Innovatives Vergütungsmodell HÄPPI revolutioniert die Primärversorgung: Digitalisierung und interprofessionelle Teams stärken Hausarztpraxen in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg führt als erstes Bundesland die HÄPPI-Vergütung ein, um hausärztliche Primärversorgung mit multiprofessionellen Teams, digitalen Anwendungen und enger Versorgungskoordination vertraglich zu honorieren und langfristig zu sichern. Die Pilotphase 2024 in zehn HZV-Praxen hat laut Evaluation zu spürbarer Entlastung der Ärzt:innen, mehr versorgten Patient:innen und höherer Teamzufriedenheit geführt. Praxen erhalten dafür 20 Euro pro AOK-HZV-Versichertem, einen 10-Euro-Transformationszuschlag sowie bis zu 15 Euro für akademische nichtärztliche Fachkräfte, begleitet von verpflichtenden digitalen Tools und regelmäßigen Fortbildungen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Baden-Württemberg führt bundesweit erste HÄPPI-Vergütung im HZV-Vertrag ein
– Ganzheitlicher Transformationsansatz mit multiprofessionellen Teams, Digital-Tools und Versorgungskoordination vergütet
– Praxen erhalten Zuschläge von bis zu 45 Euro pro HZV-Versichertem jährlich

Baden-Württemberg startet bundesweit erste Vergütung für interprofessionelle Hausarztpraxen

Baden-Württemberg setzt mit der Einführung der bundesweit ersten HÄPPI-Vergütung einen bedeutenden Meilenstein in der hausärztlichen Versorgung. Das Konzept HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell) wird erstmals vertraglich verankert und vergütet, um Hausarztpraxen zukunftsfähig zu gestalten und die wohnortnahe medizinische Versorgung langfristig zu sichern. Wesentlich ist, dass dieser Ansatz nicht als Modellprojekt, sondern als echte Versorgungsrealität für alle Praxen angeboten wird: „Mit HÄPPI zeigen wir, wie die Transformation der Primärversorgung als Angebot für alle Praxen gelingen kann – nicht als Modellprojekt, sondern als echte Versorgungsrealität. Praxen, die ihre Arbeitsweise verändern wollen, erhalten dafür eine gezielte Vergütung“, betonen Dr. Susanne Bublitz und Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Vorstandsvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Baden-Württemberg.

Das HÄPPI-Konzept basiert auf einem ganzheitlichen Transformationsansatz, bei dem multiprofessionelle Teams mit qualifizierter Delegation, der konsequente Einsatz digitaler Anwendungen, Patientenzentrierung sowie Kooperationen mit anderen Gesundheitsakteuren im Mittelpunkt stehen. So wird die Hausarztpraxis als zentrale Steuerungsstelle im Gesundheitssystem gestärkt und fit für die Herausforderungen der Zukunft gemacht. Praxisinhaber bekommen künftig einen Zuschlag von 20 Euro pro eingeschriebenem AOK-HZV-Versicherten sowie einen zusätzlichen Transformationszuschlag von 10 Euro, um den Aufbau der HÄPPI-Infrastruktur zu unterstützen. Weitere Zuschläge sind für den Einsatz akademischer nichtärztlicher Gesundheitsberufe vorgesehen.

Die ersten Erfahrungen aus zehn Pilotpraxen in Baden-Württemberg belegen den Mehrwert: Digitalisierung und Delegation führten zu einer spürbaren Entlastung der Hausärztinnen und Hausärzte. Die Praxisteams konnten mehr Patientinnen und Patienten versorgen, während die Zufriedenheit im Team wuchs. Lebensnahe digitale Hilfsmittel wie Online-Terminbuchung, Videosprechstunden, Messenger-Dienste oder eine spezielle Software zur Medikationssicherheit vereinfachen Abläufe und entlasten das Personal. Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, fasst es so zusammen: „Mit HÄPPI können wir die Qualität weiter steigern und engmaschiger gestalten. So bleibt mehr Zeit für die Versorgung kranker Menschen.“

Auch die Vernetzung mit Fachärztinnen und Fachärzten sowie Pflegeeinrichtungen ist Teil der neuen Regelung. Dr. Norbert Smetak, Vorstandsvorsitzender von MEDI Baden-Württemberg, führt aus: „Wenn wir Steuerung, Gesundheitskompetenz und Patientenzentrierung ernst meinen, brauchen wir echte Versorgungsteams in den Regionen. Durch den verpflichtenden Anschluss der Facharztpraxen endet die Steuerung nicht in der Hausarztpraxis, sondern wird im fachärztlichen Bereich fortgeführt.“ Die Einführung von HÄPPI ist damit ein zukunftsweisender Schritt, der zeigt, wie das politisch angestrebte Primärarztsystem partnerschaftlich gestaltet, praxisnah umgesetzt und patientenorientiert ausgestaltet werden kann.

Warum die neue HÄPPI-Vergütung die Hausarztpraxis grundlegend verändert

Die hausärztliche Versorgung steht in Deutschland vor erheblichen Herausforderungen: Der demografische Wandel sorgt für eine steigende Zahl älterer Patient:innen mit komplexen Bedürfnissen, gleichzeitig gibt es bundesweit einen spürbaren Ärztemangel. Die Folge ist ein wachsender Druck auf Hausärztinnen und Hausärzte, der sich sowohl auf die Qualität als auch die Erreichbarkeit der Versorgung auswirkt. Hier setzt die neue HÄPPI-Vergütung in Baden-Württemberg an und bringt einen zukunftsweisenden Wandel in der Primärversorgung mit sich.

Das Modell HÄPPI (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell) basiert auf einem umfassenden Transformationsansatz: Anstelle von Einzelkämpfern arbeiten Ärzteteams multiprofessionell zusammen und binden akademisierte, nichtärztliche Gesundheitsfachkräfte ein. Dadurch wird die Arbeit der Hausärzt:innen gezielt entlastet und gleichzeitig das Leistungsangebot in den Praxen erweitert. Außerdem wird der konsequente Einsatz digitaler Anwendungen verpflichtend gefördert, was nicht nur administrative Abläufe erleichtert, sondern auch die Versorgungsqualität steigert.

Wachsende Anforderungen an die Versorgung – wie Deutschland darauf reagieren muss

Baden-Württemberg gilt mit HÄPPI als innovativer Vorreiter, weil hier die hausärztliche Praxis erstmals auf eine neue Vergütungsstruktur mit klar definierten Rahmenbedingungen umgestellt wird. Praxen erhalten künftig finanzielle Zuschläge, wenn sie die multiprofessionelle Zusammenarbeit, digitale Tools und koordinierte Versorgungsprozesse umsetzen. Dieses Anreizsystem schafft eine nachhaltige Grundlage, um die Versorgung wohnortnah und patientenzentriert weiterzuentwickeln.

Die bundesweite Relevanz dieses Modells spiegelt sich darin wider, dass die HÄPPI-Prinzipien Elemente aufgreifen, die bundesweit für eine zukunftsfähige Primärversorgung diskutiert werden: die Bündelung von Kompetenzen verschiedener Gesundheitsberufe, die effiziente Nutzung moderner Technik und eine intensivierte Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten wie Pflegeeinrichtungen oder Fachärzt:innen. So könnte HÄPPI in der Praxis maßgeblich dazu beitragen, medizinische Versorgung für Patient:innen stabil und zugänglich zu halten.

Eine zentrale Herausforderung bleibt die Umsetzung: Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie gut Praxen bei der strukturellen Umstellung unterstützt werden und wie sich digitale Lösungen barrierefrei etablieren lassen. Nicht zuletzt ist die Akzeptanz bei Patient:innen entscheidend, die von einer solchen umfassenderen hausärztlichen Betreuung profitieren sollen.

Für Patient:innen bringt die HÄPPI-Vergütung folgende Impulse:

  • Erweiterte Versorgungsleistungen durch interprofessionelle Teams
  • Mehr Zeit und Aufmerksamkeit bei der Betreuung dank Entlastung der Hausärzt:innen
  • Verbesserter Zugang zu digitalen Services wie Videosprechstunden oder Online-Terminbuchung
  • Klare Koordination der Behandlung auch über Fachärzte und Pflegeeinrichtungen hinweg
  • Qualitätssicherung durch regelmäßige Patientenbefragungen und Evaluationen

Die Einführung der HÄPPI-Vergütung in Baden-Württemberg zeigt, wie finanzielle Anreize eine zukunftsweisende Organisationsform in der Primärversorgung nicht nur ermöglichen, sondern auch fördern können – ein Modell, das bundesweit Nachahmungspotenzial besitzt.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung der MEDIVERBUND AG.

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