Mittelstand 2024: Positive Wirtschaftsentwicklung trotz Bürokratie – Neue Zuversicht bei Deutschlands Unternehmen

Die aktuelle Mittelstandsumfrage von BVR und DZ BANK verzeichnet mit 30 Prozent den höchsten Zukunftsoptimismus seit Herbst 2021, obwohl die Einschätzung der gegenwärtigen Lage zum vierten Mal in Folge rückläufig ist. Investitionsbereitschaft bleibt verhalten, während zugleich wieder mehr Unternehmen Personal aufbauen wollen und der Bilanzqualitätsindex um 2,7 Punkte auf 123,7 steigt. Viele Mittelständler sehen die hohe Bürokratiebelastung als ernsthafte Wachstumsbremse und fordern von der Bundesregierung umgehende Entlastungsmaßnahmen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Optimistischste Zukunftserwartungen seit Herbst 2021: 30 % der Mittelständler rechnen mit Verbesserung.
– Aktuelle Lage nach vier Jahren rückläufig: 40 % bewerten ihre Geschäftssituation negativ.
– Bilanzqualitätsindex steigt um 2,7 Punkte auf 123,7 Zähler – verbesserte Unternehmensbilanzen.

Aufhellung bei Zukunftserwartungen: Mittelstand zeigt sich vorsichtig optimistisch

Die aktuelle Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und der DZ BANK liefert frische Einblicke in die Stimmungslage des deutschen Mittelstands. Überraschend optimistisch ist die Aussicht, wie sich die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in den kommenden sechs Monaten entwickeln wird: 30 Prozent der Mittelständler erwarten eine Verbesserung – das sind 10 Prozentpunkte mehr als im Herbst 2024 und der beste Wert seit Herbst 2021. Diese Aufhellung fällt in eine Zeit, in der Deutschland womöglich schon ins dritte Rezessionsjahr geht. Trotz dieses Optimismus bleibt die positive Einschätzung der aktuellen Geschäftslage mit 40 Prozent negativer Bewertungen zum vierten Mal in Folge rückläufig, was die Unsicherheit im Mittelstand dokumentiert. Die Diskrepanz zwischen der trüben Gegenwart und der hoffnungsvollen Zukunftserwartung spiegelt eine widersprüchliche Gemütslage wider.

Bei der Investitionsbereitschaft zeigt sich allerdings weiterhin Zurückhaltung: Nur knapp zwei Drittel der Unternehmen planen, in den nächsten sechs Monaten Mittel zur Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeiten bereitzustellen. Dies bedeutet einen weiteren Rückgang um einen Prozentpunkt und stellt den schlechtesten Wert seit 20 Jahren außerhalb der Finanzkrise dar. Gleichzeitig verhindern niedrige Kapazitätsauslastungen im Verarbeitenden Gewerbe größere Investitionen, die meist nur noch Reparaturen oder Ersatz betreffen. Im Dienstleistungs- und Agrarsektor hingegen wächst die Tendenz zur Geschäftserweiterung wieder leicht.

Trotz eingeschränkter Investitionen gewinnt die Personalsituation Hoffnungen neuer Dynamik: 19 Prozent der Mittelständler wollen ihr Personal aufstocken, während nur 14 Prozent einen Abbau planen. Im Herbst 2024 lag dieses Verhältnis noch anders, mit 16 Prozent zu 17 Prozent. Die Beschäftigungserwartungen zeigen sich somit deutlich positiver als bei vielen Großunternehmen. Doch auch hier bleiben Herausforderungen spürbar.

Die Befragten halten Bürokratie für das drängendste Problem. Satte 84 Prozent klagen über eine hohe Bürokratiebelastung, erstmals so viele wie nie zuvor. Allerdings erwartet nur ein Drittel der Unternehmen, dass die neue Bundesregierung hier spürbare Entlastungen schafft. Eindrucksvoll beschreibt Stefan Beismann, Bereichsleiter Firmenkunden und designierter Vorstand der DZ BANK, wie gravierend die Folgen für Unternehmen sind: „Immer häufiger erleben wir, dass Unternehmen ernsthaft darüber nachdenken, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Dabei geht es den Unternehmen nicht mehr unbedingt um die Einsparung von Personalkosten – die ohnehin in vielen Ländern nicht mehr substanziell ist –, sondern darum, die enormen Aufwände zu reduzieren, die aufgrund der zahlreichen Vorschriften und Regelungen hierzulande betrieben werden müssen.“

Trotz Skepsis gegenüber der Politik ist die Zuversicht auf Wachstum nicht verloren. 62 Prozent glauben, dass die Regierung die Wirtschaft ankurbeln kann, und 58 Prozent hoffen auf Verbesserungen bei der Infrastruktur, nicht zuletzt durch das bereits beschlossene milliardenschwere Investitionspaket. Die BVR-Präsidentin Marija Kolak mahnt an: „Das Bundeskabinett hat mit dem beschlossenen Investitionspaket bereits erste Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen auf den Weg gebracht. Nun muss die Bundesregierung mit weiteren Initiativen nachlegen, die sie im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellt hat – etwa Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, eine langfristige Senkung der Strompreise und eine Einigung zum Bau-Turbo noch vor der Sommerpause. Für einen innovationsfreudigen Mittelstand brauchen wir auch bessere Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen.“

Ergänzend dazu signalisiert der Bilanzqualitätsindex mit einem Anstieg um 2,7 Punkte auf 123,7 Zähler eine verbesserte finanzielle Lage der Mittelständler. Dies entspricht einer Trendwende nach mehreren rückläufigen Jahren und manifestiert sich auch in der leicht gestiegenen Eigenkapitalquote von 30,4 Prozent, die einen neuen Höchststand erreicht hat. Zudem zeigt die verbesserte Liquidität, dass die Unternehmen besser in der Lage sind, kurzfristige Schulden zu begleichen. Eine besondere Rolle spielt dabei auch der Rückgang der sogenannten „Zombieunternehmen“, dauerhaft ertragsschwacher Firmen, die für die Produktivitätsschwäche Deutschlands keine bedeutende Ursache mehr darstellen.

Die Mittelstandsumfrage zeichnet ein Bild von vorsichtigem Aufbruch, der von positiven Zukunftserwartungen und verbesserten Unternehmensbilanzen getragen wird, aber zugleich von anhaltenden Herausforderungen bei der Investitionstätigkeit, Beschäftigung und Bürokratie gekennzeichnet ist. Das Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Realität wird die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden Monate maßgeblich prägen.

Zwischen vorsichtigem Optimismus und anhaltenden Herausforderungen im Mittelstand

Die aktuellen Umfragewerte signalisieren eine vorsichtige Stimmungsaufhellung im deutschen Mittelstand. Trotz der konjunkturellen Belastungen und der wirtschaftlichen Unsicherheiten blicken viele Unternehmen wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft als noch vor wenigen Monaten. Diese positive Entwicklung fällt dabei besonders ins Gewicht, weil die Zukunftserwartungen so optimistisch sind wie seit Herbst 2021 nicht mehr. Gleichzeitig spiegelt die aktuelle Geschäftslage jedoch weiterhin die Belastungen wider, mit denen die Unternehmen zu kämpfen haben.

Dieser Gegensatz zwischen verbesserter Erwartung und anhaltendem Druck erklärt sich durch unterschiedliche Ursachen. Die Hoffnung auf ein baldiges Wirtschaftswachstum und die positiven Beschäftigungserwartungen deuten auf eine mögliche Stabilisierung der Lage hin. Besonders bemerkenswert ist, dass der Mittelstand mehr Personal einstellen will, obwohl gerade erst überwiegend Personal abgebaut wurde – ein Zeichen dafür, dass sich zumindest manche Branchen und Segmente erholen könnten.

Wachstumshemmnisse und Chancen im Fokus

Trotz des optimistischen Ausblicks bleiben zentrale strukturelle Probleme unverändert und bremsen das Wachstum. Vor allem die Bürokratiebelastung belastet die Unternehmen erheblich; mehr als 80 Prozent der Befragten empfinden die zahlreichen Vorschriften als Hemmnis. Entsprechend gering ist die Investitionsbereitschaft, die sich mit dem schlechtesten Wert seit zwei Jahrzehnten darstellt. Die Unternehmen zögern, größere Investitionen vorzunehmen, da sie weiterhin mit Kapazitätsengpässen, Risiken durch politische und handelspolitische Unsicherheiten sowie steigenden Kosten konfrontiert sind. Die niedrige Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe unterstreicht, dass für viele Betriebe im Moment eher konservatives Wirtschaften im Vordergrund steht.

Ein weiterer Aspekt ist die Skepsis gegenüber der neuen Bundesregierung, insbesondere was den Bürokratieabbau betrifft. Nur etwa ein Drittel der Unternehmen rechnet hier mit Entlastungen, obwohl gleichzeitig mehr als 60 Prozent daran glauben, dass die Regierung die Wirtschaft insgesamt ankurbeln kann. Die Debatte um Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, Strompreissenkung und schnellere Genehmigungsverfahren bleibt daher für viele Mittelständler von großer Bedeutung.

Bedeutung für Arbeitsmarkt und Innovationskraft

Der Mittelstand wird nicht nur als wirtschaftliches Rückgrat gesehen, sondern auch als zentraler Motor für Beschäftigung und Innovation in Deutschland. Die aktuellen Signale der Mittelstandsumfrage wirken sich deshalb auch gesamtgesellschaftlich aus. Ein Mehr an Beschäftigung im Mittelstand kann helfen, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren und negative Effekte der Rezession abzumildern. Gleichzeitig beeinflusst die Reserviertheit bei Investitionen die Innovationskraft, denn neue Produkte und Verfahren entstehen meist durch gezielte Mittelverwendung.

Die bessere Bilanzqualität, die sich im gestiegenen Bilanzqualitätsindex zeigt, legt nahe, dass viele Unternehmen über solide finanzielle Grundlagen verfügen. Dies könnte wichtiger Grundstein für künftiges Wachstum sein – wenn gleichzeitig die Investitionsbereitschaft wieder zunimmt und bürokratische Hindernisse abgebaut werden.

Zentrale Argumente im Überblick:

  • Optimistische Zukunftserwartungen: Höchster Wert seit Herbst 2021 trotz Unsicherheiten und möglicher Rezession
  • Aktuelle Geschäftslage weiter belastet: 40 Prozent bewerten Lage als negativ, Investitionsneigung auf Tiefstand
  • Bürokratie als Wachstumsbremse: Über 80 Prozent leiden unter Regelungsaufwand, skeptische Haltung gegenüber Bürokratieabbau
  • Positive Personalplanung: Mehr Unternehmen wollen nun Personal aufbauen als abbauen
  • Bilanzqualität verbessert: Solides Finanzfundament trotz Wirtschaftsflaute
  • Gesellschaftliche Relevanz: Mittelstand prägt Arbeitsmarkt und Innovationsfähigkeit

Diese Mischung aus vorsichtigem Optimismus und strukturellen Herausforderungen macht deutlich, wie bedeutend der Mittelstand für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft bleibt. Die weitere Entwicklung hängt wesentlich davon ab, ob der eingeschlagene positive Trend bei Beschäftigung und Zukunftserwartungen beständig bleibt und gleichzeitig die dauerhaften Hemmnisse angegangen werden. Nur dann kann der Mittelstand seine wichtige Rolle als Innovations-, Wachstums- und Beschäftigungstreiber langfristig ausfüllen.

Die bereitgestellten Informationen und Zitate in diesem Beitrag stammen aus der gemeinsamen Pressemitteilung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und der DZ BANK.

2 Antworten

  1. Ich finde es interessant, dass 30% der Mittelständler optimistisch sind. Aber was ist mit den anderen 70%? Glauben die nicht an eine Besserung? Vielleicht sollten wir mehr über die Gründe für diese Zurückhaltung sprechen.

    1. Das ist ein guter Punkt, Pauline. Ich denke auch, dass es wichtig ist zu verstehen, warum viele Unternehmen pessimistisch sind. Vielleicht könnte eine Diskussion über konkrete Maßnahmen helfen.

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