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OTWorld 2024: Gefahr durch gesenkte Standards in der Lymphversorgung

OTWorld 2024: Qualitätsstandards in der Lymphversorgung erhalten - jetzt erlaubte ...

Leipzig (ots) – Auf der OTWorld 2024 wurde eindrucksvoll demonstriert, dass die medizinische Kompressionsversorgung bei Lymphödemen alles andere als trivial ist. Vom 14. bis 17. Mai zeigten Experten anhand von Workshops die Notwendigkeit qualitätsbasierter Versorgung für rund 1,5 Millionen Betroffene in Deutschland. Doch während die Spitzenverbände der Krankenkassen die Standards durch die 17. Fortschreibung der Präqualifizierung drastisch senkten, warnen Branchenexperten vor den weitreichenden Folgen: Fehl- und Unterversorgung, steigende Gesundheitskosten und ein Rückschritt in der Patientenbetreuung. Im Zentrum der Kritik steht das sogenannte Engpassgesetz (ALBVVG), das Apotheken von jeder PQ befreit und damit das Risiko mangelhaft angepasster Kompressionsstrümpfe erhöht. Die Fachwelt fordert hingegen eine Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit und die Einhaltung höchster Versorgungsstandards, um die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit der Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.

(Aktivieren Sie Ihren journalistischen Appetit mit einem tieferen Einblick in die Herausforderungen und dringenden Forderungen aus dem Orthopädietechniksektor, besonders zur Zeit, da lebenswichtige Versorgung unter Druck gerät.)


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Bremen (VBR). Am 23. Mai 2024 meldete der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik eine beunruhigende Entwicklung in der medizinischen Versorgung von Lymphödemen in Deutschland. Auf der OTWorld 2024 in Leipzig demonstrierten Fachleute eindrucksvoll, wie individuell zugeschnittene medizinische Kompression zur hochwertigen Lymphversorgung beiträgt. Diese chronische Erkrankung betrifft etwa 1,5 Millionen Menschen bundesweit und erfordert eine spezialisierte Betreuung – fernab von standardisierten Lösungen.

Doch die Einführung der 17. Fortschreibung der Präqualifizierung (PQ) durch den GKV-Spitzenverband hat den Standard erheblich gesenkt. Noch besorgniserregender ist das Auslaufen der PQ für Apotheken durch das Engpassgesetz (ALBVVG). Laut Alf Reuter, Präsident des BIV-OT, erhöht dies das Risiko einer Fehl- oder Unterversorgung mit weitreichenden gesundheitlichen und finanziellen Folgen: „Hier wurde unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus eine ‘Versorgung light’ eingeführt, die auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten ausgetragen wird,” kritisiert Reuter.

Prof. Dr. Gerd Lulay, Chefarzt am Klinikum Rheine, verdeutlicht das Leid, das hinter der Diagnose Lymphödem steckt. Viele Betroffene erleiden enorme Einbußen an Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit, wenn ihre Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und fachgerecht behandelt wird. Er betont, dass in Deutschland mindestens 1,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung betroffen sind und die Dunkelziffer hoch ist.

Fehl- oder Unterversorgungen können schwerwiegende Folgen haben: von Wundrosen und offenen Beinen bis hin zu orthopädischen Leiden und Herz-Kreislauferkrankungen. Die Kosten für solche Folgeerkrankungen treiben die Ausgaben im Gesundheitssystem in die Höhe, warnt Prof. Lulay: “Nach unseren Studien können sich die Kosten für ein offenes Bein infolge eines Lymphödems in drei Jahren auf rund 33.500 Euro summieren.” Eine fachgerechte Behandlung hingegen senke diese Kosten um über 90 Prozent.

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Die derzeitige Situation in der Lymphversorgung sei in Deutschland alarmierend schlecht. Es mangele sowohl an adäquater Fortbildung für Ärzte als auch an nötiger Kostenerstattung durch die gesetzliche Krankenversicherung. Das führe dazu, dass oft nur die Folgeerkrankungen behandelt werden, während die Grunderkrankung vernachlässigt bleibt.

Ein adäquat finanziertes interdisziplinäres Dreieck aus früher ärztlicher Diagnose, schneller Therapie, Kompressionsversorgung im Sanitätshaus und manueller Lymphdrainage könnte dem entgegenwirken und erhebliche Folgekosten verhindern, so Lulay. Doch die neuen Regelungen schwächen dieses Modell erheblich.

Kathrin Rammin, selbst an einem Lymphödem leidend, berichtet von ihrem Erfahrungsschatz: „Ich habe erst durch viel Eigeninitiative und Nachforschungen die richtigen Leute und Methoden gefunden.“ Ihre Geschichte zeigt, wie entscheidend eine gut abgestimmte und kontinuierliche Versorgung sein kann. Stephan Klör, Orthopädietechnik-Meister und Leiter eines Sanitätshauses, schildert die Herausforderungen seiner Arbeit und den Druck, dem Fachbetriebe nun zusätzlich ausgesetzt sind.

In einer Branche, die viel Zeit und genaue Expertise für die korrekte Versorgung erfordert, reichen einfache Messmethoden und oberflächliches Wissen nicht aus. Die Absenkung der Präqualifizierung verschärft die Problematik, indem sie beispielsweise keine Liegepflicht oder Kundentoiletten mehr vorschreibt. Dies mache es für Fachkräfte unzumutbar, ihre Aufgaben effektiv auszuführen und gefährde letztlich die Patientensicherheit, so Klör.

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Diese Entwicklungen mahnen, dass eine leitliniengerechte Versorgung weiterhin gewährleistet bleiben muss. Nur so kann den Betroffenen adäquat geholfen und hohe Folgekosten vermieden werden. Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik fordert daher eine Rückbesinnung auf qualitätsbasierte Standards und eine umfassende Unterstützung durch die Politik und Krankenkassen.


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Meldung einfach erklärt

Hier ist der Beitrag in leichter Sprache erklärt:

  • Datum: 23.05.2024 – 11:00
  • Ort: Dortmund/Leipzig

Was geht’s?

  • Der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) hat auf der OTWorld 2024 über medizinische Kompression gesprochen.
  • Das Thema: Die richtige Behandlung von Lymphödemen, das sind Schwellungen im Körper, die viele Menschen in Deutschland haben.

Was ist ein Lymphödem?

  • Ein Lymphödem ist eine Krankheit, bei der sich Flüssigkeit im Gewebe ansammelt und es anschwillt.
  • Betroffen sind oft Arme oder Beine.
  • Es kann angeboren sein oder nach einer Verletzung, Krebs oder Operation auftreten.
  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Wichtige Behandlung ist die Kombination aus eng anliegender Kleidung (Kompression), manueller Therapie (Lymphdrainage), Hautpflege und Bewegung.

Worum geht es genau?

  • Zur richtigen Behandlung benötigen Patienten spezielle Kompressionsversorgungen.
  • Diese Versorgung soll von Fachexperten wie Ärzten und Orthopädietechnikern geleistet werden.
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Warum gibt es Probleme?

  • Neue Regeln senken die Qualitätsstandards für diese Versorgungen.
  • Vor allem Apotheken benötigen keine Zertifizierung mehr, um diese Kompressionen zu verkaufen.
  • Experten sagen, dass dies zu schlechterer Behandlung führen kann und die Kosten für das Gesundheitssystem steigen.

Was sagen Experten?

  • Alf Reuter, Präsident von BIV-OT, kritisiert die neuen Regeln scharf.
  • Professor Dr. Gerd Lulay sagt, dass die schlechte Behandlung viele Folgeprobleme verursacht und teurer wird.
  • Sie fordern bessere Schulungen für Ärzte und eine angemessene Finanzierung der Behandlungen.

Erfahrungen von Betroffenen:

  • Kathrin Rammin berichtet, dass sie erst durch viel eigene Recherche und den richtigen Fachleuten im Sanitätshaus geholfen wurde.
  • Orthopädietechniker Stephan Klör beschreibt, dass viele Patienten erst nach langer Leidenszeit richtig behandelt werden.
  • Klör betont, dass die Arbeit im Sanitätshaus sehr anspruchsvoll ist und viel Verantwortung trägt.

Was soll verbessert werden?

  • Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Sanitätshäusern und Krankenkassen.
  • Mehr Kompetenz und Fortbildung in diesem Bereich.
  • Höhere Standards und Qualifikationen für die Anbieter dieser Kompressionen.

Kontaktinformationen:

  • Pressesprecherin Kirsten Abel
  • Telefon: 01715608125
  • E-Mail: kommunikation@biv-ot.org

Der Original-Content stammt vom Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik und wurde von news aktuell bereitgestellt.

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