– Potenziale digitaler Pflegelösungen werden weiterhin unzureichend genutzt
– Bündnis fordert verbindliche Strategie und nachhaltige Finanzierung bis 2026
– Notwendigkeit digitaler Kompetenzen in Ausbildung und einheitlicher IT-Standards
Digitalisierung der Pflege – Chancen bleiben ungenutzt
Anlässlich seines fünfjährigen Bestehens (Stand: 21. Oktober 2025)* hat das Bündnis Digitalisierung in der Pflege am Montag, dem 20. Oktober 2025, zu einem politischen Fachgespräch eingeladen. In der Pressemitteilung vom 21. Oktober 2025* formuliert das Bündnis klare Forderungen an die Bundesregierung:
- „Das Bündnis Digitalisierung in der Pflege fordert klare Prioritäten, Planungssicherheit und verlässliche Strukturen.“
- „Angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs und des sich verschärfenden Arbeitskräftemangels fordert das Bündnis dringend eine Reform der sozialrechtlichen Regelungen sowie entschiedene Maßnahmen zur flächendeckenden Einführung und (Re-)Finanzierung digitaler Lösungen.“
- „Deutschland dürfe bei der Pflegedigitalisierung nicht den Anschluss verlieren.“
- „So fehlt es vielerorts an digitaler Infrastruktur sowie an Standards für die digitale Grundausstattung der Einrichtungen und Dienste.“
- „Problematisch ist insbesondere, dass die Gesetze zur (Re-)Finanzierung aus der vordigitalen Zeit stammen.“
- „Dieser Plan muss klare Standards setzen, Prozesse koordinieren und messbare Fortschritte im Laufe des Jahres 2026 sicherstellen.“
- „Digitalkompetenzen müssen aus Sicht des Bündnisses systematisch in Aus-, Fort- und Weiterbildung verankert werden.“
- „Die Regelungen zur Refinanzierung der Pflegedigitalisierung müssen grundlegend reformiert werden: Investitionen, Betriebskosten, IT-Ressourcen und personelle Aufwendungen müssen verlässlich abgebildet werden.“
- „Ein Fonds für digitale Innovationen in der Pflege – analog zum Krankenhauszukunftsfonds – könnte gezielte Investitionen ermöglichen, moderne Infrastrukturen fördern und Innovationen schneller verbreiten.“
- „Für eine vertrauenswürdige Digitalisierung in der Pflege sind eine einheitliche Datensprache, standardisierte Schnittstellen und verbindliche IT-Sicherheitsstandards unabdingbar.“
Warum die Digitalisierung in der Pflege stockt
Die digitale Transformation im Pflegesektor kommt nur schleppend voran, obwohl ihre Potenziale für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Versorgungsqualität längst bekannt sind. Das Bündnis Digitalisierung in der Pflege benennt konkrete Hürden: Veraltete Infrastruktur, fehlende Standards für die digitale Grundausstattung und vor allem unzureichende Finanzierungsmodelle bremsen den Fortschritt. Die Gesetze zur Refinanzierung stammen aus der vordigitalen Zeit und bilden weder Investitionskosten noch Betriebsausgaben für IT-Lösungen angemessen ab.
Strukturelle Hürden und Ausbildung
Die Probleme beginnen bei den Grundvoraussetzungen. Viele Pflegeeinrichtungen verfügen nicht über die notwendige digitale Infrastruktur, um moderne Lösungen überhaupt nutzen zu können. Gleichzeitig fehlt es an verbindlichen Standards, was die Anschaffung und Integration neuer Technologien erschwert. Investitionen in Software, Hardware und IT-Personal lassen sich nur unzureichend über die bestehenden Pflegesätze refinanzieren.*
Hinzu kommt die Qualifikationsfrage. Die Digitalisierung gilt als Schlüssel zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs, wird aber trotz großer Chancen aufgrund struktureller und finanzieller Hürden oft nur unzureichend umgesetzt (Stand: 2023).* Digitale Kompetenzen müssten systematisch in Aus-, Fort- und Weiterbildung verankert werden, damit Pflegekräfte Technologien nicht nur bedienen, sondern aktiv mitgestalten können.
Politische Reformansätze 2025
Aktuell zeichnen sich politische Lösungsansätze ab. Die Bundesregierung plant Reformen zur Stabilisierung der Pflegeversicherung, die für die Finanzierung digitaler Lösungen im Pflegebereich entscheidend sind (Stand: 2025).* Diese Reformen könnten die lang geforderte nachhaltige Finanzierung digitaler Lösungen ermöglichen und die Pflege auf den aktuellen Stand der Digitalität bringen.
Das Bündnis Digitalisierung in der Pflege fordert konkrete Maßnahmen: eine verlässliche Digitalisierungspauschale in den Leistungsentgelten, Personalschlüssel für Digitalisierungspersonal und die Einrichtung eines Innovationsfonds nach Vorbild des Krankenhauszukunftsfonds. Entscheidend wird sein, ob die geplanten Reformen tatsächlich verbindliche Standards setzen und Planungssicherheit für Pflegeeinrichtungen schaffen können.
Finanzierung: Was gefordert wird und welche Optionen es gibt
Die bestehenden sozialrechtlichen Regelungen zur Refinanzierung digitaler Lösungen in der Pflege stammen aus der vordigitalen Zeit und gelten als zentrales Hindernis für flächendeckende Innovationen. Nach Ansicht des Bündnisses Digitalisierung in der Pflege können die erforderlichen Investitionen in Infrastruktur, Betriebskosten und IT-Personal nicht allein über Pflegesätze und Leistungsentgelte abgebildet werden. Die Organisation fordert daher grundlegende Reformen, um Planungssicherheit für Träger und Einrichtungen zu schaffen.*
Refinanzierungsmodelle
Eine zentrale Forderung verschiedener Verbände ist die Einführung einer Digitalisierungspauschale in den Leistungsentgelten. Diese Pauschale soll verlässliche Finanzierungsströme für digitale Infrastruktur und laufende Betriebskosten sicherstellen. Parallel dazu wird die Einführung von Personalschlüsseln für Digitalisierungspersonal in den Landesrahmenverträgen diskutiert, um spezifische IT-Kompetenzen dauerhaft in den Einrichtungen zu verankern.*
Fonds & Pauschalen
Als weiteres Finanzierungsinstrument schlägt das Bündnis einen Fonds für digitale Innovationen vor, der analog zum Krankenhauszukunftsfonds gezielte Investitionen in moderne Pflegeinfrastrukturen ermöglichen soll. Ein solcher Fonds könnte die Verbreitung innovativer Lösungen beschleunigen und langfristige Planungssicherheit bieten. Diese Überlegungen finden sich auch in aktuellen politischen Diskussionen wieder. Entscheidend bleibt, dass Effizienzgewinne durch Digitalisierung in den Einrichtungen verbleiben, um Innovationen nachhaltig abzusichern.*
Digitalisierung in der Pflege: Chancen und Herausforderungen im Alltag
Digitale Technologien verändern bereits heute den Pflegealltag grundlegend. Elektronische Pflegedokumentation ersetzt zeitaufwändige handschriftliche Aufzeichnungen, digitale Kommunikationsplattformen erleichtern den Austausch zwischen Teams und Angehörigen, und Assistenzsysteme unterstützen bei der Überwachung vitaler Funktionen. Diese Entwicklungen versprechen mehr Zeit für die eigentliche Pflegearbeit – doch der Weg dorthin ist mit Hürden gepflastert.
Diese Ambivalenz zeigt sich besonders deutlich im Spannungsfeld zwischen erwarteten Vorteilen und realen Implementationsproblemen:
- Entlastung bei Dokumentation und Administration durch digitale Lösungen
- Verbesserte Pflegequalität durch präzisere Datenerfassung und Vernetzung
- Höhere Attraktivität des Berufsbildes für technikaffine Nachwuchskräfte
- Bessere Einbindung von Angehörigen via digitaler Kommunikationswege
- Fehlende digitale Infrastruktur in vielen Einrichtungen
- Ungelöste Refinanzierungsfragen für Hard- und Software
Arbeitserleichterung vs. Implementationsaufwand
Während digitale Lösungen die Pflegearbeit erleichtern könnten, scheitert die flächendeckende Umsetzung oft an veralteten Strukturen. Problematisch ist insbesondere, dass die Gesetze zur (Re-)Finanzierung aus der vordigitalen Zeit stammen.*
Damit die versprochenen Entlastungseffekte tatsächlich bei den Pflegekräften ankommen, sind qualifizierte Schulungen und verlässliche Finanzierungsmodelle entscheidend.* Nur wenn Mitarbeitende kompetent mit den neuen Systemen umgehen können und Einrichtungen dauerhafte Unterstützung bei Betrieb und Wartung erhalten, wird Digitalisierung zum echten Gewinn für alle Beteiligten. Die Frage der nachhaltigen Finanzierung bleibt dabei zentral, wie das nächste Kapitel vertieft.
Digitalisierung der Pflege: Die nächsten politischen Schritte
Die Weichen für eine erfolgreiche Digitalisierung der Pflege müssen jetzt gestellt werden. Die Bundesregierung plant laut Bundesgesundheitsministerium für 2025 umfassende Reformen im Pflegebereich – dieses Zeitfenster gilt es zu nutzen. Konkrete Maßnahmen sollten sich auf drei prioritäre Handlungsfelder konzentrieren.
Kurzfristige Maßnahmen 2025–2026
Verbindliche Strukturen für die Digitalisierung im Pflegebereich sind notwendig. Parallel sind die Budgetentscheidungen für die Digitalisierungsoffensive zu treffen, einschließlich der Einführung einer Digitalisierungspauschale in den Leistungsentgelten.*
Langfristige Perspektiven
Mittelfristig steht die flächendeckende Qualifizierungsoffensive im Fokus. Digitalkompetenzen müssen systematisch in Aus-, Fort- und Weiterbildung verankert werden. Gleichzeitig sind einheitliche IT-Sicherheitsstandards und standardisierte Schnittstellen verbindlich vorzugeben, um Pflegeeinrichtungen wirksam vor Cyberangriffen zu schützen.
Die aktuelle Reformphase bietet die historische Chance, die Pflege digital zukunftsfest zu machen. Jetzt zu handeln bedeutet, Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten und die Arbeitsbedingungen in der Pflege nachhaltig zu verbessern.
Dieser Beitrag beruht auf einer Pressemitteilung des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP).
Weiterführende Quellen:
- „Die Digitalisierung gilt als Schlüssel zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs, wird aber trotz großer Chancen aufgrund struktureller und finanzieller Hürden oft nur unzureichend umgesetzt (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.daa-stiftung.de/
- „Die Bundesregierung plant Reformen zur Stabilisierung der Pflegeversicherung, die für die Finanzierung digitaler Lösungen im Pflegebereich entscheidend sind (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/
- „Das Verbändebündnis Digitalisierung in der Pflege fordert eine Digitalisierungspauschale pro Platz/Tag/Einsatz, um die Refinanzierung und flächendeckende Einführung digitaler Lösungen zu sichern (Stand: November 2023).“ – Quelle: https://www.vkad.de/


7 Antworten
„Digitalisierung muss endlich ernst genommen werden! Ohne moderne Technik wird es schwer sein, gute Pflege zu bieten. Gibt es konkrete Pläne für Schulungen? Ich mache mir Sorgen über den Fachkräftemangel in diesem Bereich.“
Die Forderungen des Bündnisses sind total sinnvoll! Wir brauchen klare Standards und mehr Unterstützung für die Einrichtungen. Wo sehe ich als Bürgerin Möglichkeiten, aktiv zu unterstützen oder Druck auf die Politik auszuüben? Es wäre toll, wenn wir mehr erfahren könnten!
Ich glaube, dass viele Menschen einfach nicht wissen, wie sie helfen können. Vielleicht sollte man Informationskampagnen starten, um alle zu sensibilisieren und einzubeziehen.
„Ja das wäre gut! Mehr Informationen helfen uns allen weiter! Ich habe gehört, dass einige Länder bereits Vorreiter sind in der digitalen Pflege – was können wir von ihnen lernen?“
Das Thema Digitalisierung in der Pflege ist wirklich wichtig. Aber ich mache mir Sorgen über die Umsetzung. Haben wir genug Fachkräfte, die sich damit auskennen? Und wie sieht es mit den Investitionen aus? Muss da nicht mehr Druck gemacht werden?
Ich finde es wichtig das man sich mit den digitale Lösungen in Pflege beschäftigt. Es gibt so viel Potenzial, aber es fehlt oft an Geld und Planung. Wie können wir sicherstellen, dass die Gelder auch wirklich dort ankommen wo sie gebraucht werden? Ich denke auch das Schulungen sehr wichtig sind.
Ja genau! Die Digitalisierung kann echt helfen, aber nur wenn alle mitmachen und auch das nötige Wissen da ist. Ich frage mich, ob es schon Modelle gibt, die gut funktionieren und übernommen werden könnten?