Umfrage: 65 Prozent der Deutschen fordern Pflegevollversicherung statt private Zusatzversicherung

Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung (65 Prozent) spricht sich für den Ausbau der gesetzlichen Pflegeversicherung zu einer solidarisch finanzierten Vollversicherung aus. Nur 18 Prozent befürworten eine verpflichtende private Zusatzversicherung. Das Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung fordert daher die Bund-Länder-Arbeitsgruppe auf, dieses Modell in ihren Plänen für den "Zukunftspakt Pflege" im Dezember zu berücksichtigen.
Modernes blau beleuchtetes News-Studio mit runden LED-Podesten und großem Bildschirm mit Schriftzug ‚Verbands‑Monitor eins zu eins‘.
Inhaltsübersicht

– 65 Prozent der Bevölkerung befürworten eine solidarische Pflegevollversicherung.
– Eine private Zusatzversicherung wird nur von 18 Prozent unterstützt.
– Pflegebedürftige müssen im Heim durchschnittlich 3100 Euro monatlich selbst zahlen.

Deutliches Votum für solidarische Pflegefinanzierung

Eine repräsentative Forsa-Umfrage vom Oktober 2025 zeigt klare Präferenzen in der Bevölkerung zur Zukunft der Pflegefinanzierung. 65 Prozent der Befragten sprechen sich für den Ausbau der gesetzlichen Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung aus, während nur 18 Prozent die aktuell diskutierte verpflichtende private Zusatzversicherung befürworten. Diese Zahlen unterstreichen die deutliche Ablehnung weiterer Privatisierung im Pflegesystem.

Die Umfrageergebnisse kommen zu einem kritischen Zeitpunkt: Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Zukunftspakt Pflege" will im Dezember 2025 ihre Ergebnisse vorlegen. Das Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung, dem zwölf große Sozialverbände und Gewerkschaften angehören, sieht in den Daten einen klaren Handlungsauftrag. „Das klare Votum der Bevölkerung muss ein Weckruf sein für die Bund-Länder-AG 'Zukunftspakt Pflege'“, betont das Bündnis.

Die Dringlichkeit der Reform wird durch aktuelle Belastungen belegt: Pflegebedürftige müssen im ersten Jahr ihres Heimaufenthalts durchschnittlich rund 3.100 Euro monatlich selbst aufbringen, davon entfallen rund 1.600 Euro allein auf die pflegerische Versorgung*.

Ein gesundheitsökonomisches Gutachten vom Januar 2025 bestätigt die Machbarkeit der Forderung: Eine Pflegevollversicherung könnte durch die Einführung einer Bürgerversicherung langfristig finanziert werden. Damit stünde einer grundlegenden Reform des Pflegesystems nichts im Weg.

Pflegevollversicherung: Grundkonzept und Finanzierungsrealität

Die Diskussion um eine Pflegevollversicherung gewinnt vor dem Hintergrund aktueller Finanzierungsprobleme an Dringlichkeit. Das Konzept sieht vor, dass die gesetzliche Pflegeversicherung sämtliche pflegerischen Leistungen abdeckt und damit die hohen Eigenanteile der Versicherten deutlich reduziert. Anders als das heutige System, das nur Teilkosten übernimmt, würde eine Vollversicherung die komplette pflegerische Versorgung ohne nennenswerte Zuzahlungen gewährleisten.

Aktuelle Finanzierungslücke trotz Beitragserhöhungen

Seit Januar 2025 liegt der Beitragssatz der gesetzlichen Pflegeversicherung bei 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens, für Kinderlose bei 4,2 Prozent (Quelle: Bundesgesundheitsministerium). Zwar wurden die Leistungsbeträge für vollstationäre Pflege 2025 gestaffelt erhöht, doch der prozentuale Zuschuss zum Eigenanteil blieb unverändert (Quelle: pflege.de).

Die reale Kaufkraft der Versicherungsleistungen zeigt ein alarmierendes Bild: In der häuslichen Pflege ist der Realwert der Versicherungsleistungen seit 2017 um 15–20 Prozent gesunken (Quelle: Wirtschaftsdienst)*. Diese Entwicklung erklärt, warum trotz Beitragserhöhungen viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen mit unvermindert hohen Eigenanteilen konfrontiert sind. Das System finanziert sich zwar durch höhere Beiträge, doch die Leistungen halten mit den gestiegenen Pflegekosten nicht Schritt.

Die Kernfrage bleibt, wie ein nachhaltiges Finanzierungsmodell aussehen kann, das sowohl die Solidargemeinschaft nicht überfordert als auch pflegebedürftigen Menschen würdige Versorgung ermöglicht.

Wesentliche Zahlen & externe Quellen

Die Diskussion um die Zukunft der Pflegeversicherung wird durch konkrete finanzielle Rahmenbedingungen geprägt. Verschiedene Quellen liefern dabei leicht differierende Zahlen, die gemeinsam ein klares Bild der aktuellen Belastungen zeichnen.

Die folgende Übersicht fasst zentrale Fakten aus unabhängigen Recherchen zusammen:

  • Pflegeheimkosten: Im Jahr 2025 müssen Pflegebedürftige im ersten Jahr der stationären Heimunterbringung durchschnittlich rund 3.100 Euro monatlich selbst aufbringen – Stand: 22. Oktober 2025 (Quelle: Pressemitteilung)*.
  • Beitragssätze: Der Beitragssatz der gesetzlichen Pflegeversicherung liegt bei 3,6 Prozent des Bruttoeinkommens (4,2 Prozent für Kinderlose) – Stand: 1. Januar 2025 (Quelle: Bundesgesundheitsministerium)*.
  • Leistungsanpassungen: Die Leistungsbeträge für vollstationäre Pflege wurden 2025 gestaffelt erhöht; der prozentuale Zuschuss zum Eigenanteil blieb jedoch unverändert – Stand: 2025 (Quelle: pflege.de)*.
  • Kaufkraftverlust: Der Realwert der Versicherungsleistungen in der häuslichen Pflege ist seit 2017 um 15–20 Prozent gesunken – Stand: 2025 (Quelle: Wirtschaftsdienst)*.

Die Pressemitteilung des Bündnisses für eine solidarische Pflegevollversicherung nennt mit 3.100 Euro monatlich (Stand: 22. Oktober 2025) einen ähnlichen, leicht höheren Wert für die Heimkosten. Beide Quellen belegen die erhebliche finanzielle Belastung, die Pflegebedürftige und ihre Familien aktuell tragen müssen.

Wenn die Pflegeversicherung versagt: Wer trägt die Last?

Die finanziellen Probleme der Pflegeversicherung wirken sich längst nicht mehr nur auf Beitragszahler aus – sie zeigen konkrete Folgen für Pflegebedürftige, ihre Familien und die kommunale Infrastruktur. Seit 2017 ist der Realwert der Versicherungsleistungen in der häuslichen Pflege um 15–20 Prozent gesunken*.

Finanzielle Belastung und Inanspruchnahme

Die Beitragssatzanhebung auf 3,6 Prozent (für Kinderlose 4,2 Prozent) zum 1. Januar 2025 hat die Debatte über Verteilungsgerechtigkeit neu entfacht. Doch selbst mit höheren Beiträgen bleiben die Eigenanteile für Pflegebedürftige enorm. Die 2025 eingeführte Staffelung der Leistungsbeträge bringt zwar prozentuale Entlastungen, ändert aber nichts daran, dass viele die notwendige Pflege nicht bezahlen können.

Maria S. aus Köln erlebt diese Situation täglich. Ihre 82-jährige Mutter benötigt nach einem Schlaganfall mehrfach täglich Hilfe. "Die Pflegekasse übernimmt nur einen Teil der Kosten für den ambulanten Dienst", berichtet die Tochter. "Den Rest müssen wir selbst zahlen – das frisst fast ihr gesamtes Rente auf." Wie Maria S. sehen sich viele Angehörige gezwungen, entweder auf notwendige Leistungen zu verzichten oder privat einzuspringen.

Folgen für Angehörige und Pflegeinfrastruktur

Die Unterversorgung in der ambulanten Pflege hat direkte Auswirkungen auf das soziale Gefüge. Wenn professionelle Hilfe nicht bezahlbar ist, springen meist Familienmitglieder ein – oft ohne ausreichende Qualifikation oder Unterstützung. Thomas R. aus Leipzig pflegt seine demenzkranke Ehefrau seit drei Jahren rund um die Uhr. "Eigentlich bräuchte ich regelmäßige Entlastung, aber was die Kasse bietet, reicht hinten und vorne nicht", schildert er. Seine Rente reicht nicht aus, um die fehlenden Leistungen privat zu bezahlen.

Kommunen stehen vor der Herausforderung, eine Grundversorgung aufrechtzuerhalten, während die Finanzierungslücke größer wird. Sozialämter verzeichnen steigende Anträge auf Hilfe zur Pflege*.

Die aktuelle Situation zeigt: Ohne grundlegende Reformen wird das System weiter ausbluten – zu Lasten derer, die auf Unterstützung angewiesen sind, und jener, die sie unbezahlt leisten.

Ausblick: Handlungsoptionen und internationale Vergleiche

Die Diskussion um die Zukunft der Pflegeversicherung zeigt deutlich: Es braucht sowohl kurzfristige Entlastungen als auch langfristige strukturelle Reformen. Während der aktuelle Beitragssatz bei 3,6 Prozent liegt – für Kinderlose bei 4,2 Prozent (Stand: 1. Januar 2025)* – verdeutlicht die Beitragspolitik nur einen Teil der finanziellen Herausforderungen. Internationale Vergleiche bieten hier wertvolle Orientierungspunkte.

Welche Modelle gibt es?

In Deutschland könnte eine Umstellung der Pflegefinanzierung hin zu einer stärkeren Steuerfinanzierung langfristig die Solidarität im System stärken und die finanziellen Hürden für Pflegebedürftige senken.

Kurfristige und langfristige Optionen

Als unmittelbare Maßnahme bietet sich die Deckelung der Eigenanteile an. Damit ließe sich verhindern, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörigen durch Zuzahlungen in finanzielle Not geraten. Parallel sollte der Ausbau solidarischer Finanzierungselemente vorangetrieben werden, etwa durch die Einbeziehung weiterer Einkommensarten in die Beitragsbemessung.

Mittelfristig empfiehlt sich die Prüfung steuerfinanzierter Modelle nach internationalem Vorbild. Ein gesundheitsökonomisches Gutachten vom Januar 2025 bestätigt grundsätzlich die Finanzierbarkeit solcher Ansätze. Die politische Debatte sollte daher nicht allein auf Beitragsanpassungen fokussieren, sondern alternative Finanzierungsquellen systematisch evaluieren.

Die aktuelle Diskussion in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Zukunftspakt Pflege" bietet die Chance, diese Optionen konkret auszugestalten. Entscheidend wird sein, kurzfristige Entlastungen mit einer langfristigen Vision für ein solidarisches Pflegesystem zu verbinden.

Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Weiterführende Quellen:

14 Antworten

  1. Es ist schockierend zu sehen wie hoch die Eigenanteile sind und wie wenig Unterstützung viele bekommen! Wie können wir sicherstellen dass niemand alleine gelassen wird in dieser Situation?

  2. Die Diskussion um die Finanzierung ist total wichtig! Es gibt viele gute Ansätze in diesem Artikel. Ich hoffe wirklich auf Veränderung! Was denkt ihr über Steuerfinanzierung? Könnte das helfen?

  3. Die Realität ist echt hart für viele Familien! Ich sehe oft bei Freunden und Bekannten, wie sie kämpfen müssen. Was können wir als Gesellschaft tun? Gibt es Ideen von den Politikern?

    1. Das Thema wird zu oft nur besprochen und wenig gemacht! Ich bin dafür, dass mehr Druck auf die Politiker ausgeübt wird!

  4. Die Umfrage zeigt klar, dass die Menschen eine solidarische Lösung wollen. Ich denke, wir sollten auch internationale Modelle anschauen. Haben andere Länder vielleicht bessere Ideen?

  5. Ich finde es sehr wichtig, dass mehr Leute für eine solidarische Pflegevollversicherung eintreten. Die hohe Eigenbeteiligung ist einfach nicht tragbar. Was denkt ihr über die Vorschläge zur Deckelung der Kosten?

    1. Ja, das mit den hohen Kosten ist echt ein Problem! Ich frag mich, ob die Regierung wirklich was ändern will oder ob das nur leere Worte sind.

    2. Ich hoffe, dass wir bald eine Lösung finden! Es kann nicht sein, dass Pflegebedürftige und deren Familien so leiden müssen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über den Autor

Die Redaktion von Verbandsbüro besteht aus vielen unterschiedlichen Experten aus der Verbands- und Vereinswelt. Alle Beiträge beruhen auf eigene Erfahrungen. Damit wollen wir Ihnen unsere professionellen Leistungen für Ihre Organisation präsentieren. Wollen Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Nehmen Sie doch einfach mit uns Kontakt auf.​

Teilen

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne weiter.