Naturkautschuk und Lieferkettengesetz: Warum nachhaltige Lieferketten jetzt Pflicht sind und Unternehmen handeln müssen

Der Global Nature Fund hat das Factsheet „Nachhaltige Kautschuklieferketten – Herausforderungen, Gesetze, Lösungen“ veröffentlicht, um Unternehmen bei der Umsetzung neuer EU-Vorgaben zur Rückverfolgbarkeit, zum Menschenrechtsschutz und zur Waldsicherung zu unterstützen. Da rund 85 % des Naturkautschuks von Kleinbäuer:innen stammen, legt die Publikation besonderen Wert auf Schulungen, Zertifizierungen und faire Partnerschaften, um Einkommen zu stärken und Umweltgefahren zu minimieren. Im Rahmen des Projekts „Naturkautschuk-Lieferkette – Fairer Handel und Unternehmensverantwortung“ bietet der GNF zudem praxisorientierte Leitfäden und Beratung für den Aufbau nachhaltiger Beschaffungsstrukturen.
Modernes blau beleuchtetes News-Studio mit runden LED-Podesten und großem Bildschirm mit Schriftzug ‚Verbands‑Monitor eins zu eins‘.
Inhaltsübersicht

– Bonn, 21.08.2025: GNF veröffentlicht Factsheet zu nachhaltigen Naturkautschuk-Lieferketten.
– EUDR und CSDDD verpflichten Unternehmen zu Lieferketten-Transparenz, Menschenrechtsschutz und Waldschutz.
– 85 % des Naturkautschuks stammen von Kleinbäuer:innen; langfristige Partnerschaften und Zertifizierungen nötig.

Nachhaltige Naturkautschuk-Lieferketten: Fakten, Herausforderungen und Handlungsbedarf für Unternehmen

Der Global Nature Fund (GNF) hat ein aktuelles Factsheet veröffentlicht, das erstmals kompakt und praxisorientiert aufzeigt, wie Unternehmen ihre Naturkautschuk-Lieferketten nachhaltig und transparent gestalten können. Die Veröffentlichung trifft einen zentralen Nerv: Nachhaltigkeit ist heute keine Option mehr, sondern gesetzliche Pflicht. Neue EU-Regulierungen wie die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) und die Sorgfaltspflicht-Richtlinie (CSDDD) verpflichten Unternehmen dazu, ihre Lieferketten lückenlos rückverfolgbar zu machen und dabei Menschenrechte sowie den Schutz von Wäldern strikt einzuhalten.*

Im Fokus der Debatte steht vor allem die Rolle der Kleinbauern, die rund 85 Prozent des weltweit geernteten Naturkautschuks produzieren.* Hier ergeben sich große Herausforderungen: Geringe Einkommen, fehlende Digitalisierung und strukturelle Barrieren erschweren die Einhaltung der komplexen Compliance-Anforderungen erheblich.

Vor diesem Hintergrund machen die Initiatoren des Factsheets deutlich, dass klassische Einkaufsstrategien nicht mehr ausreichen, um den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu werden. Vielmehr bedarf es langfristiger Investitionen in Schulungen, Zertifizierungen und eine direkte Zusammenarbeit mit den Produzent:innen. Nur so lassen sich Versorgungssicherheit und Marktzugang dauerhaft sichern. Stefan Hörmann, Geschäftsführer des Global Nature Fund, bringt es auf den Punkt: *„Nachhaltigkeit ist längst kein freiwilliges Extra mehr. Sie ist Grundvoraussetzung, um langfristige Stabilität und Zugang zu wichtigen Märkten zu sichern“.

Das Factsheet „Nachhaltige Kautschuklieferketten – Herausforderungen, Gesetze, Lösungen“ richtet sich insbesondere an verarbeitende Unternehmen und bietet konkrete Lösungsansätze für die Umsetzung der neuen Anforderungen.* Kernpunkte sind der Aufbau von Rückverfolgbarkeitssystemen trotz fragmentierter Produktionsstrukturen, die Einbindung der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern durch faire Preise und Partnerschaften sowie der Einsatz etablierter Zertifikate wie Fair Rubber oder FSC zur Sicherstellung sozialer und ökologischer Standards.*

Darüber hinaus rät das Factsheet zum Engagement in Verbänden und Multistakeholder-Initiativen, um branchenweite Lösungen mitzugestalten. Öffentlich geförderte Instrumente können Unternehmen zudem bei nachhaltigen Investitionen unterstützen.*

Im Rahmen des Projekts „Naturkautschuk-Lieferkette – Fairer Handel und Unternehmensverantwortung“ begleitet der Global Nature Fund Unternehmen mit ausführlichem Informationsmaterial und individuellen Beratungen. Ziel ist es, ökologische und menschenrechtliche Risiken entlang der gesamten Lieferkette frühzeitig zu erkennen und effektiv zu mindern.*

Das Factsheet „Naturkautschuk-Lieferkette nachhaltig gestalten“ steht für Interessierte kostenlos zum Download bereit:
Global Nature Fund | Naturkautschuk-Lieferkette nachhaltig gestalten *

Weitere Informationen zum Projekt finden sich hier:
Global Nature Fund | Naturkautschuk-Lieferkette*

Warum nachhaltiger Naturkautschuk heute unsere Gesellschaft herausfordert

Naturkautschuk steckt in vielen Alltagsprodukten – von Autoreifen bis zu medizinischen Handschuhen. Dabei hat sich die Produktion dieses Rohstoffs in den letzten Jahren zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung entwickelt. Das liegt vor allem an den komplexen Lieferketten, den Umwelt- und Sozialrisiken sowie den steigenden Anforderungen durch neue europäische Regelungen. Nachhaltiger Naturkautschuk betrifft längst nicht mehr nur die Branche oder ihre Zulieferer, sondern wirkt sich direkt auf Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die globale Rohstoffbeschaffung aus.

Mit der Einführung von EU-Vorschriften wie der Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR) und der Sorgfaltspflicht-Richtlinie (CSDDD) sind Unternehmen verpflichtet, Lieferketten transparent und nachhaltig zu gestalten. Sie müssen sicherstellen, dass in der Kautschukproduktion keine Wälder zerstört werden und keine Menschenrechtsverstöße stattfinden. Das trifft viele Unternehmen, die Naturkautschuk verarbeiten oder nutzen, vor allem aber kleine und mittelständische Betriebe, die oft keine einfachen Wege zur umfassenden Rückverfolgbarkeit ihrer Rohstoffe haben.

Neue EU-Vorgaben: Was ändert sich für Unternehmen?

Die neuen EU-Regeln bringen eine grundlegende Wende in der Rohstoffbeschaffung mit sich. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, effiziente Systeme für die Rückverfolgbarkeit aufzubauen, um Risiken in fragmentierten Lieferketten zu erkennen und zu minimieren. Dies ist keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass rund 85 Prozent des weltweit gehandelten Naturkautschuks von Kleinbauern stammen. Diese Produzentinnen und Produzenten arbeiten häufig unter schwierigen Bedingungen: niedrige Einkommen, mangelnde Digitalisierung und fehlende Zugangsmöglichkeiten zu Zertifizierungen erschweren die Einhaltung der neuen Standards erheblich.

Gleichzeitig wächst der Druck, nicht nur ökologische Standards zu erfüllen, sondern auch soziale Mindestanforderungen wie faire Arbeitsbedingungen klar nachzuweisen. Für viele Unternehmen bedeutet das:

  • Investitionen in digitale Überwachung und Datenmanagement
  • Langfristige Partnerschaften mit Produzentinnen und Produzenten
  • Unterstützung von Schulungen und Zertifizierungen wie Fair Rubber oder FSC
  • Teilnahme an branchenspezifischen Initiativen, um Standards zu harmonisieren

Diese Maßnahmen sind erforderlich, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und den Zugang zum europäischen Markt nicht zu gefährden.

Konsumenten, Preise, Zukunft: Der Kautschukmarkt im Wandel

Die Umstellung auf nachhaltigen Naturkautschuk wirkt sich auch auf Konsumentinnen und Konsumenten aus. Produkte, die Kautschuk enthalten, könnten in Zukunft teurer werden, weil ökologische und soziale Standards zusätzliche Kosten verursachen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein vieler Verbraucher für nachhaltige Produkte, was den Druck auf Unternehmen erhöht, verantwortungsvoll zu handeln.

Die Situation erinnert an andere Rohstoffbranchen wie Kakao oder Palmöl, die ähnliche Herausforderungen in puncto Umweltschutz und Menschenrechte bewältigen mussten. Auch dort zeigt sich: Langfristige Stabilität erfordert Transparenz und faire Wertschöpfung, besonders für die oft benachteiligten Kleinproduzenten. Für den Kautschukmarkt bedeutet das:

  • Eine Stärkung der Kleinbäuerinnen und -bauern durch faire Preise und direkte Zusammenarbeit
  • Die Integration moderner Technologien zur besseren Nachverfolgung der Rohstoffe
  • Die Etablierung von Brancheninitiativen, die soziale und ökologische Standards verbindlich machen

Herausforderungen und Potenziale im Naturkautschuksektor auf einen Blick:

  • Komplexe Lieferketten mit hohem Anteil von Kleinerzeugern
  • Mangelnde Digitalisierung und Rückverfolgbarkeit
  • Preisvolatilität und Einkommen der Produzentinnen und Produzenten
  • Steigende Anforderungen durch neue EU-Regulierungen (EUDR, CSDDD)
  • Notwendigkeit langfristiger Partnerschaften und fairer Handelsbeziehungen
  • Potenzial für nachhaltiges Wachstum durch Zertifizierungen und Bündelung von Kräften

Politisch und wirtschaftlich zeichnet sich eine intensive Phase der Anpassung ab. Die EU verfolgt mit ihren Verordnungen ambitionierte Ziele, die über Umweltschutz hinaus gehen und auch soziale Gerechtigkeit in den Fokus rücken. Unternehmen, die jetzt konsequent in Nachhaltigkeit investieren, können ihre Lieferketten widerstandsfähiger machen und sich frühzeitig Wettbewerbsvorteile sichern. Zudem stärkt die Unterstützung von Kleinbauern nicht nur die Rohstoffbasis, sondern trägt zur Armutsbekämpfung und zum Klimaschutz bei.

Der Weg zu nachhaltigem Naturkautschuk ist anspruchsvoll und vielschichtig – doch er eröffnet neue Perspektiven für mehr Transparenz, faire Wertschöpfung und Umweltschutz, von denen Verbraucher, Wirtschaft und Produzent:innen gleichermaßen profitieren werden.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung von Global Nature Fund.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über den Autor

Die Redaktion von Verbandsbüro besteht aus vielen unterschiedlichen Experten aus der Verbands- und Vereinswelt. Alle Beiträge beruhen auf eigene Erfahrungen. Damit wollen wir Ihnen unsere professionellen Leistungen für Ihre Organisation präsentieren. Wollen Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Nehmen Sie doch einfach mit uns Kontakt auf.​

Teilen

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne weiter.