MoorWalk in Hamburg-Moorburg: Naturschutz erleben und Moorschutz gegen A26 Ost stärken

Im Rahmen des Langen Tags der StadtNatur laden BUND Hamburg und NABU am 22. Juni um 14 Uhr zu einem kostenlosen MoorWalk am Moorburger Kirchdeich 63 ein, bei dem Teilnehmer:innen unter Führung von Gisela Bertram und Frederik Schawaller Libellen, Schmetterlingsraupen und andere seltene Moorbewohner entdecken. Die Exkursion verdeutlicht die besondere Artenvielfalt und Verletzlichkeit dieses Ökosystems. Mit der Aktion protestieren die Verbände gegen den geplanten A 26 Ost-Bau über bis zu vier Meter Torf und haben deshalb Klage eingereicht.
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Inhaltsübersicht

– MoorWalk am 22. Juni in Moorburg: kostenloser Naturspaziergang zu Moor-Ökosystem und Arten
– Ziel: Aufmerksamkeit auf drohende A 26 Ost-Trasse und Erhalt von Moorflächen lenken
– BUND und NABU klagen gegen Bauvorhaben, Verhandlung am 30. September in Leipzig

Mit dem MoorWalk auf Spurensuche im Hamburger Moorburg

Am 22. Juni lädt der BUND Hamburg im Rahmen des Langen Tags der StadtNatur zu einem besonderen Naturerlebnis ein: Beim MoorWalk in Moorburg führt Gisela Bertram, stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg, Teilnehmende durch einzigartige Moorflächen und macht sie mit den dort lebenden Tierarten vertraut. Auf dem Spaziergang rückt sie faszinierende Bewohner ins Blickfeld, etwa Libellen mit eigentümlichen Fangmasken oder Schmetterlingsraupen, die ihre Nahrung ausschließlich auf Brennnesseln finden.

„Moore sind einzigartige Lebensräume! Und einige, der darin lebenden Tiere und Pflanzen, sind angepasste Überlebenskünstler. Für sie ist es unmöglich, in anderen Lebensräumen zu überleben. Das macht die Nahrungsnetze in Mooren so besonders – auch besonders verwundbar.“ Mit diesem Hinweis unterstreicht Bertram die Bedeutung und die Schutzwürdigkeit der Moorökosysteme.

Unterstützt wird der MoorWalk von Frederik Schawaller vom NABU, der die Vernetzung im Nahrungssystem exemplarisch am Kuckuck zeigt – ein Vogel, der sich unter anderem von den Schmetterlingsraupen ernährt, auch von solchen mit auffälligen Warnfarben und Widerhärchen. So entsteht ein lebendiges Bild der komplexen Zusammenhänge, die das Moor zu einem seltenen Lebensraum machen.

Der Treffpunkt für alle Interessierten ist am 22. Juni um 14 Uhr am Moorburger Kirchdeich 63. Die Teilnahme ist kostenlos, offen für alle Altersgruppen und erfordert keine Anmeldung. Seit Anfang 2024 finden diese MoorWalks jeden Monat statt, organisiert vom BUND und NABU, um die Natur in Moorburg erlebbar zu machen und auf die Auswirkungen von Bauprojekten aufmerksam zu machen.

Hintergrund der Führungen ist die geplante Trasse der A26 Ost, die durch Moorburger Niedermoorböden mit Torfschichten von bis zu vier Metern Mächtigkeit laufen soll. Dieses Vorhaben steht im Widerspruch zur deutschen Moorschutzstrategie, die vorschreibt, intakte Moorflächen zu erhalten und geschädigte Moore wieder zu vernässen. Trotz dieser Vorgaben hält der Hamburger Senat an dem Straßenbau fest – mit dem Argument, es handele sich um ein Bundesprojekt. Um gegen diese Pläne vorzugehen, haben BUND und NABU gemeinsam Klage eingereicht; die Verhandlung ist für den 30. September vor dem Verwaltungsgericht Leipzig angesetzt.

Der Lange Tag der StadtNatur wird von der Loki Schmidt Stiftung koordiniert und bringt jährlich Naturerlebnisse an verschiedenen Orten mit mehr als hundert Partnern zusammen. Der MoorWalk in Moorburg reiht sich in diese Initiative ein und verbindet naturkundliche Bildung mit dem Appell für mehr Moorschutz.

Moorschutz im Fokus: Warum das bedrohte Ökosystem für uns alle wichtig ist

Moore sind weit mehr als nur sumpfige Flächen oder unzugängliche Wildnis. Sie übernehmen entscheidende Funktionen für unser Klima, die Artenvielfalt und den Wasserhaushalt. Gleichzeitig sind sie stark bedroht – durch Infrastrukturprojekte, Klimawandel und intensive Nutzung. Diese Spannungen führen nicht nur zu ökologischen Herausforderungen, sondern auch zu kontroversen gesellschaftlichen Debatten, wie etwa in Hamburg am Beispiel des geplanten Autobahnbaus A26 Ost deutlich wird.

Warum Moore schützen?

Moore speichern enorme Mengen an Kohlenstoff und wirken so als wirksame natürliche Klimaschützer. Torfböden binden im Durchschnitt mehr Kohlendioxid als alle Wälder weltweit zusammen. Werden Moore entwässert oder zerstört, gelangt das gespeicherte CO₂ in die Atmosphäre – ein bedeutender Beitrag zum Treibhauseffekt. Darüber hinaus sind Moore wichtige Wasserspeicher, die Überschwemmungen regulieren und Wasserfiltration gewährleisten. Ihr einzigartiges Nahrungsnetz bietet spezialisierten Pflanzen und Tieren einen Lebensraum, der andernorts nicht existiert. So erklärt Gisela Bertram, stellvertretende Vorsitzende des BUND Hamburg: „Moore sind einzigartige Lebensräume! Und einige, der darin lebenden Tiere und Pflanzen, sind angepasste Überlebenskünstler. Für sie ist es unmöglich, in anderen Lebensräumen zu überleben. Das macht die Nahrungsnetze in Mooren so besonders – auch besonders verwundbar.“

Konflikt: Verkehrswende vs. Naturschutz

Die Diskussion um den Schutz der Moore stößt häufig auf gesellschaftspolitische Widerstände, vor allem wenn Infrastrukturprojekte betroffen sind. In Hamburg verläuft die Trasse der geplanten Autobahn A26 Ost direkt über Niedermoorböden mit bis zu 4 Metern Torfmächtigkeit. Der Bau widerspricht damit der nationalen Moorschutzstrategie, die den Erhalt noch intakter Moore und die Renaturierung geschädigter Moorflächen fordert. Dennoch hält der Hamburger Senat an dem Vorhaben fest – unter anderem mit dem Argument, dass es sich um ein Bundesprojekt handelt. Der BUND und der NABU haben deshalb gemeinsam Klage eingereicht, die am 30. September vor dem Verwaltungsgericht Leipzig verhandelt wird.

Dieser Konflikt veranschaulicht die schwierige Balance zwischen notwendigen verkehrspolitischen Maßnahmen und dem ökologischen Erhalt wertvoller Lebensräume. Dasselbe Themenfeld spiegelt sich auch in anderen Regionen Deutschlands wider, wo Moorgebiete durch Bauvorhaben, Landwirtschaft oder Entwässerung bedroht bleiben.

Herausforderungen und Chancen für den Moorschutz

  • Klimaschutz: Moore müssen als Kohlenstoffspeicher erhalten und renaturiert werden, um CO₂-Emissionen zu vermeiden.
  • Artenvielfalt: Schutz spezieller Moorarten, die auf diese Lebensräume angewiesen sind.
  • Wasserhaushalt: Moorrenaturierung verbessert die Wasserregulierung und verhindert Hochwasser.
  • Infrastrukturplanung: Ökologische Verträglichkeit muss bei Bauvorhaben wie Autobahnen stärker berücksichtigt werden.
  • Gesellschaftliche Akzeptanz: Transparente Kommunikation und partizipative Planung fördern Verständnis und Unterstützung.
  • Bundesweite Strategien: Einheitliche Vorgaben und Förderprogramme können den Schutz und die Wiederherstellung von Mooren verbessern.

Moore gewinnen zunehmend gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Veranstaltungen wie der monatlich stattfindende „MoorWalk“ in Hamburg-Moorburg führen die Bedeutung dieser Ökosysteme anschaulich vor Augen und verbinden Wissensvermittlung mit direktem Naturerleben. Solche Formate schaffen Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge und unterstützen den Ruf nach einer konsequenten Verkehrswende mit Rücksicht auf den Moorschutz.

Die gesellschaftliche Tendenz zeigt eine wachsende Wertschätzung von Mooren als integralen Bestandteil einer nachhaltigen Umweltpolitik. Zukünftige Entwicklungen werden von der Balance zwischen Erhalt und notwendiger Infrastruktur abhängen – mit dem Fokus auf innovative Lösungen, die beide Anliegen miteinander verträglich machen.

Die Informationen und Zitate zu MoorWalk und Moorschutz basieren auf einer Pressemitteilung des BUND Hamburg.

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