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Neues Baugesetzbuch: Insufficient für Wohnraumbedarf

KORREKTUR: Gut gemeint – aber noch nicht ausreichend
Am 4. September 2024 verabschiedete das Kabinett eine wichtige Novelle des Baugesetzbuches. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, betont, dass der neue Gesetzesentwurf zwar Fortschritte enthält, aber nicht alle dringend benötigten Maßnahmen für den Wohnungsbau erfüllt. Kritisch gesehen wird die weiterhin erforderliche Bereitstellung von Parkraum bei Neubauten und fehlende umfassende Lösungen für den Markt. Positive Aspekte sind die Erleichterungen im Bauprozess und die Ausweitung der Sonderregeln auf den Mietwohnungsbau. Der Verband fordert nun einen entschiedenen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen für eine erfolgreiche Wohnraumoffensive.

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Bremen (VBR). Am heutigen Tag hat das Kabinett eine wichtige Novelle des Baugesetzbuches verabschiedet. Ein historischer Schritt, der viele Erwartungen mit sich bringt und gleichzeitig große Herausforderungen aufzeigt. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, fand klare Worte zu diesem Beschluss.

„Der heute beschlossene Entwurf zur Novellierung des Baugesetzbuches beweist, dass gut gemeint noch nicht ausreichend ist. Der Wohnungsbau und mit ihm hunderttausende Mieterinnen und Mieter warten auf den großen Wurf, der ausreichend Wohnraum schafft. Der Entwurf, den das Kabinett heute verabschiedet hat, schafft aber leider nicht umfänglich, was für den Markt dringend notwendig wäre“, so Müller.

Müllers Kritikpunkte sind gewichtig und betreffen zentrale Aspekte des Marktes. Trotz positiver Elemente im Regierungsentwurf, wie die Ausweitung der Sonderregeln für einfacheres Bauen vom Flüchtlingsbau auf den Mietwohnungsbau, fehlen nachhaltige Lösungen. Die Entfristung dieser Maßnahmen über das Jahr 2027 hinaus wird als unerlässlich betrachtet, um langfristige Erleichterungen zu schaffen.

Ein besonders augenfälliges Problem bleibt die Genehmigungsquote, die auf einem historischen Tiefpunkt angekommen ist. Allein im Juni ist die Zahl der genehmigten Wohnungen zum 21. Mal in Folge zweistellig zurückgegangen. Diese alarmierende Entwicklung verdeutlicht die Dringlichkeit eines umfassenden Reformansatzes.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die bestehende Pflicht, bei jedem Neubau entsprechenden Parkraum zur Verfügung zu stellen. In einer Zeit, in der Städte zunehmend auf Nachhaltigkeit setzen, wirken solche Vorschriften kontraproduktiv. Sie treiben die ohnehin schon hohen Baukosten weiter nach oben und hindern dringend benötigte Fortschritte im Wohnungsbaubereich.

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Für einen echten „Bau-Turbo“ fordert Müller deshalb einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen. Es braucht ausreichend ausgestattete und verlässliche Fördersysteme sowie flexible bauplanungsrechtliche Möglichkeiten. Einfach aufzustoßen, zu verdichten und serielles sowie modulares Bauen zu erleichtern, seien dabei essenziell, um dem steigenden Wohnraumbedarf gerecht zu werden.

Die heutige Verabschiedung der Novelle zeigt, dass politischer Wille vorhanden ist. Doch die Umsetzung muss weiter optimiert werden, um den drängenden Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden und Lösungen zu liefern, die über bloße Absichtsbekundungen hinausgehen.

Die Auswirkungen dieser Gesetzesänderungen werden sich unmittelbar auf die Baubranche und damit auf das Leben vieler Menschen auswirken. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Anpassungen den notwendigen Schwung bringen, um die Herausforderungen des Wohnungsbaus nachhaltig zu meistern.


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KORREKTUR: Gut gemeint – aber noch nicht ausreichend

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Hintergrundanalyse zur Baugesetzbuch-Novelle und Zukunftsperspektiven im deutschen Wohnungsbau

Die jüngst verabschiedete Baugesetzbuch-Novelle ist ein bedeutender Schritt in der deutschen Gesetzgebung, doch die Reaktionen aus der Bauindustrie signalisieren Bedenken hinsichtlich ihrer tatsächlichen Effektivität. Ein umfassender Blick auf die Situation und historische Entwicklungen zeigt, dass der deutsche Wohnungsmarkt seit Jahren unter strukturellen Problemen leidet, die durch die neue Gesetzesänderung nur teilweise adressiert werden.

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Der Rückgang der genehmigten Wohnungen ist ein alarmierendes Zeichen, das Experten bereits seit mehreren Jahren beobachten. Seit dem Jahr 2010 haben sich die Herausforderungen verschärft: knapper werdende Grundstücke, steigende Baukosten und komplexere Genehmigungsverfahren haben den Wohnungsbau stark gebremst. Die Hoffnung auf eine Trendwende durch Gesetzesreformen ist daher groß, doch die konkreten Maßnahmen müssen erst ihre Wirksamkeit in der Praxis beweisen.

Ein Blick ins europäische Ausland kann hier Anhaltspunkte für mögliche Entwicklungen geben. Länder wie die Niederlande und Schweden haben erfolgreich Programme umgesetzt, die den Wohnungsbau durch modulare und serielle Bauweisen vereinfacht und beschleunigt haben. Darüber hinaus wurden dort verbindliche Quoten für Sozialwohnungen eingeführt und Fördermittel strategisch eingesetzt, um kurzfristige Engpässe zu überwinden. Solche Modelle könnten auch für Deutschland als Inspiration dienen, um die eigene Strategie zu verfeinern und effektiver zu gestalten.

Eine zentrale Forderung der Bauindustrie ist die Entfristung der Sonderregeln für den Flüchtlingsbau über das Jahr 2027 hinaus. Diese Maßnahme könnte nicht nur dauerhaft Kosten senken, sondern auch langfristig flexiblere Bauprozesse ermöglichen. Der Erfolg dieser Regelungen in der Vergangenheit zeigt, dass pragmatische Ansätze notwendig sind, um den Wohnungsbau anzukurbeln.

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Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Pflicht zur Bereitstellung von Parkraum bei Neubauten, die aktuell als nicht zeitgemäß und kostentreibend betrachtet wird. Fortschritte in der Urbanisierung und Mobilität, wie etwa die zunehmende Akzeptanz von Carsharing-Modellen und der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes, könnten hier zu einer Modernisierung der Vorgaben führen. Städte wie Kopenhagen und Wien haben vorgemacht, dass eine revidierte Parkraumpolitik den Baukosten-Druck mindern kann, was dem Wohnungsmarkt zugutekommt.

Prognosen deuten darauf hin, dass ohne tiefgreifende Änderungen die Wohnungsbaukrise andauern wird. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen, wie sie vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie gefordert wird, ist hierbei unerlässlich. Nur durch einen koordinierten Ansatz und innovative Lösungen kann das Ziel, ausreichend bezahlbaren Wohnraum in Deutschland zu schaffen, tatsächlich erreicht werden.

Um die Baugesetzbuch-Novelle nachhaltig erfolgreich zu machen, bedarf es deshalb nicht nur gesetzlicher Anpassungen, sondern auch eines Kulturwandels im Baubereich. Flexibilität, Innovation und Kooperation aller Beteiligten sind Schlüsselkomponenten, die letztlich darüber entscheiden werden, ob diese Reform den dringend benötigten "großen Wurf" bringen kann.

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