Pflegefinanzierung in der Krise: VdK-Kritik am Zukunftspakt Pflege und Lösungsansätze

Der VdK kritisiert den Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Zukunftspakt Pflege" als unzureichend. Die Vorschläge würden weder die steigende Zahl Pflegebedürftiger bewältigen noch den Fachkräftemangel lösen. Der Verband fordert stattdessen klare Zuständigkeiten und eine grundlegende Finanzierungsreform durch höhere Beiträge und mehr Steuermittel.
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Inhaltsübersicht

– Kritik am „Zukunftspakt Pflege“ als unzureichend für nachhaltige Finanzierung
– Fehlende Lösungen für steigende Pflegebedürftige und Fachkräftemangel
– Forderung nach grundlegender Reform der Pflegeversicherungsfinanzierung

VdK-Kritik am Zukunftspakt Pflege: "Kein Fahrplan für nachhaltige Pflegefinanzierung"

In einer Pressemitteilung äußert der Sozialverband VdK Deutschland deutliche Kritik am Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Zukunftspakt Pflege". Die zentralen Aussagen der VdK-Position im Originalwortlaut:

"Zukunftsfähige Reformen sehen anders aus"

"Der Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe lässt offen, wie die Pflegeversorgung in Deutschland gesichert werden soll. Die Folgen einer lückenhaften Versorgung tragen letztlich pflegende Angehörige, Zugehörige und die Pflegebedürftigen selbst. Um Unter- und Fehlversorgung zu vermeiden, sollte die Bund-Länder-Arbeitskommission in einem ersten Schritt Vorschläge vorlegen, die klare Zuständigkeiten bei der Sicherstellung der Pflegeversorgung definieren."

"Darüber hinaus müssen weitreichende Reformen für eine stabile Finanzierung der Pflege eingeleitet werden. Kleinteiliges Justieren bei den Pflegegraden und damit verbundene höhere Hürden sowie Einschränkungen bei der Nutzung des Entlastungsbetrags sind keine ausreichenden Antworten. Vielmehr bedarf es grundlegender Entscheidungen auf der Einnahmenseite. Auch die Länder sind in der Pflicht, ihren Anteil an den Investitionskosten zu übernehmen."

"Langfristig benötigen wir eine Pflegeversicherung, in die alle einzahlen, die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze und die Einbeziehung sämtlicher Einkunftsarten in die Beitragsbemessung."

Journalistische Einordnung & Zuständigkeiten

Die Kritik des Sozialverbands VdK am "Zukunftspakt Pflege" lässt sich nur vor dem Hintergrund des deutschen Föderalismus verstehen. Das komplizierte Geflecht aus Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen erschwert seit Jahrzehnten eine kohärente Pflegefinanzierung. Die Wurzeln dieser Problematik reichen bis zur Föderalismusreform zurück, als die Gesetzgebungskompetenz für das Heimrecht an die Bundesländer übertragen wurde.

Föderale Rollenverteilung in Kürze

Aktuell verteilen sich die finanziellen Lasten auf verschiedene staatliche Ebenen: Während die Betriebskosten von Pflegeeinrichtungen über die Pflegeversicherung abgedeckt werden, liegen die Investitionskosten in der Verantwortung der Bundesländer. Diese Aufspaltung führt zu Koordinationsproblemen. Die Länder müssen zwar für angemessene Investitionen in die Pflegeinfrastruktur sorgen, doch fehlt es an verbindlichen Förderverpflichtungen. In der Praxis zeigen sich regionale Unterschiede bei den Versorgungsstrukturen.

Warum Investitionskosten problematisch sind

Genau an dieser Schnittstelle zwischen Länder- und Bundesverantwortung entzündet sich die aktuelle Debatte. Wenn Bundesländer ihrer Investitionsverpflichtung nicht ausreichend nachkommen, fehlt es an modernen Pflegeeinrichtungen und zeitgemäßer Ausstattung. Der VdK macht deutlich: "Auch die Länder sind in der Pflicht, ihren Anteil an den Investitionskosten zu übernehmen." Diese Forderung gewinnt vor dem Hintergrund an Dringlichkeit, dass der Bund seinerseits aus Steuermitteln gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die Rentenversicherungsbeiträge für Pflegepersonen finanzieren soll.

Die föderale Zersplitterung führt nicht nur zu intransparenten Verantwortlichkeiten, sondern auch zu Qualitätsunterschieden in der pflegerischen Versorgung zwischen den Regionen. Während einige Bundesländer ihre Investitionsverpflichtungen umfassend wahrnehmen, zeigen sich anderswo Defizite. Diese strukturellen Schwachstellen erklären, warum bundesweite Initiativen wie der "Zukunftspakt Pflege" oft an der komplexen Zuständigkeitsverteilung scheitern.

Zahlen, Pläne, Perspektiven: Wie die Pflegefinanzierung neu gedacht wird

Die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige erreicht neue Dimensionen. Im Bundesdurchschnitt müssen Menschen in stationärer Pflege monatlich 3.108 Euro Eigenbeteiligung aufbringen (Stand: Juli 2025). Diese Summe übersteigt für viele Haushalte die finanziellen Möglichkeiten und verschärft die Versorgungslage.

Finanzielle Belastung für Pflegebedürftige

Die hohen Eigenanteile führen dazu, dass pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen erhebliche finanzielle Hürden überwinden müssen. Die monatliche Belastung von 3.108 Euro stellt für viele Betroffene eine existenzielle Herausforderung dar. Besonders in ländlichen Regionen verschärft sich die Situation, da dort oft weniger alternative Versorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Politische Pläne und Diskussionslinien

Die aktuelle Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag von 2025 Maßnahmen zur Stabilisierung der Pflegeversicherung vereinbart. Parallel arbeitet eine neu eingesetzte Expertenkommission an umfassenden Reformvorschlägen, deren Ergebnisbericht für das Frühjahr 2027 erwartet wird.

In der Bund-Länder-Kommission werden derzeit verschiedene Finanzierungsmodelle diskutiert. Im Mittelpunkt steht die Verschränkung von versicherungsfinanzierter und steuerfinanzierter Pflegefinanzierung bei gleichzeitiger Stärkung privater Vorsorge (Stand: Oktober 2025). Der Bund plant zudem gezielte Finanzierungsprogramme speziell für kleine oder ländliche Pflegeeinrichtungen, um regionale Engpässe in der Versorgung zu mildern.

Wer trägt die Last der Finanzierungslücken?

Die finanziellen Defizite im Pflegesystem wirken sich nicht abstrakt aus, sondern treffen konkrete Personengruppen mit voller Wucht. Während die Politik über Reformen diskutiert, müssen Betroffene bereits heute die Konsequenzen tragen. Die monatliche Eigenbeteiligung für stationäre Pflege liegt bei 3.108 Euro (Stand: Juli 2025).

Gleichzeitig sinken die Investitionsmittel der Länder, was regionale Versorgungsunterschiede weiter verschärft (Stand: 2025). Besonders betroffen sind:

  • Pflegebedürftige mit mittleren und niedrigen Einkommen, die die hohen Eigenanteile kaum stemmen können
  • Pflegende Angehörige, die neben der emotionalen Belastung zusätzlich finanzielle Engpässe bewältigen müssen
  • Kleine und ländliche Pflegeanbieter, denen die notwendigen Investitionen für moderne Infrastruktur fehlen

Diese Entwicklung führt zu einer doppelten Belastung: Einerseits steigen die direkten Kosten für Pflegeleistungen, andererseits verschlechtern sich die Versorgungsstrukturen gerade in Regionen, die ohnehin schon unter Fachkräftemangel leiden. Die Folgen zeigen sich in längeren Wartezeiten auf Pflegeplätze, reduzierten Serviceleistungen und einer zunehmenden Überlastung der verbleibenden Pflegekräfte.

Wie Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, betont: „Die Folgen einer lückenhaften Versorgung tragen letztlich pflegende Angehörige, Zugehörige und die Pflegebedürftigen selbst.“ Diese Worte machen deutlich, dass es nicht um theoretische Diskussionen geht, sondern um konkrete menschliche Schicksale und die Qualität der Versorgung in einer Phase, in der Menschen besonders verletzlich sind.

Ausblick: Reformoptionen und offene Fragen

Die Debatte um die Zukunft der Pflegefinanzierung bewegt sich zwischen steuerfinanzierten Lösungen, versicherungsbasierten Modellen und privater Vorsorge.

Reformoptionen kurz erklärt

Der steuerfinanzierte Ansatz würde bedeuten, dass der Bund gesamtgesellschaftliche Aufgaben wie die Rentenversicherungsbeiträge für Pflegepersonen in Höhe von jährlich 4 Milliarden Euro sowie Pandemiekosten von 5,2 Milliarden Euro aus Steuermitteln übernimmt. Der Vorteil: Eine Entlastung der Beitragszahler und gerechtere Verteilung der Lasten. Der Nachteil: Abhängigkeit von Haushaltslagen und politischen Prioritäten.

Die Versicherungslösung sieht vor, alle Einkunftsarten – einschließlich Vermögenseinkünfte, Gewinne und Mieteinnahmen – in die Beitragsbemessung einzubeziehen und die Beitragsbemessungsgrenze anzuheben. Dies würde die Einnahmebasis verbreitern und das Umlagesystem stabilisieren. Allerdings bedeutet dies höhere Belastungen für Besserverdienende und könnte auf politischen Widerstand stoßen.

Die private Vorsorge soll durch staatlich geförderte Modelle gestärkt werden. Ihr Vorteil liegt in der individuellen Absicherung und Entlastung der Sozialkassen. Der Nachteil: Sie erreicht oft nur einkommensstärkere Gruppen und kann soziale Ungleichheit verstärken.

Nächste politische Schritte

Im Koalitionsvertrag 2025 ist die Prüfung zusätzlicher Bundesmittel und eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze vorgesehen – Stand: Oktober 2025. Die Ergebnisse der Bund-Länder-Arbeitsgruppe vom 15. Oktober 2025 liegen vor, doch konkrete Finanzierungsentscheidungen stehen noch aus.

Eine eigens eingesetzte Expertenkommission soll bis Frühjahr 2027 einen umfassenden Ergebnisbericht vorlegen – Stand: 2025.

Dieser Beitrag enthält Informationen und Zitate aus einer Pressemitteilung des Sozialverbands VdK Deutschland.

Weiterführende Quellen:

12 Antworten

  1. Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Menschen unter den hohen Kosten leiden müssen! Ich finde es wichtig, dass wir alle zusammenarbeiten und Ideen entwickeln, um diese Situation zu verbessern.

    1. Ja Xarndt! Nur gemeinsam können wir eine Veränderung bewirken und die Stimmen der Betroffenen laut werden lassen!

    2. Lasst uns alle unsere Erfahrungen teilen und Ideen sammeln! Vielleicht gibt es Ansätze aus anderen Ländern oder Regionen, die uns helfen könnten.

  2. Die Kritik des VdK an den aktuellen Plänen ist völlig gerechtfertigt! Wenn ich sehe, wie viele Menschen unter der aktuellen Situation leiden müssen, frage ich mich ernsthaft: Wo bleibt die Verantwortung der Politik?

    1. Ich hoffe wirklich auf Veränderungen in der nächsten Legislaturperiode und dass wir eine echte Reform erleben dürfen.

  3. Das Problem der unzureichenden Finanzierung der Pflege ist alarmierend! Ich finde es erschreckend, dass pflegebedürftige Menschen so hohe Eigenanteile zahlen müssen. Wir sollten dringend darüber diskutieren, wie wir diese Belastung verringern können.

    1. Da bin ich ganz bei dir Elmar! Es sollte nicht sein, dass Menschen für die Pflege ihrer Liebsten pleitegehen müssen. Vielleicht sollten wir auch darüber nachdenken, wie wir mehr Fachkräfte gewinnen können.

    2. Ich sehe das auch so! Die Politik muss jetzt handeln und langfristige Lösungen finden. Der aktuelle Zustand ist einfach nicht akzeptabel.

  4. Der Artikel beleuchtet ein wichtiges Thema, das viele Menschen betrifft. Die hohen Eigenanteile in der Pflege sind untragbar! Wie können wir sicherstellen, dass niemand in finanzielle Not gerät? Ich frage mich, ob die private Vorsorge wirklich die Lösung ist.

  5. Ich finde den Beitrag sehr aufschlussreich, besonders die Kritik am Zukunftspakt Pflege. Es wird wirklich Zeit, dass wir über echte Reformen nachdenken, anstatt nur an kleinen Änderungen herumzuschrauben. Was denkt ihr über die Idee einer einheitlichen Pflegeversicherung?

    1. Ich stimme dir zu, Jbaier! Die aktuellen Lösungen sind einfach nicht genug. Eine einheitliche Versicherung könnte mehr Gerechtigkeit schaffen. Aber wie könnte das konkret aussehen?

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