– 72 Prozent der Deutschen sehen Overtourism als ernstes Problem
– Zwei Drittel befürworten grundsätzlich Maßnahmen gegen touristische Überlastung
– Die Hälfte würde bei Preiserhöhungen ihr Wunschreiseziel meiden
Deutliche Mehrheit sieht Overtourism als ernstes Problem
Die Diskussion um überfüllte Urlaubsorte bewegt die deutsche Reiselandschaft. 72 Prozent der Deutschen sehen die touristische Überlastung vieler Reiseziele als ernstes Problem – so das zentrale Ergebnis der aktuellen ADAC-Tourismusstudie 2025 (Stand: 16.10.2025). Die repräsentative Befragung von mehr als 5.000 Personen ab 18 Jahren zeigt, dass Overtourism in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen ist und als relevantes Thema eingestuft wird.
Die Bereitschaft der Reisenden, Maßnahmen gegen die Überlastung zu unterstützen, fällt deutlich aus: Zwei Drittel der Reisenden halten Maßnahmen gegen Overtourism grundsätzlich für richtig (Stand: 16.10.2025). Konkret befürworten 58 Prozent Besucherbeschränkungen und 53 Prozent Besucherlenkung als akzeptable Instrumente. Fast die Hälfte hält zudem finanzielle Steuerungsinstrumente, etwa Abgaben zur Kompensation negativer Tourismusfolgen, für wirkungsvoll (Stand: 16.10.2025). Allerdings zeigt die Studie auch Grenzen der Akzeptanz auf: Sobald Maßnahmen das Reisebudget betreffen, sinkt die Zustimmung. Rund die Hälfte der Befragten würde ihr Wunschziel meiden, wenn touristische Kapazitäten reduziert oder Preise erhöht würden (Stand: 16.10.2025).
ADAC-Tourismuspräsident Karlheinz Jungbeck betont: „Overtourism ist kein Nischenthema, denn es betrifft viele beliebte Reiseziele direkt. Wichtig ist, dass Maßnahmen zur Entlastung von Destinationen nicht als Strafe empfunden werden, sondern als Beitrag zu einem nachhaltigeren Tourismus und dass sie für die Gäste nachvollziehbar und ausgewogen gestaltet werden. Tourismus darf nicht zum Privileg einiger weniger werden.“ (Quelle: ADAC-Pressemitteilung — Stand: 16.10.2025)
Europa und Deutschland: Zahlen, die den Druck zeigen
Die Dimensionen des modernen Tourismus verdeutlichen, warum Overtourism zunehmend zum Thema wird. Europa verzeichnete 747 Millionen internationale Ankünfte im Jahr 2024 – eine Zahl, die den Kontinent zum weltweit beliebtesten Reiseziel macht. Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2025 fort, mit einem weiteren Anstieg um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die dynamische Entwicklung zeigt: Der Reiseverkehr nimmt kontinuierlich zu, selbst auf bereits hohem Niveau.
Deutschland als Reiseziel profitiert ebenfalls von dieser Entwicklung. Das Land begrüßte 37,4 Millionen internationale Touristen im Jahr 2024. Die europäische Statistik für das erste Quartal 2025 zeigt zudem 452,4 Millionen Übernachtungen in touristischen Unterkünften innerhalb der EU. In Deutschland entfielen dabei 20,2 Prozent aller Übernachtungen auf ausländische Gäste – ein Beleg für die internationale Strahlkraft deutscher Destinationen.
Besuchermengen und Trends
Die zeitliche Abfolge der Zahlen macht die Entwicklung deutlich: Nach den 747 Millionen Ankünften in Europa 2024 folgte im ersten Halbjahr 2025 ein weiteres Plus von 2,3 Prozent. Parallel stiegen die Übernachtungszahlen in der EU im ersten Quartal 2025 auf 452,4 Millionen. In Deutschland zeigt sich mit 37,4 Millionen internationalen Touristen 2024 und einem Ausländeranteil von 20,2 Prozent an den Übernachtungen im ersten Quartal 2025 ein ähnliches Muster.
| Jahr/Indikator | Wert | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| Internationale Ankünfte Europa | 747 | Millionen | 2024 |
| Entwicklung Europa | +2,3 | Prozent | erste Jahreshälfte 2025 |
| Internationale Touristen Deutschland | 37,4 | Millionen | 2024 |
| Übernachtungen EU | 452,4 | Millionen | Q1 2025 (02.06.2025) |
| Auslandsanteil Übernachtungen Deutschland | 20,2 | Prozent | Q1 2025 (02.06.2025) |
Ökonomische Dimension
Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Besucherströme ist enorm. Für das Jahr 2025 prognostizieren Expert:innen 57 Milliarden Euro allein durch internationale Besucherausgaben in Deutschland. Diese Zahl unterstreicht die zentrale Rolle des Tourismussektors für die Wirtschaft – und erklärt gleichzeitig, warum viele Destinationen zwischen wirtschaftlichen Interessen und Überlastung balancieren müssen.
Die ADAC-Tourismusstudie 2025 bestätigt diese Spannung: 72 Prozent der Deutschen sehen die touristische Überlastung vieler Reiseziele als ernstes Problem. Karlheinz Jungbeck, ADAC Tourismuspräsident, betont: „Overtourism ist kein Nischenthema, denn es betrifft viele beliebte Reiseziele direkt.“ Die wirtschaftliche Attraktivität des Tourismus steht somit zunehmend im Konflikt mit der Tragfähigkeit beliebter Destinationen.
Internationale Gegenmaßnahmen: Abgaben, Limits und Besucherlenkung
Während das Problembewusstsein für Overtourism wächst – 72 Prozent der Deutschen sehen die touristische Überlastung als ernstes Problem – setzen europäische Metropolen bereits konkrete Instrumente zur Besuchersteuerung um. Die Maßnahmen reichen von finanziellen Anreizen bis zu technologischen Lösungen, stoßen bei Reisenden jedoch auf unterschiedliche Akzeptanz.
In Barcelona reagierte die Stadtverwaltung auf die massive Überlastung mit einer Anpassung der Tourismusabgabe seit 2023 (Quelle: Stadtmarketing.eu). Parallel führte Paris am Eiffelturm einen Ticketpreisaufschlag ein, ebenfalls seit 2023 (Quelle: Stadtmarketing.eu). Beide Städte nutzen preisliche Steuerungsmechanismen, um Besucherströme zu regulieren und Einnahmen für die Kompensation von Tourismuseffekten zu generieren.
Fachleute empfehlen indes eine kombinierte Strategie: Kontingentierungen, verbindliche Voranmeldungen, preisliche Steuerung und digitale Besucherlenkung gelten als effiziente Instrumente zur Entlastung stark frequentierter Ziele. Diese Mehrfachstrategie soll verhindern, dass einzelne Maßnahmen isoliert wirken oder als rein finanzielle Belastung wahrgenommen werden.
Die Erfahrungen aus europäischen Großstädten zeigen unterschiedliche Vor- und Nachteile auf:
- Vorteile: Generierung von Kompensationsmitteln, spürbare Entlastung an Hotspots, Steuerung von Besucherzeiträumen
- Nachteile: Geringere Akzeptanz bei preissensiblen Gästen, mögliche Verlagerung in weniger regulierte Bereiche, administrative Herausforderungen
Für deutsche Destinationen bedeutet dies: Erfolgreiche Besucherlenkung erfordert transparente Kommunikation und abgestimmte Maßnahmenpakete. Karlheinz Jungbeck, ADAC Tourismuspräsident, betont: „Wichtig ist, dass Maßnahmen zur Entlastung von Destinationen nicht als Strafe empfunden werden, sondern als Beitrag zu einem nachhaltigeren Tourismus.“ Die internationale Praxis zeigt, dass rein preisorientierte Lösungen allein kaum ausreichen – entscheidend ist ihr Einbetten in ein Gesamtkonzept aus Information, Infrastruktur und fairer Verteilung.
Wenn Tourismus zur Last wird
Die Auswirkungen von Overtourism reichen weit über volle Sehenswürdigkeiten und überfüllte Strände hinaus. In vielen beliebten Reisezielen verändert das Phänomen das Alltagsleben grundlegend: Lärmbelästigung in Wohnvierteln und steigende Mietpreise machen das Leben für Einheimische zunehmend beschwerlich. Die Konflikte zwischen wirtschaftlichen Interessen und den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung verschärfen sich spürbar.
Die Dimensionen dieser Belastung zeigen sich in den aktuellen EU-Übernachtungsdaten: Im ersten Quartal 2025 verzeichneten touristische Unterkünfte in der Europäischen Union 452,4 Millionen Übernachtungen (Quelle: Eurostat, Stand: Q1 2025). Allerdings verteilt sich diese Belastung sehr unterschiedlich – während einige Länder stark von internationalen Gästen abhängen, entfielen in Deutschland nur 20,2 Prozent der Übernachtungen auf ausländische Besucher (Quelle: Eurostat, Stand: Q1 2025).
Forschungsergebnisse von Stadtmarketing-Experten bestätigen: Der Interessenskonflikt zwischen Wirtschaft und Einwohnerschaft bleibt ein zentrales Hemmnis bei der Akzeptanz von Maßnahmen gegen Overtourism, da wirtschaftliche Interessen oft mit den Sorgen der Einwohner über Lebenshaltungskosten und soziale Spannungen kollidieren (Quelle: Stadtmarketing, Stand: 2025).
Für die betroffenen Gemeinden bedeutet dies konkrete Konsequenzen: Lokale Geschäfte weichen Souvenirläden, und die Infrastruktur ist auf die Bedürfnisse von Touristen statt auf die der ansässigen Bevölkerung ausgerichtet. Diese Entwicklungen gefährden nicht nur die Lebensqualität, sondern langfristig auch den sozialen Zusammenhalt in den betroffenen Regionen.
Wege zu einem ausgewogeneren Tourismus
Die Diskussion um Overtourism hat 2025 eine neue Qualität erreicht. Während die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus mit 57 Mrd. € Umsatzprognose für Deutschland weiter wächst (Stand: 2025, Quelle: WTTC), zeigt sich gleichzeitig die Dringlichkeit nachhaltiger Lösungen. Die gute Nachricht: Es existieren praxiserprobte Instrumente, die Besucherströme intelligent lenken können, ohne die Attraktivität von Reisezielen zu schmälern.
Für Kommunen und Destinationen bieten sich mehrere wirksame Ansätze. Eine Kombination aus Kontingentierung, Voranmeldungen, preislicher Steuerung und digitaler Besucherlenkung erweist sich als besonders effektiv (Stand: 2025, Quelle: efs.consulting). Internationale Beispiele demonstrieren die Wirksamkeit finanzieller Steuerung: Barcelona verfünffachte seine Touristenabgabe, am Eiffelturm sorgt ein 50-prozentiger Ticketaufschlag für Entlastung (Stand: seit 2023, Quelle: stadtmarketing.eu). Diese Maßnahmen zielen nicht auf Abschreckung, sondern auf faire Verteilung der Besucherströme.
Auf politischer Ebene geht es um die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen. Kommunen benötigen mehr Handlungsspielraum, um lokal passgenaue Lösungen umzusetzen. Die Förderung dezentraler Tourismuskonzepte und der Ausbau der digitalen Infrastruktur für Besuchermanagementsysteme stehen hier im Fokus.
Reisende selbst können durch ihr Verhalten wesentlich zu ausgewogenem Tourismus beitragen:
- Außerhalb der Hauptsaison reisen
- Weniger bekannte Regionen erkunden
- Vorab über lokale Besonderheiten und Besucherlenkung informieren
Die Entwicklung für 2025 deutet auf eine weiter zunehmende Professionalisierung im Tourismusmanagement hin. Angesichts der wachsenden Besuchszahlen wird die Debatte um Overtourism nicht abreißen, sondern sich verstärkt auf intelligente Steuerungsmechanismen konzentrieren. Der wirtschaftliche Erfolg des Tourismussektors und die Lebensqualität in den Destinationen müssen dabei keine Gegensätze bleiben – vorausgesetzt, alle Beteiligten arbeiten an gemeinsamen Lösungen.
Dieser Beitrag basiert auf einer aktuellen Pressemitteilung des ADAC e.V., die Einblicke in die Wahrnehmung und Bewertung von Overtourism in Deutschland gewährt.
Weiterführende Quellen:
- „In europäischen Großstädten wie Barcelona und Paris wurden seit 2023 Tourismussteuern und Ticketpreiserhöhungen als Reaktion auf Overtourism eingeführt, darunter eine Verfünffachung der Tourismusabgabe in Barcelona und eine 50 % Ticketpreisaufschlag am Eiffelturm in Paris.“ – Quelle: https://www.stadtmarketing.eu/uebertourismus-ursachen-gegenstrategien/
- „Die Besucherzahlen in Europa erreichten 2024 mit 747 Millionen internationalen Ankünften einen neuen Rekord, mit weiterem Anstieg um 2,3 % im ersten Halbjahr 2025, was eine anhaltend hohe Belastung der touristischen Destinationen zeigt.“ – Quelle: https://hotelagio.com/tourism-in-europe-statistics/
- „Deutschland verzeichnete 2024 insgesamt 37,4 Millionen internationale Touristen, ein Plus von 7,5 % im Vergleich zu 2023, und bleibt auch 2025 auf Rekordkurs, mit zunehmender Saisonalität der Auslastung.“ – Quelle: https://roadgenius.com/statistics/tourism/germany/
- „Im ersten Quartal 2025 gab es in der EU 452,4 Millionen Übernachtungen in touristischen Unterkünften, wobei in Deutschland nur 20,2 % der Übernachtungen durch ausländische Gäste erfolgten, was nationale Unterschiede im Overtourism-Belastungsgrad verdeutlicht.“ – Quelle: https://ec.europa.eu/eurostat/web/products-eurostat-news/w/ddn-20250602-1
- „Wissenschaftliche Ansätze empfehlen gegen Overtourism eine Kombination aus Kontingentierung, Voranmeldungen, preislicher Steuerung und digitaler Besucherlenkung zur effizienten Entlastung stark frequentierter Ziele.“ – Quelle: https://efs.consulting/insight/overtourismus/
- „Der Interessenskonflikt zwischen Wirtschaft und Einwohnerschaft bleibt ein zentrales Hemmnis bei der Akzeptanz von Maßnahmen gegen Overtourism, da wirtschaftliche Interessen oft mit den Sorgen der Einwohner über Lebenshaltungskosten und soziale Spannungen kollidieren.“ – Quelle: https://www.stadtmarketing.eu/uebertourismus-ursachen-gegenstrategien/
- „Der europäische Tourismussektor setzt 2025 mit 57 Milliarden Euro neue Rekorde bei den internationalen Besucherausgaben und betont dabei eine nachhaltige Entwicklung der Branche.“ – Quelle: https://wttc.org/news/germanys-travel-and-tourism-sector-to-break-all-time-records-in-2025


8 Antworten
„Tourismus darf nicht zum Privileg einiger weniger werden“ – dieser Satz spricht mich sehr an! Wie können wir sicherstellen, dass der Tourismus nachhaltig bleibt? Habt ihr Ideen oder Vorschläge?
*Ich denke, Bildung ist wichtig! Wenn mehr Reisende über die Auswirkungen ihres Verhaltens informiert sind, kann das viel bewirken.*
*Das könnte tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung sein. Vielleicht sollten wir auch auf lokale Initiativen achten und sie unterstützen.*
Die Zahlen sind wirklich beeindruckend! Was denkt ihr über die wirtschaftlichen Auswirkungen von Overtourism? Es scheint ein Balanceakt zwischen Tourismus und Lebensqualität zu sein.
Ich habe gehört, dass Barcelona und Paris bereits einige Maßnahmen gegen Overtourism umgesetzt haben. Was haltet ihr von diesen Ansätzen? Glaubt ihr, das könnte in Deutschland auch funktionieren?
Es wäre spannend zu sehen, wie solche Maßnahmen hierzulande umgesetzt werden könnten. Vielleicht sollten wir auch einmal über die Vor- und Nachteile diskutieren.
Ich finde es sehr interessant, dass so viele Deutsche Overtourism als ernstes Problem sehen. Glaubt ihr, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen wirklich helfen werden? Ich mache mir Sorgen, dass Preiserhöhungen viele Reisende abschrecken könnten.
Das sehe ich ähnlich! Aber was ist die Alternative? Vielleicht mehr Informationen über weniger bekannte Reiseziele könnten helfen? Ich denke, das könnte auch den Druck von den beliebten Orten nehmen.