Bremen (VBR). Am kommenden Donnerstag, dem 26. September 2024, steht im Deutschen Bundestag eine bedeutsame Debatte an: die erste Lesung zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Tierschutzgesetzes (TierSchG). Über 30 Bundesverbände aus den Bereichen Tierhaltung, Tierzucht, Tierhandel, Artenschutz und Tierärzteschaft sprechen sich geschlossen für diesen Gesetzentwurf aus, darunter auch der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF).
In einer gemeinsamen Erklärung begrüßen sie die Novellierung ausdrücklich. Sie heben hervor, dass sie die neuen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt. “Die neuen Rechtsvorgaben führen nicht automatisch zu mehr Tierwohl, sie müssen auch umsetzbar, kontrollierbar und vollziehbar sein”, betont ZZF-Präsident Norbert Holthenrich. Diese Neugestaltung solle nicht nur auf dem Papier existieren, sondern sich in der Praxis bewähren – dies erfordere eine Stärkung der fachkundigen, finanziellen und personellen Kapazitäten in den zuständigen Behörden.
Widerstand äußern die Verbände jedoch gegen die Einführung einer sogenannten Positivliste, welche die erlaubten Heimtiere einschränken würde. Die EXOPET-Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass eine solche Liste keinen Gewinn für den Tierschutz brächte. Zudem gibt es vielfältige juristische Bedenken gegen deren Umsetzung.
Für die Heimtierhaltung bereitet die geplante Gesetzesänderung wichtige Neuerungen vor. Besonders der Online-Handel mit Tieren soll strenger reguliert werden. Künftig müssten Anbieter von Wirbeltieren ihren vollständigen Namen und ihre Kontaktdaten hinterlegen, um eine Rückverfolgbarkeit sicherzustellen. Dieses Vorhaben zielt darauf ab, illegale Machenschaften wie den Welpenhandel stärker einzudämmen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist das Verbot sogenannter Qualzuchten. Der ZZF unterstützt, dass dieses Verbot durch einen präziseren Merkmalkatalog klarer definiert wird. Doch fordert der Verband eine detailliertere Symptomliste, um den zuständigen Behörden praxistaugliche Hilfestellungen bieten zu können.
“Für die Heimtierhaltung bringt die geplante Novellierung des Tierschutzgesetzes mehr Schutz für die Tiere”, resümiert Norbert Holthenrich. Er ruft den Bundestag dazu auf, das Gesetz trotz kleinerer Differenzen zu verabschieden.
Der ZZF und die anderen unterzeichnenden Tierverbände setzen sich für eine sachkundige, wertschätzende und verantwortungsbewusste Haltung und Zucht von Tieren in Deutschland ein. Ihre Mission bleibt klar: Den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden und einen transparenten sowie rechtssicheren Rahmen zu schaffen.
Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Für mehr Tierwohl und Tierschutz in Deutschland: Tierverbände befürworten geplante …
Original-Content übermittelt durch news aktuell.
Hintergrund und Ausblick: Die Auswirkungen der Novellierung des Tierschutzgesetzes auf die Heimtierhaltung in Deutschland
Die bevorstehende erste Lesung zur Änderung des Tierschutzgesetzes im Deutschen Bundestag markiert einen entscheidenden Moment für alle, die sich mit der Haltung, dem Handel und dem Schutz von Tieren in Deutschland befassen. Neben den unmittelbaren Reaktionen und Forderungen der betroffenen Verbände lohnt es sich, einen tieferen Blick auf die potenziellen Auswirkungen und längerfristigen Entwicklungen zu werfen.
Historischer Kontext und Entwicklung
Die geplante Novellierung steht in einer langen Tradition von Gesetzesänderungen im Bereich des Tierschutzes in Deutschland, ein Bereich, der seit Jahrzehnten kontinuierlichen Anpassungen unterworfen ist, um den wissenschaftlichen Fortschritt und gesellschaftliche Veränderungen zu berücksichtigen. Der ZZF und andere beteiligte Verbände haben sich stets aktiv an diesen Prozessen beteiligt und gezielt darauf hingewiesen, wo Defizite bestehen und Verbesserungen notwendig sind. Das aktuelle Gesetzesvorhaben folgt einer ähnlichen Logik und könnte als Reaktion auf verstärkte öffentliche Sensibilität gegenüber Zootieren, Heimtieren und Artenvielfalt angesehen werden.
Vergleichbare Ereignisse und internationale Perspektiven
Vergleichbare Gesetzesinitiativen in anderen Ländern können dabei hilfreiche Anhaltspunkte bieten. Beispielsweise hat Belgien bereits eine Positivliste für Heimtiere eingeführt, wobei die Effektivität und Umsetzbarkeit dieser Maßnahme kontrovers diskutiert wird – Aspekte, die auch in der aktuellen Debatte in Deutschland relevant sind. Ebenso zeigt der internationale Trend, Online-Handel strikter zu regulieren, wie wichtig es ist, Transparenz und Nachverfolgbarkeit in diesem wachsenden Markt sicherzustellen. Länder wie Großbritannien haben hier bereits vermehrt Regelungen erlassen, die den illegalen Handel und die damit verbundenen Tierwohlprobleme adressieren.
Prognosen und Trends
Es ist zu erwarten, dass die geplanten Neuerungen insbesondere im Online-Tierhandel sowie im Bereich der Qualzuchten zu intensiven Diskussionen führen werden. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung könnte der Druck steigen, ähnliche Regulierungsmechanismen auch auf andere Märkte auszuweiten. Ein konsequentes Vorgehen gegen illegale Aktivitäten im Internet wäre dabei nur ein erster Schritt hin zu einem umfassenderen Ansatz für den digitalen Raum.
Die Einführung konkreterer Merkmalkataloge für Qualzuchten kann als richtungsweisend betrachtet werden, da sie möglicherweise weitere spezialisierte Vorschriften nach sich ziehen wird. Dies könnte auch eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Tierärzten und Behörden fördern, um fundierte Entscheidungen zum Wohl der Tiere zu treffen.
Mögliche Entwicklungen und Herausforderungen
Langfristig gesehen könnte die Umsetzung der neuen Rechtsvorgaben den Standard für Tierhaltungspraktiken in Deutschland maßgeblich verändern. Dabei bleibt jedoch abzuwarten, inwiefern die vorgeschlagenen Maßnahmen in der Praxis umsetzbar und kontrollierbar sind. Eine große Herausforderung wird es sein, die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen für die Überwachungsbehörden bereitzustellen, um eine flächendeckende und einheitliche Anwendung der neuen Regeln sicherzustellen.
Auch die Bildung und Aufklärung der Öffentlichkeit über die neuen gesetzlichen Anforderungen wird eine zentrale Rolle spielen. Je besser Tierhalter und Händler informiert und geschult sind, desto eher können sie die neuen Standards erfolgreich umsetzen.
Insgesamt bietet die bevorstehende Novellierung des Tierschutzgesetzes die Chance, einen bedeutenden Fortschritt im deutschen Tierschutzrecht zu erzielen. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, wie effektiv die neuen Regelungen umgesetzt werden und welchen langfristigen Einfluss sie auf das Wohl der Tiere in Deutschland haben werden.
Mögliche Social-Media-Hashtags:
#Tierschutz, #Tierwohl, #Tierhaltung, #Tiergesetz, #Heimtiere, #ZZF, #Tierverbände, #Tierzucht, #Artenschutz, #OnlineHandelMitTieren, #Qualzucht, #DeutscherBundestag, #Tierschutzgesetz, #Novellierung, #Rechtssicherheit
Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.
10 Antworten
‘Das Verbot von Qualzuchten ist notwendig, aber der Merkmalkatalog muss wirklich präzise sein, um Missverständnisse zu vermeiden.’
‘Ja Nwerner, da bin ich völlig bei dir! Ein klarer Merkmalkatalog hilft auch den Tierärzten bei der Diagnose.’
‘Aber wie wird man sicherstellen dass alle Tierhalter diesen Katalog verstehen und einhalten?’
Die Regulierung des Online-Handels ist ein Schritt in die richtige Richtung! Zu viele illegale Geschäfte passieren im Internet.
Absolut Alfons! Aber es wird eine Herausforderung sein, all diese Online-Plattformen zu überwachen.
Interessant, dass Belgien schon eine Positivliste hat. Weiß jemand wie effektiv das dort war? Vielleicht könnten wir von deren Erfahrungen lernen.
‘Der ZZF und andere Verbände machen einen guten Punkt über die Notwendigkeit der personellen und finanziellen Kapazitäten. Ohne ausreichende Ressourcen könnten diese neuen Regeln schwer umzusetzen sein.’
Die Diskusion über diese Tierschutzgesetzänderung is sehr interesant! Es is wichtig das wir die Tiere besser schützen. Aber was denkt Ihr über die Positivliste? Macht das Sinn?
Gute Frage, Brieger! Die Positivliste könnte helfen, exoten und gefährliche Tiere aus den Wohnzimmern zu halten. Aber könnte auch zu viele einschränkungen für verantwortungsvolle Tierhalter bringen.
Ich stimme Behrendt zu. Es gibt viele juristische Bedenken gegen die Liste. Und wie sollen die Behörden das effektiv kontrollieren?