DKG fordert Reformen: So soll der Pflegeberuf attraktiver werden

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fordert in einer aktuellen Pressemitteilung umfassende Reformen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Zentrale Forderungen sind der Abbau von Bürokratie, mehr Kompetenzen für Pflegefachkräfte und bessere Rahmenbedingungen zur Gewinnung von Fachkräften. Damit reagiert die DKG auf den anhaltenden Personalmangel in deutschen Krankenhäusern.
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Inhaltsübersicht

– Krankenhäuser fordern weitere Reformen für attraktivere Pflegeberufe
– Neues Gesetz erweitert Befugnisse von Pflegekräften und reduziert Bürokratie
– Hoher bürokratischer Aufwand bindet täglich drei Stunden Arbeitszeit

Pflegeberufe attraktiver machen: DKG fordert weitere Reformen

Anlässlich des Deutschen Pflegetags hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am 5. November 2025 weitere Reformen für mehr Attraktivität im Pflegeberuf angemahnt. Trotz bereits erzielter Fortschritte sieht der Dachverband der Krankenhausträger dringenden Handlungsbedarf bei Bürokratieabbau, Arbeitsbedingungen und Fachkräftegewinnung.

„Pflegeberufe müssen noch attraktiver und noch interessanter für Absolventinnen und Absolventen werden. Demografischer Wandel und medizinischer Fortschritt sorgen dafür, dass wir stetig mehr Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern benötigen. Das verlangt nach mehr Menschen, die sich für eine Pflege-Ausbildung entscheiden, aber auch nach Rahmenbedingungen, die Teilzeit-Beschäftigte in die Vollzeit zurückkehren lassen und Fachkräfte aus dem Ausland von einem Arbeitsplatz in Deutschland überzeugen. Dies ist der hauptsächliche Ausweg aus dem Teufelskreis aus zu wenigen Kolleginnen und Kollegen, zu viel Arbeit für die Einzelnen und einer daraus folgenden hohen Teilzeitquote."

„Das am Donnerstag im Bundestag diskutierte Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Bedingungen in der Pflege. Mehr Aufgaben für Pflegefachkräfte, die vorher bei Ärztinnen und Ärzten lagen, entlasten unser Gesundheitssystem, sorgen für mehr Flexibilität und vor allem für mehr Verantwortung und Kompetenz für die Pflegekräfte: Wer sich für eine Ausbildung oder ein Studium in der Pflege entscheidet, erlernt einen der anspruchsvollsten Berufe überhaupt, kann hohe Verantwortung übernehmen, sich auf große Arbeitsplatzsicherheit verlassen und verdient mittlerweile auch wesentlich besser."

„Weiter viel zu tun gibt es im Bereich der Bürokratie, die die Beschäftigten in der Pflege mittlerweile immens belastet. Rund drei Stunden ihres Arbeitstages müssen Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern allein mit Schreibarbeit verbringen. Davon macht die unverzichtbare medizinisch und pflegerisch notwendige Dokumentation nur einen Bruchteil aus. Hier ist die Politik gefragt, Doppel- und Mehrfachdokumentation und andere unnötige Lasten noch viel stärker abzubauen.“

Die DKG betont ihre Bereitschaft als konstruktiver Partner und verweist auf umfangreiche Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung des Pflegeberufs. Mit 1.874 Krankenhäusern, 17 Millionen stationären Patienten und rund 23 Millionen ambulanten Behandlungsfällen* jährlich repräsentiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen. Die Branche beschäftigt 1,4 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter* und erzielt einen Jahresumsatz von 141 Milliarden Euro*.

Attraktivität des Pflegeberufs: Zwischen Bürokratieabbau und internationaler Rekrutierung

Der Fachkräftemangel in der Pflege stellt kein kurzfristiges Problem dar, sondern resultiert aus komplexen strukturellen Herausforderungen. Eine zentrale Schwachstelle zeigt sich bereits in der Ausbildung: Falsche Erwartungen an die Tätigkeit gehören zu den Hauptgründen für Ausbildungsabbrüche (Stand: März 2025). Viele Auszubildende unterschätzen die physischen und psychischen Belastungen des Berufsalltags oder stoßen auf unerwartete bürokratische Hürden. Diese Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität führt zu vorzeitigen Abgängen, noch bevor Fachkräfte überhaupt den Arbeitsmarkt erreichen.

Ursachen des Personalmangels

Die Arbeitsbelastung wird durch administrative Aufgaben zusätzlich verstärkt. Bereits im Dezember 2024 forderte die Arbeits- und Sozialministerkonferenz konkrete Maßnahmen zur Entbürokratisierung – ein Signal, das die Dringlichkeit dieses Themas unterstreicht. Pflegekräfte verbringen einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit Dokumentation, wobei nur ein Bruchteil davon medizinisch notwendig ist (Stand: Dezember 2024)*. Diese bürokratische Last bindet Ressourcen, die eigentlich der Patient:innenversorgung zugutekommen sollten, und trägt zur Überlastung des vorhandenen Personals bei.

Rolle internationaler Rekrutierung

Angesichts der demografischen Entwicklung gewinnt die Gewinnung internationaler Fachkräfte zunehmend an Bedeutung. Rund 236.000 Pflegekräfte aus der EU arbeiten bereits in deutschen Krankenhäusern (Stand: 2025)*. Diese Zahl verdeutlicht, wie stark das Gesundheitssystem bereits heute auf internationale Fachkräfte angewiesen ist. Die Integration ausländischer Pflegekräfte stellt jedoch eigene Anforderungen: Anerkennungsverfahren, Sprachkurse und kulturelle Einarbeitung erfordern strukturierte Konzepte, um den Berufseinstieg zu erleichtern und langfristige Bindungen zu schaffen.

Die Attraktivität des Pflegeberufs hängt somit maßgeblich von drei Faktoren ab: einer realistischen Berufsorientierung, der spürbaren Entlastung von Bürokratie und einer nachhaltigen Internationalisierungsstrategie. Erst wenn diese Elemente zusammenspielen, kann der Teufelskreis aus Personalmangel und Überlastung durchbrochen werden.

Zahlen und Fakten zur Pflegesituation

Die Debatte um die Zukunft der Pflege stützt sich auf konkrete Daten und Entwicklungen. Verschiedene Studien und politische Initiativen zeigen sowohl Herausforderungen als auch Lösungsansätze auf.

  • 77 % der Beschäftigten in Allgemeinkrankenhäusern kritisieren den Dokumentationsaufwand sehr oft, 22 % oft (Stand: 2025)*
  • Als Hauptgrund für Ausbildungsabbrüche in der generalistischen Pflegeausbildung gelten falsche Erwartungen an die Tätigkeit (Stand: März 2025)*
  • Bereits rund 236.000 Pflegekräfte aus der EU arbeiten in deutschen Krankenhäusern (Stand: 2025)*
  • Auf politischer Ebene wurde ein Beschluss der Arbeits- und Sozialministerkonferenz zur Entbürokratisierung der Langzeitpflege gefasst (Stand: Dezember 2024)*
  • Initiativen wie jene von Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin, die den Bürokratieabbau in der ambulanten Pflege vorantreibt, zeigen Aktivitäten auf Länderebene (Stand: 2025)*
  • Zu den finanziellen Anpassungen zählt eine Erhöhung der Pflegeleistungen um 4,5 % zum 1. Januar 2025 (Stand: 01.01.2025)*
  • Ab 1. Juli 2025 gilt ein gemeinsamer Jahresbetrag von 3.539 Euro für Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, die Wartezeit entfällt (Stand: 01.07.2025)*
  • Kritisch sieht die Vereinigung der Pflegenden in Bayern die Aufhebung der Pflegepersonal-Untergrenzen als kontraproduktiv (Stellungnahme vom 16.05.2025)*

Diese Fakten bilden eine solide Grundlage, um die aktuellen Diskussionen und Reformbemühungen im Pflegesektor einzuordnen und zu bewerten.

Pflegealltag unter Druck: Wenn Bürokratie die Versorgung gefährdet

Der hohe Dokumentationsaufwand belastet Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern erheblich. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass 77 % der Beschäftigten die Bürokratie als sehr häufige Belastung empfinden, weitere 22 % als häufige Belastung (Stand: 2025). Diese administrative Last bindet wertvolle Zeit, die eigentlich der Patientensicherheit und direkten Versorgung zugutekommen sollte. Im klinischen Alltag bedeutet dies konkret: Pflegefachpersonen verbringen einen erheblichen Teil ihrer Schicht mit Schreibarbeit statt mit medizinischer Betreuung. Die Folge sind verlängerte Wartezeiten für Patientinnen und Patienten sowie erhöhter Stress für das Personal, was langfristig die Qualität der Gesundheitsversorgung gefährdet.

Konkrete Folgen im Krankenhausalltag

Gleichzeitig setzen Krankenhäuser zunehmend auf internationale Fachkräfte, um dem Personalmangel zu begegnen. Bereits rund 236.000 Pflegekräfte aus der EU arbeiten in deutschen Einrichtungen (Stand: 2025)*. Diese internationale Rekrutierung bietet Chancen, stellt Kliniken und Kommunen aber vor neue Herausforderungen. Die Integration ausländischer Fachkräfte erfordert umfassende Unterstützung – von sprachlicher Qualifizierung über Anerkennungsverfahren bis hin zur sozialen Einbindung. Kommunen stehen vor der Aufgabe, bezahlbaren Wohnraum und Betreuungsangebote für internationale Familien bereitzustellen, während Krankenhäuser interkulturelle Kompetenz in ihre Teams integrieren müssen.

Die politischen Reaktionen auf die Personalkrise fallen unterschiedlich aus. Während die Deutsche Krankenhausgesellschaft weitere Reformen fordert, positioniert sich die Vereinigung der Pflegenden in Bayern deutlich gegen die Aufhebung der Personaluntergrenzen. In einer Stellungnahme vom 16. Mai 2025 warnt der Verband vor Qualitätseinbußen in der Patientenversorgung und betont die Notwendigkeit verbindlicher Personalstandards. Diese kontroverse Diskussion spiegelt den grundsätzlichen Konflikt wider: Zwischen finanziellen Zwängen der Kliniken einerseits und dem Schutz der Versorgungsqualität andererseits. Die Lösung erfordert eine Balance aus effizienter Ressourcennutzung und verbindlichen Qualitätsstandards.

Ausblick: Was jetzt nötig ist

Die Entbürokratisierung der Langzeitpflege gewinnt zunehmend an Bedeutung und bildet eine wichtige Grundlage für bundesweite Schritte. Parallel zeigen regionale Initiativen wie der Bürokratieabbau in der ambulanten Pflege in Bayern (Stand: 2025), dass Entlastung auf Länderebene möglich ist. Ergänzend wirken die finanziellen Anpassungen: Seit Januar 2025 sind Pflegeleistungen um 4,5 Prozent erhöht*, ab Juli 2025 gilt ein Jahresbetrag von 3.539 Euro für bestimmte Regelungen*. Diese politischen Maßnahmen bringen spürbare Entlastung, wenn sie mit konkret umsetzbaren Strategien kombiniert werden.

Konkrete Schritte für Politik und Kliniken

Politik und Krankenhäuser stehen vor der Aufgabe, kurzfristig wirksame Hebel zu nutzen. Die Politik sollte den eingeschlagenen Weg des Bürokratieabbaus konsequent fortsetzen und Doppel- sowie Mehrfachdokumentationen reduzieren. Gleichzeitig müssen die finanziellen Rahmenbedingungen weiter an die realen Bedarfe angepasst werden. Die Kliniken ihrerseits können durch flexible Arbeitszeitmodelle, gezielte Personalentwicklung und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Diese kombinierten Ansätze aus Entlastung, fairer Vergütung und moderner Personalpolitik bieten die Chance, den Pflegeberuf nachhaltig zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die nachfolgenden Informationen und Aussagen beruhen auf einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. ‚Mehr Verantwortung für Pflegekräfte‘ klingt super! Aber was ist mit der Unterstützung? Ich hoffe wirklich, dass die Politik hier auch an gute Schulungen denkt! Was haltet ihr davon?

  2. Ich finde den Artikel informativ und wichtig! Der Fachkräftemangel ist echt ein großes Problem in der Pflege. Mich würde interessieren, wie andere Länder damit umgehen. Gibt es da gute Beispiele?

    1. Gute Frage! Ich habe gehört, dass einige Länder bessere Bedingungen für Pflegekräfte schaffen. Vielleicht sollten wir uns mehr darüber informieren und solche Ideen übernehmen! Hat jemand dazu mehr Infos?

    2. ‚Die Bürokratie abbauen‘ klingt immer gut, aber was heißt das konkret? Manchmal glaube ich, dass wir einfach bessere Systeme brauchen statt nur weniger Papierkram.

  3. Ich finde es gut, dass die DKG über Reformen spricht. Pflegeberufe sind wichtig, aber die Bürokratie ist wirklich zu viel. Vielleicht sollten wir mehr auf die Bedürfnisse der Pflegekräfte hören. Was denken andere dazu?

    1. Ja, das sehe ich auch so! Es ist traurig, dass Pflegekräfte so viel Zeit mit Papierkram verbringen müssen. Wäre es nicht besser, wenn sie mehr Zeit mit den Patienten verbringen könnten? Wie könnte man das ändern?

    2. Die Idee mit weniger Bürokratie klingt gut, aber ich frage mich, wie das umgesetzt werden kann. Wer kümmert sich dann um die Dokumentation? Ist das nicht wichtig für die Qualität der Pflege?

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