Omnibus I gescheitert: BDI kritisiert verpasste Chance für EU-Unternehmen nach Abstimmung am 22. Oktober 2025

Das Europäische Parlament hat am 22. Oktober 2025 keine deutlichen Nachbesserungen bei den Nachhaltigkeitsrichtlinien CSDDD und CSRD beschlossen. Der BDI kritisiert dies als vertane Chance für mehr Rechtssicherheit und Entlastung der Unternehmen. Die Abstimmung verzögert nach Ansicht des Verbands den dringend notwendigen Abbau bürokratischer Hürden, insbesondere für den Mittelstand.
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Inhaltsübersicht

– Europäisches Parlament verpasst Chance auf Nachbesserungen bei CSDDD und CSRD.
– Kritik an unnötiger Verzögerung und fehlender Rechtssicherheit für Unternehmen.
– Forderung nach weniger Bürokratie und praxistauglichen EU-Richtlinien für Mittelstand.

BDI kritisiert Abstimmung zu Nachhaltigkeitsregeln als verpasste Chance

Das Europäische Parlament hat über den sogenannten Omnibus I verhandelt, der zentrale Nachhaltigkeitsrichtlinien für Unternehmen vereinheitlichen soll. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) übt Kritik an den Ergebnissen. Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, kommentiert die Entwicklung mit klaren Worten.

“Das Europäische Parlament hat mit seiner Entscheidung, keine deutlichen Nachbesserungen bei CSDDD und CSRD vorzunehmen, die Chance vertan, ein klares Signal für Vernunft und Lösungsorientierung gegenüber europäischen Unternehmen zu senden. Das verzögert den Abschluss der Omnibusverhandlungen unnötig; die dringend nötige Rechtssicherheit für Unternehmen bleibt weiter aus.”

Aus Sicht des BDI wäre die Reform längst überfällig gewesen. Niedermark betont die Dringlichkeit einer Entlastung insbesondere für den Mittelstand und fordert mehr Pragmatismus in der weiteren Ausgestaltung der Richtlinien.

“Der Nachhaltigkeits-Omnibus der EU-Kommission und die Straffung der Berichts- und Sorgfaltspflichten aus CSRD und CSDDD ist längst überfällig und dringend notwendig, um redundante Datenanforderungen zu vermeiden und die Einhaltung der Vorschriften zu erleichtern. Der Mittelstand braucht gezielte Entlastung, er darf nicht außen vor bleiben.”

Für die nächsten Verhandlungsschritte appelliert der BDI an die EU-Institutionen, die verbliebenen Spielräume zu nutzen und bürokratische Hürden abzubauen. Nur so könnten Unternehmen ihrer Verantwortung im Bereich Nachhaltigkeit effektiv nachkommen.

“Die EU-Institutionen müssen die erreichten Verbesserungen jetzt konsequent sichern und die verbleibenden Spielräume aktiv nutzen, um die Richtlinien weiter zu vereinfachen und Verwässerungen zu verhindern. Sie müssen den finalen Text praxistauglich und wirtschaftsfreundlich ausgestalten.”

Journalistische Einordnung & Hintergrund

Die Diskussion um das Omnibus-I-Paket der Europäischen Union hat sich über das Jahr 2025 zu einem zentralen wirtschaftspolitischen Thema entwickelt. Die geplanten Änderungen an der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) lösten intensive Debatten über Bürokratiebelastung und Wettbewerbsfähigkeit aus.

Die Entwicklung lässt sich anhand folgender Meilensteine nachzeichnen:

Datum Ereignis Relevante Entscheidung/Zahl Quelle/Stand
26. Februar 2025 Veröffentlichung des Omnibus-I-Pakets EU-Kommission legt Entwurf vor BDO Global, Stand: 26. Februar 2025*
April 2025 Verschiebung der Anwendung Nachhaltigkeitsregeln werden aufgeschoben BDO Global, Stand: April 2025*
22. Oktober 2025 Rechtsausschuss-Entscheidung & Plenarabstimmung 309 Ja-Stimmen, 318 Nein-Stimmen, 34 Enthaltungen Europäisches Parlament, Stand: 22. Oktober 2025*

Was ist Omnibus I? Kurzüberblick

Omnibus I stellt einen umfassenden Legislativvorschlag der EU-Kommission dar, der wesentliche Anpassungen an bestehenden Nachhaltigkeitsrichtlinien vorsieht. Das Paket zielt darauf ab, Berichtspflichten zu straffen und redundante Datenanforderungen zu vermeiden. Ursprünglich sollte es Unternehmen bei der Einhaltung von CSRD- und CSDDD-Vorgaben unterstützen, doch die kontroverse Diskussion führte zu erheblichen Modifikationen.

Kernstreitpunkte: Anwendungsbereich, Haftung, Mittelstand

Die hitzigsten Debatten entzündeten sich an drei zentralen Punkten. Der Anwendungsbereich wurde durch den Rechtsausschuss deutlich eingeschränkt: Die CSDDD gilt künftig nur für Großunternehmen ab 5000 Mitarbeitern und 1,5 Mrd. Euro Jahresumsatz* . Diese Fokussierung auf besonders große und CO2-intensive Unternehmen soll kleinere Betriebe vor übermäßiger Bürokratie schützen.

Die Haftungsfrage entwickelte sich zum entscheidenden Streitpunkt. Die ursprünglich geplante EU-weite zivilrechtliche Haftung wurde gestrichen – ein zentrales Zugeständnis an die Kritiker des Entwurfs. Diese Änderung war wesentlich für die Reduzierung des regulatorischen Drucks auf Unternehmen.

Besonders umstritten blieb die Mittelstandsproblematik. Während die endgültige Fassung kleinere Betriebe weitgehend ausnimmt, argumentieren Befürworter strengerer Regeln, dass gerade mittelständische Unternehmen von vereinheitlichten Standards profitieren würden. Die Zielrichtung der CSDDD nach Reduzierung des Anwenderkreises konzentriert sich nun vorrangig auf CO2-intensive Unternehmen*.

Die knappe Abstimmung im Parlament mit 309 Ja-Stimmen gegen 318 Nein-Stimmen bei 34 Enthaltungen* spiegelt die tiefe Spaltung in dieser Frage wider und unterstreicht die politische Sensibilität des Themas Nachhaltigkeitsregulierung.

Folgen des gescheiterten EU-Kompromisses

Das Scheitern der Abstimmung zum Omnibus I-Paket im Europäischen Parlament hat unmittelbare Konsequenzen für Unternehmen und die politische Stabilität in der EU. Während die geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten und Sorgfaltsstandards auf Eis liegen, müssen Betriebe weiterhin mit bürokratischen Hürden und rechtlicher Unsicherheit kämpfen. Die ausbleibende Einigung trifft besonders den Mittelstand, der auf gezielte Entlastung angewiesen ist.*

Mittelstand: Forderung nach Entlastung

Industrieverbände kritisieren scharf, dass geplante Erleichterungen für den Mittelstand vor der entscheidenden Abstimmung nicht durchgesetzt wurden.* Die erhoffte Straffung redundanter Datenanforderungen und vereinfachte Compliance-Vorgaben bleiben damit vorerst Vision. Für viele kleine und mittlere Unternehmen bedeutet dies:

  • Anhaltende Bürokratielast durch unveränderte Berichtspflichten
  • Fehlende Rechtssicherheit bei der Umsetzung von Sorgfaltspflichten
  • Verpasste Chancen zur Entlastung in Haftungsfragen und Klimaplänen

Ohne praxistaugliche Vereinfachungen können Betriebe ihre Verantwortung nur eingeschränkt übernehmen – eine Situation, die besonders den Mittelstand belastet, der bereits mit komplexen Regularien kämpft.*

Politische Bruchlinien im Parlament

Das Scheitern des Kompromisses hat auch eine klare politische Dimension. Als wesentliche Ursache gilt, dass viele Sozialdemokraten gegen den Fraktionskompromiss stimmten.* Diese innenpolitische Zerrissenheit verzögert nicht nur dringend benötigte Entlastungen, sondern untergräbt auch die Glaubwürdigkeit des Parlaments in wirtschaftspolitischen Fragen. Die politischen Gräben behindern somit konkrete Lösungen für die Wirtschaft und zeigen, wie schwer sich die EU-Institutionen mit wirtschaftsfreundlichen Reformen tun.

Die ausbleibende Einigung beim Omnibus I-Paket offenbart damit nicht nur wirtschaftliche, sondern auch strukturelle Probleme im politischen Entscheidungsprozess der EU – mit direkten Auswirkungen auf Unternehmen und deren Planungssicherheit.*

Ausblick: Nächste Schritte und offene Fragen

Die gescheiterte Abstimmung markiert keinen Endpunkt, sondern leitet eine entscheidende Verhandlungsphase ein. Am 13. November 2025 steht die erneute Abstimmung im Europäischen Parlament an – ein Termin, der für Unternehmen und Beobachter gleichermaßen richtungsweisend sein wird.* Bis dahin müssen zentrale Streitpunkte geklärt werden, die bisher eine Einigung verhindert haben.

Nächster Termin: erneute Abstimmung

Die zweite Plenarabstimmung am 13. November 2025 bietet die Chance, die blockierten Kompromisse doch noch zu erreichen.* Besondere Aufmerksamkeit verdienen dabei die vom Rechtsausschuss am 22. Oktober 2025 beschlossenen Positionen zu Schwellenwerten und Haftungsfragen. Diese Entscheidungen bilden die Grundlage für die finalen Verhandlungen zwischen Parlament, Kommission und Mitgliedstaaten.

Offene Punkte für die Verhandlungsphase

Drei Kernfragen werden die kommenden Wochen bestimmen: Wer haftet künftig bei Verstößen gegen Sorgfaltspflichten? Wo liegen die Anwendungsgrenzen für den Mittelstand? Und welche Kompromisse sind zwischen Vereinfachung und Regulierungsdichte möglich? Die Antworten darauf werden zeigen, ob die „dringend nötige Rechtssicherheit für Unternehmen“ tatsächlich geschaffen werden kann.

Wer die Entwicklung verfolgen möchte, sollte sich den 13. November 2025 im Kalender markieren. Aktuelle Informationen zur Abstimmung und den Verhandlungsergebnissen finden sich auf der Presseseite des Europäischen Parlaments.*

Die nachfolgenden Informationen und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI).

Weiterführende Quellen:

9 Antworten

  1. Ich finde es interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Meinungen zu diesem Thema sind. Was haltet ihr von den Vorschlägen des BDI? Glaubt ihr wirklich an eine Verbesserung für den Mittelstand in naher Zukunft? Vielleicht sollten wir uns alle genauer informieren.

    1. Gute Punkte! Die Fragen zur Haftung und Verantwortung sind besonders wichtig für uns alle in der EU. Ich hoffe echt auf Fortschritte bei der nächsten Abstimmung.

  2. Es ist frustrierend zu sehen, dass wichtige Themen wie Nachhaltigkeit immer wieder aufgeschoben werden. Was könnten wir als Bürger tun, um mehr Druck auf die Entscheidungsträger auszuüben? Vielleicht sollten wir eine Petition starten.

    1. Das wäre eine gute Idee! Aber ich denke auch, dass viele Menschen einfach nicht informiert sind über diese Themen. Wir sollten mehr Aufklärung betreiben.

    2. Ich stimme dir zu! Eine Petition könnte viele Leute mobilisieren und ein Zeichen setzen. Aber was denken andere darüber?

  3. Das Thema Nachhaltigkeit ist wirklich wichtig für unsere Zukunft. Ich frage mich aber, ob diese neuen Regelungen tatsächlich effektiv sein können. Wer hat Erfahrungen mit den bestehenden Richtlinien gemacht? Teilen Sie bitte Ihre Gedanken!

  4. Ich verstehe nicht, warum die Abstimmung so knapp ausgegangen ist. Das zeigt doch nur, wie uneinig sich die Politiker sind. Was denkt ihr über die Verantwortung der großen Unternehmen? Sollten sie mehr tun? Ich glaube schon!

  5. Ich finde es sehr schade, dass das Europäische Parlament die Chance auf Verbesserungen bei CSDDD und CSRD verpasst hat. Wie kann man Unternehmen erwarten, sich zu engagieren, wenn die Richtlinien so unklar sind? Hat jemand von euch konkrete Vorschläge, wie man die Bürokratie verringern könnte?

    1. Ja, das stimmt! Es wäre hilfreich, wenn die EU mehr auf den Mittelstand eingehen würde. Aber wie sollen wir sicherstellen, dass auch kleine Unternehmen nicht untergehen? Gibt es dazu Studien oder Berichte?

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