Höherer Mindestlohn in der Landwirtschaft: Bauernverband warnt vor Wettbewerbsnachteil und fordert Sonderregelung für Saisonarbeit

Der Deutsche Bauernverband kritisiert, dass die Mindestlohnerhöhung für Saisonarbeitskräfte von aktuell 12,82 EUR auf 13,90 EUR ab Januar 2026 und 14,60 EUR ab 2027 die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft, vor allem im Obst-, Gemüse- und Weinbau, weiter verschlechtert. Ohne eine Sonderregelung drohten höhere Kosten, unrentable Anbauflächen und eine Verlagerung der Produktion ins Ausland mit nachfolgenden Betriebsschließungen. Der Verband fordert deshalb den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer auf, alle Möglichkeiten zur Entlastung der Branche zu prüfen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Bauern- und Winzerverband fordert Sonderregelung beim Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte.
– Mindestlohn steigt Januar 2026 auf 13,90 € und Januar 2027 auf 14,60 €.
– Ohne Sonderregelung drohen Produktionsverlagerungen ins Ausland und Betriebsschließungen.

Mindestlohn in der Landwirtschaft: Neue Anpassungen werfen Fragen zur Wettbewerbsfähigkeit auf

Die Diskussion um den Mindestlohn in der Landwirtschaft erhält durch einen kürzlich beschlossenen Beschluss der Mindestlohnkommission neue Brisanz. Zum 1. Januar 2026 soll der Stundenlohn von derzeit 12,82 Euro auf 13,90 Euro steigen, ein weiteres Anheben auf 14,60 Euro ist für Anfang 2027 vorgesehen. Damit bleibt die Kommission deutlich unter der Forderung der SPD, die eine Anhebung auf 15 Euro im Jahr 2026 verlangt hatte. Für den Präsidenten des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt, signalisiert diese Entscheidung ein maßgebliches Zeichen: „Dass sich die Tarifpartner dem politischen Druck nicht gebeugt haben, ist … ein wichtiges Signal der Unabhängigkeit des Gremiums.“

Trotz dieser moderateren Erhöhung sieht Hartelt weiterhin eine dringende Notwendigkeit für eine Sonderregelung beim Mindestlohn speziell für Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft. Der Grund: Besonders in den arbeitsintensiven Sonderkulturen, darunter Obst-, Gemüse- und Weinbau, wirken die zusätzlichen Lohnkosten wie ein noch stärkerer Belastungsfaktor. Hartelt warnt: „Auch wenn die Erhöhung geringer ausfällt als von der SPD gefordert, bedeutet ein höherer Mindestlohn eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft, insbesondere im Sonderkulturbereich Obst-, Gemüse- und Weinbau.“

Die Konsequenzen für die Betriebe sind laut Hartelt gravierend. Viele Obst- und Gemüsesorten werden durch die steigenden Kosten nicht mehr rentabel angebaut werden können. Das schlägt sich unmittelbar auf die Einkommen der Landwirte nieder. Er prognostiziert „eine Verlagerung von Produktion ins Ausland und Betriebsschließungen“, was die Versorgungssicherheit und den Wirtschaftsstandort beeinträchtigen könnte.

Vor diesem Hintergrund richtet sich seine Forderung auch an die Politik. Hartelt nimmt den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer beim Wort, der auf dem Deutschen Bauerntag zugesagt hat, alle Möglichkeiten zur Unterstützung der Landwirtschaft in dieser Situation zu prüfen. Die drängende Frage bleibt, wie die Branche mit den ansteigenden Mindestlöhnen umgehen kann, ohne durch Produktionsverlagerungen oder Arbeitsplatzverluste an Boden zu verlieren.

Landwirtschaft im Spannungsfeld von Mindestlohn und Wettbewerbsfähigkeit

Die Landwirtschaft steht vor einer komplexen Herausforderung: Die geplante Erhöhung des Mindestlohns wirft Fragen auf, wie Betriebe in Deutschland unter wachsendem Kosten- und Wettbewerbsdruck bestehen können. Besonders betroffen ist die handarbeitsintensive Produktion im Obst-, Gemüse- und Weinbau, die traditionell auf Saisonkräfte angewiesen ist. Steigende Lohnkosten treffen hier auf enge Margen, die sich nicht ohne Weiteres durch höhere Preise am Markt ausgleichen lassen. Das führt nicht nur zu Existenzsorgen bei den Betrieben, sondern beeinflusst auch die Struktur der Branche insgesamt.

Im europäischen Vergleich sehen sich deutsche Landwirte mit höheren Mindestlohnanforderungen konfrontiert, während andere Länder teilweise günstigere Arbeitsbedingungen bieten. Dies verschärft den internationalen Wettbewerb und begünstigt Produktionsverlagerungen ins Ausland. Arbeitsmigration spielt dabei eine wichtige Rolle: Saisonarbeitskräfte aus dem europäischen Ausland sind oft entscheidend für die Ernte und Verarbeitung. Steigen die Lohnkosten stärker als in Nachbarländern, drohen Betriebe, diese Wertschöpfungsprozesse zu verlagern oder gänzlich aufzugeben. Die Folge wäre ein Bedeutungsverlust der deutschen Landwirtschaft in einigen Segmenten und ein veränderter Markt.

Die gesellschaftliche Debatte um den Mindestlohn spiegelt einen Widerstreit zwischen sozialem Schutz und wirtschaftlicher Realität wider. Während die Erhöhung des Mindestlohns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besser absichern soll, ist sie für viele Betriebe ein zusätzlicher Kostentreiber. Hier prallen soziale Erwartungen auf die Funktionsfähigkeit der Landwirtschaft als Wirtschaftsbranche. Ein weiterer Konfliktpunkt ist die Sonderregelung für Saisonarbeit, die als mögliches Mittel zur Entlastung genannt wird. Auch politisch stehen Diskussionen bevor, da verschiedene Interessengruppen unterschiedliche Lösungen favorisieren.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher könnten steigende Mindestlöhne indirekt zu höheren Preisen für frische landwirtschaftliche Produkte führen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass geringere Verfügbarkeit bestimmter Ernteerzeugnisse oder regionale Sorten die Produktvielfalt einschränken. Für Beschäftigte in der Landwirtschaft kann die Mindestlohnerhöhung zwar eine unmittelbare Lohnverbesserung bedeuten, gleichzeitig ist ihre Beschäftigungssicherheit durch mögliche Betriebsschließungen oder Produktionsverlagerungen gefährdet.

Zentrale Aspekte der Mindestlohndebatte in der Landwirtschaft lassen sich so zusammenfassen:

  • Starker Wettbewerbsdruck durch europäische Nachbarländer mit niedrigeren Arbeitskosten
  • Hohe Lohnkosten in handarbeitsintensiven Kulturen, insbesondere Obst- und Gemüseanbau
  • Abhängigkeit von Saisonarbeitskräften und Arbeitsmigration
  • Gefahr von Produktionsverlagerung und Betriebsschließungen
  • Politischer Diskurs über Sonderregelungen zur Entlastung der Saisonarbeit
  • Mögliche Auswirkungen auf Preise, Produktvielfalt und Beschäftigung

Diese Faktoren prägen nicht nur die aktuelle Situation, sondern bestimmen auch, wie sich die Landwirtschaft mittelfristig entwickelt. Die politischen Entscheider sind gefordert, Lösungen zu finden, die den Einkommensschutz der Beschäftigten gewährleisten, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirte zu unterminieren. Dabei wird sich eine kontroverse Debatte mit unterschiedlichen Interessen zuspitzen, in der sowohl wirtschaftliche als auch soziale Aspekte sorgfältig abgewogen werden müssen.

Die hier dargestellten Informationen und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V.

9 Antworten

  1. „Die Erhöhung des Mindestlohns könnte negative Auswirkungen auf unsere Lebensmittelpreise haben.“ Das stimmt schon! Aber was wäre der Preis für eine faire Bezahlung? Ist es nicht besser für alle Beteiligten? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

    1. „Ja Egon! Die Balance zwischen fairen Löhnen und Preisen ist echt schwer zu finden! Was haltet ihr von Subventionen zur Unterstützung der Landwirte während dieser Übergangsphase?“

  2. „Wettbewerbsfähigkeit“ klingt toll, aber was bedeutet das für die Menschen vor Ort? Wir müssen sicherstellen, dass Landwirte fair bezahlt werden und trotzdem ihre Betriebe führen können! Was denkt ihr über mögliche Lösungsansätze?

  3. Ich finde die Diskussion um den Mindestlohn in der Landwirtschaft sehr wichtig! Es scheint mir so als ob viele vergessen, wie hart die Arbeit in diesem Bereich wirklich ist. Gibt es genug Unterstützung für die Landwirte in dieser schwierigen Zeit?

  4. Die Erhöhung des Mindestlohns auf 14,60 Euro bis 2027 klingt zwar gut, aber ich mache mir Sorgen um die kleinen Betriebe. Wie können sie mit diesen steigenden Kosten umgehen? Vielleicht gibt es ja Lösungen aus anderen Ländern?

    1. Das ist ein guter Punkt, Klausdieter. Ich denke auch, dass wir von anderen europäischen Ländern lernen können. Welche Länder haben denn bessere Modelle für Saisonarbeit?

  5. Ich finde es wichtig, dass wir über den Mindestlohn in der Landwirtschaft sprechen. Der Anstieg auf 13,90 Euro ist ein Schritt, aber ich frage mich, ob das genug ist. Wie können Landwirte weiterhin wettbewerbsfähig bleiben? Vielleicht sollten wir auch über alternative Modelle nachdenken.

    1. Das ist ein interessanter Punkt, Rosalinde. Glauben Sie, dass Sonderregelungen für Saisonarbeiter wirklich helfen würden? Oder könnten sie zu noch mehr Komplikationen führen?

    2. Ich sehe das ähnlich wie ihr beide. Die Situation ist wirklich komplex und betrifft viele Menschen. Wie steht ihr zu den möglichen Folgen für die Preise im Supermarkt?

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