– DIN, DKE und VDI fordern Integration technischer Regeln in die Modernisierungsagenda
– Normen sollen Wirtschaft entlasten und Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit stärken
– Vorgeschlagene Maßnahmen umfassen Standardisierungscheck und Digitalisierung der Verwaltung
Normen als Modernisierungsturbo: Warum DIN, DKE und VDI jetzt Druck machen
Berlin/Düsseldorf/Frankfurt, 14. Oktober 2025 – Anlässlich des Weltnormentags fordern die drei führenden Standardisierungsorganisationen DIN, DKE und VDI die Bundesregierung auf, Normen und Standards systematisch in ihre Modernisierungsagenda zu integrieren. Technische Regeln sollen nicht länger nur als technische Details betrachtet werden, sondern als zentrale Hebel für wirtschaftliche Entlastung und effizientere Staatsprozesse.
Die Spitzenvertreter der Organisationen begründen ihre Forderung mit konkreten Vorteilen für Wirtschaft und Verwaltung. „Normen schaffen praxistaugliche Lösungen statt zusätzlicher Bürokratie – sie machen Gesetze verständlich und entlasten so Wirtschaft und staatliche Verwaltung und sichern dadurch Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit“, betont Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender von DIN.
Adrian Willig, Direktor des VDI, ergänzt: „Der Innovationsmotor stottert, weil politische Entscheidungen zu oft an der technischen Realität vorbeigehen. Wenn staatliche Regeln und mit der Wirtschaft zusammen erarbeitete Standardisierungen Hand in Hand gehen, schaffen wir Tempo für Modernisierung. Das ist die Garantie, dass Regelungen in der Praxis funktionieren und bei Veränderungen schnell angepasst werden können.“
Im gemeinsamen Positionspapier schlagen die Organisationen drei konkrete Maßnahmen vor:
- Standardisierungscheck bei Gesetzen – Prüfung, ob bestehende Normen genutzt werden können
- Kompetenzaufbau in der Verwaltung – Integration von Standards in Aus- und Weiterbildung
- Digitalisierung beschleunigen – Automatisierung von Prozessen auf Basis von Standards zur Senkung von Bürokratiekosten
Praktische Beispiele zeigen bereits heute, wie diese Integration gelingen kann. Im Energiewirtschaftsgesetz regeln Verweise auf VDE-Regeln die Umsetzung von Schutzzielen – klar, schlank und wirksam. Die Richtlinie VDI 6023 sorgt für die effiziente Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zur Trinkwasserqualität. Besonders bemerkenswert: Die DIN SPEC 66336 entstand in nur drei Monaten (Stand: 14. Oktober 2025) und ermöglicht nutzerfreundliche E-Government-Prozesse.
Michael Teigeler, Geschäftsführer der DKE, bringt es auf den Punkt: „Digitale Standards sind der Schlüssel, um Verwaltungsprozesse zu automatisieren und Milliardenkosten einzusparen.“ Die Organisationen sehen in der systematischen Nutzung von Normen einen entscheidenden Beitrag zum Bürokratieabbau und zur Beschleunigung der Digitalisierung in Deutschland.
Technische Normen als Brücke zwischen Gesetz und Praxis
Technische Normen wirken oft unsichtbar im Hintergrund, doch sie bilden eine entscheidende Schnittstelle zwischen rechtlichen Vorgaben und praktischer Umsetzung. Viele Rechtsbereiche verweisen systematisch auf technische Normen – von Landesbauordnungen über das Immissionsschutzrecht bis hin zum Produktsicherheitsgesetz. Diese Verweise schaffen Rechtssicherheit und entlasten sowohl Wirtschaft als auch Verwaltung, wie buildingSMART Deutschland feststellt (Stand: 2024).
Wie Normen ins Recht greifen
Gesetze definieren typischerweise die Schutzziele, während technische Normen die konkrete Umsetzung regeln. Ein Beispiel aus der Praxis: Das Energiewirtschaftsgesetz legt die Schutzziele fest, während Verweise auf VDE-Regeln die technische Umsetzung klären. Diese Arbeitsteilung macht Gesetze nicht nur praxistauglicher, sondern beschleunigt auch Verwaltungsverfahren erheblich. Christoph Winterhalter, Vorstandsvorsitzender von DIN, bringt es auf den Punkt: „Normen schaffen praxistaugliche Lösungen statt zusätzlicher Bürokratie – sie machen Gesetze verständlich und entlasten so Wirtschaft und staatliche Verwaltung.“
Konformitätsvermutung einfach erklärt
Besonders wirkungsvoll zeigt sich das System bei harmonisierten Normen. Diese europäisch abgestimmten Standards bringen eine sogenannte Konformitätsvermutung mit sich. Das bedeutet: Wer diese Normen einhält, gilt automatisch als konform mit den entsprechenden EU-Richtlinien. Diese Beweislastumkehr kommt vor allem Herstellern zugute und vereinfacht die nationale Rechtsanwendung erheblich. Laut Handwerkskammer München entstehen dadurch spürbare Erleichterungen für die Verwaltung (Stand: 2024).
Vor diesem Hintergrund gewinnen die im ersten Kapitel genannten Maßnahmen an Bedeutung: Ein systematischer Standardisierungscheck bei Gesetzesvorhaben und der gezielte Kompetenzaufbau in der Verwaltung können die positiven Effekte der Normung noch stärker zur Geltung bringen. Adrian Willig, Direktor des VDI, betont: „Wenn staatliche Regeln und mit der Wirtschaft zusammen erarbeitete Standardisierungen Hand in Hand gehen, schaffen wir Tempo für Modernisierung.“
Wirtschaftliche Bedeutung technischer Normen im historischen Blick
Die volkswirtschaftliche Wirkung technischer Normung lässt sich durch belastbare Studien über mehrere Jahrzehnte nachzeichnen. Bereits seit 1992 liegt der Anteil stabil zwischen 0,7 und 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (Stand: 2002–2006). Diese langfristige Stabilität unterstreicht die kontinuierliche Bedeutung standardisierter Prozesse für die deutsche Wirtschaft.
Konkret betrug der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Normung im Fünfjahreszeitraum von 2002 bis 2006 durchschnittlich 16,77 Milliarden Euro pro Jahr. Dieser Wert entsprach damals 0,72 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts (Stand: 2002–2006). Die Zahlen belegen, dass Normung schon vor zwei Jahrzehnten ein substanzieller Wirtschaftsfaktor war.
Historische Referenzwerte zur Normungswirkung
| Zeitraum | Wert | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|
| Seit 1992 | 0,7–0,8 % | Anteil am BIP | Stand: 2002–2006 |
| 2002–2006 | 16,77 Mrd. € | Jährlicher Nutzen | Stand: 2002–2006 |
| 2002–2006 | 0,72 % | Anteil am BIP | Stand: 2002–2006 |
Diese historischen Daten bilden einen wichtigen Referenzrahmen für die Bewertung aktueller Entwicklungen. Sie zeigen, dass standardisierte technische Lösungen bereits vor der Digitalisierungswelle messbare gesamtwirtschaftliche Vorteile generierten. Die Werte dokumentieren die nachhaltige Bedeutung einheitlicher Standards für Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.
Digitale Standards im Arbeitsalltag
Ein zentrales Normenmanagement sorgt dafür, dass technische Regeln und Standards systematisch in Unternehmen und Behörden integriert werden. Diese Systeme bündeln alle relevanten Vorgaben, machen sie leicht auffindbar und gewährleisten, dass stets die aktuellsten Versionen zur Verfügung stehen. Laut einer Untersuchung von Glomas stärkt die Anwendung eines digitalen, zentralen Normenmanagementsystems Unternehmen, erhöht Compliance und reduziert Haftungsrisiken. Abläufe können schneller an neue technische oder regulatorische Anforderungen angepasst werden (Stand: 2024).
Diese systematische Herangehensweise zeigt im Arbeitsalltag konkrete Wirkung:
- Reibungslosere Genehmigungsverfahren: Behörden können Anträge schneller bearbeiten, wenn standardisierte Prozesse und einheitliche Formate genutzt werden. Bürger und Unternehmen erhalten zeitnaher Bescheide.
- Sichere Produktentwicklung: Ingenieurteams arbeiten mit klaren technischen Spezifikationen, die Qualität und Sicherheit gewährleisten. Fehler durch veraltete oder widersprüchliche Vorgaben werden vermieden.
- Effizientere Lieferketten: Durchgängige Standards ermöglichen reibungslosere Zusammenarbeit zwischen Zulieferern und Herstellern. Dokumentationspflichten lassen sich automatisiert erfüllen, was administrative Lasten verringert.
Die konsequente Anwendung digitaler Standards macht Modernisierung nicht nur theoretisch möglich, sondern im Arbeitsalltag praktisch umsetzbar.
Ausblick: Vom Positionspapier zur Umsetzung
Die Modernisierungsagenda der Bundesregierung gewinnt an Fahrt, wenn drei zentrale Hebel konsequent genutzt werden: die systematische Prüfung bestehender Normen bei Gesetzesvorhaben, der gezielte Kompetenzaufbau in Behörden und die Ausrichtung digitaler Prozesse an etablierten Standards. Diese Ansätze bilden das Fundament für einen schlankeren Staat und mehr Wettbewerbsfähigkeit.
Um diese Agenda mit Tempo zu füllen, sollte die Bundesregierung jetzt Prioritäten setzen. Pilotprojekte können demonstrieren, wie Standardisierung Bürokratie abbaut und Verwaltungsabläufe beschleunigt. Gleichzeitig müssen Schulungsprogramme starten, um das nötige Know-how in den Ämtern aufzubauen. Entscheidend wird zudem, den Standardisierungscheck verbindlich in die Erarbeitung neuer Gesetzesentwürfe zu integrieren. So entstehen von Anfang an praxistaugliche Regelungen, die auf bewährten technischen Lösungen aufsetzen.
Die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen macht den Unterschied zwischen ambitionierten Plänen und gelebter Modernisierung.
Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung der Organisationen DIN, DKE und VDI.
Weiterführende Quellen:
- „Viele Landesbauordnungen, das Immissionsschutzrecht und das Produktsicherheitsgesetz verweisen systematisch auf technische Normen, um Verwaltung und Rechtssicherheit zu stärken – harmonisierte europäische Normen vereinfachen zudem nationale Rechtsanwendung.“ – Quelle: https://www.buildingsmart.de/normen-und-richtlinien
- „Die Anwendung eines digitalen, zentralen Normenmanagementsystems stärkt Unternehmen, erhöht Compliance und reduziert Haftungsrisiken. Fehler durch veraltete Normänderungen werden minimiert, und Abläufe in Produktion und Verwaltung können schneller an neue technische oder regulatorische Anforderungen angepasst werden.“ – Quelle: https://www.glomas.de/glossar/technische-normen
- „Die Orientierung an aktuellen, harmonisierten technischen Normen gilt als zweckmäßig, um Rechtssicherheit zu gewährleisten: Bei der Anwendung harmonisierter Normen im Rahmen von Binnenmarktrichtlinien gilt eine Konformitätsvermutung, die Beweislastumkehr zugunsten der Hersteller und Erleichterungen für die Verwaltung bringt.“ – Quelle: https://www.hwk-muenchen.de/artikel/normen-und-technische-regeln-74,0,128.html
- „Für den Zeitraum 2002 bis 2006 betrug der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Normung im Schnitt 16,77 Mrd. Euro pro Jahr, das entsprach 0,72 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Seit 1992 liegt der Anteil stabil zwischen 0,7 und 0,8 Prozent des BIP.“ – Quelle: https://www.din.de/resource/blob/79542/946e70a818ebdaacce9705652a052b25/gesamtwirtschaftlicher-nutzen-der-normung-data.pdf
12 Antworten
Ich finde den Fokus auf Digitalisierung wichtig! Die Nutzung von Standards sollte uns helfen Zeit zu sparen und Prozesse zu verbessern. Hat jemand konkrete Beispiele für solche Einsparungen?
Das stimmt absolut! Ich hoffe wirklich, dass wir bald Ergebnisse sehen werden und nicht nur darüber reden.
Die Idee mit dem Standardisierungscheck bei Gesetzen ist klasse! Wie schnell könnten solche Prüfungen in den Gesetzgebungsprozess integriert werden?
Ich bin gespannt auf die zukünftige Entwicklung der technischen Normen in Deutschland und wie sie umgesetzt werden können! Gibt es Pläne für Schulungen? Es wäre wichtig für alle Beteiligten!
‚Normen schaffen praxistaugliche Lösungen‘ klingt toll! Ich hoffe, dass sich diese Ansätze bewähren werden. Wer hat Erfahrungen mit der Umsetzung solcher Normen in anderen Ländern? Was kann Deutschland daraus lernen?
‚Konformitätsvermutung‘ ist ein interessantes Konzept! Aber ich frage mich, ob das für alle Unternehmen wirklich fair ist oder ob es große Unterschiede gibt.
Die Integration von Normen in die Verwaltung klingt vielversprechend! Ich frage mich jedoch, wie schnell diese Änderungen wirklich kommen werden. Welche Maßnahmen sind konkret geplant?
Ich denke auch darüber nach! Solche Änderungen brauchen Zeit und dafür muss es eine starke Unterstützung von der Regierung geben. Gibt es dazu schon Rückmeldungen?
Das ist ein guter Punkt! Wir müssen darauf achten, dass es nicht nur leere Versprechen bleiben. Vielleicht sollten wir mehr darüber diskutieren und unsere Meinung äußern.
Ich finde die Idee von Normen wirklich gut, weil sie helfen können, alles einfacher zu machen. Aber wie wird das umgesetzt? Gibt es schon Beispiele von erfolgreichen Umsetzungen? Es wäre spannend zu sehen, wie das funktioniert.
Ja, das stimmt! Normen können viel Bürokratie abbauen. Ich frage mich aber, ob alle damit einverstanden sind oder ob es auch Widerstand gibt. Was denkt ihr darüber?
Ich sehe das auch so! Die Vorschläge sind vielversprechend, aber ich hoffe, dass die Regierung wirklich etwas tut und nicht nur redet. Wer kann uns denn da auf dem Laufenden halten?