Bremen (VBR). Hamburg – Der richtige Umgang mit einem keineswegs neuen, aber immer noch allgegenwärtigen Phänomen: dem Niesen. In den letzten Jahren entbrannte unter Knigge-Experten eine rege Debatte über die Angemessenheit des traditionellen “Gesundheit” als Reaktion auf ein Niesen. Während viele der Ansicht sind, man solle diese Gewohnheit ablegen, bleiben die Meinungen geteilt.
In vertrauten Momenten oder im Gespräch zu zweit ist ein freundliches “Gesundheit” oft unproblematisch und wird von vielen älteren Menschen als höflich empfunden, erklärt der Wirtschaftsverband Deutscher Tanzschulunternehmen e.V. Jedoch könnte in offiziellen Zusammenkünften oder größeren Gruppen das Auslassen dieser Höflichkeitsfloskel ratsam sein. Die Gründe sind vielfältig und berücksichtigen auch die gesellschaftlichen Veränderungen, wie die steigende Zahl von Allergikern, deren häufige Niesanfälle nicht jedes Mal kommentiert werden sollten.
Körpergeräusche sind, so der Verband weiter, generell Aspekte, die taktvoll ignoriert werden sollten – sei es ein Husten, Magengeräusche oder eben das Niesen. Das wiederholte Verwenden von “Gesundheit” könne sogar einen ungewollt ironischen Unterton erhalten oder Betroffene als störend empfinden. “Viele fühlen sich durch ein einziges Niesen bereits als Störfaktor, besonders in ernsten oder formellen Situationen”, erläutert die Pressemitteilung des Verbandes.
Historisch gesehen stammt das Sagen von “Gesundheit” aus Zeiten, als Erkrankungen wie die Pest stark um sich griffen, und erschien damals als Schutzmaßnahme, nicht als Ausdruck echten Mitgefühls. Inzwischen versteht man das Weglassen dieses Wortes nicht mehr als fehlende Wertschätzung, sondern vielmehr als sensible Rücksichtnahme gegenüber dem Niesenden.
Natürlich hat niemand Schuld am Niesen und Entschuldigungen sind daher unnötig, soweit keine Gespräche gestört werden. Sollte dies jedoch vorkommen, kann eine kurze Entschuldigung für die Unterbrechung höflich sein, ähnlich wie beim Husten.
Die Diskussion rund um zeitgemäße Benimmregeln zeigt, dass Etikette lebendig bleibt und stets neu interpretiert werden muss. Inge Wolff, Vorsitzende des Arbeitskreises Umgangsformen International, sowie Karl-Werner Wiemers vom Wirtschaftsverband Deutscher Tanzschulunternehmen e.V. bieten hier ihre fundierte Expertise an, was solche Fragen für den modernen gesellschaftlichen Umgang betrifft.
(Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
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“Hatschi!” – und dann? “Gesundheit!” oder “Entschuldigung!”?
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Der Wandel der Höflichkeitsformen: Einblicke in die moderne Etikette
Der Diskurs über zeitgemäße Umgangsformen ist ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen, in denen Traditionen und Erneuerung in einem dynamischen Wechselspiel stehen. Die Diskussion um den Gebrauch des Wortes „Gesundheit“ beim Niesen zeigt exemplarisch auf, wie historische Praktiken im Lichte neuer sozialer Gegebenheiten überprüft und angepasst werden müssen. Gerade bei einem so alltäglichen Ereignis wie dem Niesen wird deutlich, dass kommunikative Gepflogenheiten stets auch Ausdruck von Kultur und Zeitgeist sind.
In unserer globalisierten Welt, die durch immer mehr internationale Interaktionen geprägt ist, wird die Bedeutung des kontextuellen Verhaltens immer wichtiger. Während in manchen Kulturen das direkte Ansprechen von körperlichen Reaktionen als unhöflich gilt, betrachten andere es als herausragendes Merkmal von Achtsamkeit und Anerkennung der Mitmenschen. So erstaunt es nicht, dass sich besonders in einem multikulturellen Umfeld wie Konferenzen oder internationalen Meetings linear festgelegte Etiketteregeln zunehmend auflösen und einer Vielfalt an akzeptablen Verhaltensweisen Platz machen müssen.
Ein weiterer Aspekt, der diesen Wandel vorantreibt, ist die zunehmende Sensibilität gegenüber gesundheitlichen Belangen. In Zeiten, in denen Themen wie persönliche Gesundheit und Hygiene zentraler denn je geworden sind, spielt der Respekt vor dem Wohlbefinden anderer eine dominante Rolle. Dabei handelt es sich nicht nur um das tatsächliche physische Wohl, sondern auch um das soziale Wohlbefinden, bei dem Menschen darauf achten, Peinlichkeiten zu minimieren und den Raum für angenehme Interaktionen zu maximieren.
Die fortschreitende Digitalisierung könnte künftig ebenfalls Einfluss darauf haben, wie wir mit solchen Kommunikationssituationen umgehen. Sprachassistenten und virtuelle Meetings erfordern beispielsweise neue Formen der nonverbalen Kommunikation, wodurch traditionelle Gepflogenheiten möglicherweise noch stärker hinterfragt und relativiert werden.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Trends weiterentwickeln werden. Klar ist jedoch, dass die kontinuierliche Reflexion und Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Etikette und zwischenmenschliches Verhalten schon heute wesentliche Fähigkeiten in der geschäftlichen und privaten Interaktion darstellen. Letztlich geht es darum, eine Balance zwischen historischer Wertschätzung und moderner Offenheit zu schaffen, wobei der Mensch im Zentrum dieser Bemühungen steht.
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