Overtourism 2025: Wie Reisebüros mit nachhaltigem Tourismus und neuen Strategien gegen überfüllte Reiseziele steuern

Eine QTA-Umfrage zeigt, dass Overtourism aktuell nur für ein Viertel der Reisebürokund:innen eine starke Rolle spielt, während 60 % der Berater:innen bislang nur geringe Auswirkungen sehen – doch 42 % erwarten in den kommenden Jahren einen deutlich wachsenden Einfluss, besonders bei umweltbewussten Gästen. Reisebüros können dem mit Aufklärung und Angeboten wie zeitlich gestaffelten Tickets oder digitalen Reservierungssystemen begegnen, um Besucherspitzen zu entzerren und zu nachhaltigeren Entscheidungen anzuregen. Branchenvertreter fordern zudem klare politische Rahmenbedingungen, die Tourismus als positive Kraft erhalten und gleichzeitig steigende Mietpreise sowie Umweltbelastungen vor Ort in den Blick nehmen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Ein Viertel der Reisebüroprofis berichtet von starkem Einfluss des Overtourism auf Zielwahl.
– Nur 8 % der Kunden mieden bereits bewusst überlaufene Reiseziele, 47 % berichten vereinzelt.
– 42 % der Befragten erwarten künftig deutlich größeres Bewusstsein für Overtourism unter Kunden.

Wie Overtourism die Urlaubsentscheidung beeinflusst – Ein Blick auf die QTA-Umfrage

Das Thema Overtourism gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn in vielen beliebten Urlaubsregionen stoßen die Grenzen an Belastbarkeit. Die Quality Travel Alliance (QTA), Europas größte Reisebüro-Kooperationsallianz, hat deswegen über 240 Reiseprofis befragt, wie stark Überfüllung die Ziele ihrer Kundinnen und Kunden beeinflusst und welche Rolle das Thema bei der Reiseberatung spielt.

Die Umfrage zeigt, dass ein Viertel der Reiseberaterinnen und -berater angibt, Overtourism habe einen starken bis eher starken Einfluss auf die Zielwahl ihrer Kunden. Die Mehrheit von 60 Prozent sieht jedoch nur geringe Auswirkungen – nach ihrer Einschätzung stehen Faktoren wie Preis und Klima für die Reisenden aktuell höher im Kurs. Bemerkenswert ist, dass 15 Prozent der Befragten bislang keinen erkennbaren Einfluss von Overtourism auf die Urlaubsentscheidung feststellen.

Konkrete Folgen in der Buchung sind noch eher selten: Lediglich acht Prozent der Berater berichten, dass Kunden eine Destination bewusst gemieden haben, weil sie als überlaufen gilt. Etwa 47 Prozent erleben solche Fälle vereinzelt, während 45 Prozent sich noch nicht mit dieser Situation konfrontiert sahen. Allerdings erwartet ein Teil der Profis, dass das Thema künftig an Bedeutung gewinnt: Zehn Prozent gehen davon aus, dass Overtourism in den nächsten Jahren deutlich an Einfluss auf die Reisenplanung haben wird, und weitere 32 Prozent rechnen zumindest bei bestimmten Zielgruppen damit. Besonders umweltbewusste und sozial sensibilisierte Kundinnen und Kunden könnten ihre Entscheidungen zunehmend danach ausrichten, ob ein Urlaubsort als überlastet wahrgenommen wird.

Thomas Bösl, Sprecher der QTA, sieht in der Verantwortung der Reisebüros einen wichtigen Ansatzpunkt: „Reisebüros könnten einen Beitrag leisten, indem sie das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen schärfen und Impulse für bewusste Entscheidungen geben.“ Dabei gehe es nicht darum, moralischen Druck aufzubauen, sondern das Thema verantwortungsvoll und differenziert zu behandeln. Zugleich betont Bösl, dass es bei den Herausforderungen um Overtourism nicht hilfreich sei, Schuldzuweisungen vorzunehmen: „Tourismus muss als positiver Aspekt spürbar gemacht werden.“ Er verweist zudem auf die europäischen Regeln, laut denen „Einheimischenrabatte“ nur eingeschränkt möglich sind, da Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit verboten ist. Einheimische dürfen also nicht grundlegend bessergestellt werden als Bürgerinnen und Bürger aus anderen EU-Ländern.

Aus Reisebüro-Perspektive bringen Reisende vor allem eines auf die Palme: überfüllte Sehenswürdigkeiten. Auch steigende Preise in den beliebten Urlaubsorten werden häufig als störend empfunden. Dahingegen spielen Umweltauswirkungen und Beeinträchtigungen im Alltag lokaler Bewohner eine geringere Rolle. Um die Folgen von Overtourism zu mildern, schlägt Bösl vor, Touristenströme besser zu lenken. Instrumente wie zeitlich gestaffelte Tickets, tägliche Besucherlimits oder digitale Reservierungssysteme könnten zur Entzerrung von Spitzenzeiten beitragen und die Belastung reduzieren.

Die politischen Entscheidungen sehen die Reiseprofis ebenfalls in der Pflicht, gerade wenn es um das Thema Wohnraum geht. Bösl spricht sich dafür aus, die Auswirkungen des Tourismus auf Mieten und die Verfügbarkeit von Wohnungen stärker zu regulieren. Städte wie Barcelona und Palma de Mallorca seien mit gezielten Maßnahmen bereits vorangegangen, um den Wohnungsmarkt für Einheimische zu schützen.

Für die QTA ist klar: Der Tourismus muss so weiterentwickelt werden, dass er allen Beteiligten zugutekommt. Bösl bringt es so auf den Punkt: „Tourismus muss als Teil der Lösung verstanden werden. Zur Wahrheit gehört auch, dass er vielerorts zum Wohlstand beiträgt. Wir sind offen für einen konstruktiven Dialog mit Politik und Destinationen, um gemeinsam an tragfähigen Strategien zu arbeiten – zum Nutzen der Reisenden und der Menschen vor Ort.“

Überlastete Reiseziele und der Wandel im Tourismus: Overtourism im Blick

Overtourism, also die Überfüllung beliebter Urlaubsorte durch zu hohe Besucherzahlen, stellt immer mehr Regionen weltweit vor große Herausforderungen. Dieses Phänomen wirkt sich nicht nur auf Reisende aus, sondern betrifft auch die lokale Bevölkerung, die Umwelt und das wirtschaftliche Gleichgewicht der Destinationen. Anzeichen für Overtourism zeigen sich etwa durch überfüllte Sehenswürdigkeiten, steigende Preise in den Urlaubsregionen und zunehmende Verdrängung der Einheimischen aus ihrem Wohnumfeld.

Die steigende Zahl von Tourist:innen bringt zwar Einnahmen, führt aber zugleich zu spürbaren Belastungen: Straßen und Infrastruktur leiden, die Naherholung für Bewohner wird eingeschränkt, und der Charakter der Orte droht sich zu ändern. Gerade beliebte Städte und Strände melden zunehmende Kapazitätsprobleme. Auch die steigenden Lebenshaltungskosten in stark frequentierten Gebieten sind eine direkte Folge dieser Entwicklung.

Herausforderungen durch Overtourism zeigen sich vor allem in folgenden Bereichen:

  • Lebensqualität der Einheimischen: Mieten und Immobilienpreise steigen, Wohnraum wird knapper. Regionen wie Barcelona und Palma de Mallorca reagieren darauf mit Maßnahmen zur Regulierung touristischer Vermietungen.
  • Umweltbelastung: Naturschutzgebiete und attraktive Landschaften leiden unter dem Besucheransturm und zunehmendem Müllaufkommen.
  • Touristische Infrastruktur: Überfüllte Attraktionen und Transportmittel führen zu Wartezeiten und mindern das Reiseerlebnis.
  • Preissteigerungen: Lokale Anbieter erhöhen häufig Preise, was für Tourist:innen und Bewohner gleichermaßen spürbar wird.

Neue Wege für Urlaub und Tourismus

Angesichts dieser komplexen Situation arbeiten viele Destinationen und Akteure aus der Tourismusbranche an innovativen Lösungsansätzen. Ein zentrales Element ist die gezielte Besuchersteuerung. Digitale Reservierungssysteme, zeitlich gestaffelte Eintrittskarten und Besucherobergrenzen an besonders frequentierten Orten helfen dabei, Menschenmassen zu entzerren und das Erlebnis für alle Beteiligten zu verbessern.

Politische Maßnahmen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Verschiedene Städte setzen inzwischen Beschränkungen bei der Nutzung von Wohnungen für touristische Zwecke durch, um den Wohnungsmarkt zu entlasten. Solche Regulierungen sollen einer zunehmenden Spekulation mit Immobilien entgegenwirken und den Einheimischen erschwinglichen Wohnraum sichern.

Auch das Bewusstsein für nachhaltiges Reisen wächst. Immer mehr Reisende achten darauf, ob ein Ziel als überlaufen gilt, und ziehen daraus Konsequenzen für ihre Urlaubswahl. Nach Einschätzung der Quality Travel Alliance (QTA) wird der Einfluss des Themas Overtourism in den kommenden Jahren weiter zunehmen, besonders bei umweltbewussten und sozial sensiblen Kund:innen. Reisebüros können durch Beratung wichtige Impulse geben und damit helfen, das Bewusstsein für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Reisezielen zu stärken.

Die Tourismusbranche muss dabei als Teil der Lösung verstanden werden. Investitionen in Infrastruktur, die Förderung von Angeboten für Einheimische und der Ausbau nachhaltiger Tourismusmodelle schaffen Vorteile für Bewohner und Besucher zugleich. So betont QTA-Sprecher Thomas Bösl: „Tourismus muss als positiver Aspekt spürbar gemacht werden.“ Gemeinsam mit Politik und Destinationen gilt es, Strategien zu entwickeln, die den Tourismus langfristig sozial, ökologisch und ökonomisch verträglich gestalten.

Overtourism fordert eine gemeinschaftliche Verantwortung – von Reisenden, Anbieter:innen und Entscheidungsträgern gleichermaßen. Nur so lässt sich der Erhalt attraktiver Reiseziele sichern und die Zukunft des nachhaltigen Reisens gestalten.

Die hier vorgestellten Ergebnisse basieren auf einer Pressemitteilung der Quality Travel Alliance (QTA).

8 Antworten

  1. ‚Neue Wege für Urlaub und Tourismus‘ – das klingt vielversprechend! Ich denke, digitale Systeme zur Besucherlenkung könnten helfen. Hat jemand Erfahrungen mit solchen Systemen gemacht?

  2. ‚Die Lebensqualität der Einheimischen‘ – das ist ein Thema, das oft vergessen wird. Wie können wir sicherstellen, dass Einheimische von den Vorteilen des Tourismus profitieren und nicht nur unter den Nachteilen leiden?

  3. Überfüllte Sehenswürdigkeiten sind ein echtes Problem. Ich finde es gut, dass einige Städte Maßnahmen ergreifen wollen. Glaubt ihr, dass solche Regelungen ausreichen werden oder brauchen wir stärkere Ansätze?

    1. Ich glaube schon, dass stärkere Ansätze notwendig sind! Vielleicht sollten auch Touristen besser informiert werden über die Auswirkungen ihres Verhaltens vor Ort?

    2. ‚Tourismus muss als positiver Aspekt spürbar gemacht werden.‘ – ein sehr wichtiger Punkt! Wie können wir sicherstellen, dass dies in der Praxis umgesetzt wird?

  4. Die Statistiken sind sehr aufschlussreich! Aber ich frage mich, ob die Preise wirklich der Hauptfaktor sind? Müssten wir nicht auch mehr über die Umweltfolgen sprechen? Was haltet ihr davon?

  5. Ich finde es wirklich interessant, wie Overtourism die Reiseentscheidungen beeinflusst. Es ist erschreckend zu sehen, dass nur so wenige Leute bewusst überlaufene Ziele meiden. Was denkt ihr, könnten wir mehr tun, um das Bewusstsein dafür zu schärfen?

    1. Das stimmt! Ich denke, die Reisebüros sollten aktiver über alternative Destinationen informieren. Vielleicht könnten sie auch spezielle Pakete für weniger besuchte Orte anbieten? Das könnte helfen.

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