.
Außerdem gewinnen technologische Lösungen wie Künstliche Intelligenz und Big Data-Analysen an Bedeutung, um Zoll- und Überwachungssysteme effektiver zu gestalten. Durch datengestützte Systeme könnten Risiken schneller identifiziert und entsprechend behandelt werden, was den regulatorischen Aufenthalt optimieren würde. Dies könnte auch zur Entlastung der bereits überforderten Marktüberwachungsbehörden beitragen und den Vollzug der Vorschriften verbessern.
Langfristig könnte ein steigendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ethische Produktionsbedingungen dazu führen, dass Verbraucher:innen vermehrt auf die Herkunft und die Sicherheit ihrer Produkte achten. Unter diesen Gesichtspunkten möchten TÜV und ähnliche Institutionen, neben den bestehenden Prüfkennzeichen, möglicherweise neue, spezialisierte Zertifizierungen einführen, die diese Aspekte gezielt ansprechen und fördern.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der regulatorische Rahmen in Europa adaptieren wird, um diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen und gleichzeitig ein sicheres und vertrauenswürdiges E-Commerce-Umfeld zu schaffen.
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9 Antworten
Ich finde es wichtig dass wir als Konsumenten mehr auf Siegel wie GS-Zeichen achten sollten um uns selbst zu schützen.
Die idee mit KI zur Überwachung find ich super spannend! Könnt sowas echt funktionieren oder ists nur Wunschdenken?
TÜV-Verband sagt richtige Sachen aber wer kümmert sich wirklich darum? Die Politiker reden immer aber am Ende passiert nix oder sehr wenig.
@Jorn Anders Ja, das stimmt oft! Es braucht mehr Druck von Verbraucher:innen damit sich was ändert. Vielleicht hilft der Digital Services Act ab 2024.
@Ines70 Einverstanden! Mehr Transparenz auf Plattformen könnte helfen aber auch wir müssen bewusster einkaufen.
Warum kontrolliert der Zoll nich besser? Wenn die doch wissen das problem existiert sollte mehr gemacht werden um konsumenten zu schützen.
Ah versteh ich nicht ganz, wieso die produkten von Temu und Shein nicht sicher sind? Ich mein, wenn die so billig sind, warum kauft man sie dann überhaupt? Kann jemand das erklären?
Hey Jose00, das Problem is nicht nur der Preis, sondern auch die Sicherheit. Viele Produkte erfüllen nicht EU-Standards und könnten gefährlich sein. Darum ists wichtig zu schauen, woher die Produkte kommen.
Genau @Jung Mathias! Und auch wichtig ist es zu wissen, dass günstige Preise oft auf Kosten der Qualität gehen. Hast du schon mal auf Prüfzeichen geachtet?