VDI-Handlungsempfehlung zu Pollenallergie: Maßnahmen gegen steigende Belastung durch Klimawandel, Luftqualität und Stadtplanung

Der VDI hat erstmals interdisziplinär abgestimmte Empfehlungen veröffentlicht, die zeigen, wie Klima­wandel und Luftschadstoffe das Auftreten und das allergieauslösende Potenzial von Pollen verstärken. Die im Mai 2025 erschienene „Handlungsempfehlung Klimawandel – Luftqualität – Pollenallergie“ schlägt ein langfristiges Pollen­monitoring, die Reduzierung von Emissionen und eine allergenbewusste Pflanzenauswahl in der Stadtplanung vor. Damit sollen die Krankheitslast für Betroffene und die damit verbundenen Kosten für das Gesundheitssystem gesenkt werden.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Klimawandel und Luftverschmutzung verstärken Pollenflug und Allergiebelastung
– Ferntransport von Pollen aufgrund erhöhter Konvektion durch Klimaerwärmung möglich
– VDI-Empfehlung rät zu klimaresilienter allergikerfreundlicher Stadtbegrünung und Schadstoffminderung

Neue Erkenntnisse zum Zusammenhang von Klimawandel, Luftqualität und Pollenallergien

Die aktuelle Pollensaison bringt wieder viele Menschen mit Allergien in Atemnot. Gleichzeitig beeinflussen der Klimawandel und steigende Luftschadstoffbelastungen zunehmend die Gesundheit der Bevölkerung. Erstmals haben sich deshalb Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen im VDI zusammengeschlossen, um diese komplexen Zusammenhänge zu analysieren. Das Ergebnis ist die VDI-Handlungsempfehlung „Klimawandel – Luftqualität – Pollenallergie“, die im Mai 2025 veröffentlicht wurde. Sie bündelt den interdisziplinären Austausch und richtet sich an politische Entscheidungsträger, Planerinnen, Wissenschaftler, Gesundheitsfachkräfte und die interessierte Öffentlichkeit.

Im Zentrum der Untersuchung stand die Frage, wie Luftschadstoffe und klimatische Veränderungen das Vorkommen, die Menge und vor allem das allergene Potenzial von Pollen beeinflussen – und welche Maßnahmen daraus folgen müssen. Allergische Erkrankungen belasten Betroffene stark und verursachen erhebliche Kosten in Gesundheitssystemen. Neben individuellen Faktoren wie Genetik und Lebensstil spielen Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle. So verändert sich durch die Luftverschmutzung und das sich wandelnde Klima nicht nur die Pollenproduktion der Pflanzen, sondern auch deren Ausbreitung und zeitlicher Verlauf im Jahreszyklus.

„Erst ein langjähriges und standardisiertes Pollenmonitoring erlaubt Rückschlüsse auf Veränderungen im Pollenflug – eine Fortführung der bestehenden Messreihen ist daher in vielerlei Hinsicht bedeutsam“, betont Matthias Werchan von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst PID. Denn nur durch kontinuierliche Daten lässt sich die Entwicklung des Pollenaufkommens zuverlässig verfolgen und gesundheitliche Belastungen besser einschätzen.

Die Wirkung der Luftschadstoffe geht dabei über eine reine Veränderung der Pollen hinaus. Sie verändern nicht nur deren Zusammensetzung, sondern erhöhen auch die Anfälligkeit des menschlichen Körpers für allergische Reaktionen. Das Klima beeinflusst die Luftqualität direkt, zum Beispiel durch Hitzewellen, und indirekt durch veränderte Verteilungsmuster von Schadstoffen. Die Folgen sind steigende gesundheitliche Belastungen für Menschen in vielen Regionen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Ferntransport von Pollen. Mithilfe meteorologischer Forschung wurde nachgewiesen, dass Pollen über Kontinente hinweg transportiert werden können. „Der Klimawandel kann z.B. stärkere Konvektion hervorrufen, wodurch pollenbeladene Luftpakete in höhere Atmosphärenschichten gelangen und Pollen damit über größere Distanzen transportiert werden können.“ Dies bedeutet, dass Regionen, die bisher geringe Pollenbelastung hatten, künftig stärker betroffen sein könnten.

Die VDI-Handlungsempfehlung zeigt neben dem aktuellen Forschungsbedarf vor allem praktische Maßnahmen auf. So müsse zum Beispiel bei der Auswahl klimaresilienter Bäume auch deren allergologische Wirkung beachtet werden. „Bei der Auswahl klimaresilienter Bäume sollten auch deren allergologische Eigenschaften berücksichtigt werden – sonst drohen neue Zielkonflikte“, warnt die Publikation. Gerade in dicht besiedelten Gebieten und bei der Planung von Siedlungen müsse die allergologische Relevanz der Bepflanzung stärker in den Fokus rücken.

Ute Dauert vom Umweltbundesamt hebt die Bedeutung des fachübergreifenden Dialogs hervor: „Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Expertengruppe konnten wir die unterschiedlichen Fachkenntnisse und Perspektiven zusammenführen und so zu einer ganzheitlichen Betrachtung gelangen. Als Luftexpertin habe ich durch diesen fachlichen Austausch zudem viel über Pollenallergien gelernt.“ Die Veröffentlichung der VDI ist ein wichtiger Schritt, um Wissen zu bündeln und konkrete Handlungsempfehlungen umzusetzen, damit Menschen besser vor den gesundheitlichen Risiken von Pollenallergien in Zeiten des Klimawandels geschützt werden.

Warum Pollenallergien heute eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung sind – und wie sich der Umgang verändern muss

Pollenallergien betreffen längst nicht mehr nur einzelne Betroffene in der warmen Jahreszeit – sie sind ein wachsendes Gesundheitsproblem mit zunehmend spürbaren gesellschaftlichen Folgen. Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf zwei Faktoren zurückführen: den Klimawandel und die moderne Stadtgestaltung. Sie beeinflussen nicht nur die Menge und Art der Pollen in der Luft, sondern auch deren Wirkung auf den menschlichen Körper. Die daraus resultierenden Belastungen fordern nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern berühren auch Umweltpolitik, Stadtplanung und den Alltag jeder Bürgerin und jedes Bürgers.

Der Klimawandel verlängert die Pollensaison und führt zu einer stärkeren Produktion allergieauslösender Pollen. Zudem ermöglichen veränderte Wetterlagen und Luftströmungen, dass Pollen größere Distanzen zurücklegen und Regionen erreichen, die zuvor kaum betroffen waren. Gleichzeitig belastet die steigende Luftverschmutzung die Atemwege und verstärkt allergische Reaktionen erheblich. Diese Kombination verändert die Verbreitungsmuster und das allergene Potenzial von Pollen fundamental. Ein langjähriges, systematisches Pollenmonitoring ist deshalb unerlässlich, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gezielt reagieren zu können.

Die Stadtplanung steht vor einer Schlüsselaufgabe in dieser Entwicklung. Städte wachsen und werden zunehmend dicht bebaut. Die Auswahl und Anordnung von Pflanzen in öffentlichen Grünflächen erhält dadurch eine neue Relevanz: „Bei der Auswahl klimaresilienter Bäume sollten auch deren allergologische Eigenschaften berücksichtigt werden – sonst drohen neue Zielkonflikte“, warnen Expertinnen und Experten des VDI. Wird dieser Aspekt nicht berücksichtigt, könnten Maßnahmen gegen Wärmeinsel-Effekte und Klimafolgen unerwartet zu einer höheren Pollenbelastung führen. Eine allergenarme Bepflanzung ist deshalb ein wichtiger Schritt, um städtische Räume gesund und lebenswert zu gestalten.

Für die Gesellschaft insgesamt bedeutet das: Pollenallergien sind kein individuelles Problem mehr, sondern ein Thema von öffentlichem Interesse. Die Schnittstellen zwischen Umweltbedingungen, Gesundheit und Stadtentwicklung erfordern eine ganzheitliche Betrachtung und koordinierte Maßnahmen. Dabei sind verschiedene Akteure gefragt – von der Politik über die Planung bis hin zu Gesundheitsfachleuten und Bürgern.

Zentrale Handlungsfelder und Akteure im Überblick:

  • Politik und Behörden: Integration allergologischer Aspekte in Klimaschutz- und Stadtentwicklungskonzepte; Sicherstellung einer kontinuierlichen, flächendeckenden Pollenüberwachung
  • Stadt- und Landschaftsplaner: Auswahl klimaresilienter, pollenärmerer Pflanzenarten und Gestaltung grüner Bereiche mit Blick auf Allergikerfreundlichkeit
  • Gesundheitssektor: Verbesserung der Aufklärung und Versorgung Betroffener, Berücksichtigung neuer Umweltfaktoren in Diagnostik und Therapie
  • Wissenschaft und Forschung: Vertiefung der Kenntnisse zu Wechselwirkungen von Klima, Luftqualität und Pollenallergie; Evaluation wirksamer Gegenmaßnahmen
  • Öffentlichkeit und Medien: Sensibilisierung für den Einfluss von Umweltveränderungen auf die Gesundheit und Förderung eines bewussten Umgangs mit den Themen Umwelt und Gesundheit

Die Entwicklung ähnelt anderen Umweltproblemen, bei denen langwierige Forschungsergebnisse und interdisziplinärer Austausch zu neuen Handlungsempfehlungen geführt haben. Mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte steht die Gesellschaft vor der Aufgabe, Gesundheits- und Stadtentwicklungsstrategien besser zu vernetzen und nachhaltiger auszurichten. Nur so lässt sich die steigende Belastung durch Pollenallergien eindämmen und Lebensqualität erhalten.

Diese Berichterstattung stützt sich auf eine Pressemitteilung des VDI e. V., die Erkenntnisse zu Klimawandel, Luftqualität und Pollenallergie zusammenfasst.

11 Antworten

  1. Es ist erschreckend zu sehen, wie der Klimawandel unsere Gesundheit beeinflusst! Welche anderen Krankheiten sind davon betroffen?

  2. Die Forschungsergebnisse sind wirklich spannend. Wie können wir als Bürger dazu beitragen, die Politik zum Handeln zu bewegen?

  3. „Allergische Erkrankungen belasten Betroffene stark“ – das kann ich nur bestätigen! Was sind eurer Meinung nach die besten Maßnahmen gegen Pollenallergien im urbanen Raum?

    1. *Ich denke, es braucht mehr grüne Flächen in der Stadt.* Das könnte auch die Luftqualität verbessern und Allergien reduzieren.

    2. *Ich finde es wichtig,* dass wir jetzt aktiv werden und nicht warten bis es zu spät ist! Wir müssen alle zusammenarbeiten um Lösungen zu finden.

  4. Die Verbindung zwischen Klimawandel und Pollen ist echt besorgniserregend. Ich wusste gar nicht, dass Pollen über Kontinente fliegen können. Was denkt ihr über den Einfluss von Luftverschmutzung auf Allergien?

    1. Ja genau! Die Luftverschmutzung macht alles schlimmer für Allergiker. Es sollte mehr Aufklärung über diese Themen geben.

    2. Auf jeden Fall! Vielleicht sollten Schulen mehr darüber unterrichten? So könnten zukünftige Generationen besser informiert werden.

  5. Ich finde die Empfehlungen vom VDI sehr interessant, vor allem das mit den klimaresilienten Bäumen. Wie können wir sicherstellen, dass solche Vorschläge auch wirklich umgesetzt werden? Ich hoffe, dass die Politik hier richtig handelt.

    1. Das stimmt! Es ist wichtig, dass wir nicht nur reden, sondern auch handeln. Ich frage mich, wie die Stadtplanung konkret aussehen könnte, um Allergikern zu helfen.

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