Bremen (VBR). Am 3. September 2024 versammelte sich in Berlin eine spürbar gereifte Branche für alternative Proteine zu einer bedeutenden Konferenz – der New Food Conference. Vertreter aus ganz Europa sowie aus Brasilien, Chile und Mexiko kamen zusammen, um Erkenntnisse auszutauschen und Netzwerke zu stärken. Renate Künast, ehemaliges Bundestagsmitglied und Bundesernährungsministerin, war ebenfalls unter den Teilnehmern.
Edwin Bark, Senior Vice President bei Redefine Meat, sprach über die Entwicklung des Marktes für pflanzenbasiertes Fleisch in Europa. Während das Wachstum während der Pandemie explodierte und anschließend stagnierte, zeigte der DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) überraschend positive Entwicklungen. „Die DACH-Märkte haben sich überraschend positiv entwickelt und ihr Wachstum auf den meisten Märkten fortgesetzt“, erklärte Bark.
Elsa Guadarrama, ProVeg-Marktexpertin, betonte die Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich pflanzenbasierter Produkte. Der Markt wächst hauptsächlich dank höherer Verkaufsmengen über Discounter, während der Wert tierischer Produkte aufgrund gestiegener Preise abnahm. „Pflanzenbasierte Produkte haben ihre Präsenz in Deutschland vor allem über Discounter ausgebaut“, sagte Guadarrama.
Die Konferenz legte auch einen Fokus auf Innovationen und Herausforderungen in der Branche. Investitionen in neue Technologien gingen zurück, was zu einer zielgerichteten Nutzung von Ressourcen führte. Christian Pichler von Gerber-Rauth erklärte: „Die Branche hat daraus gelernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Ressourcen zu nutzen.“ Dana Wilson von der FAIRR Initiative stellte fest, dass 95 Prozent der von ihnen beobachteten Unternehmen weiterhin in alternative Proteinquellen investieren und ihre Portfolios erweitern.
Beeindruckende Innovationen wurden beim Demo Day präsentiert: Optimized Foods überzeugte mit Fettverkapselungen auf Myzel-Basis, und AIprotein stellte Proteinzutaten aus Mikroalgen und Wasserlinsen vor. Fabio Ziemssen von Zintinus betonte, wie wichtig das richtige Narrativ sei: „Die Erzählung muss mit einem Lifestyle-Ansatz einhergehen: Dies ist keine Alternative, sondern eine völlig neue Kategorie.“
Eva Sommer von Fermify berichtete, dass junge Verbraucher zunehmend selbstbewusst über Technologien sprechen. Dennoch warnte Randi Wahlsten von MATR Foods, dass Köche zwar begeistert von Fermentation sind, aber die meisten Verbraucher weniger technikaffin bleiben. Edwin Bark fasste es treffend zusammen: „Wir verkaufen keine Technologie. Wir verkaufen das köstlichste Fleisch auf Pflanzenbasis.“
Der Sektor für Food Service spielt eine zentrale Rolle bei der Etablierung neuer Produkte. Randi Wahlsten betonte: „Wenn wir von Chefköchen oder gehobenen Restaurantketten unterstützt werden, denen die Leute gute Qualität zutrauen, hilft das auch mit den Einzelhändlern.“ Große Handelsketten wie Aldi Süd und Lidl setzen verstärkt auf Benchmarks zur Messung ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen, was sich auf den gesamten Markt auswirkt.
Neben nachhaltigen Praktiken gewinnen Wissenschaft und maßgeschneiderte Lösungen an Bedeutung. Eva Sommer verwies darauf, dass Präzisionsfermentation Molkereien hilft, ihren CO2-Ausstoß und hohe Nitratwerte durch innovative Techniken zu bekämpfen.
Letztlich betonten mehrere Redner, dass der Geschmack bei pflanzenbasierten Produkten entscheidet. Armando Perez-Cueto von der Universität Umeå brachte es auf den Punkt: „Menschen essen Nahrungsmittel.“ Der Appell: Weg von abstrakter Kommunikation hin zu konkreten, erlebbaren Vorteilen wie Geschmack und Textur.
Die New Food Conference 2024 zeigte eindrücklich, wie sich eine Branche auf wesentliche Veränderungen einstellt und dabei sowohl technologische als auch marktwirtschaftliche Herausforderungen meistert. Die Zukunft alternativer Proteine erscheint vielfältig, innovativ und nah an den Bedürfnissen der Verbraucher.
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„Der Markt ist reifer geworden“ – Schlüsselerkenntnisse von der New Food …
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Zukunftsaussichten und Potenziale des Marktes für alternative Proteine
Die Erkenntnisse der New Food Conference 2024 sind ein deutliches Signal dafür, dass der Markt für alternative Proteine in eine neue Reifephase tritt. Doch welche Entwicklungen sind in den kommenden Jahren zu erwarten und welche Trends zeichnen sich bereits ab?
Technologische Fortschritte und ihre Bedeutung
Einer der bedeutsamsten Fortschritte dürfte im Bereich der Präzisionsfermentation erfolgen. Wie bereits auf der Konferenz betont wurde, sieht die Branche hier ein enormes Potenzial, insbesondere im Käsesegment. Präzisionsfermentation könnte auch zur Stabilisierung der Lieferketten beitragen, indem beispielsweise Eiprodukte effizienter und nachhaltiger hergestellt werden. Dies könnte langfristig nicht nur die Produktionskosten senken, sondern auch die Umweltbelastung reduzieren.
Marktveränderungen und Konsumtrends
Während das Wachstum pflanzenbasierter Produkte bislang überwiegend durch Discounter und Supermärkte vorangetrieben wurde, könnten spezialisierte Einzelhändler und Online-Plattformen in naher Zukunft eine größere Rolle spielen. Verbraucher suchen vermehrt nach hochwertigen, innovativen Produkten, die nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern auch ethische und ökologische Standards erfüllen.
Interessant ist auch der zunehmende Fokus auf Flexitarier – Menschen, die überwiegend, aber nicht ausschließlich pflanzlich essen. Firmen wie Beyond Meat und Impossible Foods setzen verstärkt darauf, Produkte zu entwickeln, die sowohl Vegetarier als auch Fleischesser ansprechen. Hierbei spielt die vollständige Nachbildung der sensorischen Eigenschaften von tierischem Fleisch eine zentrale Rolle.
Internationale Dimensionen und Handelsbeziehungen
Die internationale Vernetzung der Branche verdeutlicht, dass die Zukunft des Markts für alternative Proteine global gedacht werden muss. Länder wie Brasilien und Mexiko haben großes Potenzial, bedeutende Akteure in diesem Sektor zu werden. Südamerikanische Länder verfügen über vielfältige Agrarrohstoffe und günstige Produktionsbedingungen, die zur Herstellung pflanzlicher Proteine optimal genutzt werden könnten.
Darüber hinaus könnte die EU durch Förderprogramme und grenzüberschreitende Kooperationen für eine beschleunigte Marktentwicklung sorgen. Die Zusammenarbeit mit Ländern innerhalb und außerhalb Europas wird entscheidend sein, um einen nachhaltigeren Wandel in der Lebensmittelproduktion zu erzielen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz des positiven Ausblicks stehen der Branche auch Herausforderungen bevor. Dazu zählen begrenzte Investitionen, die Notwendigkeit, traditionelle Landwirtschaft in den Transformationsprozess einzubeziehen, sowie das Überwinden von Vorurteilen gegenüber verarbeiteten Lebensmitteln. Ein breiter gesellschaftlicher Dialog und Aufklärungskampagnen könnten dabei helfen, Skepsis abzubauen und die Akzeptanz neuer Technologien und Produkte zu erhöhen.
Ein wesentlicher Treiber für den Erfolg wird es sein, echte Mehrwerte für den Endverbraucher zu schaffen – sei es durch gesundheitliche Vorteile, Kosteneffizienz oder positive Umweltauswirkungen. Um dies zu erreichen, wird eine enge Kooperation zwischen Forschern, Unternehmen, Politik und Gesellschaft unabdingbar sein.
Fazit: Ein Markt im Wandel
Die New Food Conference 2024 hat erneut gezeigt, dass die Entwicklung alternativer Proteine weit mehr ist als ein kurzfristiger Trend. Mit wachsender Unterstützung durch technologische Innovationen, internationale Kooperationen und eine stärker sensibilisierte Verbraucherschaft steht der Markt an der Schwelle zu einem nachhaltigen und umfassenden Wandel. Die nächste Dekade wird entscheidend dafür sein, ob und wie schnell dieser Wandel Realität wird – zugunsten unserer Gesundheit, der Umwelt und einer gerechteren Ressourcenverteilung.
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4 Antworten
Ich finde es gut das es alternativen gibt aber warum braucht man soviel konferenzen und meetings dafuer? Ist doch nur essen.
Warum braucht man technologie fur essen? Früher haben wir einfach gegessen was da war. Jetzt alles muss modern sein.
Interessant das so viele leute aus andere länder kommen für sowas. Aber warum pflanzenfleisch? Normales fleisch ist doch besser.
Also was soll das den, pflanzen fleisch? Ich verstehe nicht wie das schmecken kann. Wir haben immer richtiges fleisch gegessen und war gut so.