Was wurde beschlossen? Die neuen Zahlen auf einen Blick
Die steuerfreien Pauschalen für ehrenamtlich Engagierte waren lange nicht mehr angepasst worden – zuletzt 2021. Seitdem sind Kosten und Erwartungen gestiegen, das Engagement ist anspruchsvoller geworden. Trotzdem blieben die Beträge auf altem Niveau:
- Übungsleiterpauschale: 3.000 €
Jetzt verspricht der Koalitionsvertrag ein Update:
„Wir werden die Übungsleiterpauschale auf 3.300 Euro und die Ehrenamtspauschale auf 960 Euro anheben.“
Diese Erhöhung soll nicht nur einen finanziellen Ausgleich schaffen, sondern ein Signal senden: Ehrenamt ist kein Gratisdienst. Es ist Leistung, die Würdigung verdient – auch materiell.
Konkret bedeutet das:
- Wer regelmäßig z. B. als Jugendtrainer:in oder Übungsleiter:in aktiv ist, kann jährlich bis zu 3.300 € steuerfrei erhalten.
Beide Pauschalen sind nicht sozialversicherungspflichtig und können unabhängig von Hauptberuf, Rente oder Arbeitslosigkeit gezahlt werden – sofern die Tätigkeit die Voraussetzungen erfüllt.
Das Wichtigste zusammengefasst: Die neuen Pauschalen im Überblick
Pauschale | Bisher | Neu ab 2025 |
---|---|---|
Übungsleiterpauschale | 3.000 € | 3.300 € |
Ehrenamtspauschale | 840 € | 960 € |
Aufwandsentschädigung Rentner:innen | Nicht geregelt | Freibetrag geplant |
Dieser Beitrag ist Teil unserer Serie zum Koalitionsvertrag 2025.
➡️ Lesen Sie hier den Überblicksartikel: „Was der Koalitionsvertrag 2025 für das Ehrenamt bedeutet – Überblick & Einordnung“
Warum das Ehrenamt finanzielle Anerkennung benötigt
Ehrenamt ist kein Hobby – es ist Verantwortung. Und zwar eine, die oft mit erheblichem zeitlichem, organisatorischem und emotionalem Aufwand verbunden ist. Ob Jugendtrainerin, Chorleiter, Platzwart oder Kassenführerin: Wer sich engagiert, investiert Lebenszeit – regelmäßig, zuverlässig, oft über Jahre hinweg. Doch die steuerlichen Rahmenbedingungen blieben diesem Einsatz lange nicht gerecht.
Was bisher das Problem war
Bis 2025 galten steuerliche Freibeträge, die längst nicht mehr zur Lebensrealität passten:
- Die Übungsleiterpauschale stagnierte bei 3.000 € – trotz Inflation, gestiegener Kosten und wachsender Anforderungen.
Besonders kritisch war das für Menschen, die mehrere Rollen gleichzeitig übernahmen – etwa als Trainer und Vorstand. Hier kam es häufig zu Unsicherheiten und Abgrenzungsproblemen, auch steuerlich.
Gleichzeitig fehlte es an Anreizen für neue Engagierte: Gerade in ländlichen Regionen, bei Berufstätigen oder jungen Menschen war der Einstieg oft mit Aufwand, aber kaum mit Anerkennung verbunden. Dabei ist klar: Engagement lebt nicht nur von Idealismus – sondern auch von Rahmenbedingungen, die fair sind.
Warum diese Reform mehr als Symbolpolitik ist
Die Erhöhung der Pauschalen ist keine Revolution – aber sie ist ein überfälliger Schritt:
- Sie signalisiert Respekt gegenüber einer Leistung, ohne die unser Gemeinwesen kaum funktionieren würde.
Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels im sozialen Bereich, der Überalterung vieler Vereinsstrukturen und der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft ist das ein starkes Zeichen: Wer sich einsetzt, wird nicht vergessen – sondern gefördert.
Was bringen die Pauschalen in der Praxis?
Erhöhungen auf dem Papier sind das eine – aber wie wirken sich die neuen Freibeträge konkret im Ehrenamtsalltag aus? Wer profitiert wirklich, welche Grenzen gelten – und wo lauern Stolpersteine?
Die wichtigsten Regelungen im Überblick
1. Übungsleiterpauschale – neu: 3.300 € steuerfrei pro Jahr
Gilt für Tätigkeiten mit pädagogischem Bezug, z. B.:
- Jugendtrainer:innen
Voraussetzung: Die Tätigkeit muss nebenberuflich erfolgen (nicht hauptberuflich) und darf nicht im Rahmen eines Angestelltenverhältnisses beim gleichen Träger wie die Hauptbeschäftigung stattfinden.
2. Ehrenamtspauschale – neu: 960 € steuerfrei pro Jahr
Gilt für alle anderen freiwilligen Tätigkeiten, z. B.:
- Kassenwart:in
Wichtig: Die Pauschalen sind nicht miteinander kombinierbar für dieselbe Tätigkeit, aber theoretisch nebeneinander anwendbar, wenn jemand zwei klar getrennte Tätigkeiten ausübt – z. B. als Trainer und Kassierer:in.
Beispielrechnungen: Was bedeutet das konkret?
🔹 Beispiel 1: Jugendtrainerin im Fußballverein
Sie erhält eine jährliche Aufwandsentschädigung von 3.000 € – alles steuerfrei über die Übungsleiterpauschale. Durch die neue Erhöhung auf 3.300 € hat sie künftig noch etwas Luft nach oben, ohne Abgaben.
🔹 Beispiel 2: Rentner als Kassierer und Platzwart
Er bekommt insgesamt 900 € für seine Vereinsarbeit – fällt vollständig unter die Ehrenamtspauschale und bleibt steuerfrei.
🔹 Beispiel 3: Doppelrolle – Trainer + Schatzmeisterin
Sie erhält 2.500 € als Übungsleiterin und 800 € als Vorstandsmitglied. Beide Tätigkeiten sind klar voneinander abgegrenzt – also können beide Pauschalen parallel angewendet werden: steuerfrei insgesamt 3.300 € + 960 €.
Neu: Der Freibetrag für Rentner:innen
Ein echter Fortschritt betrifft Menschen im Ruhestand oder mit Erwerbsminderung: Für sie wird ein jährlicher Freibetrag für Aufwandsentschädigungen eingeführt – angelehnt an das Steuerrecht. Das bedeutet: Renten und Ehrenamtsentschädigung werden nicht gegeneinander verrechnet, solange die Freibeträge eingehalten werden.
Gerade ältere Menschen engagieren sich überdurchschnittlich häufig – dieser Schritt beseitigt endlich eine langjährige Gerechtigkeitslücke.
Kritik & offene Fragen
So wichtig und richtig die Erhöhung der Pauschalen auch ist – sie ist kein Allheilmittel. In der Praxis zeigen sich schnell strukturelle Schwächen, Missverständnisse und Leerstellen. Denn: Geld allein reicht nicht, wenn das System dahinter kompliziert, ungleich oder schwer zugänglich bleibt.
1. Ungleichheit unter Engagierten
Nicht alle profitieren im gleichen Maß:
- Übungsleitende erhalten mit 3.300 € mehr als das Dreifache der Ehrenamtspauschale (960 €).
2. Komplexe steuerliche Abgrenzung
Besonders knifflig wird es bei Mehrfachengagement:
- Wer zwei unterschiedliche Rollen ausfüllt, kann theoretisch beide Pauschalen nutzen – muss aber lückenlos dokumentieren, dass es sich um klar abgegrenzte Tätigkeiten handelt.
Ohne klare Informationen und einfache Tools zur Anwendung bleibt der Spielraum für viele ungenutzt – oder wird aus Angst vor Fehlern gar nicht erst ausgeschöpft.
3. Kein Automatismus – Vereine müssen aktiv werden
Die steuerlichen Vorteile greifen nur, wenn der Verein sie auch aktiv umsetzt:
- Das bedeutet: Richtige Vertragstexte, saubere Nachweise, korrekte Auszahlung.
Ohne begleitende Schulungsangebote, Mustervorlagen und Beratung bleibt die Reform schnell ein theoretisches Konstrukt – gut gemeint, aber kaum wirksam.
4. Finanzierung bleibt Vereinssache
Nicht zu vergessen: Die Pauschalen werden nicht vom Staat gezahlt, sondern vom jeweiligen Verein.
- Gerade kleinere Organisationen haben oft nicht die Mittel, um allen Ehrenamtlichen eine Aufwandsentschädigung in voller Höhe zu zahlen.
Das führt zu einem Dilemma: Die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern sich – aber ohne Gegenfinanzierung ist die Umsetzung für viele ein Kraftakt.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung – aber nicht das Ziel
Mit der Erhöhung der Übungsleiter- und Ehrenamtspauschalen sendet die Bundesregierung ein wichtiges Signal: Engagement verdient nicht nur Applaus, sondern auch konkrete Anerkennung. Für viele Ehrenamtliche bedeutet das mehr finanziellen Spielraum, bessere Planbarkeit – und endlich das Gefühl, dass ihr Einsatz politisch wahr- und ernstgenommen wird.
Aber: Die Reform ist nur ein Teil der Lösung. Ohne Entlastung bei der Umsetzung, verständliche Informationsangebote und eine echte Gegenfinanzierung bleiben viele Potenziale auf der Strecke. Denn ein Freibetrag auf dem Papier nützt wenig, wenn er in der Praxis nicht ankommt – sei es aus Unwissen, Unsicherheit oder fehlenden Mitteln.
Was es jetzt braucht, ist ein zweiter Schritt:
- Vereine müssen befähigt werden, die Pauschalen korrekt und flächendeckend anzuwenden.
Nur dann wird aus der Steuererleichterung eine echte Wertschätzungskultur.
Im nächsten Beitrag werfen wir den Blick auf den „Zukunftspakt Ehrenamt“ – und zeigen, wie die Koalition Ehrenamtliche besser absichern und rechtlich stärken will.
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🔎 Weiterführende Informationen
Wenn du tiefer einsteigen möchtest – hier findest du zentrale Quellen und weiterführende Analysen zum Koalitionsvertrag 2025:
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11 Antworten
Die neuen Pauschalen sind wichtig für uns Ehrenamtliche! Aber wie wird sichergestellt, dass alle die gleichen Chancen haben? Ich mache mir Gedanken über die Ungleichheiten.
Stimmt schon… Wir sollten mehr Informationen bekommen und eine bessere Unterstützung!
Ich finde es toll, dass das Ehrenamt mehr wertgeschätzt wird! Aber was ist mit den kleinen Vereinen? Sie können sich oft keine hohen Aufwandsentschädigungen leisten. Wie soll das klappen?
Das sehe ich auch so! Die Finanzierung muss besser geregelt werden.
Genau! Es sollte eine Lösung gefunden werden, damit alle gleich behandelt werden.
Die Erhöhung ist echt ein Schritt in die richtige Richtung! Aber ich mache mir Sorgen über die Umsetzung in der Praxis. Was denken andere darüber? Wird es wirklich für alle einfacher?
Ich denke auch, dass wir mehr Klarheit brauchen! Es gibt so viele unterschiedliche Rollen im Ehrenamt.
Ja, und nicht jeder Verein hat die Ressourcen dafür. Das könnte ein großes Problem werden!
Das klingt alles super! Aber ich mache oft mehrere Tätigkeiten im Verein. Wie wird das steuerlich betrachtet? Gibt es dazu spezielle Richtlinien oder nur allgemeine Infos?
Ich finde die Erhöhung der Pauschalen gut. Aber wie wird das in den kleineren Vereinen umgesetzt? Die meisten wissen doch garnicht, wie sie das machen sollen. Gibt es dazu Schulungen oder Infos?
Ja, genau! Ich hoffe auch, dass die Vereine Unterstützung bekommen, um die neuen Regeln zu verstehen und anzuwenden.